19.09.2020 Das(se) ging fast in die Hose... von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – FC Union Tornesch 2:1 (0:1)
TuS Dassendorf: Barkmann – Muhlack, Ahlschwede, K. Carolus – Dittrich, Strömer (86. Lenz), M. Bergmann (46. S. Möller), Kleine – D. Bergmann – Maggio, M. Möller (63. Kurczynski) FC Union Tornesch: Baese – Nötzelmann, Kuschka, Maack, Tiedemann – Werning, Stahnke (86. Rosenthal) – Winckelmann, Eggers (77. Aufgebauer), Meyer – Knottnerus (71. Ghadimi) Tore: 0:1 Knottnerus (43.), 1:1/2:1 Maggio (66./80.) Schiedsrichter: Gerrit Breetholt (SV GW Eimsbüttel): Hatte 80 Minuten lang alles fest im Griff, nur zum Ende hin ein paar unnötige/kleinliche Gelbe Karten (insbesondere Muhlack und Maggio fragen sich wohl noch immer, wofür eigentlich). Das trübt den guten Gesamteindruck aber nur unwesentlich. Beste Spieler: Kleine (1. Hz.), Strömer (2. Hz) – Knottnerus Zuschauer: 200 („Ausverkauft“ – gem. Corona-Zulassungsbeschränkungen)
„Mal gucken, ob heute überhaupt gespielt wird“ – so wurde der HAFO-Redakteur eine Stunde vor dem Anpfiff von Liga-Manager Alexander Knull am Wendelweg begrüßt. Doch nicht etwa „Corona“ wurde zum Problem – sondern die Tatsache, dass die Gäste nur mit blauen Trikots und weißen Hosen (also mit den Dassendorfer Vereinsfarben) angereist waren. Schiedsrichter Gerrit Breetholt jedenfalls ließ nicht mit sich reden und wollte so nicht anpfeifen. Um das zu verhindern, besorgte die TuS schließlich von seiner zweiten Mannschaft (aus der Kreisliga) blaue Hosen. So konnte/durfte Tornesch doch noch auflaufen und war auf dem Platz auch gut zu unterscheiden (siehe Fotos).
Thorben Reibe mit den "Leihhosen" (in der Tüte) von Dassendorfs Zweite Herren. Foto: Olaf Both
„Zur Halbzeit habe ich mich aber ehrlich gesagt gefragt, ob es wirklich so clever war, Tornesch mit unseren blauen Hosen auszuhelfen“, schmunzelte TuS-Sportchef Jan Schönteich nach dem Abpfiff. Denn die 200 Zuschauer in der „ausverkauften“ Wendelweg-Arena bekamen gleich zwei Überraschungen geboten: 1.) Bei der Heimmannschaft fanden sich mit Marcel Lenz, Amando Aust und Sven Möller drei absolute Stammspieler nur auf der Ersatzbank wieder und 2.) spielte der klare Außenseiter über weite Strecken der Partie sehr gut mit und ging sogar mit einer Führung in die Pause.
Die erste Chance des Spiels hatten allerdings die Hausherren: Nach einem gefühlvollen Freistoß von Dennis Bergmann zog Maxi Dittrich aus 14 Metern ab und die Kugel wäre wohl knapp unter dem Torbalken zur Führung eingeschlagen, aber Keeper Norman Baese parierte glänzend (1.). Doch danach rieb man sich verwundert die Augen: Einige Minuten lang „drückten“ die Eisernen den Meisterschaftsfavoriten in die eigene Hälfte und hatten in der ersten Viertelstunde drei, vier Eckbälle mit kleinen Halbchancen (z.B. Jan Eggers volley übers Tor).
Erst nach gut zwanzig Minuten setzte wieder die TuS die Akzente: Erst hielt erneut Baese einen Schuss von Mattia Maggio glänzend (und beim Abpraller soll Tom Muhlack im Abseits gestanden haben (21.), dann wurde eine scharfe Maggio-Hereingabe von der Linie gekratzt (25.). Besser machte es der FCU: Nach einem Traumpass von Maik Stahnke tauchte Fabian Knottnerus völlig frei am Sechzehner auf (Richter: „Das war für mich klar Abseits“) und weil Keeper Julian Barkmann etwas ziellos an der Strafraumkante umherirrte, wurde er mit einem „Tunnel“ zum 0:1 ins verlassene Gehäuse bestraft (43.). Großer Jubel bei den Gästen (siehe Foto) – es war das erste Tor der Vereinshistorie gegen die TuS.
Fabian Knottnerus (2. v. r.) hat gut Lachen nach seinem Führungstreffer. Foto: Olaf Both
Hatte sich „Jonny“ Richter etwa mit seiner Aufstellung verzockt? „Wenn man mit dieser Startelf 7:2 gegen den LSK gewinnt – wer würde da schon etwas verändern?“, gab er sich und uns die rhetorische Antwort gleich selbst. Immerhin wurde mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit Sven Möller eingewechselt (mit so langen Haaren wie einst Günter Netzer).
„Mölli“ setzte mit einem Knaller aus 20 Metern auch gleich eine Duftmarke (53.), doch ausgerechnet der bis dahin so blasse Maggio avancierte dann zum „Man of the Match“. Zweimal profitierte der Ex-Profi dabei von tollen Flanken von Len Aike Strömer, beide Male hielt „MM“ seinen Schädel hin und schon war das Spiel gedreht (66./80.). Insbesondere der Ausgleichstreffer war kurios (Richter nannte es später eine „schwierige Chance“): Der 26jährige erwischte das Leder gar nicht richtig, sondern löffelte das Ding „eher mit dem Ohrläppchen“ (O-Ton Schönteich) in den Giebel (siehe Fotos).
Mattia Maggio (r.) köpft mit dem Ohrläppchen...
... und der Ball fliegt perfekt zum 1:1 in den Knick. Torwart Norman Baese kann nur hinterher schauen. Fotos: Olaf Both
„Ich hätte ihn schon längst ausgewechselt“, gestand Schönteich und fand viel Zustimmung, doch Richter verwies zum einen auf fehlende Alternativen und die gute Vorbereitung des Stürmers: „Mattia hatte heute lange Zeit keine glücklichen Momente, die Du zum Torerfolg einfach brauchst (laut Statistik basieren zwei Drittel aller Treffer auf Zufall). Aber dann steht er halt zweimal richtig und wird unser Matchwinner“. So entscheiden eben nur Meister-Trainer.
Doch die weit angereisten Gäste, die sich schon am Vormittag im Bergedorfer „Schweinske“ zum Frühstück getroffen hatten (Reibe: „Letztes Jahr sind wir erst eine halbe Stunde vor dem Anpfiff eingetroffen und dieses Wochenende ist ja der Elbtunnel gesperrt – da haben wir uns etwas überlegt“), hatten auch ihre guten Momente, doch entweder wurden beim Konter „die falschen Entscheidungen“ getroffen (Reibe), oder der SR-Assistent und seine Fahne hatten etwas dagegen. Insgesamt lag der Ball noch dreimal im Netz (2x bei der TuS, 1x FCU), doch kein Treffer zählte am Ende.
Unnötig hektisch wurde es in den letzten zehn Minuten. Erst bekam Muhlack für angebliches Ballwegschlagen Gelb (82.), obwohl er in den Pfiff des Schiedsrichters hinein abgezogen hatte, dann hatte Dittrich kurz das Bein/Knie etwas zu hoch (aber völlig harmlos) gegen Keeper Baese im Einsatz (85.). Bei der anschließenden Rudelbildung ging es hoch her, Baese stieß kräftig mit beiden Händen gegen die Brust von Dittrich und auch Philip Kuschka (siehe Foto, Nr. 37) und Dennis Bergmann stachen mit „Aktionen“ hervor. Gelb bekamen aber stattdessen Dittrich und Maggio. Nicht ganz nachvollziehbar (während die Verwarnung für Baese in Ordnung ging), doch letztlich beruhigten sich die Gemüter wieder.
Viel Hektik kurz vor Schluss. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Wir freuen uns, dass es endlich losgeht – und müssen alle die Daumen drücken, dass es auch so weitergeht, wenn man die gestrige Corona-Absage in Osdorf sieht. Ich persönlich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das alles so reibungslos funktioniert. Umso mehr bin ich froh und dankbar, dass unser Verein das hier alles unter den Hygieneauflagen so toll hinbekommen hat. Leider durften wir nur 200 Zuschauer ins Stadion lassen und mussten sogar ein paar Leute abweisen bzw. wieder nach Hause schicken. Das hätte ich auch nicht gedacht und wir werden mal schauen, ob wir das in Zukunft anders regeln können. Zum Modus nur so viel: Von den 500 Ideen, die man hätte haben können, ist die jetzige nicht unter den Top 498. Wir drücken die Daumen, dass das hinsichtlich der Punktemitnahme noch geändert wird.
Thorben Reibe (Trainer FC Union Tornesch): Wir können uns alle glücklich schätzen, dass wir wieder spielen dürfen. Nach gefühlt 15 Wochen Vorbereitung – ohne zu wissen, ob und wann es losgeht – war das heute wirklich gut von uns. Man kann fast ein bisschen enttäuscht sein, dass wir aus unseren guten Umschaltmomenten nicht mehr gemacht haben. Da haben wir zwei-, dreimal falsche Entscheidungen getroffen – und ob das wirklich immer Abseits war, weiß ich auch nicht. Das würde ich gerne nochmal auf Video sehen (Zwischenruf von Richter: „Euer 1:0 war Abseits“ – großes Gelächter). Mit einem 2:0 wäre nochmal die zweite Luft gekommen, aber so waren wir am Ende stehend KO. Insgesamt kann ich meiner Mannschaft aber ein Riesenkompliment machen. Man weiß ja eh nicht, ob man sich ärgern soll, wenn die Punkte nachher nicht mitgenommen werden. Ich hoffe, da wird noch etwas geändert. Wir rufen, wie viele andere Teams auch, Platz 8 als Ziel aus. Das muss man auch, weil man ja ansonsten völlig ohne Ziel spielt - und das ist einfach quatsch.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Großes Kompliment an Union Tornesch. Sie waren unbequem und haben es uns echt schwer gemacht. Nach dem tollen Testspiel letzte Woche gegen den Regionalligisten Lüneburg (7:2-Sieg) war das nicht einfach für uns heute. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir häufig noch Probleme, aber wir haben die Geduld und die Qualität, um uns hintenheraus zu steigern. Das hat uns schon letztes Jahr ausgezeichnet. Wir haben uns für den Aufwand belohnt, aber schon komisch, dass ausgerechnet wieder die schwierigen Chancen zum Erfolg führen. Letztlich haben wir unser Ziel, drei Punkte zu holen, erreicht. Das war das Wichtigste. Auch ich hoffe, dass wir alle Saisonspiele durchziehen können.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 3 Spiele, 3 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen, 11:1 Tore
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