19.03.2020 Achtung Glosse: Digger, isch kauf doch keine Hamster! von Stefan Knauß
Das Wort am Wochenende zum Hamburger Amateur-Fußball.
Klar ist natürlich wie immer: Als Schreiberling für dieses Medium habe ich keine Ahnung von Fußball, bin stets gehässig, mäkelnd, nörgelnd, übergewichtig und negativ kritisierend. Belegend dazu liebe ich folgendes Zitat aus dem Jahr 2013: „Ihr von der Presse seid ja immer gleich dabei, gerade ihr von HAFO. Ihr seid ganz schlimm. Es wird immer nur auf die Punkte und die Tabelle geguckt ...“ (Achim Hollerieth 2013 nach einem 3:0-Auswärtssieg mit dem FC Elmshorn in Curslack). Großartig, denn das trifft es genau! Wobei ich bislang fälschlich geglaubt habe, dass auch Fußball ein Ergebnissport ist und sich Erfolg, Sieg und Niederlage in Punkten widerspiegeln. Aberwitzig! Erinnert mich auch an den Hamburger Fußballtrainer 2000, der in der Oberliga beim SV Blankenese nach einer langen erfolglosen Serie sinngemäß erklärte: „Ich schaue nicht auf die Ergebnisse, sondern wie wir Fußball spielen.“
Klar, die allgemeine Lage ist gerade sehr ernst. Ist mir bewusst! Und gerade deshalb ist es nie zu spät, gewisse Herzensangelegenheiten humorvoll zu betrachten. In diesem Sinne widme ich mich hier erneut meinem Lieblingssport. Dem Fußball. Genauer, dem Oberliga-Fußball in Hamburg. Denn nach wie vor geschehen dort ebenso wie im täglichen Leben absurde, wie kaum nachvollziehbare Ereignisse. Der Fußball ist genauso infiziert von diesem unsagbaren Virus, wie das restliche gesellschaftliche Leben auch! Regale leer, Klopapier ist aus! Gute Trainer auch?
By the way gibt es zur Zeit einige verwirrende Stilblüten. So fragte meine Oma gestern völlig genervt: „Was ist denn eigentlich mit diesem Scheiß Verena-Virus?“ Herrlich! Oder wie mein südländischer Freund Okan mir Mittwoch todernst versicherte: „Wallah, isch kauf doch keine Hamster! Was soll isch damit?“ Recht hat er ja. Wir brauchen weder Hamster noch Klopapier. Vielleicht etwas mehr Geduld, Ruhe und Vertrauen.
So wie auch die Macher und „Punktehamster“ beim FC Teutonia 05. Um es gleich zu sagen! Ich bewundere die Arbeit des dortigen Vorstands! An der Kreuzkirche hat man gerade im Nachwuchsbereich nachhaltige Strukturen geschaffen. Auch und hauptsächlich dank des ersten Vorsitzenden und Sponsors. Chapeau! Dennoch. Nach unglaublichen zwei Niederlagen in Folge und dem zugegebenermaßen schlechten Platz Zwei in der Oberliga Hamburg wurden Trainer Sören Titze und Co Matten Reincke (Fussi-Rhetorik-Wunder) entlassen. Die Pressemitteilung gab doch wohl allen Schreiberling-Kollegen Rätsel auf. Das wurde bereits ausgiebig und mehrfach erörtert. Trotzdem versuche ich mich mal daran!
Was ist denn bloß passiert? Im Spiel gegen den USC Paloma sah Teutonia sicherlich schlecht aus, aber dabei nie wie eine total verunsicherte Mannschaft! Eher wie ein Team, das mit viel Leidenschaft und Verve ganz viel probiert hat gegen einen leidenschaftlich kämpfenden, tiefstehenden und hochmotivierten Gegner. Unter der Voraussetzung: gegen Mannschaften wie Teutonia, Dassendorf, Victoria oder BU sind alle Underdogs heiß wie Frittenfett. Mehr als verlieren kannst Du da nicht. Und Fußball ist manchmal simpel. Egal wie sehr Du per Video analysierst. Stell Dich hinten rein, schlage alle Bälle mindestens 50 Meter weit aus der Gefahrenzone, lauf emsig wie ein Haase, lass Dich fallen oder stöhne wie Schwalben-Luigi und warte wie eine Natter auf Deine Chance. Zustoßen, freuen, weinen, mitfühlen und jubeln ohne Ende!
So geht das. Ab und zu findet ein Team, wie das der Mannen um die Leader Dino Fazlic und Deran Toksöz genau darin seinen Meister. Logo, es sind diese Niederlagen, die uns allen richtig Bock auf den Sport machen. Da spielt (gefühlt) „Arm gegen Reich“ - Eisspray gegen Eistonne. Aber das ist noch lange kein Grund, einen fleißigen, engagierten und hochanständigen Trainer wie Sören Titze zu schassen. Was ist der wahre Grund? Haben Teutonias Freunde Titze und Reincke nicht genug gehamstert?
Um dann ersetzt zu werden gegen wen? Gegen den Pfullendorfer Hollerieth, Achim. Einen echten Erfolgstrainer, einen richtigen Punktehamster, der mit richtigen Ergebnissen glänzen kann? Sollte man sich mal genau ansehen. Und eventuell auch mal bisherige Spieler interviewen. Die meisten Jungs sagen unisono: gutes Training, guter Trainer! Und sonst so?
Wie wir nun mal bei Hafo sind, schauen wir auf die Punkte. Ganz starrsinnig, gehässig und schlimm! Da entdecken wir einen Trainer, der bei allen bisherigen Stationen in insgesamt 144 Spielen seit 2010/11 einen Punkteschnitt von 1,03 pro Spiel hamstern konnte. Inklusive Meisterschaft in der Oberliga Hamburg mit dem FC Elmshorn ohne Aufstieg 2012 /2013. Ansonsten in der Regionalliga immer gegen den Abstieg. Und sonst so? Menschlich? Sympathie? Empathie? Nicht messbar.
Der Wechsel stellt jedoch weitere Fragen. Kontaktiert man als neuer Verein nicht zumindest höflicherweise den bisherigen Arbeitgeber? Könnte man eigentlich machen. Aber vermutlich war auch an der Kreuzkirche das Toilettenpapier ausgegangen und die Jagd auf diesen Schatz prioritär. Und letztlich hat doch Hollerieth das auf seine Kappe genommen. Er spricht da von einem „Kommunikationsproblem“ und die Verantwortlichen beim FC Teutonia 05 „hätten keinen Fehler gemacht!“ Toll! Sieht man in Uphusen vielleicht anders. Zurecht! Dazu erscheint die Presseerklärung des FC Teutonia mystisch. Wenn man vom Freund Sören Titze spricht und ihm gleichzeitig kündigt, möchte man eigentlich nicht wissen, was mit Feinden an der Kreuzkirche geschieht. Ab in die Eistonne?
Zurück zum Anfang. Warten wir es einfach geduldig ab! Wann es weitergeht, weiß doch eh niemand. Nicht mal der Hamster. Wenn es dann weitergeht, scharren hinter Hollerieth schon wilde Konkurrenten mit den Hufen und mit schnaubenden Nüstern. Wie zum Beispiel BU (vermutlich ohne den wahren Stier). Will Teutonia dann als Dritter, Vierter oder gar Fünfter in eine Aufstiegsrunde? Alles möglich. Meister wird T05 jedenfalls nicht.
Aber richten wir unseren Blick optimistisch versöhnlich nach vorne! Voller Hoffnung auf tolle Spiele nach überstandener Pandemie! Auf glanzvolle Interviews mit Punktehamstern, auf geile Spiele in der Meisterschaft und tollen Amateur-Fußball unter anderem an der Kreuzkirche. Dabei wünschen wir dem neuen Trainer Achim Hollerieth selbstredend viel Erfolg und alles Gute! Immer ausreichend viel Toilettenpapier (mehrlagig) und auch genügend Punkte. Punkte natürlich nur, falls diese wichtig sein könnten. Ab Fortsetzung des Spielbetriebs schauen wir nicht mehr auf die Punkte. Also, wir geben uns jedenfalls Mühe (mein früherer Chef meinte in diesem Zusammenhang legendär: „Mühe allein reicht nicht!“).
Last but not least! Zuletzt und überhaupt! Nehmen Sie Abstand, bleiben Sie besonnen, haben Sie Vertrauen, bleiben Sie uns gewogen, hamstern Sie nicht (doch, Punktehamstern ist erlaubt!) - stay at home, keep calm, dont panic and come back! Genau in diesem Sinne gilt das besonders für Sie, liebe Hafo-Leser! Alles Gute!
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