07.03.2020 Wenn das Gesicht des Trainers nicht weiß, das und warum man gewonnen hat von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – Bramfelder SV 2:0 (0:0)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Kühn, Spiewak, Franz, Schlufter (46. Witmütz) – Wilhelm – Ercetin (83. Schubring), Iscan, Rogge, Hoffmann (46. Künkel) – Mokhlis Bramfelder SV: Pagenkop – Stoppel, Kastl, Chahal, Skalnik – Mohr (46. Lüth), Bonewald (73. Feuerlein), Westpahl – Bahn, Dogic (80. Ntiri) – Polzin Tore: 1:0 Künkel (67.), 2:0 Schubring (89.) Gelb-Rot: Kühn (64.), Bahn (77.); den Grund für die beiden Hinausstellungen kennt nur der Schiedsrichter, von wdh. Foul o.ä. kann man jedenfalls nicht sprechen Schiedsrichter: Florian Pötter (FC Voran Ohe): „Was beschwert Ihr Euch? Ihr spielt nur Oberliga, ich pfeife Regionalliga“, diese Aussage des Schiedsrichters an die Spieler auf dem Platz umschreibt seine heutige „Leistung“ ganz gut. 11 (!) Gelbe Karten in einem keineswegs unfairem Spiel (inkl. zwei irrwitziger Gelb-Roten Karten) geben zudem Auskunft über seine Auffassung von körperlosem Fußballspiel. Weitere Randnotiz: Das Spiel konnte nur mit Verspätung angepfiffen werden, weil er die Spielbälle in der Kabine vergessen hatte… Beste Spieler: Franz, Künkel – Skalnik, Polzin (2. Hz) Zuschauer: 112
Er ist wieder da! Nach langer Verletzungspause stand Goalgetter Marco Schubring heute erstmals wieder im Kader. Doch als „Lebensversicherung“ wollte Curslacks Präsident Hartmut Helmke Schubring nicht betitelt wissen: „Unsere Lebensversicherung ist vielmehr der da“, sagte Helmke mit einem Lächeln im Gesicht und zeigte auf Trainer Christian Woike. Tatsächlich hat „Crille“ die Vierländer erfolgreich reanimiert und nun schon zehn Punkte aus vier Partien geholt.
Der heutige Erfolg stand allerdings lange in den Sternen. Bis auf eine gute Chance durch Mustafa Ercetin (nach feinem Zuspiel von Gökhan Iscan), wo der Winterneuzugang zu lange zögerte und sich das Leder von Keeper Pagenkop vom Fuß fischen ließ (16.), boten die Hausherren den Fans nur Magerkost. Da auch die Gäste wenig Produktives nach vorne zustande brachten, beschränkte sich der maue Kick auf eine wilde Aneinanderreihung von Fehlpässen und Ballverlusten.
Für „Unterhaltung“ sorgte nur einer auf dem Platz: Schiedsrichter Florian Pötter! Curslacks Liga-Manager Oliver Schubert hatte es schon vorher geahnt und in der Bergedorfer Zeitung geunkt: „Bei ihm sitzen die Roten Karten immer recht locker“. Für harmlose Zweikämpfe gab es sofort Gelb, sogar für ein Kopfschütteln von Lennard Bahn (15.) zückte der Referee eine seiner insgesamt 11 (!) Verwarnungen.
Mit seinen Karten hantierte Schiri Florian Pötter heute gerne und häufig. Foto: Hanno Bode
Im zweiten Durchgang zeigte dann vor allem der Tabellenletzte, dass er hier gewinnen wollte. Erst legte Bahn von der rechten Seite für Christian Westpahl auf (50.), dann war es Robin Polzin aus exakt gleicher Position, der Cedric Stoppel bediente (57.). Doch beide BSV-Akteure vergaben aus kürzester Distanz kläglich. „Deswegen stehen wir da, wo wir jetzt stehen“, beklagte sich Coach Carsten Henning nach dem Match, während Woike den Schiedsrichter nach der unerklärlichen Gelb-Roten Karte gegen Moritz Kühn (64.) anraunte: „Unfassbar, dass man schlechter wie wir heute sein kann““.
Doch irgendwie sorgte diese (unberechtigte) Hinausstellung urplötzlich für den nötigen Motivationsschub bei den „Blauen“. Der direkt nach der Pause eingewechselte Till Witmütz mit einem langen Ball in die Spitze auf den ebenfalls ins Spiel gekommenen Julian Künkel – und schon stand es 1:0 (67.). „Goldenes Händchen“ nennt man so etwas in Trainerkreisen.
Here I am! Julian Künkel feiert seinen wichtigen Treffer. Foto: Hanno Bode
Beim BSV gingen nun die Köpfe runter. Spätestens mit der Gelb-Roten Karte für Bahn (77.) – auch hier aus kaum nachvollziehbaren Gründen – war der Drops gelutscht. Die Hausherren spielten es locker runter, Künkel traf nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Wilhelm nur das Außennetz (79.). Dafür schlug ein anderer zu: Die „Nicht-Lebensversicherung“ Marco Schubring! Künkel mit dem perfekten Pass in die Gasse, „Schubi“ startet durch und markiert mit einem Flachschuss ins kurze Eck das 2:0 (89.). „Eine unfassbar schöne Geschichte. Er hat sehr fleißig gearbeitet und ich bin sehr glücklich darüber, wie viele Sonderschichten die Rekonvaleszenten dafür investieren, nach einer Verletzung zurückzukommen“, jubelte Woike.
Marco Schubring ist nach seinem Treffer “Happy” (siehe Werbebande)! Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Carsten Henning (Trainer Bramfelder SV): Es ist wie immer nach unseren Spielen in den letzten Wochen, ich kann die gleiche CD einlegen: Wir machen ein gutes Spiel, haben gute Chancen und verlieren durch Tore, die so nicht fallen dürfen. Bis zum 1:0 hatte Curslack nicht eine echte Chance. Durch die vielen Gelben Karten konnten wir nicht mehr so in die Zweikämpfe gehen und kein Powerplay mehr spielen. Die Mannschaft reibt sich auf, belohnt sich aber nicht. Und wir stehen wieder mit leeren Händen da. Deswegen stehen wir da, wo wir jetzt stehen. Aber wir arbeiten daran, dass es besser wird und wir mal wieder ein Erfolgserlebnis haben. Zum Schiedsrichter wollte ich auch noch etwas loswerden: Wir sollen Respekt gegenüber dem Schiri haben, aber umgekehrt erwarte ich das auch. Wenn man heute die Spieler fragt, was er so von sich gegeben hat, dann ist da kein Respekt zu erkennen. Ohne Schiedsrichter geht es nicht, aber jeder sollte einen respektvollen Umgang pflegen.
Christian Woike (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Mir geht es gerade so, wie meiner Mannschaft heute: Mir fehlen die Worte und Ideen. Das kommt selten vor, aber heute bin ich richtig ernüchtert, was die Leistung betrifft. Wir hatten Donnerstag eine unfassbar schlechte Trainingseinheit, da hat sich das schon ein bisschen abgezeichnet. Das hat sich heute nahtlos fortgesetzt. Es war sogar noch schlechter. Grundsätzlich sage ich immer, für einen Sieg muss man sich nicht entschuldigen. Aber heute ist es fast soweit. Wir hätten heute mit Sicherheit 0:2 oder 0:3 hinten liegen können, bevor wir überhaupt unsere erste Torchance haben. Nur durch unseren Glauben und Beharrlichkeit haben wir uns den Sieg erarbeitet. Von alldem, was wir die letzten Spiele sehr ordentlich gemacht haben, war heute gar nichts da. Andererseits haben wir ein Oberliga-Spiel gewonnen. Das ist in unserer Situation nicht selbstverständlich. Grundsätzlich steht jedem Mal ein schlechter Tag zu. Aber das es jetzt im Kollektiv so war, überrascht mich. Aber im Laufe des Abends werde ich mich wieder beruhigen und begreifen, dass wir heute gewonnen haben. Und dann werde ich es meinem Gesicht verraten. Zum Schiedsrichter sage ich lieber nichts. Ich habe dem HFV mit meinen Strafgeldern schon die halbe Anlage in Jenfeld finanziert. Ich kann die Worte meines Kollegen aber absolut unterstützen. Respekt sollte an vorderster Stelle stehen. Auch meine Spieler haben mir von Aussagen des Schiedsrichters erzählt, die ich so nicht treffen würde. Vielleicht möchte ja unser sportlicher Berater Torsten Henke dazu etwas sagen, der hat ja nichts mehr zu verlieren...(großes Gelächter im Raum).
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 36 Spiele: 12 Siege, 10 Remis, 14 Niederlagen, 50:61 Tore
1979/80: 3:0 / 0:0 Landesliga Hansa 1981/82: 1:0 / 0:3 Landesliga Hansa 1982/83: 1:0 / 0:0 Landesliga Hansa 1983/84: 1:2 / 1:3 Landesliga Hansa 1986/87: 0:3 / 2:2 Landesliga Hansa 1990/91: 1:2 / 2:3 Landesliga Hansa (FSG Vierlande) 1991/92: 1:3 / 1:5 Landesliga Hansa (FSG Vierlande) 1992/93: 1:0 / 0:3 Landesliga Hansa 1993/94: 2:2 / 0:4 Landesliga Hansa 1998/99: 3:2 / 1:1 Landesliga Hansa 1999/00: 1:1 / 0:1 Landesliga Hansa 2003/04: 1:2 / 0:6 Landesliga Hansa 2004/05: 2:2 / 3:2 Landesliga Hansa 2005/06: 1:1 / 2:2 Landesliga Hansa 2010/11: 1:1 / 1:0 Oberliga Hamburg 2012/13: 1:2 / 5:0 Oberliga Hamburg 2013/14: 3:0 / 3:2 Oberliga Hamburg 2019/20: 2:0 / 3:1 Oberliga Hamburg
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