25.10.2020 Theo gegen den Rest der Welt von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
Niendorfer TSV – USC Paloma 1:1 (0:1)
Niendorfer TSV: Grubba – Yago, Krüger, Benn, Behrmann – Huneke, Fedai (58. Karow) – Streubier (74. Kutschke), Brückner – Merkle, Gries (58. Zarei) USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Yilmaz, Krause, Blumauer – Niemann, Schwäbe (70. Schiemann) – Blunck, Ulaga (65. Wallner), Zabihi – Wohlers (86. Bein) Tore: 0:1 Ulaga (23.), 1:1 Behrmann (90.+2) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Sehr großzügig bei der Zweikampfbeurteilung (vor allem in der ersten Halbzeit). Beide Trainer „forderten“ deutlich mehr Freistöße (natürlich jeweils für ihr Team). In der zweiten Hälfte mit besserer und klarerer Linie. Beste Spieler: Streubier, Huneke – Blunck, Mandelkau, Ulaga Zuschauer: 100 (Ausverkauft)
Beide Klubs kreuzen schon seit 1973 in über 40 Punktspielen die Klingen (siehe Statistik am Ende des Berichtes), aber die Partie vom 15. August 2004 hat immer noch einen ganz besonderen Stellenwert. Es war damals am 1. Spieltag nämlich das erste Oberliga-Spiel der Niendorfer Vereinsgeschichte – mit durchaus prominenten Namen im Kader, so standen damals u.a. Marcus Scholz, Carsten Wittiber und Jörn Großkopf für den NTSV auf dem Platz ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=800). Seither haben die Sachsenwegler stolze 537 Partien in Hamburgs höchster Amateurliga absolviert (217 Siege, 126 Remis, 194 Niederlagen = 777 Punkte).
Gegen die „Mannschaft der Stunde“ (O-Ton NTSV-Manager Marcus Scholz über Paloma) wollten die Hausherren eigentlich an die gute zweite Halbzeit vom HSV-Spiel anknüpfen – doch die Punktspielpause von der letzten Woche tat dem Team offensichtlich nicht gut. „Wir haben nach den Trainingsleistungen entschieden und kräftig durchgewürfelt“, meinte Coach Ali Farhadi nach dem Spiel. So standen Aytac Erman, Lawrence Schön, Leon Meyer, Ilyas Afsin und Evaiton Fernandes nicht im Kader. Und nach der heutigen Leistung dürften nächste Woche gegen Sasel wohl weitere Veränderungen folgen…
Den „Tauben“ war das natürlich alles herzlich egal. Mit dem Selbstbewusstsein aus den guten Auftritten gegen Sasel und Curslack im Kopf und Rücken bestimmten die Gäste vom Anpfiff weg das Geschehen – weil der NTSV viel zu passiv agierte und nur wenig mit dem Ball anzufangen wusste. Das spiegelte sich insbesondere beim USC-Führungstor wider: Linksverteidiger Theo Behrmann nahm die Kugel auf Höhe der Mittellinie viel zu verträumt an, von hinten rauschte Michel Blunck heran, nahm dem 18jährigen mühelos das Spielgerät vom Fuß, marschierte mit mächtig Tempo über die rechte Außenbahn bis an die Box und legte dann herrlich quer in den Strafraum. Dort ließ Tom Wohlers den Ball für den besser postierten Dominoc Ulaga passieren – und der netzte aus 14 Metern trocken zum 0:1 ein (23.).
„Toll, wie Wohlers den Ball da als Stürmer durchlässt. Ein perfekter Konter und ein ganz tolles Tor“, jubelte USC-Coach Steffen Harms, während das junge Niendorfer Talent sichtlich geknickt wirkte. Lennart Merkle hätte nach schöner Vorarbeit von Dario Streubier freistehend am Elfmeterpunkt fast umgehend den Ausgleich markieren können – doch sein Kopfball landete genau in den Armen von Keeper Arne Höfs (30.). Auch Martin Fedai (wieder nach Vorlage von Streubier) zielte aus 12 Metern halblinker Position nicht platziert genug (44.).
Kurz nach dem Seitenwechsel hätten die Gäste dann den berühmten Sack schon zumachen können. Aber Ulaga zimmerte das Leder erst volley übers Gehäuse (50.) und dann (nach toller Kombination über Wohlers und Blunck) an den linken Außenpfosten (55.). "Schwein gehabt“, meinte Farhadi hinterher, da auch Wohlers an einer starken Fußabwehr von Tobias Grubba scheiterte (66.).
Trotz der ausgelassenen Vorentscheidung zweifelte jedoch kaum jemand beim USC am Auswärtssieg (und Platz 2 in der Tabelle) – weil die Hausherren kaum einmal durch die sattelfeste USC-Abwehr durchkamen. In der Nachspielzeit dann ein letzter Freistoß von Daniel Brückner aus dem rechten Halbfeld Richtung Elfmeterpunkt, Paloma wehrt den Ball ab, doch Hassan Zarei setzt nach und flankt von der linken Seite butterweich auf den zweiten Pfosten. Und dort steht ausgerechnet THEO (Behrmann), der Unglücksrabe aus der 23. Minute. Sein gefühlvoller Kopfball gegen die Lauf- bzw. Flugrichtung von Keeper Höfs landet knapp unterhalb der Latte in den Maschen zum 1:1 (90.+2). Was für ein Jubel auf der einen und was für niedergeschlagene Gesichter auf der anderen Seite. Fußball kann so schön und grausam zugleich sein.
Stimmen:
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Gefühlt ist es irgendwie eine Niederlage, wir hatten zwei, drei richtig gute Gelegenheiten, um den Sack zuzumachen. Aber andererseits hat es Niendorf zum Ende hin geschafft, uns hinten einzuschnüren. Da waren wir an der ein oder anderen Stelle etwas zu passiv. Insgesamt haben wir es aber alles gut wegverteidigt. Ärgerlich, dass dann nach einem zweiten Ball nach einer Standardsituation einmal die Zuordnung nicht stimmt. Echt schade. Es wäre natürlich sensationell gewesen, hier zu gewinnen. Trotzdem ein sehr reifer Auftritt meiner Mannschaft, das muss ich hier einmal sehr loben. Wir haben inzwischen das Selbstbewusstsein, selbst das Spiel zu machen, wenn der Gegner uns den Ball überlässt. Es tut im Moment gerade etwas weh, aber wir wollen es auch richtig einordnen. Wir stehen weiterhin sehr gut da.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Schwein gehabt! Wenn Paloma hier das 2:0 macht, dann bist du tot. Unterm Strich kein gutes Spiel von uns, kein vernünftiger Spielaufbau, keine Struktur. Wir haben leider durch die Spielpause letzte Woche den Rhythmus verloren. Wir haben allerdings auch richtig durchgewürfelt. Training ist sehr wichtig und ich habe meinen Jungs angedroht, dass wir einen sehr großen Kader haben und wer nicht mitzieht, der ist draußen. Am Ende sehr glücklich für uns, aber für mich war es von den Torchancen her auch ein Unentschieden-Spiel. Bisschen Schwein gehabt, aber mit dem richtigen Ergebnis am Ende.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 41 Spiele, 17 Siege, 6 Remis, 18 Niederlagen, 55:64 Tore
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