18.09.2021 Schiri und Curslack gehen KO von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TSV Sasel 1:2 (1:2)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Mankumbani (46. Mokhlis) , Mohr (28. Spiewak), Giese, Wilhelm - Rogge, Doege – Bulut (46. Kühn), Schubring, El-Nemr (73. Schmidt) – Lechler (73. Schlufter) TSV Sasel: Tuffour – Grünberg (69. Take), Timm, Lucht, Celikten (69. Lichy) – Hosseini, J.-L. Gerken – Ghubasaryan, Tonder – D. Gerken (88. Ellerbrock), Kourkis (77. Jeske) Tore: 1:0 Giese (15.), 1:1 J.-L. Gerken (36.), 1:2 Kourkis (41., FE) Schiedsrichter: Kevin Klüver (Eintr. Norderstedt): Sehr gute erste Halbzeit und auch im zweiten Durchgang ohne nennenswerte Fehler. Zum Glück konnte er nach dem kurzzeitigen KO (84., siehe Bericht) weitermachen. Beste Spieler: Keiner – Timm, Kourkis Zuschauer: 116
"Lasst uns beeilen, wir haben heute noch Termine", mit diesen Worten eröffnete Curslacks Liga-Manager (und großer Werder-Fan) Oliver Schubert die Pressekonferenz nach dem Spiel (mit Blick auf das Zweitliga-Nordderby Bremen vs. HSV) – und Trainer Christian Woike antwortete wie immer schlagfertig (und ironisch): „Beim Arbeitsamt“. Die dritte Heimniederlage in Folge und das Pokalaus bei Landesligist Rahlstedt haben dem stets so sympathischen „Crille“ mächtig zugesetzt: „So eine Situation ist neu für mich“. Natürlich muss sich der 43jährige (noch) keine Sorgen um seinen Job machen, aber die Erwartungshaltung vor der Saison war groß am Deich und das Erreichen der Meisterrunde das Minimalziel.
Dabei begann alles so gut: Mit der ersten echten Chance gingen die Hausherren direkt in Führung. Nach einer Ecke segelte TSV-Keeper Todd Tuffour unter dem Ball hindurch und Henrik Giese markierte mit dem Kopf das 1:0 (15.). Irgendwie bezeichnend, dass trotz der hochkarätig besetzten Curslacker Offensive ein Innenverteidiger den Treffer erzielte (wie schon gegen Paloma, da war es der andere IV Jannik Mohr). Marco Schubring und Arnold Lechler konnten heute jedenfalls keinerlei Akzente setzen und auch der zur Halbzeit eingewechselte Hamed Mokhlis strahlte null Torgefahr aus.
Sicherheit gab die Führung den Hausherren allerdings nicht. Im Gegenteil. Zwei leichtfertige Ballverluste sorgten innerhalb weniger Minuten dafür, dass sich die Partie noch vor der Pause komplett drehte. Erst traf Jean-Lucas Gerken mit einem „Sonntagsschuss“ am Samstagnachmittag aus 25 Metern in den linken Giebel zum 1:1 (36.), dann verursachte Mankumbani einen unstrittigen Foulelfmeter. Lukas-Gabriel Kourkis trat als Gefoulter selbst an und brachte seine Farben mit 2:1 in Führung (41.).
Kourkis trifft per Elfmeter zum 1:2. Foto: Hanno Bode
Nach dem Seitenwechsel war dann eigentlich der Ausgleich fällig, aber das Pech blieb den Vierländern treu: Erst setzte Florian Rogge einen Freistoß aus 18 Metern laut krachend an die Latte (54.), dann versemmelte Lechler nach toller Vorarbeit von Moritz Kühn freistehend aus zwölf Metern (66.). „Da muss mal einer von rein“, seufzte Woike an der Seitenlinie.
Dramatisch wurde es dann sechs Minuten vor dem Ende: Ein TSV-Spieler drosch die Kugel aus wenigen Metern Entfernung mit voller Wucht (natürlich unabsichtlich) Schiedsrichter Kevin Klüver an den Kopf. Der ging (fast bewusstlos) zu Boden und regte sich zunächst nicht mehr (seine Pfeife war ihm aus der Hand gefallen und lagen neben ihm auf dem Rasen). Währenddessen ging das Spiel weiter: Der vom Kopf des Referees abgeprallte Ball sprang über mehrere Meter hinweg genau in den Lauf von Tim Schmidt. Der CN-Akteur hatte wohl nichts vom KO des Schiris mitbekommen und steuerte trotz aller Rufe von draußen alleine auf das TSV-Gehäuse zu. Doch Keeper Tuffour machte seinen Fehler vor dem 0:1 wieder Wett und parierte glänzend zur Ecke (84.). Dadurch war der Ball endlich im Aus und nach bangen Sekunden zeigte der Schiedsrichter Lebenszeichen. Puh. Nochmal gutgegangen. Sichtlich benommen leitete er die Partie souverän zu Ende. Blieb die Frage: Hätte Schmidt ein Tor erzielt, hätte es dann gezählt? Unterbrochen war die Partie nicht, da der Schiri aufgrund seines KO gar nicht pfeifen konnte. „Selbst wenn da ein Tor für uns gefallen wäre, das hätten wir nicht zählen lassen und zurückgenommen“, waren sich Schubert und Woike einig. So ging es mit einem Schiedsrichterball (statt Ecke) weiter.
Schiri Kevin Klüver rappelte sich zum Glück schnell wieder auf. Foto: Hanno Bode
Durch diese Szene und auch viele weitere kleine Unterbrechungen und Saseler Zeitspiel, gab es satte acht (!) Minuten Nachspielzeit. Doch bis auf einen Rogge-Versuch (90.+6) war nicht Zwingendes mehr für die Gastgeber dabei. Für Sasel damit der vierte Sieg in Folge (nun punktgleich an Concordia vorbeigezogen), während in den Vierlanden die „Krise“ ausgebrochen ist. „In dieser extremen Form ist es für mich als Trainer eine ganz neue und sehr besondere Situation“, gab CN-Coach Christian Woike nach dem Match einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. „Von acht Entscheidungen, die wir zu treffen haben, treffen wir neun falsch“, so Woike, der seinem Team aber nicht den Willen und die Bemühungen absprechen wollte. „Wir sind extrem verkopft. Bevor wir den Ball spielen, denken wir dreimal nach, was wohl passieren könnte. Uns fehlt momentan völlig die Leichtigkeit und die Freude am Fußball“.
Schwere Zeiten für Christian Woike am Gramkowweg. Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Danny Zankl (Trainer TSV Sasel): Ich sehe uns als verdienten Sieger. Zu Beginn waren wir sehr schläfrig und kassieren nach einer Standard das 0:1, aber nach einer Viertelstunde hatten wir eine gute Struktur im Spiel. Spielerisch hatten wir die Partie in der Hand und haben aus dem Spiel heraus nichts zugelassen. Die zweite Halbzeit war sehr hitzig. Wir hatten mehrfach den Punch zum 3:1 auf dem Fuß, spielen es aber nicht gut zu Ende. Das hat sich zum Glück nicht gerächt. Wir waren bissig und haben es gut verteidigt.
Christian Woike (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Wer gewinnt, hat immer recht. Aber einer Sache muss ich widersprechen: Wir hatten durchaus unsere Chancen. Vor allem direkt nach der Halbzeit, da muss auch mal ein Tor fallen. Der Freistoß an die Latte war symptomatisch für unsere derzeitige Situation. Sasel dagegen macht mit dem ersten Schuss den Ausgleich. Wir haben momentan eine sehr herausfordernde Situation, in die wir uns selbst gebracht haben. Es wird unsere Aufgabe sein, da wieder herauszukommen. Es kommt in der Oberliga auf mehr an, als nur den Ball dreimal hochzuhalten und ihn dann in den Nacken zu legen. Jetzt heißt es Wunden lecken, sich ein bisschen im Mitleid zu suhlen und dann wieder Aufzustehen und weiterzumachen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 19 Spiele: 6 Siege, 2 Remis, 11 Niederlagen, 40:45 Tore
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