„Ein großer Dank an den Verein für die Umsetzung des Hygienekonzeptes. Das ist sehr sehr gut gewesen. Toll, dass wir hier heute spielen konnten“, strahlte HUFC-Coach Sidnei Marschall nach dem Abpfiff. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen im Hammer Park ganze Arbeit geleistet und alles perfekt organisiert. Doch nicht nur „das erste Mal“ unter Hygieneauflagen war eine Premiere – auch ein Oberligaspiel ohne Gegentor hatten „die Geächteten“ bislang noch nie geschafft.
„Dabei haben wir in der Vorbereitung knapp 50 Tore geschossen. Aber heute haben nichts gebacken bekommen“, seufzte SVR-Coach Michael Fischer, um wie immer launig und humorvoll zu ergänzen: „Beim Torwart von Hamm muss ich mich entschuldigen, der dürfte heute kurz vor einer Lungenentzündung gestanden haben, weil er gefroren hat“.
Knackpunkt der Partie war aus Gästesicht wohl die Szene aus der 27. Minute: Patrick Hoppe hatte aus der eigenen Hälfte einen Traumpass über 40 Meter auf den rechten Flügel geschlagen, Leon Neumann spurtete im Vollsprint an allen vorbei und legte auf Kilian Utcke quer. Doch bevor der zum 0:1 einschieben konnte, hatte der SR-Assistent schon die Fahne oben. Neumann soll im Abseits gestanden haben, war dabei wohl allerdings einfach zu schnell für die Augen des Linienríchters… Fischer jedenfalls fragte ganz freundlich; „Ganz sicher Abseits? Wirklich ganz sicher?“, bekam ein „Ja“ als Antwort, um dann (leicht ironisch) festzustellen: „Alles richtig gemacht…“. Doch es ehrt den Bönningstedter Übungsleiter, dass er hinterher keinesfalls diese Szene als Entschuldigung suchte (siehe „Stimmen“).
Wenige Minuten nach diesem „Vorfall“ kam der nächste Nackenschlag für die Gäste: Eine scharfe Hereingabe von Tevin Tafese bugsierte Kevin Beese unbedrängt zum 1:0 über die Linie ins eigene Tor (32.). Und noch bevor sich die „Red Devils“ neu sortieren konnten, nutzten die Hausherren die Gunst der Viertelstunde zum 2:0. Wieder war Tafese über die rechte Seite der Vorbereiter – und diesmal Bazier Sharifi aus acht Metern der dankbare Abnehmer (39.).
Nach der Pause stellte Fischer um, nahm den Unglücksraben Beese vom Feld und beorderte Jan Schrage auf die „Sechs“, während sich Sven Worthmann (IV) und Finn Hanke (RV) in der Viererkette wiederfanden. So blieb man im zweiten Durchgang zwar ohne Gegentor, doch nach vorne wollte rein gar nichts gelingen. Bis auf einen verunglückten Schuss von Neumann übers Tor (50.) und einen harmlosen Kopfball von Edouard Mesenholl (83.) hatte HUFC-Keeper David Jendrzej einen gemütlichen Freitagabend - zum Glück ohne Lungenentzündung!
Stimmen:
Jörn Heinemann (Präsident Hamm United FC): Wir haben jetzt noch 17 Spiele, da ist das Ziel natürlich 51 Punkte (lacht). Über den gelungenen Saisonstart freuen wir uns mindestens genauso, wie über den perfekten Ablauf heute mit den Hygieneauflagen. Das war viel Arbeit, die sich aber gelohnt hat. Wir hoffen, dass sich noch viele Vereine der Initiative von Matthias Nagel (Ahrensburger TSV) anschließen. Es ist unmöglich, dass keine Punkte aus der Hinrunde mitgenommen werden. Da fehlt mir jedes Verständnis. Der Verband hat die „Generalvollmacht“ vom Verbandstag dazu benutzt, diese Modus ohne Einbindung der Vereine zu beschließen. Das wollen wir nicht klaglos hinnehmen.
Michael Fischer (Trainer SV Rugenbergen): Puh, das ist nicht ganz so einfach zu erklären. Ohne Wenn und Aber erstmal herzlichen Glückwunsch an Hamm zum hochverdienten Sieg. Ich bin total erschüttert und habe meine Mannschaft heute überhaupt nicht wiedererkannt. Ich weiß nicht, ob da jeder seinen Zwillingsbruder geschickt hat. Die Mannschaft hat komplett ins Klo gegriffen. Das hatte in keinster Weise was mit der tollen Vorbereitung zu tun, wo wir fast 50 Tore geschossen haben. Beim Torwart von Hamm muss ich mich entschuldigen, der dürfte heute kurz vor einer Lungenentzündung gestanden haben, weil er gefroren hat. Bis auf einen richtigen Schuss von Düllberg haben wir nichts gebacken bekommen. Wir waren in allen Belangen wie Spielwitz, Leidenschaft und Engagement unterlegen, einige Spieler hatten eine Fehlpassquote von über 70%. Mir haben viele Leute bestätigt, dass die Szene kurz vor dem 1:0 kein Abseits gewesen ist (27.), aber wenn ich hier eins nicht machen werde, dann ist es dem Schiedsrichter dafür die Schuld zu geben. Wenn jeder Spieler in meiner Mannschaft heute so wenig Fehler wie das SR-Gespann gemacht hätte, dann hätten wir hier 4:2 gewonnen. Aber wir trainieren Menschen und keine Maschinen. Die können nicht innerhalb kürzester Zeit alles verlernt haben. Am Ende des Tages stehen wir drei Punkte hinter dem Tabellenführer – und vor Vicky. Das ist schön, ich hätte es mir aber anders vorgestellt (lacht).
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Wir haben Rugenbergen keine Luft und Zeit zum Atmen gelassen. Wir waren bereit und wir waren aggressiv und haben gut Fußball gespielt. Auch noch in der 90. Minute sind wir mit drei Mann auf den Gegner draufgegangen. Wir waren frischer und konzentrierter. Das zweite Tor war super herausgespielt. Von hinten vom Torwart angefangen, dann die Seite gewechselt und über außen in den Strafraum und das Tor erzwungen – das war schön zuzuschauen. Bisher haben wir in der Oberliga noch nie zu Null gespielt – heute war es das erste Mal. Das war nach dem extremen „Cut“ mit 15 Neuzugängen diese Saison nicht unbedingt zu erwarten. Aber wir haben viele talentierte, junge und gute Leute dazubekommen. Ein großer Dank an den Verein für die Umsetzung des Hygienekonzeptes. Das ist sehr sehr gut gewesen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 3 Spiele, 2 Siege, 0 Remis, 1 Niederlage, 5:5 Tore
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