11.10.2020 "Jeder andere Gegner hätte uns begraben" von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
Niendorfer TSV – Hamburger SV III 4:1 (3:0)
Niendorfer TSV: Grubba – Behrmann, Krüger, Benn, Speck – Huneke (69. Erman), Karow (63. Fedai) – Streubier, Zarei, Brückner (69. Kutschke) – Merkle Hamburger SV III: Matthäi – Danzer, M. Augustinovic, Wacker (73. Büge), Rieder – Krüger – Packheiser (59. Kim), Morrone, Jordan, Nikroo – Erik Tore: 1:0 Merkle (32.), 2:0/3:0 Zarei (34./44.), 4:0 Merkle (66.), 4:1 Jordan (85.) Schiedsrichter: Martin Pfefferkorn (SC Urania): Sehr umsichtig und mit viel (gutem) Gespür für Vorteilsituationen. Souverän auch, wie er die kleine Rudelbildung mit 3x Gelb löste (78.) Beste Spieler: Streubier, Speck, Zarei, Merkle– Packheiser, Jordan Zuschauer: 107
"Wir waren in Hamm (1:4) am Ende physisch unterlegen. An diesen Defiziten müssen wir dringend arbeiten“, so Niendorfs Liga-Manager Marcus Scholz im Vorwort der Stadionzeitung: „Schön, dass unser Athletiktrainer Marijo Kremic wieder da ist“. Mit dieser „Drohung“ im Nacken schienen die Gastgeber jedoch zunächst wie gelähmt. Eine halbe Stunde lang lief rein gar nichts zusammen, es gab weder einen Torschuss, geschweige denn eine Chance.
„Jeder andere Gegner hätte uns in dieser Phase wohl begraben“, atmete Ali Farhadi nach dem Abpfiff erleichtert auf. Denn tatsächlich verpassten es die gut organsierten „Rothosen“, aus ihrer Überlegenheit der ersten dreißig Minuten Kapital zu schlagen. Sepehr Nikroo hatte gleich zwei gute Gelegenheiten, scheiterte aber erst an Keeper Tobias Grubba (2., siehe Foto) und setzte dann seinen Fallrückzieher über das Gehäuse (18.). Als dann auch noch Levin Erik aus 20 Metern vergab (20.), nahm das Unheil für die Gäste seinen Lauf.
Sepehr Nikroo (2. v. r.) scheitert an Torwart Tobias Grubba. Foto: Olaf Both
„Wir haben dann umgestellt (Zarei in die Spitze, Merkle dahinter) und hatten sofort Zugriff auf das Spiel“, freute sich Farhadi über seinen taktischen Schachzug, der pünktlich mit dem Ende des großen Regens am Sachsenweg einherging. Lennard Speck eroberte am eigenen Strafraum den Ball, schlug ihn einfach parallel an der Seitenlinie nach vorne, Namensvetter Lennart Merkle startete von der Mittellinie ein feines Solo und versenkte das Leder mit einem Linksschuss ins lange Eck zum 1:0 (32.)
Keine 100 Sekunden später wieder ein Ballverlust der Gäste, Hassan Zarei erfasste die Situation blitzschnell und zog noch in der eigenen Hälfte stehend aus rd. 45 Metern einfach mal ab. Der Ball flog und flog – über den 25 Meter vor seinem Tor platzierten Matthäi hinweg zum 2:0 ins Tor (34., siehe Fotos). Ein klassischer Doppelschlag aus dem Nichts. „Du liegst 0:2 hínten und weißt nicht warum“, stöhnte Gäste-Trainer Marcus Rabenhorst. Doch es kam sogar noch schlimmer: Der bärenstarke Dario Streubier setzte entschlossen nach und Zarei wurschtelte die Kugel aus drei Metern zum 3:0 über die Linie (44.).
Das Leder senkt sich und Torwart Anton Matthäi streckt sich vergebens...
...und Hassan Zarei (Nr. 10, 2.v.r.) kann sein Traumtor bejubeln. Fotos: Olaf Both
Es lief also eigentlich wie immer für die Rautenkicker, wenn es gegen die Niendorfer geht. Denn noch nie konnten die HSV-Amateure einen Punkt gegen den NTSV holen (siehe „Statistik“ am Ende des Berichtes). Doch wer die erste Halbzeit gesehen hat, fragt sich in der Tat, wie es 3:0 für die Hausherren stehen konnte. Nach dem Seitenwechsel kontrollierte die Farhadi-Elf dann das Geschehen und legte nach schöner Kombination von Streubier über Zarei zu Merkle sogar mit dem 4:0 nach (66.). Blaue Wolken am Himmel!
Lennart Merkle (r.) bejubelt seinen Treffer zum 4:0. Foto: Olaf Both
Immerhin: Die Gäste gaben sich nie auf - und nach zwei erfolglosen Versuchen (47./61.) versenkte Dominik Jordan doch noch einen Freistoß sehenswert im kurzen Eck (knapp unterhalb der Latte) zum 1:4-Ehrentreffer (85.).
Der HSV muss (kann) nun seine Wunden lecken und mit drei Heimspielen vor der Brust möglicherweise Boden gutmachen, während der NTSV nächste Woche spielfrei hat und in dieser Zeit „die Defizite aufarbeiten kann“, wie Farhadi lächelnd seinen Manager zitierte.
Stimmen:
Marcus Rabenhorst (Trainer Hamburger SV III): Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen, hatten die erste halbe Stunde eine gute Ordnung und haben Niendorf komplett beherrscht. Leider haben wir unsere Situationen nach vorne zu schlecht ausgespielt, eigentlich müssen wir hier mit 1:0 in Führung gehen. Und dann bringen wir uns wieder durch defensiv unerklärlich schlechtes Umschaltverhalten in die Schieflage. Das zweite Gegentor kann mal passieren, wir fordern ja ein, dass unser Torwart mitspielen soll. Innerhalb weniger Minuten kriegst du drei Gegentore und gibst alles aus der Hand. Das ist jetzt eine schwierige Situation für uns. Ich bin aber guter Dinge, dass wir den Bock irgendwann umstoßen. Wir haben nun drei Heimspiele und dann wird sich das wahre Gesicht der Mannschaft zeigen.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Die erste halbe Stunde war eine Katastrophe. Jeder andere Gegner hätte uns wohl begraben, da haben wir Glück gehabt. Aber nach den Umstellungen haben wir sofort Zugriff aufs Spiel bekommen und die Jungs haben viel besser gespielt. Nach den drei schnellen Toren war klar, dass wir das Spiel gewinnen. Unterm Strich ein absolut verdienter Sieg – wie immer, wenn wir gewinnen (lacht). Ich freue mich sehr, kann den Sieg aber auch richtig einordnen. Insgesamt hängen wir in der Tabelle aber noch nach, uns fehlen drei Punkte. Jetzt haben wir 14 Tage Zeit, um uns auf das nächste Spiel vorzubereiten und unsere Defizite aufzuarbeiten, wie unser Manager Marcus Scholz richtig gesagt hat.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1986): 7 Spiele: 7 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen, 19:5 Tore
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.