15.08.2021 Zu gut für diese Liga: "Ich bin der Martin, ne" von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – VfL Lohbrügge 5:2 (2:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Ahlschwede, K. Carolus (79. Buchholz) – D. Bergmann (68. Kurczynski), Aust (79. Dittrich), Strömer, R. Carolus – Lam (68. Kleine) – Maggio, Harnik (79. M. Möller) VfL Lohbrügge: Braun – Holz, Metzler, Weber, Pallasch (74. Santelmann) – Schauer (56. Löw), Karow, Jeriomenko – Pfeifer (56. Keisef), Abrahamyan (64. Akkus) – Bäker Tore: 1:0 R. Carolus (16.), 1:1 Bäker (17.), 2:1/3:1/4:1/5:1 Harnik (32./48./54./61.), 5:2 Akkus (72.) Schiedsrichter: Florian Schwarze (MSV Hamburg): Verweigerte der TuS einen Elfmeter (36.) und war in der ersten Halbzeit auch sonst eher den Gästen zugeneigt (so nahm er ein angebliches Abseitstor von Dennis Bergmann zum 3:1 zurück, aber die TV-Bilder von elbkick.tv beweisen: Es war nicht mal ansatzweise Abseits). Nach der Pause hatte sich die Hektik gelegt und er brachte die Partie souverän über die Bühne. Beste Spieler: Harnik, Strömer, Maggio – Abrahamyan, Bäker (1. Hz) Zuschauer: 302
„Ein Tor vorbereitet, vier Tore gemacht. Das zeigt, mit welchem Ehrgeiz und mit welcher Bereitschaft Martin Harnik als Mannschaftsführer vorangeht. Es ist toll, so einen Spieler zu haben“, war TuS-Coach Jean-Pierre Richter voll des Lobes nach dem Abpfiff, „wir als Verein können uns glücklich schätzen, dass er bereit ist, hier in der Oberliga bei uns zu spielen“. Tatsächlich war der Ex-Profi der strahlende Held des 50. Derbys (siehe Statistik am Ende des Berichtes), was auch Gäste-Trainer Sven Schneppel neidlos anerkannte: „Wenn man sieht, was der Harnik da vorne macht – ein absoluter Unterschiedsspieler für diese Liga. Das kann man nicht verteidigen“.
Diesen Respekt merkt man zu Beginn auch seiner Truppe an, die eine Viertelstunde lang sehr nervös agierte und auch prompt das 0:1 kassierte: Nach einem langen Abschlag von Keeper Christian Gruhne, der gestern seine Maria standesamtlich heiratete, steckte Harnik das Leder gekonnt zu Rinik Carolus in die Spitze durch. Der behauptete sich stark im Zweikampf gegen Martin Schauer (übrigens bis Donnerstag noch bei der TuS unter Vertrag und eigentlich mit Regionalligaambitionen ausgestattet) und knallte die Kugel mit seinem starken linken Fuß mit Hilfe des Innenpfostens in die Maschen (16.). Doch der Jubel der Gastgeber war kaum verhallt, da stand es schon wieder Unentschieden: Nach einem schönen Zuspiel von Chris Pfeifer war die TuS-Hintermannschaft nicht richtig sortiert und Pascal Bäker konnte im zweiten Versuch (zunächst hatte Gruhne stark pariert) zum 1:1 ausgleichen (17.).
„Danach waren wir für ein paar Minuten verwundbar“, gab Richter nach dem Spiel zu – doch Sergej Jeriomenko vergab in aussichtsreicher Position (26.). „Natürlich trauert man solchen Momenten hinterher“, so Schneppel – doch heute hätte auch eine zwischenzeitliche VfL-Führung wohl kaum etwas am Endergebnis geändert. Weil bei der TuS der „Unterschiedsspieler“ Harnik auf dem Feld stand, der nach feinem Zuspiel von Len Strömer zum 2:1-Halbzeitstand vollendete (32.). Die große Chance auf das 3:1 verwehrte Schiedsrichter Florian Schwarze den Hausherren, als er ein Foul an Dennis Bergmann im Strafraum ungeahndet ließ (36.). „Klarer geht’s nicht“, war sich die gesamte TuS-Bank sicher.
Martin Harnik erzielte heute vier (!) Treffer, hier das 2:1 (32.). Foto: Hanno Bode
Was dann direkt nach der Pause folgte, war die große „Martin-Harnik-Show“. Seinem Treffer aus der ersten Hälfte ließ der Ex-Profi binnen 13 Minuten einen lupenreinen Hattrick folgen. Mattia Maggio mit energischem Antritt über rechts, quer in die Mitte, wo „Hanno“ seinen Schlappen im Fünfmeterraum zum 3:1 reinhält (48.). Es folgte eine sehenswerte Kombination über Strömer (mit tollem Seitenwechsel) und Dennis Bergmann, der ebenfalls perfekt für den 34jährigen servierte - der wieder aus wenigen Metern netzte (54.). Wem dieser Treffer noch nicht schön genug war, der durfte dann spätestens nach dem 5:1 mit offenem Mund staunen: Fast aus dem Stand heraus knallte Harnik einen Freistoß aus 18 Metern in den rechten Giebel (61.). Herrlich anzuschauen! „So wie ich früher“, lachte TuS-Sportchef Jan Schönteich ganz unbescheiden.
Der zweite Treffer für den VfL zeugte von der Moral der Schneppel-Truppe, die sich trotz des (für sie) ungünstigen Verlaufs der zweiten Halbzeit nochmal aufrappelte und ebenfalls ein sehr sehenswertes Tor erzielen konnte: Michael Jordan Löw spielte einen fantastischen Diagonalball über 40-50 Meter punktgenau auf Mert Akkus, der von der TuS-Abwehr völlig alleine gelassen wurde und aus 12 Metern zum 5:2-Endstand ins kurze Eck traf (72.).
Ein Highlight gab es aber doch noch: Der eingewechselte Marvin Möller donnerte das Leder mit einem technisch anspruchsvollen Fallrückzieher aus 15 Metern (!) laut krachend an die Latte (88.). Da klatschte sogar Martin Harnik auf der Ersatzbank Beifall.
Derbysieger und Tabellenführer: Dassendorf jubelt (mit Amando Aust in der Mitte)! Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Sven Schneppel (Trainer VfL Lohbrügge): Ein völlig verdienter Sieg für Dassendorf. Wir haben sehr nervös begonnen und hatten in der Anfangsviertelstunde ein-/zweimal Glück. Nach dem 0:1 haben wir direkt eine Weltklasseantwort gegeben und hatten auch danach ein paar gute Momente. Leider fiel dann das 1:2, immer über Außen, immer flach in die Mitte und immer stand da einer frei. Das haben wir nicht gut verteidigt. Die beiden schnellen Gegentore nach der Pause haben uns den Stecker gezogen. Da war die Körpersprache auf einmal weg. Allerdings ist Dassendorf auch kein Gradmesser für uns. Wenn man sieht, was der Harnik da vorne macht – ein absoluter Unterschiedsspieler für diese Liga. Das kann man nicht verteidigen. Wir freuen uns aber dennoch über eine gute erste Halbzeit und auch die Schlussviertelstunde war ok.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Wir waren von Beginn an sehr konzentriert und fokussiert, nur die Umsetzung ins Ergebnis haben wir nicht so richtig geschafft. Das Gegentor direkt nach der Führung war ärgerlich, da haben wir einen Moment nicht aufgepasst und hatten keinen Zugriff. Danach waren wir ein bisschen angeditscht und für eine gewisse Phase verwundbar. Nach der Pause haben wir das mit sehr viel Spielfreude, Tempo und kreativen Lösungen gelöst und konnten unseren Zuschauern im ersten Pflichtspiel nach der langen Pause zeigen, was uns stark macht.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 50 Spiele, 18 Siege, 11 Remis, 21 Niederlagen, 97:110 Tore
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