15.02.2020 Premiere, Pyro, Pommes, Probleme von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – SV Curslack-Neuengamme 1:1 (0:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – M. Lenz, Aust, K. Carolus – Thomas, Dettmann, Strömer, R. Carolus – Möller (87. Rosseburg) – Kurczynski (70. Maggio), Dittrich (68. von Walsleben-Schied) SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Kühn, Spiewak, Franz, Schlufter – Bannasch – Ercetin (65. Beldzik), Iscan (73. T. Lenz), Rogge, Künkel – Mokhlis Tore: 1:0 Kühn (61., ET), 1:1 Spiewak (90.) Gelb-Rot: K. Carolus (86., wdh. Meckern) Schiedsrichter: Marco Kulawiak (SC Teutonia 10): Sehr kleinlich (auf beiden Seiten). Das sorgte für extrem viele Unterbrechungen, was natürlich eher den Gästen in die Karten spielte. Die Gelb-Rote Karte für Kerim Carolus war allein schon wegen fortgesetzter Dummheit (durchgehendes Meckern während der kompletten Partie) berechtigt. Maxi Dittrich hatte hingegen großes Glück, dass seine (halbe) Tätlichkeit gegen Schlufter (11.) nur mit einer Ermahnung bedacht wurde. Beste Spieler: Dettmann, Strömer – Spiewak (und kämpferisch das gesamte Team) Zuschauer: 234 (zzgl. 100 Dynamo-Fans mit freiem Eintritt)
„Ist das Pyro oder die Pommes-Bude?“, fragte sich TuS-Sponsor Michael Funk naserümpfend kurz vor dem Anpfiff, als die gut 100 Dynamo-Fans schwarz-gelbe (und ziemlich stinkende) Rauchtöpfe zündeten, während Gäste-Trainer Christian Woike bei seiner Pflichtspielpremiere frohlockte: „Ich habe mich gefreut, hier mit meinen alten Farben empfangen zu werden“. Gemeint war damit natürlich seine langjährige Condor-Vergangenheit, „an das Blau meines neuen Klubs muss ich mich erst noch gewöhnen“.
Schwarz-Gelbe Pyrotechnik der Dresdner Fans vor Spielbeginn. Foto: Olaf Both
Die Freude, wieder in der Oberliga tätig zu sein, sah man Woike jedenfalls deutlich an (siehe Foto). „Die Defensivarbeit war ein großer Schwerpunkt in der Vorbereitung. Mit 41 erzielten Treffern kann man in der Tabelle deutlich höher stehen – aber mit 51 Gegentoren stehst du da zu recht. Da haben wir den Hebel angesetzt“.
Jean-Pierre Richter begrüßt Christian "Crille" Woike (r.) zurück in der Oberliga. Foto: Olaf Both
Mit dieser Marschroute im Gepäck und einer gehörigen Portion Lauffreudig- und „Giftigkeit“ schafften es die Vierländer, den haushohen Favoriten vom eigenen Tor fernzuhalten. Zu schwerfällig agierte der Tabellenführer über weite Strecken des Spiels, so dass die Gäste nur selten in Not kamen. Nur die eigenen Abstöße (Babuschkin!) sorgten für einige brenzlige Situationen, „da waren wir sehr unsicher“, so Woike nach dem Match. Dafür setzten Florian Rogge mit einem Fernschuss (23.) und Gökhan Iscan nach vorne Akzente. Nur mit einer starken Flugparade verhinderte TuS-Keeper Christian Gruhne einen Rückstand (28.). „Offensiv sind wir gut, auch wenn uns gerade gefühlt 48 Mittelstürmer verletzt fehlen. Seit ich da bin, haben wir in jedem Spiel getroffen. Nach vorne haben wir Qualität und machen immer unser Tor. Deswegen muss in den Kopf unserer ganzen Künstler rein, das eigene Tor zu schützen. Wenn wir keins kassieren, haben wir auch meistens drei Punkte“.
Doch daraus wurde nichts – weil Rechtsverteidiger Moritz Kühn einen eher harmlosen Schuss von Maxi Dittrich ins eigene Gehäuse lenkte (61.). Ausgerechnet Dittrich, der zuvor zahllose Bälle in aussichtsreicher Position fehlerhaft oder zu ungenau vertändelte und der nach einem Duell mit Schlufter seinen Gegenspieler mit einer ausholenden Armbewegung im Gesicht getroffen hatte (11.). Referee Marco Kulawiak und sein Assistent hatten die Szene offensichtlich nicht gesehen, so blieb es bei einer Ermahnung.
Unglücksrabe Moritz Kühn schlägt nach seinem Eigentor die Hände vors Gesicht. Foto: Olaf Both
So viel „Glück“ hatte Kerim Carolus nicht. Der erfahrene Abwehrspezialist meckerte praktisch das gesamte Spiel über jede Kleinigkeit, holte sich (zunächst) völlig unnötig seine fünfte Gelbe Karte ab (35.), nachdem ihm der Schiedsrichter zuvor nur ermahnt hatte. Doch Carolus war damit nicht einverstanden, meckerte weiter und sah den gelben Karton. Eine Aktion, die sich am Ende bitter rächen sollte. Denn nach einem nicht geahndeten Foul an ihm („Der tritt mir in die Hacken und zieht mir die Schuhe aus“), redete und meckerte der 25jährige so lange, bis dem Schiri gar keine andere Wahl blieb, als Gelb-Rot zu ziehen (86.). Von Einsicht allerdings keine Spur. Im Gegenteil: „Du bist ein Witz“ spottete er Richtung Spielleiter – und hatte Glück, für diese Beleidigung nicht glatt Rot zu sehen. Sein Trainer „Jonny“ Richter konnte über diesen „Witz“ jedenfalls gar nicht lachen und polterte nach dem Spiel ziemlich in Richtung seines Spielers los (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes).
Kerim Carolus sieht wegen Meckerns Gelb-Rot. Foto: Olaf Both
Auch mit einem Mann weniger sollte der Favorit aber eigentlich in der Lage sein, die letzten zehn Minuten (inkl. Nachspielzeit) zu überstehen. Doch sie hatten (mal wieder) die Rechnung ohne Spiewak gemacht. Der hat nämlich einen „Lieblingsgegner“: „Gegen Dassendorf treffe ich eigentlich immer“, was auch TuS-Sportchef Jan Schönteich in der Pressekonferenz zum Thema machte (siehe unten). Nach einem langen Ball von Rogge kann Max Rosseburg nicht richtig klären, den Querschläger spitzelt Hamed Mokhlis zu Spiewak. Der steht 18 Meter zentral vor dem Tor und jagt die Kugel mit rechts zum 1:1-Ausgleich in den linken Knick (90.). Da passte kein Blatt Papier mehr dazwischen (siehe Fotostrecke).
Sebastian Spiewak (ganz rechts) zieht ab...
...der Ball wird lang und länger...
...und schlägt genau im linken Giebel zum 1:1 ein.
Riesenjubel der Gäste! Fotos: Olaf Both
„Was soll ich sagen“, lächelte der SVCN-Kapitän (Iscan war da schon ausgewechselt) den Reportern in die Mikrofone, „ich habe ihn einfach draufgehauen. Der war genau so gewollt“. Gegen Dassendorf klappt es eben irgendwie immer. „Diesen Punkt haben wir uns verdient“, freute sich Spiewak. „Das Gegen(Eigen-)tor war so eine scheiß Gurke, da hätten wir den Ball einfach nur rauskloppen müssen. So, wie es Dassendorf auch das ganze Spiel gemacht hat. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir haben sehr gut mitgehalten. Curslack gehört nicht in den Abstiegskampf, das geht gar nicht“.
Die Hausherren hingegen haderten viel untereinander (Spiewak: „Da wollten wir sie haben“) und hatten im gesamten Spiel eigentlich nur zwei gute Spielzüge. Doch weder Kristof Kurczynski (45.+2), noch Marcel von Walsleben-Schied (80.) konnten den Ball im Tor unterbringen. So sind es nur noch drei Punkte Vorsprung auf Teutonia – „und jetzt geht es zum starken Aufsteiger HSV III“, so Schönteich, der zudem auf die gesperrten Strömer (5. Gelbe) und Kerim Carolus (GR) verzichten muss.
Stimmen:
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Zum Oberliga-Auftakt 2020 ein 1:1 im Derby gegen Curslack. Ich bin persönlich betroffen (ironisch lächelnd): Ich habe hier sechs Jahre lang gespielt und 19 Tore erzielt. Sebastian Spiewak hat mich heute in der Torjägerliste überholt, der hat hier heute glaube ich sein 20. Tor gegen uns gemacht. Mit dem heutigen Ergebnis komme ich jedenfalls nur mit ein bisschen Sarkasmus klar. Glückwunsch zum Punktgewinn an Crille (Woike) und das ist bitte nicht überheblich gemeint.
Christian Woike (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Uns trennen 37 Punkte, das finde ich deswegen überhaupt nicht überheblich und von daher nehme ich die Glückwünsche auch definitiv an. Es ist schön, wieder in der Oberliga tätig zu sein. Vielen Dank für den netten gelb-schwarzen Empfang hier. Ich bin sehr sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben einen Riesenfight abgeliefert und das Spiel weitestgehend von unserem Tor weggehalten. Wir hatten eine gute Raumaufteilung und haben gute Überzahlsituationen geschaffen. Ich habe nicht viele zwingende Torchancen gesehen. Am gefährlichsten war es noch, wenn wir Abstoß hatten. Da waren wir sehr unsicher. Aber es war eine kämpferisch geschlossene Mannschaftsleistung. Nach vorne ist uns nicht so viel geglückt, da hat man gesehen, dass wir alle Testspiele auf Kunstrasen absolviert haben. Zum Naturrasen ist da ein himmelweiter Unterschied. Basti Spiewak schießt ein Tor, das ich nicht erklären kann. Trainiert war das jedenfalls nicht. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns und dank ihm fahren wir hier mit einem Punkt weg. Das ist für unser Kollektiv sehr wichtig und das ist in unserer jetzigen Situation ein Riesenerfolg. Darüber bin ich sehr happy.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Die Ausführungen von Crille kann ich im Prinzip komplett übernehmen und muss sie nur auf Negativität umdrehen. Wir haben uns heute selber geschlagen. Bis zur 70. Minute haben wir alles dafür getan, das Spiel zu gewinnen. Aber wir kriegen sechs Gelbe Karten, davon die Hälfte wegen unsportlichen Verhaltens. Das zeigt, dass wir von der Disziplin her die Punkte heute nicht verdient haben. Das muss man ganz klar so sagen. Wir haben uns mit vielen Dingen auseinandergesetzt, die nichts mit dem Ball zu tun hatten. Bei aller Liebe, aber Curslack hat nur zweimal ernsthaft aufs Tor geschossen. Und wir machen ihnen die Tür durch unser Verhalten ganz weit auf. Einem Spieler wie Kerim sollte so etwas nicht passieren. Bei der ersten Gelben Karte kriegt er die Chance, ohne davonzukommen, meckert aber immer weiter und holt sich den Karton ab. Unsere Mannschaft empfand die Hinausstellung als zu hart, aber wenn ich eh schon die fünfte Gelbe gekriegt habe und mir dann noch Gelb-Rot abhole um wieder auf vier Gelbe zurückzufallen…das finde ich nicht so ganz clever.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 42 Spiele, 20 Siege, 8 Remis, 14 Niederlagen, 92:74 Tore
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