28.01.2022 Schwanengesang? Hamm's Kampf gegen Windmühlen von Andreas Killat
vs.
Hamm United FC – HSV Barmbek-Uhlenhorst 0:3 (0:1)
Hamm United FC: Jendrzej – Dzigbede, Panata, Gyimah, Ay (64. Rump) – Tafese – Kukanda, Baroni (64. Cholevas), D’urso, Vaz Baio (38. Wicke) – Sharifi (46. Boateng) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Leskien – Streubier, Mahnke, Lux, Carta (79. Emmert) – Pötzinger – Lakic (79. Porsche), Wesemann (67. Lüttgen), Albrecht, Grage (89. Jahnke) – Desimeier (89. Meye) Tore: 0:1 Grage (25.), 0:2 Lux (48., HE), 0:3 Pötzinger (90.+4) Rote Karte: Panata (15., Notbremse), Wicke (90.+2, Tätlichkeit) Schiedsrichter: Gerhard A. Ludolph (Hoisbütteler SV): Im Zweifelsfall gegen Hamm. Bei der ersten Roten Karte (15.) hätte man genauso gut auf Stürmerfoul entscheiden können. Das 0:1 sah verdächtig nach Abseits aus und beim Handelfmeter (48.) soll es die Brust (nicht die Hand) von Tafese gewesen sein. Hinzu kamen viele kleine Fehlentscheidungen (u.a. machte er aus einer klaren Ecke für HUFC einen Abstoß). Beste Spieler: Keiner – Wesemann, Albrecht, Grage, Pötzinger Zuschauer: 250
„Ich überlege ernsthaft aufzuhören“ – mit dieser deutlichen Aussage in der Pressekonferenz überraschte HUFC-Coach Sidnei Marschall die Anwesenden. Es war aber nicht nur die frustrierende 0:3-Pleite im wichtigen Duell gegen einen direkten Konkurrenten, sondern auch der „Kampf gegen den Verband und die Schiedsrichter haben mich müde gemacht, ich bin es leid. Es bringt einfach keinen Spaß mehr. Und Fußball ist für mich Spaß. Für beide Vereine geht es in so einem Spiel sozusagen um Leben und Tod – und der Verband schickt einen 18jährigen A-Jugendschiedsrichter. Der hat heute ganz klar das Spiel entschieden. Leider haben wir keine Kamera, aber das werden wir nächste Saison ändern – falls ich dann noch hier bin“.
Tatsächlich wurden viele Entscheidungen des Referees im Zweifelsfall gegen die Hausherren gefällt. Nach einem Fehlpass von Tevin Tafese startete Oliver Desimeier ein sehenswertes Solo und lieferte sich mit Marco Panata einen heißen Zweikampf. Beide (!) Spieler hakten, zerrten und zogen – doch während der BU-Stürmer „straffrei“ ausging, war für Panata die Partie beendet (15.). Eine harte Entscheidung, zumal durchaus noch andere HUFC-Verteidiger in der Nähe waren. Doch nicht genug damit, dass die Gastgeber auf diesem tiefen „Rasen“ nun fast die komplette Spielzeit mit einem Mann weniger auskommen mussten – auch die nächste Entscheidung (nur wenige Minuten später) sorgte für großen Unmut bei den „Geächteten“.
Yannick Albrecht setzte mit einer Flanke vom linken Flügel gekonnt Julian Pötzinger in Szene, dessen Volleyversuch aus 15 Metern wird zunächst geblockt, doch die Kugel fällt Gerret Grage vor die Füße, der aus sechs Metern freistehend zum 0:1 vollendet (25.). „Zwei Meter Abseits“ schallte es von der HUFC-Bank, doch offenbar soll der geblockte Ball vom Gegner gekommen sein. Trotz dieser Nackenschläge mühte sich Hamm redlich, doch es reichte bis eine Viertelstunde vor dem Ende zu keinem einzigen Torschuss!
Die Barmbeker standen tief und taten nur noch das Nötigste – und erhöhten direkt nach der Pause dank eines weiteren „Geschenks“. Bei einem Schuss von Pötzinger warf sich Tafese in die Flugbahn und wehrte den Ball nach Aussage mehrerer Augenzeugen mit der Brust ab (Marschall: „Das klatschen auf der Brust hat man sogar gehört“). Doch der (blut)junge Schiedsrichter hatte ein Handspiel erkannt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Lux mit etwas Glück, Keeper Jendrzej war fast dran (48.).
Nun war die Partie im Prinzip entschieden. Hamm konnte in Unterzahl zwar gefällig mitspielen, doch bis auf einen (!) Torschuss von Matthias Cholevas (73.) strahlten die Hausherren überhaupt keine Torgefahr aus. Die Haimerl-Elf lauerte auf Ballverluste und schnelle Gegenstöße, doch viele Angriffe wurden nicht sauber zu Ende gespielt. Albrecht versuchte es vielleicht auch deswegen einfach mal ganz frech von der Mittellinie, der Ball klatschte an díe Unterkante der Latte (79.). In der hektischen Schlussphase sah dann auch noch Demian Wicke die Rote Karte, nachdem er mit Schwung nach hinten Richtung Gegenspieler ausgetreten hatte (90.+2). Diesmal eine unstrittige und korrekte Entscheidung.
In doppelter Überzahl hatte BU nun viel Platz und setzte durch Pötzinger (nach schöner Vorarbeit von Lasse Lüttgen) den 0:3-Schlusspunkt (90.+4). Damit verschaffen sich die Barmbeker mit nunmehr 14 Punkten eine sehr gute Ausgangsposition für die Abstiegsrunde, während Hamm erst bei 9 Punkten steht (aber noch die beiden Nachholpartien gegen Lohbrügge und Bramfeld in der Hinterhand hat). Die (Rücktritts-)Aussagen von Marschall dürften dabei aber in den nächsten Tagen noch für einigen „Redebedarf“ sorgen.
Stimmen:
Jan Haimerl (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Auf diesem Platz war kein Fußballspiel möglich. Da stellt sich die Frage, ob solche Bedingungen dem Oberligastandard gerecht werden. Unterm Strich haben wir das heute mit ganz ganz viel Leidenschaft nach Hause verteidigt. Hamm hatte erst eine Minute vor Schluss seine erste echte Torchance. Nach vorne fehlte uns die Zielstrebigkeit, da hätten wir sonst noch ein paar mehr Tore erzielen können. Leider haben wir uns über weite Strecken des Spiels trotz Überzahl viel zu passiv verhalten. Es sah ja fast so aus, als ob wir einen Mann weniger haben. Keine Ahnung, ob es eine Rote Karte war, für mich war da noch ein anderer Verteidiger auf gleicher Höhe. Natürlich hat uns das in die Karten gespielt. Es war keine gute Oberligapartie – und der Schiedsrichter hat sich da angepasst.
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Eigentlich wollte ich gar nichts sagen, weil man am Ende immer der Buhmann ist. Die Rote Karte war spielentscheidend. Der Schiedsrichter hat mir gesagt, der Stürmer hat gezogen, aber das hätte er nicht als Foul gewertet. Das versteh ich nicht. Wenn am Trikot gezogen wird, dann ist es ein Foul. Da MUSS er anders pfeifen. Ich bin es ehrlich gesagt leid. Und ich bin müde. Immer dieser Kampf mit dem Verband und mit den Schiedsrichtern. Viele gute Trainer haben keinen Bock mehr auf so einen Scheiß. Wir müssen hier jeden Tag ackern und wir machen und tun – und der Verband ignoriert Anfragen und Anträge. Da kriegt man nicht mal eine Antwort. Wir werden im Regen stehen gelassen. Wir konnten erst am 10. Januar erstmals auf einem Platz trainieren und sollten am 15. Januar unser erstes Spiel machen. Das ist ein Witz. Der Platz war natürlich eine Vollkatastrophe, auch da lässt uns das Bezirksamt hängen und macht seit Wochen nichts. Zum Spiel: Trotz der Roten Karte hat meine Mannschaft versucht, so gut es eben ging, hier Fußball zu spielen. BU hat sich – wie schon im Hinspiel - nur hinten reingestellt. Und wenn wir es nicht hinkriegen, gegen so eine tiefstehende Mannschaft zu gewinnen, dann wird es eben schwierig mit Oberligafußball.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 7 Spiele, 0 Siege, 1 Remis, 6 Niederlagen, 8:24 Tore
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.