24.10.2021 Taubensieg im "Barmbeker Friedensgipfel" von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – HSV Barmbek-Uhlenhorst 2:0 (1:0)
USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Niemann, Krause, Freude (46. Wallner) – Blöcker, Lohrke – Schiemann, Ulaga (58. Schwäbe), Blunck (76. Lehtovuori) – Wohlers HSV Barmbek-Uhlenhorst: Leskien – Owusu, Mahnke, Jahnke, Carta – Albrecht, Jeschke (39. Wesemann) – Lakic (79. Kortmann), Grage (79. Erichsen), Perz (66. Njie) – Desimeier Tore: 1:0 Niemann (45.+2), 2:0 Lohrke (90.+2) Rote Karte: BU-Trainer Jan Haimerl (45.+2) Schiedsrichter: Dr. Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide): Die Spielleitung war okay und die Entscheidungen auch meist immer nachvollziehbar. Aber sein persönliches (leicht arrogantes) Auftreten gegenüber Spieler/Trainer zumindest diskutabel. Beste Spieler: Höfs (1. Hz), Niemann – Mahnke, Perz Zuschauer: 250
„Das wir so leblos auftreten hat mich überrascht“, so USC-Coach Marius Nitsch nach dem Abpfiff, „wir sind eigentlich deutlich lauter und intensiver“. Tatsächlich hatte das Traditionsderby, in der Vergangenheit gerne als „Battle of Barmbek“ tituliert, heute eher etwas von einem „Friedensgipfel“, wie Betreuer Michael Lipkow zutreffend feststellte. Bis kurz vor dem Halbzeitpfiff gab es nicht einen härteren Zweikampf, kaum Emotionen auf dem Platz, keine Anfeuerungen von der Ersatzbank – es war irgendwie merkwürdig still. „Darüber haben wir direkt nach dem Schlusspfiff auch schon kritisch innerhalb der Mannschaft gesprochen. Die Spieler haben an sich selbst einen ganz anderen Anspruch“, so Nitsch.
Den besseren Start hatten auf jeden Fall die Gäste, die u.a. auf Kapitän Nico Schluchtmann verzichten mussten (Kreuzbandriss unter der Woche im Testspiel gegen Lokstedt). Gute Besserung an dieser Stelle! Nach einem langen Ball aus der Abwehr war plötzlich Gerret Grage frei durch, legte sich das Leder aber einen Tick zu weit vor, so dass USC-Keeper Arne Höfs in höchster Not retten konnte (14.). Nur 100 Sekunden später ein ähnliches Strickmuster: Yannick Albrecht bedient mit einem 40-Meter-Pass Maurizio Carta, der aus spitzem Winkel Höfs zur nächsten Glanztat zwingt (16.). „Aufwachen Paloma“, schallte es von der Ersatzbank, doch bis auf einen weit neben das Gehäuse gedroschenen Ball von Moritz Niemann (22.) blieb das USC-Spiel seltsam leb- und emotionslos. „Brisant“ wurde es erst kurz vor der Halbzeit: Michel Blunck mit der ersten (!) Grätsche der Partie (siehe Foto), die BU als Gelbwürdig erachtete, aber vom Schiedsrichter korrekterweise laufen gelassen wurde (klar den Ball gespielt).
Heute eher selten zu sehen: Michel Blunck mit einer Grätsche. Foto: Olaf Both
Den gelben Karton gab es dann für Tom Jahnke, der Wohlers auf Höhe der rechten Eckfahne von den Beinen holte. Mit dieser Entscheidung war BU-Coach Jan Haimerl gar nicht einverstanden und ahnte bereits, was folgen sollte: „Jetzt fällt bestimmt das 1:0“. Dominic Ulaga zirkelte den Freistoß in den Strafraum, wo sich Niemann das Leder in leicht gebückter Haltung an den eigenen Oberschenkel köpfte (siehe Foto), von wo es zum 1:0 den Weg in die Maschen fand (45.+2).
Moritz Niemann (halb verdeckt, dritter v.l.) köpft via Oberschenkel zum 1:0 ein. Foto: Olaf Both
Direkt nach Treffer entwickelte sich folgender „Dialog“ zwischen Haimerl und Referee Dr. Ehrenfort:
Haimerl: „Danke Schiri“ Ehrenfort (Richtung BU-Ersatzbank marschierend): „Das ist unterstes Niveau“ Haimerl: „Vielen Dank, das Kompliment kann ich zurückgeben“
Es folgte die Rote Karte für Haimerl, der fortan auf der gegenüberliegenden Seite die Partie verfolgen musste (siehe Foto) und klarstellte: „Ich habe kein Problem mit einer Roten Karte, wenn man aus der Emotion heraus unter die Gürtellinie geht. Aber wenn ein Schiedsrichter mit so einem Spruch kommt, dann muss er auch damit leben, wenn eine entsprechende – und wie ich finde harmlose - Antwort kommt“. Nach der Pause coachte dann Co-Trainer Martin Kahl seine Mannen.
BU-Coach Jan Haimerl nach dem "Platzverweis". Foto: Olaf Both
Wer nun im zweiten Durchgang Hektik und pure Leidenschaft erwartete – Fehlanzeige! Die Partie plätscherte weiter vor sich hin. Eine der ganz wenigen Highlights gab es direkt nach dem Wiederanpfiff, als Blunck von einem Ballverlust von Eric Owusu profitierte, aber nur ans Außennetz zielte (46.). Ähnlich erging es auf der Gegenseite Oliver Desimeier, der sich etwas zu weit nach links abdrängen ließ und knapp verzog (63.). Schwere Fußballkost am Sonntagmorgen, aber immerhin strahlte die Sonne den Zuschauern freundlich ins Gesicht. „Es ist auch eine Qualität, solche eher schlechten Spiele zu gewinnen“, hatte Nitsch nicht ganz Unrecht, zumal sein Team nach zwei weiteren Chancen durch Blunck (76.) und Schiemann (79.) in der Nachspielzeit noch den zweiten Treffer obendrauf legte: Lennard Wallner setzte sich über links locker gegen Moritz Erichsen durch – und die feine Hereingabe verwertete Kevin Lohrke aus elf Metern zum 2:0 (90.+2, siehe Foto).
Kevin Lohrke (r.) macht in der Nachspielzeit alles klar. Foto: Olaf Both
"Scheiss Arbeitssieg", brachte es 1:0-Torschütze Moritz Niemann laut schreiend direkt nach dem Abpfiff verbal auf den Punkt. Und der "Barmbeker Friedensgipfel" war für den USC erfolgreich beendet.
Stimmen:
Jan Haimerl (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Ich denke, es war ein vernünftiges Oberligaspiel. Heute war es definitiv enger, aber lange nicht so viel Feuer drin, wie im Hinspiel. Bei beiden Mannschaften haben viele Spieler gefehlt, die Startaufstellungen ändern sich durch muskuläre Verletzungen von Woche zu Woche. Zu Beginn der Partie hätten wir mit etwas Glück 1:0 in Führung gehen können. Im Vergleich zum Curslack-Spiel (3:7) waren wir heute mit dem Ball am Fuß deutlich kreativer und selbstbewusster. Das Spiel war bis zum Ende offen und wir haben uns was ausgerechnet. Schade, dass wir bei unseren wenigen Aktionen nach vorne nicht zielstrebiger waren, dann wäre für uns ein Punkt drin gewesen. Positiv ist die Entwicklung der Mannschaft. Im Hinspiel waren wir viel hilf- und wehrloser. Von daher bin ich mit dem Auftritt grundsätzlich zufrieden. Um die viel wichtigeren und notwendigeren Punkte geht es für uns am Freitag gegen Meiendorf. Dann leider ohne mich (wegen der Roten Karte).
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, mit der Art und Weise weniger. Man hat gesehen, dass die Woche – nach den Eindrücken vom letzten Sonntag (schwere Verletzung von Aydin, Concordia) - sehr chaotisch bei uns war. Das ist nicht spurlos an uns vorbei gegangen, da mussten viele Gespräche geführt werden. Hinzu kam, dass wir nur mit 12 Leuten trainieren konnten und gestern Abend kamen drei weitere Absagen für heute. Natürlich können wir normalerweise mit mehr Tempo und Zielstrebigkeit agieren, aber aufgrund der Umstände will ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die harten Fakten sprechen – trotz eines eher schlechteren Auftritts - schließlich für uns: 2:0 gewonnen, wieder zu Null und es bleibt ein Derby-Sieg. Das fühlt sich gut an. Wir können inzwischen auch solche Spiele gewinnen. Trotz der 21 Punkte – wir bleiben demütig und arbeiten daran, künftig wieder spielerisch bessere Leistungen zu zeigen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 48 Spiele, 11 Siege, 15 Remis, 22 Niederlagen, 64:89 Tore
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