TuS Dassendorf: Barkmann – Lenz, Ahlschwede (84. Buchholz), Aust, R. Carolus – Dettmann – Maggio, Möller (87. Klein), Lam, Strömer (70. Kleine) – Harnik (84. Kurczynski) USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Krause, Blumauer, Wallner – Niemann, Merkle – Schiemann (46. Schwäbe), Lohrke, Blunck – Ulaga (46. Kramer/71. Flores Neves) Tore: 1:0 Harnik (32.), 2:0 Harnik (34.), 3:0 Harnik (82.) Schiedsrichter: Devin Wengorz (TuS Hamburg): Hätte Mandelkau für das harte Foul an Carolus zwingend verwarnen müssen (7.). Verlor bei der Beurteilung von Zweikämpfen zunehmend den Faden, machte letztlich aber keine spielentscheidenden Fehler. Das Zusammenspiel mit SRA1 war eher suboptimal. Beste Spieler: Barkmann, Harnik, Möller, Aust – Blunck, Blumauer Zuschauer: 214
Martin „Hanno“ Harnik hat einfach einen Lauf. Letzte Woche wurde er zum dritten Mal Vater – und heute legte er den Gästen drei Eier ins Nest. In seinen 17 Pflichtspielen für die TuS (seit Oktober 2020) hat der Ex-Profi satte 27 Tore erzielt und führt mit nunmehr 22 Treffern unangefochten die Torjäger-Liste der Oberliga an. „Hanno hat dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt“, freute sich Coach Jean-Pierre Richter und sein Gegenüber Marius Nitsch ergänzte: „Das ist ein ganz anderes Level, eine brutale Qualität“.
Hanno No. 1
Hanno No. 2 (Fotos: Hanno Bode)
Zur Freude der Zuschauer setzten beide Teams auf Offensive. Während das von den Hausherren auch kam anderes zu erwarten war, überraschte der USC mit seiner mutigen Spielweise. „Wir stellen uns hier nicht hinten rein, das bringt doch nichts“, meine Nitsch, der heute quasi auf seinen kompletten Sturm verzichten musste (Wohlers, Bein, Zabihi, Kazizada). Die ersten beiden Chancen hatten die Gastgeber: Nach einer Maßflanke von Mattia Maggio strich der Flugkopfball von Sven Möller nur um wenige Zentimeter am Kasten vorbei (3.), anschließend bediente „Mölli“ mit einem Wahnsinns-Diago-Ball über 50 Meter den durchgestarteten Len Strömer. USC-Keeper Thor Arne Höfs blieb am Fünfmeterraum kleben und Strömer hätte eigentlich bequem um ihn herumkurven können – entschied sich jedoch für einen überhasteten Abschluss (10.). Aber die „Tauben“ antworteten ihrerseits mit einer Doppelchance: Dominic Ulaga bekam das Leder im Mittelkreis perfekt von Colin Blumauer serviert. TuS-Goalie Julian Barkmann stand da noch ca. 30 Meter vor seinem Gehäuse, doch Ulaga schoss nicht sofort, sondern lief erst noch ein paar Meter und versuchte es dann aus ca. 35 Metern, aber der Ball landete knapp über dem Tor (13.). Keine 50 Sekunden später stand Kevin Lohrke (nach feinem Doppelpass mit Michel Blunck) frei vor Barkmann (14.), der hier ebenso glänzend parierte, wie kurz danach bei einem Schuss von Blunck (18.).
In diesem Rhythmus ging es munter weiter, nun war wieder die TuS an der Reihe. Harnik knallte die Kugel erst an die Unterkante der Latte (19.), dann rettete Max Krause auf der Linie (21.). Ein offener Schlagabtausch, der binnen 120 Sekunden entschieden wurde: Rinik Carolus aus der Abwehr mit einem Ball die Außenlinie entlang, Harnik nimmt den Ball gekonnt mit (so etwas kann wohl nur ein Ex-Profi), „tanzt“ dann leicht und locker Krause und Blumauer aus und vollendet zum 1:0 ins kurze Eck (32.). Herrlich anzusehen! Beim zweiten Treffer ging der Assist an Lennard Wallner, der einen langen TuS-Ball auf Höhe der Mittellinie ungewollt mit dem Kopf nach hinten verlängerte. Dort lauerte schon „Hanno“, startete ein feines Solo (Krause blieb einfach stehen) und markierte eiskalt das 2:0 (34.; Fotos siehe oben). Fast wäre es sogar ein lupenreiner Hattrick für den frisch gebackenen Vater geworden, aber Höfs rettete in höchster Not (42.). Mit dem Halbzeitpfiff schließlich der zweite Kracher an die Unterkante der Latte, diesmal von Strömer (45.)
Eher selten zu sehen: Harnik vergibt eine Großchance (bzw. Höfs hält glänzend). Foto: Hanno Bode
Für die zweite Hälfte schien sich der USC einen ganz besonderen Schlachtplan überlegt zu haben. Während Coach Nitsch nach der üblichen Pasuse von 15 Minuten schon in seiner Coachingzone stand und die gesamte TuS-Elf und das Schiedsrichtergespann auf dem Feld wartete, fehlte von den USC-Kickern jede Spur. Geschlagene neun Minuten (!) dauerte es, bis die Tauben schließlich (unter kräftigem Beifall der Zuschauer) doch noch auftauchten. Insgesamt dauerte die Halbzeit bis zum Wiederanpfiff satte 26 Minuten! Für den Lacher des Tages sorgte während der Wartezeit übrigens Henrik Dettmann: „Ich glaube, die haben sich umgezogen und sind heimlich nach Hause gefahren“.
„Diese lange Pause hat uns nicht gut getan, da war spätestens nach dem Spruch von Benno (Dettmann) ein deutlicher Spannungsabfall zu bemerken“, traf Richter den Nagel auf den Kopf. Die Gäste hingegen zeigten große Moral und dominierten den zweiten Durchgang. Phasenweise wusste sich die TuS nur mit hilflos herausgekloppten Bällen zu helfen, die vom stark nachsetzenden USC prompt wieder heiß gemacht wurden. Insbesondere die beiden eingewechselten Maurice Schwäbe (mit einem Schuss knapp am langen Pfosten vorbei, 52.) und Malik Kramer setzten ihre Duftmarken. Der junge Kramer aus der U23 spielte völlig unbekümmert auf (Nitsch: „Ich glaube, er wusste gar nicht so genau, gegen wen wir heute eigentlich spielen“). Zunächst scheiterte er freistehend an Barkmann (54.) – und hatte dann den Torschrei schon auf den Lippen, als er aus 14 Metern einen gekonnten Chippball über den TuS-Keeper hinweg ansetzte. Der Ball nahm eine perfekte Flugkurve, setzte am Fünfmeterraum auf und rollte dem Ziel entgegen. Die USC-Fans jedenfalls feierten schon den Anschlusstreffer – da hechtete Maximilian Ahlschwede mit einer Monstergrätsche heran und klärte auf der Linie (56.). Unfassbar. „Wir hätten hier echt ein Tor verdient“, so ein ebenso trauriger wie stolzer Marius Nitsch. Die letzte Gelegenheit hierzu hatte Blunck mit einem schönen Schlenzer aus 17 Metern, doch wieder war Barkmann (mit einer Flugeinlage) zur Stelle (66.)!
Der Tabellenführer überstand diese Phase also mit Glück und Geschick ohne Gegentor – und setzte seinerseits den Schlusspunkt. Eyke Kleine erkämpfte sich mit starkem Einsatz den Ball, Maggio leitete sein Zuspiel direkt auf Harnik weiter und der zog aus elf Metern trocken ins lange Eck zum 3:0 ab (82.). So einfach geht das!
Stimmen:
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Wir sind gut in die Partie gekommen, waren eklig, giftig und aggressiv. Natürlich wollten wir niemanden verletzten, ein-/zweimal waren wir mit dem Einsatz sicher etwas drüber. Wir hätten hier durch Lohrke oder Ulaga auch in Führung gehen können. Leider haben wir die entscheidende Phase zwischen der der 30.-45. Minute komplett verpennt. Da hatten wir sogar Glück, dass es „nur“ 2:0 zur Halbzeit stand. Nach der Pause haben wir unser System umgestellt und ein tolles Spiel abgeliefert. Trotz Rückstand haben wir uns nicht aufgegeben und richtig reingebissen. Da bin ich sehr stolz auf die Mannschaft. Unser Youngster Malik Kramer hatte zwei große Momente vor dem Tor. Insgesamt ist der Sieg für Dassendorf ohne Frage verdient, aber wir hätten hier auch ein Tor verdient gehabt. Das finde ich sehr schade, dass aus unseren sieben, acht Chancen kein Treffer fällt. Da gab es bisher nicht viele Teams, die sich gegen Dassendorf so viele Gelegenheiten erarbeitet haben.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Wir hatten heute offensiv wie defensiv viele gute Szenen. Julian Barkmann hatte gerade in den 1:1-Situationen herausragende Momente und hat uns im Spiel und seinen Kasten sauber gehalten. Offensiv hat – wie schon im Hinspiel – „Hanno“ (Harnik) seinen Stempel draufgedrückt. Die erste Halbzeit hat ganz klar uns gehört. Natürlich hatte auch Paloma zwei gute Szenen, aber bei unseren Chancen habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Allein Strömer hätte sich heute auf der Torjägerliste weit nach vorne arbeiten können. Die lange Halbzeitpause hat uns dann gar nicht gut getan. Es hat ja ewig gedauert, bis es endlich wieder losging. Da waren wir mental und körperlich zu weit weg. Paloma hat es da aber auch richtig gut gespielt und uns vor große Probleme gestellt. Über 90 Minuten gesehen ist es aber ein verdienter Sieg. Auf dem tiefen Rasen hat die Mannschaft viel Leidenschaft gezeigt und wir sind mit dem 3:0 sehr sehr glücklich.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 11 Spiele, 6 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen, 28:12 Tore
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