22.08.2021 Tauben im Höhenflug - Hamm ohne Trainer und ohne Punkte von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – Hamm United FC 1:0 (0:0)
USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Krause, Blumauer, Freude (46. Wallner) – Niemann, Bloecker – Kazizada (89. Schiemann), Lohrke, Blunck (66. Ulaga) – Zabihi (80. Merkle) Hamm United FC: Medaiyese – Boateng (76. Sharifi), Panata, Osehi (55. Omar), Dzigbede – Tafese – Wicke, D’urso, Kukanda – Rump (80. Eröksüz), Baroni Tore: 1:0 Kazizada (59.) Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf): Ruhig und souverän mit klarer Ansprache an die Spieler („Die Aufregung verstehe ich, aber bitte nicht in diesem Ton“). Viele knifflige Zweikampfsituationen, in denen sich die Gäste häufig benachteiligt fühlten. Beste Spieler: Höfs, Bloecker, Niemann – Panata, Kukanda, Boateng Zuschauer: 130
„Ich „darf“ mir das Spiel heute ja von draußen „von der Tribüne“ anschauen“, schmunzelte Gäste-Coach Sidnei Marschall vor der Partie – denn Schiedsrichter Murat Yilmaz hatte ihm letzte Woche in der Nachspielzeit glatt „Rot“ gezeigt (wohl für das Wegwerfen einer Wasserflasche Richtung Hammer Park). So übernahmen während des Spiels Stephan Rahn und Robert „Elano“ Pietruschka das Coaching – aber auch Marschall konnte sich - zwischen den Zuschauern stehend - nicht zurückhalten und rief immer wieder Anweisungen aufs Feld (siehe Foto).
Sidnei Marschall (l.) Rotgesperrt unter den Zuschauern (mit HUFC-Präsident Jörn Heinemann an seiner Seite, 3.v.r.). Foto: Olaf Both
Die Gäste legten los wie die Feuerwehr, setzten den USC permanent unter Druck, so dass die gar nicht ihr gewohntes Kurzpass-Spiel von hinten heraus aufziehen konnten - und stattdessen ebenfalls auf Offensive schalteten. Ein tolles Spiel für die Zuschauer mit viel Tempo, intensiven Zweikämpfen und „offenem Visier“ beider Teams. Ein deutliches Chancenplus (ca. 7:2) hatten im ersten Durchgang die „Geächteten“, doch Zählbares wollte dabei nicht herausspringen (was Coach Sidnei Marschall hinterher betrauerte, siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes). Allein Elia Kukanda hätte einen Hattrick erzielen können (10./18./40.), doch Keeper Thor Arne Höfs war jeweils glänzend zur Stelle. Insbesondere die Szene fünf Minuten vor der Pause zeigte seine ganze Klasse: Nach einem tollen Konter steckte Marcel Rump das Leder perfekt zu Kukanda durch, der mit hohem Tempo in den Strafraum zog. Tor oder Elfmeter dachte sich so mancher Zuschauer, doch Höfs kam rechtzeitig aus seinem Kasten und fischte dem HUFC-Stürmer den Ball von den Füßen (40.). Stark!
Rodrigo Baroni (15.) und Abi Boateng (35.) hatten weitere gute Gelegenheiten und der USC hätte sich über einen Rückstand zur Pause nicht beschweren können. Strittig die Szene nach einem Zweikampf (oder Foul?) zwischen Colin Blumauer und Baroni, als der USC-Innenverteidiger nur den Bruchteil einer Sekunde eher am Ball war, bevor Baroni zu Fall kam (22.). Das „Ersatz“-Trainer-Duo forderte lautstark Elfmeter (den es nicht gab) – und im direkten Gegenzug konterten sich die Tauben zu ihrer besten Chance, doch Jassin Zabihi vergab (nach feiner Vorarbeit von Michel Blunck) überhastet aus sechs Metern und donnerte den Ball über (!) den zehn Meter hohen Zaun Richtung Arbeitsgericht.
Nach dem Seitenwechsel wirkten plötzlich die Hausherren frischer und aktiver – und nutzten eiskalt ihre zweite echte Chance zum Führungstreffer. Lion Mandelkau mit einer scharfen und langgezogenen Flanke vom rechten Flügel auf den zweiten Pfosten, wo der vom Regionalligisten Teutonia 05 gekommene Soleiman Kazizada die Kugel volley aus der Luft mit rechts herrlich zum 1:0 in die Maschen donnerte (59.) und anschließend Grüße an seine Heimat nach Afghanistan schickte („In Gedanken bei Euch“, siehe Fotostrecke).
Kazizada nimmt Maß...
...dreht jubelnd ab...
...und schickt eine Botschaft in seine afghanische Heimat. Fotos: Olaf Both
In der letzten halben Stunde konnte die Partie dann nicht mehr ganz an das vorherige Niveau anknüpfen. Die „Tauben“ verteidigten mit Leidenschaft, aber nach vorne lief nicht mehr viel zusammen. Und die Gäste mussten wohl dem hohen Tempo mit enormer Laufleistung aus der ersten Hälfte Tribut zollen (Marschall: „Da haben wir ein bisschen das Gas vom Pedal genommen“). Marco Panata mit einem Flachschuss aus 30 Metern (73.) und Marcel Rump mit einer Direktabnahme (78.) hätten dennoch den Ausgleich erzielen können – doch es blieb beim 1:0, womit der USC einen echten Traumstart mit zwei Siegen, sechs Punkten und 3:0 Toren hinlegte.
„Unser Trainer Marius Nitsch macht das ganz toll“, geriet Liga-Manager Carsten Gerdey direkt ins Schwärmen, vergaß aber auch nicht seinen Vorgänger: „Er kann dabei auch auf die gute und kontinuierliche Arbeit der letzten Jahre von Steffen Harms und dem ganzen Paloma-Umfeld aufbauen“. Nur eins macht ihm ein bisschen „Sorge“: „Wenn man so im Rampenlicht steht – das weckt ja leider oft Begehrlichkeiten anderer Klubs an unseren Spielern. Und da können wir finanziell nicht mithalten“. Doch damit lässt es sich im Moment sicher ganz gut leben – dort oben im (Tauben-)Tabellenhimmel.
Emotional: USC-Trainer Marius Nitsch nach dem Schlusspfiff. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Das war ein intensives und schönes Spiel für die Zuschauer. Ich durfte es mir ja von draußen „von der Tribüne“ anschauen (lacht). In der ersten Halbzeit habe ich uns besser gesehen. Da können wir nicht 1:0,2:0 führen, sondern wir MÜSSEN 2:0 vorne liegen. Dann kommt Paloma besser aus der Pause und wir liegen 0:1 hinten. Danach haben beide Mannschaften so ein bisschen das Gas vom Pedal genommen und es gab nicht mehr viele Chancen. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wie schon letzte Woche gegen Curslack, wo wir sogar deutlich besser waren, hätten wir auch heute mindestens einen Punkt verdient gehabt. Aber was ist im Fußball schon gerecht? Wer ein Tor mehr schießt wie der Gegner, der gewinnt. Es hört sich zwar blöd an, wenn man zweimal verloren und null Punkte hat, aber wir haben jeweils gut gespielt und irgendwann werden wir dafür auch belohnt.
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Ein brutal intensives Spiel. Die erste Viertelstunde haben wir uns komplett anders vorgestellt, da hätte Hamm in Führung gehen können, wenn nicht sogar müssen. Danach haben wir uns aber gefangen, haben umgestellt und etwas unkonventionell mit Manndeckung im Zentrum gespielt. Super, wie wir aus der Kabine gekommen sind. Da waren wir immer wieder gefährlich. Meine Mannschaft hat eine gute Mentalität gezeigt und viel weg verteidigt. Gegen Hamm zu Null zu spielen ist nicht so einfach bei der Offensiv-Qualität. Wir sind sehr froh, diese schwere Aufgabe gelöst zu haben. Sechs Punkte und noch kein Gegentor – das fühlt sich super an. Ein toller Saisonstart. Jetzt kommen mit Curslack und Dassendorf nicht gerade leichte Gegner. Da freuen wir uns drauf.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit HUFC-Vereinsgründung 2005): 4 Spiele, 3 Siege, 1 Remis, 0 Niederlagen, 10:4 Tore
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