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14.04.2020
Eugen Igel verstorben von Andre Matz

Wir trauern heute um Eugen Igel, der heute Nacht im Krankenhaus kurz vor seinem 80sten Geburtstag gestorben ist.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Die Beerdigung findet im engsten Freundeskreis statt.

RIP, Eugen.






Von Dieter Matz:

Fußball-Hamburg trauert um Eugen Igel. Im Alter von 79 Jahren ist eine der größten Fußball-Experten und einer der erfolgreichsten Trainer der Stadt in der Nacht zum Dienstag eingeschlafen. Das sind die traurigen Fakten, die jeden, die Eugen einst kennen gelernt haben, einfach umwerfen müssen. Mein Eugen ist nicht mehr – es ist unbegreiflich, unfassbar. Mit seinem Tod verliert Hamburg nicht nur einen Mann, der sich um den Fußball verdient gemacht hat, wir alle verlieren vor allem auch einen großartigen, nein, einen grandiosen Menschen, den alle liebten, den alle mochten, den jeder bewunderte, der das Herz stets am rechten Fleck hatte. Eugen Igel war eine Ikone des Hamburger Fußballs, und er wird es immer bleiben. Ruhe in Frieden, mein Eugen, Du hast bis zuletzt gekämpft wie ein Löwe, Du hast dich nicht unterkriegen lassen, Du bist Dir bis zuletzt stets treu geblieben – Du wirst unvergessen bleiben. Ich habe einen echten Freund verloren.

Du warst Trainer, ich war Spieler, wir haben nur gegeneinander gespielt. So lernten wir uns einst kennen. Du hast immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht gehabt, Du konntest ironisch, gelegentlich sarkastisch sein, Du hattest auf jeden Fall eine Prise mehr Humor als die meisten Menschen um Dich herum. Du warst schlagfertig, Du warst witzig, Du hast mit Deiner menschlichen Art jeden in den Bann gezogen. Jeder musste Dich ganz einfach gern haben und in sein Herz schließen. Du warst ganz einfach eine Bombe – dass Du jetzt nicht mehr bist, erschüttert mich zutiefst.

Im Alter von 23 Jahren beginnt für so manchen Fußballer erst seine Karriere richtig, Du hast es anders gemacht, Du bist Trainer geworden. In Bendestorf, vor den Toren Hamburgs. Und Du warst nicht nur im Fußball tätig, sondern warst, was viele gar nicht wissen, auch Chefredakteur der „Bendestorfer Rundschau“. Das Blatt hatte eine Auflage von 1000 Stück im Monat, und weil es in Bendestorf ein berühmtes Filmstudio gab, hast Du über Berühmtheiten wie Joachim „Blacky“ Fuchsberger, Karin Dor, Elisabeth Flickenschildt, Gerhard Riedmann berichtet, die in der Heide die Edgar-Wallace-Streifen drehten. Sechs Reporter arbeiteten für Dich, Du warst schon damals immer ein menschlicher Chef.

Im Fußball ging es dann weiter, Du bist zum Horner TV gewechselt, dann hast Du als Hamburger viele, viele Fahrten und Strapazen auf Dich genommen, als Du Coach des Lauenburger SV geworden warst. Damals begann Dein steiler Aufstieg als Erfolgstrainer, Lauenburg machte auf sich aufmerksam – und alle wussten, dass dort mit Eugen Igel der kommende Mann im Hamburger Trainer-Geschäft heranwächst.

Du wurdest Geschäftsführer des FC St. Pauli, Du bist dann 35 Jahre lang ein großartiger Mitarbeiter des Hamburger Fußball-Verbandes gewesen. Und „nebenbei“ immer ein hervorragender Trainer. Raspo Elmshorn, Urania, Vorwärts Billstedt, TuS Holstein Quickborn, FC Elmshorn, VfL Lohbrügge hast Du zu vielen, vielen Erfolgen und Siegen geführt. Eugen Igel war DER Trainer im Hamburger Amateurfußball. Zehn Meisterschaften, zahlreiche Aufstiege und drei Pokalsiege hast Du mit Deinen Teams feiern können. Und mit Hummelsbüttel hast Du einst an das Tor zur zweiten Bundesliga geklopft. Wie oft hast Du erzählt, wie Ihr damals denkbar knapp gescheitert seid. Auf dem Rupprecht-Platz von BU hättet Ihr „Hummeln“ gegen Rot-Weiß Essen eigentlich gewinnen müssen, Ihr habt geführt – und seid doch noch abgefangen worden – es hat Dich lange, lange beschäftigt und eigentlich nie losgelassen. Völlig berechtigt, es wäre ein unglaublicher Erfolg gewesen . . .

Du hast Dich immer als „fußballsüchtig“ bezeichnet, was auch genau so zutraf. Aber Du hast Dich nie, Erfolge hin, Erfolge her, in den Mittelpunkt gestellt. Du hast immer einen Blick auf Deine Umwelt und Deine Freunde gehabt, Du hast Dich gekümmert. Das machte Dich so überaus wertvoll. Du warst einfach eine Klasse für sich!

Und wir alle haben mit Dir gelitten, als Du im Juni 2015 den schweren Autounfall hattest. Wie optimistisch Du warst, als wir Dich einmal die Woche im Boberger Krankenhaus besucht haben. Du hast immer an die völlige Rehabilitation geglaubt, dass Du schon bald wieder Trainer der Hamburger Schiedsrichter sein, dass Du schon bald wieder in kurzen Hosen auf dem Fußballplatz stehen könntest. Du wolltest wieder, wie einst für das „Sport-Mikrofon“ und für „Elbkick TV“ über die Fußballplätze Hamburgs laufen, Du hast so viel Hoffnung in Dir getragen. . . Es hat sich, wie alle wissen, leider nicht mehr ergeben. Du musstest fortan im Rollstuhl sitzen, Du warst auf die Hilfe vieler Menschen angewiesen – aber Du hast Dich nie, auch wenn es noch so hart und so schwer für Dich kam, aufgegeben. Wenn wir niedergeschlagen an Deinem Bett in Alsterdorf saßen, hast Du uns aufgebaut: „Das wird schon wieder, ich kämpfe, macht euch keine Sorgen um mich.“

Gab es kleine, ganz, ganz kleine Fortschritte in Deinem Gesundheitsbild, dann hast Du Deinen grenzenlosen Optimismus bestätigt gesehen. Und wir? Gelegentlich sind wir voller Hoffnung aus Deinem Zimmer gegangen, manchmal aber auch total deprimiert, weil Du wieder einmal einen gesundheitlichen Rückschlag erlitten hattest. Überragend aber war stets, wenn wir, Bert Ehm und ich, Dich besucht haben, wie Du am Geschehen des Fußballs teilgenommen hast. Du wusstest immer, wie „Deine“ Vereine gespielt haben, wie sie in der Tabelle stehen. Und Du wolltest immer ganz genau wissen, manchmal sogar mit übergroßer Hartnäckigkeit, warum nun jener Trainer entlassen worden ist, warum der Klub jetzt abgestiegen ist, warum der Spieler zu einem anderen Verein gegangen ist? Du kanntest auch im Krankenbett alle und jeden, Du wolltest immer alles von Deiner großen Hamburger Fußball-Familie wissen. Das war unbeschreiblich, und genau das wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Fußball-süchtig! Ja, das warst Du. Aber immer auch ein grandioser menschlicher Mensch!

Und Du warst stets ein entscheidungsfreudiger Mann, Du hast Dein Leben immer selbst in die Hand genommen, Du kanntest keine Zögerlichkeit, kein Zaudern, kein Hadern. Jammerlappen oder Weicheier hast Du abgelehnt. Du hast angepackt. Das konntest Du wie kaum ein anderer. Mensch Eugen, warum bist Du jetzt nicht mehr? Es wird noch so manche Träne kullern, so wie jetzt, wenn ich an Dich denke. Und ich werde oft an Dich denken. Versprochen. Weil man einen so fantastischen Mann wie Dich ganz einfach nicht vergessen kann. Du wirst immer gegenwärtig sein. Mach es gut Eugen. Du wirst jetzt bestimmt dort oben „Oooch, mein Didl, sein nicht traurig“ sagen, Du wirst zu trösten versuchen, so warst du ja immer. Aber irgendwie hoffe ich auch, dass es für Dich auch eine kleine Erlösung ist. Alles Gute, mein Eugen!


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