04.12.2021 Zwischen Dubai und Dassendorf - Torfestival und Bietergefecht von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Meiendorfer SV 7:0 (3:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz (64. K. Carolus), Aust, Ahlschwede (64. Sowah) – Kleine (74. D. Bergmann), Lam (74. Strömer), Dettmann, R. Carolus – Möller, Maggio (82. Kurczynski) – Harnik Meiendorfer SV: Hoxha – Ohata, Agdan, Aksoy (69. Morawitz), Ak – Gündogan – Basoah, Toure (61. Jasinski), Ilic, Zakerwal – C. Ayim (88. Beqiri) Tore: 1:0 Harnik (13.), 2:0/3:0 Maggio (23./25.), 4:0 Möller (76.), 5:0 Maggio (78.), 6:0 Möller (79.), 7:0 Harnik (80.) Besondere Vorkommnisse: Harnik verschießt Foulelfmeter (88.; Keeper Hoxha hält) Schiedsrichter: Janik Möller (SV Lieth): Hätte dem MSV eigentlich kurz vor Schluss aus Mitleid einen Handelfmeter (Aust!) geben können. Ansonsten ein guter und sehr pünktlicher (!) Referee (erstmals in der TuS-Geschichte wurde ein Heimspiel wirklich um Punkt 13:00 Uhr angepfiffen). Beste Spieler: Möller, Maggio, Harnik – Keiner Zuschauer: 152
Da TuS-Coach Jean-Pierre Richter letzte Woche direkt nach dem 2:0-Sieg bei Concordia in den Urlaub nach Dubai geflogen war, feierte sein Co-Trainer Orlando Rodrigues heute „Chef-Trainer“-Premiere – und war vor dem Match durchaus etwas nervös, wie er hinterher gestand. „Man kennt ja diese Spiele, wo man eigentlich nur Stolpern kann. Bayern ist ja mit dem Co-Trainer aus dem Pokal geflogen“, zog Rodrigues ein prominentes Beispiel heran, „das wäre heute also so ein Ding gewesen“. Doch die Angst vor der Blamage war völlig unnötig, spätestens zur Halbzeit „war der Weg geebnet“.
Die Gäste hatten in ihrer Vereinsgeschichte bislang noch nie ein Tor am Wendelweg erzielt (siehe „Statistik“ am Ende des Berichtes) – und waren auch heute an Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Nur zweimal im gesamten Match gaben die MSV-Kicker überhaupt einen Schuss Richtung TuS-Gehäuse ab: Erst Atef Zakerwal (36.) und später Moustapha Toure (52.). Keeper Christian Gruhne musste allerdings nicht eingreifen, beide Versuche strichen am Pfosten vorbei.
Dassendorf ließ wie gewohnt Ball und Gegner laufen, nahm sich aber auch - wie schon häufiger diese Saison - seine „Auszeiten“ (heute vor allem zwischen der 27.-75. Minute). Gut für den MSV, denn was passiert, wenn die TuS ernst macht, konnte man in den beiden „Highlightphasen“ (13.-26./76.-80.) beobachten: Flüssige Ballstafetten, sehenswerte Kombinationen und echte Traumtore. Den ersten Treffer von Martin Harnik zum Beispiel sollte sich jeder nochmal im Nachgang bei „elbkick.tv“ anschauen. Nach Zuspiel von Sven Möller knallte Harnik die Kugel aus 12 Metern mit seiner linken Klebe mit gefühlt 100 km/h in den linken Knick (13.) – Wahnsinn! Danach war sein Schwager Mattia Maggio dran: Erst ganz trocken ins kurze Eck (23.) und 100 Sekunden später gefühlvoll aus 25 Metern ins verlassene Tor zum 3:0 (25.). Vorher hatte MSV-Torwart Sulejman Hoxha beim Abstoß in den Rasen getreten, bediente so unfreiwillig Maggio und kam nicht schnell genug zurück zwischen die Pfosten.
Danach gab es die besagte „Schaffenspause“ des Tabellenführers, der zwar weiterhin 85% Ballbesitz hatte, jedoch den unbedingten Willen zum Torerfolg vermissen ließ. Bis eine Viertelstunde vor dem Ende hielt Meiendorf das Ergebnis im erträglichen Rahmen – doch dann rappelte es im Minutentakt. Möller eroberte gegen Zakerwal stark den Ball, machte noch ein paar Schritte und traf aus 18 Metern flach zum 4:0 (76.). Nach Zuspiel von Strömer markierte Maggio seinen dritten Treffer (78.), bevor wieder „Mölli“ dran war und nach feiner Kombi mit Strömer und Harnik mit einem „Kullerball“ zum 6:0 zur Stelle war (79.). Den vierten Treffer binnen 200 Sekunden chippte Harnik zum 7:0-Endstand ins Tor (80.), zuvor mit einem echten Traumpass von Möller bedient.
Der Ex-Profi „verlor“ allerdings das interne Familienduell gegen seinen Schwager, da ihm sein dritter Treffer versagt blieb. Nach einem Foul von Basoah an Kurczynski pfiff Schiedsrichter Möller (SV Lieth) einen Elfmeter, den man nicht unbedingt pfeifen muss, aber wohl kann. Harnik jedenfalls schnappte sich das Leder und wollte sozusagen zum 3:3 ausgleichen. Doch seinen halbhoch in die linke Ecke getretenen Strafstoß meisterte Hoxha mit einer schönen Flugparade (88.). „Das hat sich schon im Training abgezeichnet, da hat er auch zwei Stück verballert“, lachte die TuS-Bank über den Fehlversuch.
Nach dem Spiel gab es für die Fans kostenlosen Glühwein und Christstollen, bevor insgesamt zehn Spielertrikots für einen guten Zweck (Obdachlosenhilfe) versteigert wurden. Die meisten Trikots wechselten zwischen 80-200 Euro den Besitzer, aber um das Shirt mit der Nummer 20 (Harnik) gab es ein echtes Bietergefecht. Die TuS-Sponsoren Hakan Karadiken und Holger Dittrich steigerten sich in 50-Euro-Schritten bis 600 Euro (!) hoch – und Dittrich blieb Sieger („Das ist das Weihnachtsgeschenk für Maxi“). Insgesamt dürfte der Erlös bei rd. 2.000 Euro gelegen haben – eine tolle Sache!
Stimmen:
Hakan Yavuz (Trainer Meiendorfer SV): Verschwand direkt nach dem Abpfiff in die Kabine und war nicht mehr für ein Statement zu erreichen.
Orlando Rodrigues (Co-Trainer TuS Dassendorf): Am Ende war es das erwartete Ergebnis für uns, aber zwischendurch hatten wir ein paar Schwierigkeiten bzw. Leerlauf, waren nicht so präsent. Zum Schluss ist Meiendorf weggeknickt und wir hatten viele Räume, die wir mit unserer Qualität genutzt haben. Da ging es dann binnen weniger Minuten ganz schnell.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 18 Spiele, 12 Siege, 4 Remis, 2 Niederlagen, 54:18 Tore
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