28.08.2021 "Tauben" feiern dank Bayern-Dusel und Kazizada-Doppelpack von Andreas Killat
von Hanno Bode
vs.
SV Curslack-Neuengamme – USC Paloma 1:2 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Mankumbani (68. Kühn), Mohr, Giese, Janelt (68. Peters) - Rogge, Behrens, Doege (46. Bulut), El-Nemr, Schubring - Mokhlis USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Krause, Blumauer, Freude - Niemann (66. Merkle), Blöcker, Lohrke, Wallner (57. Schiemann) - Blunck (87. Kainzberger), Kazizada (87. Ulaga) Tore: 0:1 Kazizada (1.), 1:1 Mohr (70.), 1:2 Kazizada (80.) Schiedsrichter: Devin Wengorz (TuS Hamburg): Lag in der von beiden Seiten sehr intensiv geführten Partie bei der Beurteilung einiger Zweikämpfe daneben. USC-Coach Marius Nitsch tat seinen Unmut über die unglückliche Leistung des jungen Referees mehrfach kund. Nach 78 Minuten wurde es Wengorz zu bunt - er zeigte dem Trainer die Gelbe Karte. Beste Spieler: Mohr, Giese, Behrens (1. Hz) – Höfs, Blumauer, Kazizada Zuschauer: 110
"Auswärtssieg, Auswärtssieg", hallte es ein paar Minuten nach dem Abpfiff der Partie über die Sportanlage am Gramkowweg. Die treuesten der treuen USC-Anhänger aus der "Meggeregge" ließen ihre Lieblinge, die freudestrahlend die Arme in die Luft warfen, hochleben. Dann gab es noch eine kleine Gesangseinlage im Mannschaftskreis, in dem der verletzt ausgewechselte Moritz Niemann humpelnd den Vortänzer machen musste, bevor es in die Kabine ging. Auf dem Weg dorthin erzählte Kapitän Max Krause seinem Innenverteidiger-Kollegen Colin Blumauer, dass Ex-Nationalspieler Martin Harnik beim 5:1-Erfolg des Oberliga-Rivalen TuS Dassendorf gegen den Bramfelder SV erneut vier Treffer gelungen waren. Die Replik des 25-Jährigen: "Und nächstes Wochenende macht er gar keins."
Auswärtssieg! Der USC feiert am Gramkowweg. Foto: Hanno Bode
Aus diesen Worten sprach das ganze Selbstbewusstsein, dass die Uhlenhorster nach ihrem Traumstart mit drei Siegen aus drei Partien entwickelt haben. Das Heim-Duell am kommenden Sonntag (10.45 Uhr) mit Tabellenführer Dassendorf ist nun tatsächlich ein absolutes Spitzenspiel. Sollten die "Tauben" im Rennen um Rang eins in der Oberliga 1 tatsächlich der Hecht im Karpfenteich werden? Für USC-Coach Marius Nitsch ist ein solches Szenario eher unwahrscheinlich: "Dassendorf und Concordia sind noch andere Kaliber. Wir sind noch nicht soweit, diese Mannschaften fußballerisch bespielen zu können. Ich sehe uns bei weitem noch nicht auf einer Ebene mit Dassendorf und Concordia", sagte der 28-Jährige.
Spielerisch wussten die Gäste bei ihrer Stippvisite in den Vierlanden tatsächlich nur bedingt zu überzeugen. Nach dem frühen 1:0 durch Soleiman Kazizada, der nach einem langen Einwurf freistehend SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin überwand (1.), zog sich Paloma weit zurück und bediente sich ziemlich häufig des Stilmittels der langen Bälle. "Wir wussten, dass sie defensiv agieren werden. Das sie so defensiv sein würden, habe ich aber nicht erwartet", sagte Curslack-Coach Christian Woike.
Seine Mannschaft tat gegen die tiefstehenden "Tauben" das einzig Richtige, indem sie versuchte, konsequent über die Flügel zu spielen. So wurde das Uhlenhorster Abwehrbollwerk einige Male auseinandergerissen. In vorderster Front fehlte den Hausherren in Abwesenheit des Rot-gesperrten Arnold Lechler aber ein Vollstrecker. Mittelstürmer Hamed Mokhlis agierte zu umständlich und glücklos. Und Marco Schubring und Pascal El-Nemr, die über die Außen kamen, wurden von den "Tauben" zumeist auf der Gefahrenzone ferngehalten. Nicht von ungefähr besaßen in Oliver Doege (32.) und Sebastiao Mankumbani (37.) zwei Defensivkräfte die besten Chancen der Vierländer. Beide kamen freistehend aus wenigen Metern zum Abschluss. Und beide vergaben die 100-prozentigen Möglichkeiten kläglich. "Curslack kann, ja, muss vielleicht sogar in der ersten Halbzeit ein Tor machen", stellte selbst Nitsch fest.
Auch nach der Halbzeit hatte der SVCN mehr Ballbesitz, war in seinen Offensivaktionen jedoch nicht mehr so zwingend wie vor dem Seitenwechsel. Dem Spiel der Woike-Elf mangelte es an Tiefe. Zu selten kamen die Vierländer einmal hinter die Uhlenhorster Abwehr. Das ewige Anrennen kostete zudem viel Kraft. Und es birgte das Risiko, in einen Konter hineinzulaufen. So geschehen in der 68. Minute, als Kevin Lohrke plötzlich das 2:0 auf dem Schlappen hatte, aber keinen Druck hinter den Ball bekam, der leichte Beute für Babuschkin war. Durchatmen bei den Gastgebern, die sogleich ihren nächsten Angriff initiierten. Dieser wurde vom USC zwar erfolgreich zur Ecke geklärt. Doch der ruhende Ball führte zum Ausgleich: Jannik Mohr bugsierte den Standard per Kopf in die Maschen (70.).
Ausgleich! Jannik Mohr jubelt mit Henrik Giese (Nr. 21). Foto: Hanno Bode
Der SVCN wollte mehr, stürmte fröhlich weiter und besaß durch El-Nemr die Chance zum 2:1. Keeper Thor-Arne Höfs vereitelte die Curslacker Führung (78.). Kurz darauf bekamen die Vierländer nahe des 16-Meterraums der Gäste einen Freistoß zugesprochen. Ein klarer Fall für Florian Rogge, dessen Versuch sich aber in der Mauer verfing. Der USC schaltete blitzschnell um, setzte Kazizada gegen die weit aufgerückte Vierländer Abwehr mit einem langen Ball in Szene und durfte Sekunden später jubeln. Der Deutsch-Afghane überwand Babuschkin aus 18 Metern mit einem noch leicht abgefälschten Schlenzer ins lange Eck (80.).
Kazizada (nicht im Bild) hat getroffen, Michel Blunck (Nr. 17) dreht jubelnd ab. Foto: Hanno Bode
In den verbleibenden Minuten verteidigten die "Tauben" das 2:1 so leidenschaftlich, als würde es für die um den WM-Titel gehen. "Die kämpfen um jeden scheiß Ball", entfuhr es dem verletzten Curslacker Innenverteidiger Sebastian Spiewak nach einer Grätsche des eingewechselten Jan-Philipp Kainzberger nahe des SVCN-Strafraums. Bald darauf lagen sich die Nitsch-Schützlinge freudetrunken in den Armen. Allerdings nicht, ohne registriert zu haben, doch mit ganz viel Dusel zu diesen drei Punkten gekommen zu sein. "Das war nicht das schönste Fußballspiel, aber am Ende mit dem richtigen Ergebnis", sagte Kapitän Krause zu einem Fan. Curslacks Coach Woike ("Ich bin sehr enttäuscht") brachte die vorausgegangenen 90 Minuten dann auf den Punkt: "Das ist ein glücklicher Sieg für Paloma. Aber auch solche Siege sind erlaubt. Das Ergebnis steht nun so da. Alles andere ist Makulatur."
Statistik: Gesamt- Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 31 Spiele, 7 Siege, 10 Remis, 14 Niederlagen, 40:51 Tore
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