24.10.2020 Wild Wild West am Gramkowweg von Redakteur
Stefan Knauß
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TSV Sasel 3:4 (2:2)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin (46. Giese) – Kühn, Franz, Doege, Bulut– Hinze (68. Lechler), Rogge – Mokhlis, Behrens, Bulut– von Walsleben-Schied (74. Spiewak) TSV Sasel: Tuffour – Celikten, Take, Mandic, Ellerbrock (46. Steddin), Lichy (46. Dogan) – Zankl, Adomat, Ghubasaryan – Toksöz, Kourkis (86. Dogic) Tore: 1:0 Behrens (5.), 1:1 Kourkis (7.), 2:1 Mokhlis (32.), 2:2 Kourkis (39.), 2:3 Toksöz (52.), 3:3 Lechler (68.), 3:4 Wilhelm (80., ET) Rote Karte: Behrens (72., Foulspiel) Besondere Vorkommnisse: N. Zankl (TSV) verschießt Foulelfmeter (22.) Schiedsrichter: Marco Kulawiak (SC Teutonia 10), verlor in der zweiten Halbzeit ein wenig die Linie und hatte Schwierigkeiten, Ruhe in die zerfahrene Partie zu bringen. Beste Spieler: Bulut – Kourkis, Toksöz Zuschauer: 120
Fußballherz was willst du mehr? Sieben Tore in 90 Minuten, hitzige Duelle, sieben gelbe Karten und einen Platzverweis, ein verschossener Strafstoß, Chancen ohne Ende und viel, viel Aufregung. Na gut, einen Platzverweis braucht niemand. Es traf dabei ausgerechnet den neuen Kapitän der Curslacker, Corvin Behrens. Dieser wurde im Stadionheft der „Vereinsbrille“ auf der Titelseite mit „Ahoi Captain“ vorgestellt. Daraus wurde später „Adieu Captain“ (69.). Denn Behrens stoppte Sasels Deran Toksöz mit einem leichten Hakler im Mittelfeld. Allerdings im vollen Lauf und vermutlich absichtlich, um den Konter der Saseler zu unterbinden. SR Kulawiak zog sofort glatt Rot. Hart, aber irgendwie auch vertretbar.
Zuvor sahen die 120 Zuschauer von der Tribüne aus ein sehr zerfahrenes Spiel. Es ging auf und ab. Hin und her. Dabei sah man deutlich, dass der SV Curslack-Neuengamme auf Wiedergutmachung bedacht war. Genau das hatte Trainer Christian Woike im Vorwort der „Vereinsbrille“ auch gefordert. Marcel von Walsleben-Schied rannte unermüdlich Sasels Keeper Todd Tuffour an. Dieser hatte mal ausnahmsweise keinen guten Fuß und produzierte zahlreiche Fehlpässe oder weite Bälle ins Aus. Daraus resultierten immerhin keine Gegentore.
Bereits früh ging Curslack in Führung durch den neuen Capitano. Behrens nahm eine butterweiche Flanke von Özgür Bulut dankend an und erzielte das erste Tor (5.). Aber zwei Minuten später egalisierte Lukas-Gabriel Kourkis die Führung. Nach einem feinen Zuspiel von Nico Zankl ließ Kourkis Babuschkin keine Chance (7.). Kurze Zeit später wurde Kourkis von Florian Rogge im Strafraum gefoult. Den fälligen Strafstoß versemmelte Nico Zankl dann kläglich (22.). Seine schwach getretene Rückgabe konnte Babuschkin leicht parieren. Um sofort den Gegenangriff einzuleiten. Ein weiter Abwurf auf Moritz Kühn und dieser zog auf rechts der Saseler Abwehr davon. Sein Abschluss landete am rechten Pfosten von Tuffour, der diesen Ball niemals halten konnte (23.).
Die erneute Führung für Curslack erzielte dann Hamed Mokhlis sehenswert. Im Fünfer stoppte er den Ball mit dem Rücken zum Tor, drehte sich und nahm den abgetropften Ball direkt. Ein sehr schönes Tor (32.). Nach vorne blieb Curslack stets gefällig und konnte immer wieder gefährlich kontern. Aber was war denn in der Abwehr los? Oliver Franz wirkte zeitweise überfordert. Er leitete den Ausgleich des TSV Sasel mit einem katastrophalen Rückpass ein. Kourkis nahm die Vorlage dankend auf und schoss zum Ausgleich ein (39.).
Dazu gab es kurz vor dem Pausenpfiff noch eine schlimme Situation im Curslacker Strafraum (45.). Gianluca Babuschkin fiel bei einer Aktion laut schreiend auf den Boden. Ihm war die Kniescheibe raus gesprungen und er blieb natürlich in der Kabine. Ersatzkeeper Leon Giese musste in der zweiten Hälfte für Babuschkin ran.
Kniescheibe raus – für Keeper Gianluca Babuschkin (am Boden sitzend) ging es nicht weiter. Foto: Hanno Bode
Danny Zankl wirkte in den ersten 45 Minuten an der Seitenlinie recht unzufrieden und erklärte später: „Curslack hat sehr hoch gepresst und dann musst du nur noch Pässe über deren Kette spielen. Aber das haben meine Jungs nicht gemacht.“ In der zweiten Halbzeit stellte Zankl um. Er wechselte Ellerbrock und Lichy aus. Dennoch brachte auch das nicht mehr Sicherheit oder gar Ruhe ins eigene Spiel. Aber die Führung durch Toksöz (52.). Deran schloss einen Bilderbuchkonter Sasels mit einem strammen Schuss aus zehn Metern ab. Sehenswert!
Curslack gab sich niemals auf. Mokhlis traf wenig später den Pfosten (56.). und Christian Woike wechselte den „Torminator“ ein (68.). Arnold Lechler kam auf den Platz, lief in den Strafraum und erzielte mit seiner ersten Ballberührung den Ausgleich (68.). Da kam die Hoffnung zurück. Dann aber folgte der Platzverweis für Behrens. Das Spiel wurde zunehmend hektischer. Und auch nicklig. Zum Schluss und auch danach beharkten sich Bulut und Tuffour energisch, verbal und bis knapp vor körperlicher Zuwendung (siehe Foto).
Nase an Nase: TSV-Keeper Todd Tuffour und Özgür Bulut. Foto: Hanno Bode
Den entscheidenden Schlusspunkt setzte Curslack ausgerechnet mit einem Eigentor. Über links schoss Zankl einen scharfen Pass in den Strafraum. Witalij Wilhelm wollte klären. Aber er versenkte die Kugel ganz bitter in die eigenen Maschen (80.). Sasel konterte weiter brandgefährlich. Aber ohne Ertrag. Auch Curslack kam nicht mehr zum Ausgleich. Den hätte sich das Team eigentlich für den immensen Aufwand verdient. Irgendwie war das ein glücklicher Sieg für Sasel. In einem immer spannenden Spiel. Mit einer allerdings schwachen Curslacker Defensive.
Beide Trainer setzten sich in der anschließenden PK einvernehmlich für eine Fortsetzung des Spielbetriebs ein. Zankl: „Ich kann mir natürlich vorstellen, dass wir künftig mit wenig oder gar keinen Zuschauern spielen werden. Aber an eine Einstellung des Spielbetriebs glaube ich nicht.“ Woike pflichtete dem bei und betonte die wichtige soziale Funktion des Sports, vor allem für die Jugendteams. Hoffen wir mal, dass der Senat und der HFV es ähnlich sehen!
Stimmen:
Danny Zankl (Trainer TSV Sasel): Ich glaube, ein ordentliches Statement zu diesem Spiel bekomme ich erst morgen früh hin. Das war ein sehr wildes Spiel von uns! Wir wussten ja, was uns hier erwartet, das wir es mit einer individuell sehr gut besetzten Mannschaft zu tun haben. Curslack hat uns das Spiel in der ersten Halbzeit sehr schwer gemacht. Sie haben uns hoch angelaufen und früh gepresst. Da konnten wir uns häufig nur mit langen Bällen befreien. Wir haben zu ungenaue Pässe gespielt. Und die Gegentore waren absolut vermeidbar. Letztlich haben wir noch viel Arbeit vor uns und ich bin heilfroh, dass wir hier mit einem Sieg nach Hause fahren können.
Christian Woike (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Erst einmal war die Einstellung meiner Mannschaft nach dem Ausfall bei Paloma okay. So, wie man sich das vorstellt und wünscht. Aber die Gegentore haben wir mit verschuldet oder uns sogar noch selbst reingekegelt. Ich verstehe auch nicht, wie schlecht wir die Diagonalbälle verteidigt haben. Das haben wir in der letzten Woche oft geübt. Und werden es wohl noch 70mal wiederholen müssen. Die Gegentore sind viel zu leicht gefallen. Das haben wir insgesamt sehr schlecht verteidigt. Den Platzverweis fand ich zu hart. Es war definitiv ein klares Foul. Da hätte eine gelbe Karte aber auch gereicht, zumal vorher das Foul an Bulut nicht geahndet wurde.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 18 Spiele: 6 Siege, 2 Remis, 10 Niederlagen, 39:43 Tore
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