22.08.2020 Pokalfinale: "Gibt es da auch was von Ratio-Lüne?" von Andreas Killat
von Jan Ketelsen & Nicklas Krüger
Lotto-Pokal, Finale
vs.
FC Eintracht 03 Norderstedt – TSV Sasel 5:1 (2:1)
FC Eintr. 03 Norderstedt: Huxsohl – Marxen, Nuxoll, Grau, Kummerfeld – Koch – Gutmann (80. da Cunha), Brown, von Knebel, Bork (42. Nyarko) – Lüneburg (76. Williams) TSV Sasel: Erichsen – Take (87. Dogan), Steddin, Mandic, J.-L. Gerken – Ghubasaryan (61. Timm), Lichy (71. Zinn), Adomat, Toksöz (87. Kourkis), Celikten (61. Jeske) – N. Zankl Tore: 1:0 Bork (16.), 1:1 N. Zankl (22., FE), 2:1 Lüneburg (25.), 3:1 Lüneburg (54.), 4:1 Nyarko (71.), 5:1 von Knebel (75.) Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf): Gute Leistung mit konsequenter Linie, die in der 1. Halbzeit zwar sehr großzügig war, als 1-2 verwarnungswürdige Fouls ohne Folgen blieben, aber die Spieler beider Mannschaften kannten ihre Grenzen offensichtlich selbst. SRA: Björn Friedsch, vormals Krüger (SV Börnsen), Daniel Gawron (TuS Osdorf) und der vierte Offizielle Dennis Voß (TuS Dassendorf) Beste Spieler: Bork, von Knebel, Lüneburg – keiner Zuschauer: 200 „Teilnehmer“ (inkl. Spieler, Trainer, Offizielle, Presse, Ordner, Orga-Team). Es gab auf Grund der Hygienebestimmungen wegen der "Corona"-Pandemie erstmals keinen freien Ticketverkauf für ein Pokalfinale des HFV, dessen Wettbewerb mit Pausen seit der Saison 1954/55 ausgetragen wird.
Mit dem fünften Pokalsieg (1995 und 1999 noch als 1. SC Norderstedt, sowie 2016 und 2017, siehe Auflistung ganz am Ende des Berichtes) konnte der FC Eintracht 03 Norderstedt durch den verdienten 5:1-Finalerfolg gegen den klassentieferen TSV Sasel erneut Vereinsgeschichte schreiben - und freut sich nun auf die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals der Saison 2020/21 in drei Wochen, wenn es gegen Bayer 04 Leverkusen geht.
Dabei gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der schleswig-holsteinische Vertreter des Hamburger Fußballverbandes auf sein Heimrecht verzichtet. Wie Präsident Reenald Koch gegenüber hafo.de exklusiv zu Protokoll gab, wird man "schnellstmöglich das Gespräch mit den Bayer-Verantwortlichen suchen", um eine Austragung in der "BayArena" zu ermöglichen. "Es wäre aus organisatorischen und finanziellen Gesichtspunkten eine Win-Win-Situation", ergänzte der Eintracht-Präsident kurz nach der Siegerehrung in der Hoffnung auf das Entgegenkommen des Bundesligisten.
Schiedsrichter Adrian Höhns hebt die Hände zum Anpfiff. Foto: Jan Ketelsen
Dabei sah es nur wenige Sekunden nach Anpfiff dieses außergewöhnlichen Endspiels gar nicht danach aus, dass ein solches Thema auf Kochs "To do"-Liste für kommende Woche stehen würde, denn nach zirka 40 Sekunden war es der TSV Sasel, der die große Möglichkeit hatte, sein erstes Pokalendspiel mit einem Paukenschlag zu eröffnen. Das vorherige gemeinsame Frühstück des Oberligisten bei "Mama & Papa Zankl" schien nicht nur geschmeckt zu haben, sondern brachte augenscheinlich auch die notwendige Energie, als Nico Zankl (1.) seinen eigenen, zunächst abgewehrten Freistoß wieder vor die Füße bekam und die Kugel aus 25m wuchtig wie abgefälscht gegen die Querlatte beförderte. Ausrufecroissant gesetzt.
Hinterher trauerte sein älterer Bruder und TSV-Trainer, Danny Zankl, dieser und ein, zwei weiteren Szenen nach, in denen er "gute Momente nach vorne" sah. Und da lag der Saseler Coach durchaus richtig. Deran Toksöz (4.) setzte mit seinem zielstrebigen Abschluss einen weiteren Finalmarker der Offensivbemühungen des TSV Sasel, die in ihrer Grundausrichtung im "4-1-4-1" organisiert waren und bei Ballbesitz der Norderstedter im "4-4-2" versuchten, die Lauf- und Passwege zu steuern und Passfallen zu stellen.
In der Anfangsviertelstunde gelang das sehr gut. Dabei zog sich Sasel auch immer wieder mal bis zur Mittellinie zurück und stellte den Regionalligisten so vor erhebliche Probleme beim Spielaufbau, weil es kaum Räume gab und schon gar nicht im Rücken der Abwehr. In der Anfangsphase notierten Jens Martens und Olufemi Smith dann einige "unforced errors" mit Fehlpässen und/oder Ballverlusten ins Seitenaus. Zankls Matchplan und Personalentscheidungen schienen aufzugehen. Immerhin schmorte Tim Jeske auf der Bank, nachdem er im Halbfinale noch das wichtige 1:0 in Rugenbergen erzielte und wie gegen Michael Fischer (SVR) vor Wochenfrist gegen einen weiteren Ex-Trainer (SV Henstedt-Rhen) sicher gerne von Beginn an gespielt hätte.
Auch Kjell Ellerbrock flog aus der Innenverteidigung und Startelf, weil Marin Mandic gegen seinen Ex-Verein erstmals in einem Pflichtspiel für Sasel von Beginn an auf dem Platz stand. Stichwort: Erfahrung. Es war sein viertes Pokalfinale mit einer nun ausgeglichenen Bilanz von je zwei Siegen und Niederlagen. Auch Ulas Dogan und Marc-Oliver Timm mussten zunächst auf der Reservebank Platz nehmen, wofür Tolga Celikten und Daniel Lichy in die Final-Formation rutschten. Bereits vor der Partie gab Zankl zu verstehen: "Trainer sein ist manchmal ein Scheiß-Job. Ich hätte nicht nur 23 statt 18 Spieler nominieren wollen und es tut weh, verdiente Spieler nicht berücksichtigen zu können. Und auch die taktischen Veränderungen haben knifflige Personalentscheidungen zur Folge gehabt. Das ist schon bitter."
"Glück" in dieser Beziehung hatte sein Konkurrenten-Trainerduo. Der Spieltagskader ergab sich auf Grund der (Langzeit-)Verletzten von selbst und auch in der Startelf rotierten Martens & Smith im Vergleich zum Halbfinale (3:2 gegen Altona 93) nur auf einer Position. Nils Brüning wurde im "4-1-4-1" auf der linken offensiven Seite von Rico Bork ersetzt, der gegen den AFC noch "Gelb-Rot"-gesperrt war und offensichtlich mal so richtig "Bork" auf das Spiel hatte. Mit seinem traumhaften Treffer in den rechten Winkel stellte der Linksfuß dann vermeintlich die Weichen für den Favoriten. Norderstedt also mit Winkel, während Sasels Ex-Stürmer Stefan Winkel die Pokalsaison nur bis zum Achtelfinale spielte und mittlerweile (wieder) für Poppenbüttel auf Torejagd geht.
Das 1:0 (16.) kam indes überraschend, ohne Vorankündigung, war aber wunderschön anzusehen. Und dennoch war diese Szene sinnbildlich für den Vergleich Regionalliga vs. Oberliga. Eine Fehlerkette von vielen kleinen Unzulänglichkeiten auf Seiten der Saseler Defensive leitete das "Tor des Monats" ein und fand sofort die Bestrafung. Zunächst gab es ein unnötiges Foul von Tobias Steddin auf der Außenbahn. Den schnell ausgeführten Freistoß beförderte Rico Bork diagonal auf den rechten Flügel, wo Jean-Lucas Gerken den Ball zunächst unterlief, so dass Eintracht über Nick Gutmann in Ballbesitz blieb. Bei der folgenden Hereingabe stiftete Jan Lüneburg im Sturmzentrum reichlich Verwirrung. Der zu kurz abgewehrte Ball landete dann bei Bork. 22m im Strahl und im Winkel. Grenzenloser Jubel. Lasse Erichsen im TSV-Gehäuse konnte nur hinterherschauen und den Ball aus dem Netz holen.
Trotz dieses zu diesem Zeitpunkt unverdienten Rückstandes wirkte Sasel nicht geschockt. Im Gegenteil, mit einem sehenswerten Spielzug setzte Deran Toksöz nach Zuspiel von Zankl seinen Kapitän Timo Adomat in Szene, der im Strafraum dann regelwidrig von Bork gefällt wurde. Den fälligen Strafstoß verwandelte Nico Zankl dann humorlos zum 1:1-Ausgleich (22.) ins linke untere Eck, nachdem er EN-Keeper Huxsohl verladen hatte.
Und spätestens jetzt schienen die Norderstedter zu wissen, was Phase ist. Zumindest wurde deutlich, dass ihre verbalen Ambitionen und Ansagen im Vorfeld nun auch sportliche Nahrung erhielten. Das Tempo wurde nun merklich angezogen. Die physischen und athletischen Vorteile bekamen mehr und mehr Bedeutung. Und sicher auch die Cleverness, denn in Folge eines Einwurfes ("Das war schlampig von uns", kritisierte Danny Zankl nach Abpfiff.) wusste DER Pokalheld schlechthin, was zu tun ist, als ihm der Ball von Jordan Brown auf dem Präsentierteller gelegt wurde - auch quasi ein Elfmeter, nur mit Gegenspielern. Bereits im Viertelfinale (1:0-Siegtreffer) und im Halbfinale (3:2-Siegtreffer) war Jan Lüneburg zur Stelle. Und auch das 2:1 (25.) nur wenige Augenblicke nach dem Ausgleich war eine klare Ansage, dass der Favorit seiner Bürde gerecht werden und die letztjährige Finalniederlage nicht erneut erleben wollte. Bei dem Geschoss in die kurze Ecke sah Erichsen nicht wirklich gut aus, dennoch muss die Frage gestellt werden, warum ein Stürmer dieser Klasse so viele Freiheiten in der Box hat...?!
Vielleicht hätte Zankl (31.) mit seinem Lupfer nach Zuspiel von Adomat noch einen anderen Spielverlauf herbeiführen können, doch kurz vor der Torlinie konnte Innenverteidiger Fabian Grau für den bereits geschlagenen Huxsohl retten, so dass Norderstedt mit der knappen Führung in die Pause ging. Allerdings ohne Rico Bork, der auf der linken Seite einen starken ersten Durchgang absolvierte und nicht zuletzt wegen des Traumtores zum Hauptprotagonisten dieses "LOTTO-Pokal"-Endspiels hätte werden können, aber eine Oberschenkelverletzung zwang die Norderstedter zum Spielerwechsel noch vor der Halbzeit. Die Einwechslung von Nyarko brachte dann allerdings drei bzw. vier Umstellungen mit sich, weil Kapitän Brown auf die Position des rechten Außenverteidigers wechselte und Juri Marxen von Rechts nach Links wanderte. Dane Kummerfeld rückte eine Position nach Vorne und Nyarko richtete sich in der Zentrale ein. Auf die Frage, ob er wegen der Umstellungen und der Auswechslung von Bork einen flauen Magen bekommen hätte, antwortete Martens selbstbewusst: "Ich weiss, was wir für einen guten Kader haben und dass da von der Bank viel Qualität kommt. Mir war zu keiner Zeit unwohl."
Daran dürfte vor allem Jan Lüneburg maßgeblichen Anteil gehabt haben, denn mit seiner zweiten Bude und der unglaublichen Bilanz von 37 (!) Pokaltreffern in seinem 34. Pokalspiel sorgte "Lüne" für mehr als nur die Vorentscheidung. Der Treffer zum 3:1 (53.) war zudem ein wunderschön herausgespielter und vollendeter Treffer mit einem Flugkopfball gegen die Laufrichtung von Erichsen im TSV-Gehäuse, nachdem Nick Gutmann von der rechten Seite mustergültig geflankt hatte. Ohnehin war die linke Defensive der Saseler keienswegs stabil und ließ Norderstedt zu viele Freiräume.
Pokal-Goalgetter Jan Lüneburg (Nr. 9) startete im Finale voll durch. Foto: Jan Ketelsen
Trotz des Substanzverlustes der Saseler Akteure warfen sie nochmal die letzten Körner in die Waagschale und nach dem Doppelwechsel nach einer guten Stunde Spielzeit sowie der taktischen Umstellung auf "Dreierkette" und Doppelsechs wirkte es fast so, als ob sich der Oberligist noch einmal ins Gespräch bringen könnte. Knappe zehn Minuten lang fand Sasel wieder mehr und mehr ins Spiel und hatte durch Gerken (62.) die riesige Chance zum Anschluss, als Brown in allerhöchster Not zur Ecke rettete.
Doch inmitten der Drangphase des TSV Sasel, als Toksöz (64.) statt eines Freistoßes an der "16er-Kante" vielleicht auch einen Foulelfmeter hätte zugesprochen werden können, schlug der Regionalligist dann eiskalt zu und setzte zwei Konter zum 4:1 (70.) und 5:1 (74.), was dann in der Höhe schon sehr hart für den TSV Sasel war. Das 4:1 von Nyarko war allerdings eine finalwürdige Kombination über 4-5 Stationen, als Johann von Knebel - einer der stärksten EN-Spieler - Kummerfeld auf die Reise schickte, der wiederum präzise auf den eingewechselten Nyarko flankte. Mit Flick-Flack, Salto und "mit Alles und scharf" feierte der quirlige Angreifer die endgültige Entscheidung, die durch von Knebels 5:1 (74.) dann noch die Krönung fand. Hier zeigten sich dann wieder die physischen Vorteile der Norderstedter gegen nun mehr und mehr kraftlose Saseler.
Anschließend durfte der nächsten Monat 30-jährige Jan Lüneburg dann vom Feld. Es war das persönlich fünfte (!) HFV-Pokal-Finale von Jan Lüneburg (4x mit Eintr. Norderstedt und 1x mit dem FC Elmshorn) mit dem nun dritten Titel mit seinen Norderstedtern, womit die gängige These widerlegt wäre, dass man ja nur einmal die Chance hat, im DFB-Pokal zu spielen. Und nun spielt Lüneburg mit seiner Eintracht gegen Bayer - oder gibt es da auch was von Ratio-Lüne...?! Gute Tore. Gute Vorentscheidung.
"Ob Hagenbeck oder Hoheluft - Hauptsache Leverkusen!" prankte auf den Sieger-T-Shirts nach der Begegnung fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber immerhin mit Livestream im Internet (NDR) und bundesweiter TV-Konferenz (ARD). Und wer hätte gedacht, dass Eintracht Norderstedt mal der direkte "Nachfolger" von Inter Mailand würde? Nach dem Ausscheiden aus der Europa-League vor knapp zwei Wochen und einer "Sommerpause" will und wird die Bosz-Elf in den nächsten Wochen keine Test-/Vorbereitungsspiele bestreiten und tritt erst gegen Norderstedt wieder zu dem Pflichtspiel an.
In Anbetracht der schwierigen Auslosung (im Laufe des Wettbewerbs) und dem verdienten Finalsieg kann man Eintracht Norderstedt nur gratulieren. Die letztjährige "Last Minute"-Niederlage im Endspiel gegen Dassendorf wurde im Vorfeld zwar kleingeredet, nagte bis zum heutigen Tag aber sehr wohl in den Köpfen der Spieler und Trainer, wie das Statement von Jens Martens bei der Pressekonferenz - vor der Tribüne im Freien - nur zu gut belegt.
Der HFV organisierte dieses "LOTTO-Pokal"-Finale auf Grund der "Corona"-Krise erstmals im "Wolfgang-Meyer-Stadion" (Hagenbeckstraße) und war unter den Augen des Bürgermeisters Peter Tschentscher, des Innen- und Sportsenators Andy Grote sowie der Oberbürgermeisterin der Stadt Norderstedt, Elke Christina Roeder, ein wahrlich guter Gastgeber unter den strikten Vorgaben der Behörden. Und ALLE Verantwortlichen des Verbandes haben nun selbst miterlebt, was es bedeutet, nur ein einziges Pflichtspiel unter solchen "Hygiene"-Bedingungen zu organisieren und auszutragen. Normaler Pflichtspielbetrieb ist unmöglich. Vor allem dann, wenn pro Tag mehr als nur ein Spiel auf den Anlagen stattfinden soll. Dass ein solcher Aufwand zudem zeitlich und von der "Menpower" nicht alle zwei Wochen zu stemmen ist, stellt dabei kein Geheimnis dar.
Prominent besetzte Tribüne: Carsten Byernetzki, Christian Okun, Carl-Edgar Jarchow, Andy Grote, Elke Christina Roeder, Peter Tschentscher, Dirk Fischer (zweite Reihe, v.l.n.r.) und ganz rechts oben am Bildrand: EN-Präsident Reenald Koch. Foto: Jan Ketelsen
Die bisherigen HFV-Pokalfinals im Herrenbereich fanden 30x im „Hamburger Wembley“ (Stadion Hoheluft), 3x in der Adolf-Jäger-Kampfbahn, 2x am Millerntor, und je 1x im Billtalstadion, der Landesgrenze, am Rothenbaum, der Flurstraße und im Hammer Park statt. In der Regel von mehreren tausend Zuschauern. Im letzten Jahrzehnt waren es im Schnitt immer über 4.000 Beobachter, weshalb das Finale der Saison 2019/20 trotz des guten sportlichen Treibens auf dem satten Rasen für immer einen faden Beigeschmack mit sich tragen wird - nicht zuletzt deshalb, weil die Viertelfinalisten in diesem Amateurwettbewerb ausgerechnet wegen des schnöden Mammons eine Extrawurst (in Form der Spiel-/Trainingsausnahmeregelung) gebraten bekamen, während es aber leider keine Stadionwurst und kein Bier geben durfte...
Lotto-Pokal-Sieger 2020: FC Eintracht 03 Norderstedt! Foto: Jan Ketelsen
Stimmen:
Danny Zankl (Trainer TSV Sasel): Glückwunsch an Norderstedt zum letztlich verdienten Sieg. Das Ergebnis ist leider zu erschlagend. Wir hatten gute Momente und kommen gut rein mit dem Ball auf die Latte in der ersten Szene. Aber ich meine auch danach ein, zwei Szenen. Wir hatten gute Momente nach vorne und haben nicht wirklich etwas zugelassen. Wir wussten, dass Eintracht Norderstedt viel Power hat. Dass der 1:0-Führungstreffer in den Knick reingeht war natürlich ärgerlich. Leider haben wir nach dem Ausgleich, wobei die Szene vor dem Elfmeter stark herausgespielt war, zu schlampig gespielt und das 1:2 eingefangen. Da pennen wir beim Einwurf. Wir haben nach der Umstellung auf "Dreierkette" und dem Doppelwechsel nach einer Stunde gut ins Spiel gefunden, doch dann fällt das 1:4. Danach waren wir nicht mehr in der Lage, körperlich etwas entgegenzusetzen. Mehr war nicht drin, daher möchte ich der Mannschaft für die letzte Viertelstunde auch nicht viel ankreiden.
Jens Martens (Trainer FC Eintr. Norderstedt): Wir sind heilfroh, den Pokal in diesem Jahr gewonnen zu haben. Das verlorene Pokalfinale des Vorjahres hat im Vorfeld nur eine kurze Rolle gespielt. Die neue Chance haben wir im Viertel- und Halbfinale gut gelöst. Wir wussten, dass uns heute mit Sasel eine schwere Aufgabe bevorsteht. Das haben wir am Ende verdient gelöst. Nun ist die Vorfreude nicht nur auf den Start in die Punkte-Runde, sondern auch auf das Duell mit Leverkusen sehr groß. So ein Pokalspiel gegen einen Bundesligisten ist ein absolutes Highlight für jeden Amateurfußball.
Olufemi Smith (Trainer FC Eintr. Norderstedt): Ein toller Tag für uns. Wir sind sehr glücklich über den Pokalsieg und das gute Spiel, das unsere Mannschaft heute gemacht hat. Sasel hat eine wirklich gute Mannschaft und hat die erste halbe Stunde sehr viel Aufwand betrieben. Das war taktisch sehr gut und wir hatten da unsere Schwierigkeiten. Danach haben wir uns aber in das Match reingearbeitet und sind verdient mit 2:1 in die Halbzeit gegangen. Nach gut einer Stunde hat man gemerkt, dass bei Sasel die Kräfte schwinden – aber wir hatten noch genug Energie und Benzin im Tank. Das waren schön herausgespielte Tore und wir dürfen uns jetzt zu Recht als Pokalsieger feiern lassen. Für mich persönlich war es der erste Titel - und ich bin sehr happy, dass mir das auch noch mal gelungen ist (lacht).
Reenald Koch (Präsident FC Eintr. Norderstedt): So sehr wir uns auf das Duell mit Leverkusen freuen, ich werde nun erstmal das Gespräch mit den Bayer-Verantwortlichen suchen, um das Heimrecht zu tauschen. Der Aufwand und die finanziellen Kosten für Kamera-Türme, Stromgeneratoren usw. ist ohne jegliche Zuschauereinnahmen nicht zu leisten. Das kannst du ja nicht bezahlen. Hinzu kommt der zeitliche Druck [Anmerkung der Redaktion: DFB-Pokal 1. Runde bereits vom 11.-14.09.2020] mit einem Vorlauf von nur drei Wochen. Wir hoffen, dass wir in Leverkusen spielen können. Das wäre eine "Win-Win"-Situation für alle Beteiligten.
Dirk Fischer (HFV-Präsident): We made the best of it. Wir waren durch die Corona-Krise in unseren Möglichkeiten eingeschränkt. Die Zuschauer haben natürlich sehr gefehlt heute. Das war eine ganz schwierige Situation. Wir sind dankbar, dass wir nach der Entscheidung der Stadt den Pokalwettbewerb mit der Ausnahmeregelung zu Ende spielen durften. Das ist ein Segen für uns und wir haben unter den jetzigen Umständen das Beste daraus gemacht. Ich gratuliere Norderstedt, auf die nun mit dem Spiel gegen Bayer Leverkusen etwas Besonderes wartet.
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