16.02.2020 Regionalliga: Vielen Dank für die Blumen von Olaf Both
vs.
Altona 93 – SSV Jeddeloh 1:4 (1:2)
Altona 93: Grünitz – Mundhenk, Wachowski, Aminzadeh, Büyükdemir (77. Gohoua) – Siebert, Tomiak – Schultz, Varela Monteiro, Lück (55. Wohlers) – Sejdija (72. Pini) SSV Jeddeloh: Bohe – Minns, Ziga, Otto, Schaffer – Fredehorst (83. Papachristodoulou), Bastürk, Samide, Tönnies – Töpken (87. van Mullem), Bennert (46. van de Schepop) Tore: 1:0 Schultz (18.), 1:1 Töpken (27.), 1:2 Samide (HE, 45.), 1:3 Fredehorst (71.), 1:4 Minns (89.) Schiedsrichter: Franz Bokop (SC Niedersachsen Vechta): Hatte einiges zu tun und lag zumeist richtig. Für die Handregelung kann er nichts. Beste Spieler: Schultz (1.Hz), Grünitz (2. Hz) – Töpken, Fredehorst, Otto Zuschauer: 705
„Eines möchte ich aber noch zu Altona 93 sagen: Das hier hat echt Charme. Ich drücke Altona echt die Daumen, dass sie in dieser Liga bleiben. Es wäre schade, wenn so ein Club runter geht. Er hat eine große Tradition und hier sind viele Spieler entstanden. Ich habe das immer verfolgt, was hier passiert ist. Ich drücke euch wirklich die Daumen, dass ihr das packt“, sagte Jeddelohs Neu-Coach Oliver Reck nach dem Spiel in Richtung der Gastgeber. „Vielen Dank für die Blumen. Die kriegen wir hier häufig, davon können wir nur nicht leben“, entgegnete AFC-Pressesprecher Andy Sude etwas lapidar. „Es sei denn, man hat einen Blumenladen“, versuchte Trainer Berkan Algan seinen Humor wiederzufinden.
Letzteres war wohl in der Tat schwer. Denn wieder einmal schaffte es der AFC, zu Hause seine Punkte mit einer Schleife zu versehen und dem Gegner zu übergeben. Und tatsächlich hatte es auch etwas von Tom und Jerry, dessen Titelsong Sude so schön zitierte. „Die meisten Folgen handeln vom Versuch des Katers Tom, die Hausmaus Jerry zu fangen, wobei sich skurrile Verfolgungsjagden und Zweikämpfe ergeben, in denen meistens die Maus die Oberhand behält“, schreibt Wikipedia über die Serie. Und auch an der Adolf-Jäger-Kampfbahn kam es heute mitunter zu skurrilen Zweikämpfen.
Nachdem sich beide Teams etwa eine Viertelstunde lang abtasteten, pfiff der Unparteiische Franz Bokop Handspiel genau auf dem Teilkreis des Strafraums. Almir Ziga hatte sich zuvor in einen Schuss von Leon Mundhenk geworfen. Marco Schultz legte sich die Kugel zurecht und verwandelte wunderschön im rechten Knick (18.). Alles lief nach Plan für die 93er.
Einige Minuten später gab es einen fiesen Aussetzer von Grünitz, der sich zuvor schon erfolglos in einem Zweikampf weit außerhalb seines Sechzehners versuchte und einen flachen Abstoß direkt in den Fuß des Gegners platzierte. Bei dieser – dritten - unglücklichen Aktion wurden die Altonaer dann doch bestraft. Nach einem langen Ball von Ziga kam Julian Bennert deutlich vor dem AFC-Keeper an den Ball, lupfte ihn per Direktabnahme in die Mitte, wo Thilo Töpken nur noch ins leere Tor einköpfen musste.
Doch die Gastgeber drückten weiter nach vorne. Einen Freistoß von Bujar Sejdija konnte Gäste-Keeper Felix Bohe nur mit Mühe aus der Ecke fischen (41.). Mit dem Ablauf der regulären Spielzeit erneut ein vom Schiedsrichter geahndetes Handspiel, diesmal von Ridel Varela Monteiro und das auch noch innerhalb des Strafraumes. Den fälligen Elfmeter verwandelte Kevin Samide sicher und so mussten sich die Berkan-Bengels trotz optischer Überlegenheit und ordentlichem Spiel erneut mit einem Halbzeits-Rückstand rumplagen.
Immerhin der bis dato unglückliche Grünitz drehte nach der Pause deutlich auf und konnte in der 49. Minute einen versuchten Heber von Töpken parieren, in der 70. einen Schuss vom eingewechselten Tim van de Schepop und kurz darauf spektakulär erneut gegen Töpken klären (73.). Machtlos hingegen war er kurz zuvor, als Mario Fredehorst per Kopf vollendete (71.). Samide wurde hier bei einer kurz ausgeführten Ecke angespielt und legte mustergültig auf.
Auch Altona hatte im zweiten Durchgang wieder seine Chancen. Varela Monteiro (60., rechts vorbei), Kubilay Büyükdemir (66., schoss nach Freistoß von Niklas Siebert frei aus vier Metern Bohe an), erneut Varela Monteiro (87., aus spitzen Winkel mit guter Nachschussmöglichkeit von Schultz) und Erdogan Pini (90., scheiterte per Flachschuss am Torhüter) brachten allesamt die Pille nicht im Gehäuse unter. Und so kam es, wie es kommen musste. Shaun Minns setzte dem Spuk mit seinem Treffer zum 1:4 ein Ende (89.), wenn auch aus stark abseitsverdächtiger Position.
So bleibt am Ende ein in der Höhe deutlich zu hoher aber aufgrund der exzellenten Chancenverwertung nicht unverdienter Sieg für den SSV Jeddeloh, dessen neuer Trainer damit einen Einstand nach Maß feierte. „Das war jetzt bloß ein Spiel. Wir haben noch ganz viele wichtige und schwere Spiele vor der Brust. Wir werden jetzt nicht abheben und können diesen Sieg richtig einordnen“, sagte Oliver Reck nach dem Spiel. Diese Aussage sollte man sich in Altona ruhig auch nochmal anhören. Wenn sich hier an der Chancenverwertung nichts ändert, bringen nämlich die vielen „Blumen“, die man auf den Pressekonferenzen erhält, nichts. Und der AFC muss am Ende leider doch wieder in der Oberliga spielen.
Stimmen:
Oliver Reck (Trainer SSV Jeddeloh): Zunächst einmal bin ich froh, dass wir heute hier dieses Spiel gewonnen haben. Immerhin ist es mein erstes Spiel als Trainer vom SSV Jeddeloh. Es war das erwartet schwere Spiel für uns. Nicht nur, dass wir in Rückstand geraten sind, sondern Altona hat uns hier auch wirklich alles abverlangt. Wir mussten absolut an die Grenzen gehen, eigentlich sogar darüber hinaus. Aber das haben wir getan und damit auch Charakter gezeigt. Das wir den Rückstand umgedreht haben, zeigt auch die Qualität in unserer Mannschaft.
Berkan Algan (Trainer Altona 93): In der Summe hatten wir heute acht oder neun Spieler, die wie ich denke ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Leider haben wir einige Unsicherheiten und auf einer Position handeln müssen, weil Grubba sich verletzt hat. Da fehlte Grünitz natürlich die Spielpraxis. Es gab einige Situationen, wo wir hätten stabilisieren müssen. Leider gehen wir dann wieder mit einem Rückstand in die Pause. Solche Fehler werden in der Regionalliga einfach gegen jeden Gegner bestraft. Wir hatten heute eben zwei oder drei Spieler, die - auch noch auf zentralen Positionen – nicht ihren besten Tag hatten. Wir müssen uns jetzt schütteln und die positiven Dinge mitnehmen. In den nächsten Wochen geht es ja Schlag auf Schlag mit Spielen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit SSV-Vereinsgründung 1951): 4 Spiele, 0 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen, 3:8 Tore
2017/18: 1:2 / 1:2 Regionalliga Nord 2019/20: 1:4 / 0:0 Regionalliga Nord
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.