20.03.2022 Paloma "brutal gut" - Niendorfer "Ego-Tennis" von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – Niendorfer TSV 3:1 (2:1)
USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Krause, Blumauer, Wallner – Blöcker, C. Merkle – Kazizada (83. Schiemann), Lohrke (70. Blunck), Wohlers – Bein (70. Schwäbe) Niendorfer TSV: Graefe – Osei, Krüger, Yago – Speck (76. Kutschke), Huneke – Meyer (76. Ahmadi), Zarei (84. Utz), Brückner (84. Streubier) – L. Merkle, Gries (64. Kreit Casale) Tore: 0:1 L. Merkle (11.), 1:1/2:1 Bein (18./43.), 3:1 Blunck (73.) Besondere Vorkommnisse: Kazizada verschießt Foulelfmeter (73.) Schiedsrichter: Max Beyer (SCVM): Hatte mit der fairen (Freundschafts-)Partie keine Probleme und lag mit der Elfmeterentscheidung völlig richtig. Beste Spieler: Bein – Meyer Zuschauer: 182
“Marius Nitsch – Marius Nitsch”-Sprechchöre hallten zur Mittagsstunde an der Ecke Brucknerstraße/Sentastraße durch die Gassen. Dort – nur 50 Meter vom Platz entfernt - wohnt nämlich der USC-Coach, der heute coronabedingt von zu Hause aus dem Fenster zugucken musste. Die komplette Mannschaft eilte direkt nach Abpfiff dorthin und forderte den Coach ans Fenster, der sich auch nicht zweimal Bitten ließ und gerührt Beifall aus dem 4. Stock klatschte (siehe Foto).
Siegesfeier auf der Straße - mit Trainer Marius Nitsch (oben am Fenster). Foto: Andreas Killat
Niendorf wollte (nach der der Niederlage bei Concordia) seine kleine Chance auf die Meisterschaft nutzen. Denn durch zwei Spiele mehr in der Hinterhand und die beiden direkten Duelle gegen Dassendorf vor Augen (Hinspiel nächsten Sonntag am Sachsenweg), war der NTSV vor dem Anpfiff das einzige Team der Meisterrunde, das noch aus eigener Kraft die TuS vom Wendelweg verdrängen hätte können. Und es begann vielversprechend: Mit der ersten guten Aktion gingen die Gäste gleich in Führung. Leon Meyer bringt den Ball von der rechten Seite scharf ins Zentrum – und Lennart Merkle hält aus fünf Metern den Fuß zum 0:1 rein (11.).
Lasse Blöcker kann Daniel "Bohne" Brückner nur unfair stoppen. Foto: Olaf Both
Doch der USC ließ sich nicht schocken, antwortete mit einer tollen Kombination über Lasse Blöcker und Soleiman Kazizada, der auf der rechten Seite gaaanz viel Zeit und Platz hatte und völlig ungestört Tom Bein in der Mitte bedienen konnte. „TJP“ drehte sich geschickt um seinen Gegenspieler herum und vollendete aus 10 Metern mit links zum 1:1 (18.). Danach wirkten die Gäste seltsam gehemmt, jeder machte irgendwie nur „sein Ding“ (siehe „Ego“-Statement von NTSV-Trainer Ali Farhadi). Bis auf einen auf die Latte tropfenden Schlenzer von Michael Gries (28.) strahlte der „Meister“ der Staffel 2 keinerlei Torgefahr mehr aus. Das galt eigentlich auch für die Hausherren, doch die zeigten eine „brutale Art und Weise“, wie der heutige Chef-Trainer Zoran Nestorovic es hinterher ausdrückte. Nach Zuspiel von Christian Merkle zimmerte Bein die Kugel aus gut 20 Metern mittig unter die Latte zum 2:1 (43.) – da sah Keeper Gian-Luca Graefe nicht gut aus. Gleichwohl ein herrlicher Treffer, zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt noch dazu.
Leider verdeckt vom guten Schiedsrichter Max Beyer: Der Traumschuss von Tom Bein zum 2:1
...den er dann lautstark bejubelte. Fotos: Olaf Both
Nach der Pause hatte Niendorf seine beste Phase. Letztlich war es allerdings nur ein fünfminütiges Strohfeuer. Jesse Osei (55.), Malik Yago (57.), Merkle (58.) und Daniel Brückner (60.) scheiterten entweder an sich selbst (Merkle traf den Ball nicht richtig), oder an einem Abwehrbein (Wallner klärte den Schuss von Osei kurz vor der Linie), oder an Keeper Höfs (der den Schuss von Yago mit einer starken Fußabwehr parierte). Etwas Pech war auch dabei, der Kopfball von „Bohne“ Brückner ging nämlich nur ans Außennetz. Doch das war es dann auch. Fortan plätscherte die Partie so vor sich hin. Die Gäste wirkten zwar im gesamten Spiel technisch gefälliger, doch Schönspielerei und besagter Egoismus „verhinderten“ weitere Treffer.
Stattdessen durfte der USC nochmal jubeln. Osei leistete sich an der Außenlinie der linken Strafraumkante ein unnötiges Foul (Farhadi: „Kinderfehler“) an Tom Wohlers und der gute Schiedsrichter Max Beyer pfiff völlig zu Recht Elfmeter. Diesen versemmelte Kazizada zwar mittig geschossen ziemlich kläglich (Keeper Graefe musst sich eigentlich gar nicht bewegen), aber den Abpraller stocherte Michel Blunck aus zwei Metern mühelos zum 3:1 über die Linie (73.).
Der gerade eingewechselte Michel Blunck (Nr. 17) staubte zum 3:1-Endstand ab. Foto: Olaf Both
Ein Aufbäumen des NTSV fand danach nicht mehr statt, die „Tauben“ schaukelten den Erfolg problemlos über die Zeit – und machten sich nach dem Abpfiff direkt auf den Weg zu ihrem „Fenster-Coach“ (siehe oben). Gäste-Coach Ali Farhadi fand hingegen deutliche Worte zur Vorstellung seiner Mannschaft…man darf auf die Reaktion nächste Woche gegen Dassendorf gespannt sein.
Der Matchwinner Tom Bein (r.) lässt sich nach Spielende feiern. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Wir hatten heute gefühlt 28 Tennisspieler im Kader. Nach unserer guten Hinrunde nehmen sich viele zu wichtig und sehen sich schon in der Regionalliga. Gegen Teams auf Augenhöhe kriegen wir es aber nicht auf die Kette, sind aktuell offensichtlich nicht in der Lage zu gewinnen. Das war schon gegen Concordia so. Wir waren wohl doch in der schwächeren „Eierstaffel“. Die Spieler denken, sie hätten schon etwas erreicht. Das nervt mich. So kannst Du gegen Paloma nicht gewinnen. Die Winterpause und Corona haben uns kaputt gemacht. Die Spieler begreifen nicht, was ein Verein wie Niendorf alles bewerkstelligt. Das wird nicht wertgeschätzt. Darüber werden wir die nächste Woche ausführlich reden. Wir funktionieren nur als Mannschaft, so wie wir es in den letzten Monaten richtig geil gemacht und vorgelebt haben – uns momentan aber abhandengekommen ist. Ich weiß nicht, was die Winterpause in den Köpfen der Jungs gemacht hat. Gefühlt habe ich nur noch lauter „Egos“. Wir haben heute viel zu viele leichte „Kinderfehler“ gemacht.
Zoran Nestorovic (Co-Trainer USC Paloma): Die Art und Weise, wie wir es heute gemacht haben – das war schon brutal gut. Ich bin total stolz auf die Truppe. Man kann zwar besser Fußball spielen, aber durch die vielen Ausfälle kriegen wir momentan keine eingespielte Mannschaft. Das war keine leichte Woche für uns ohne unseren Trainer. Er wohnt ja hier gegenüber, da gehen wir gleich hin. Er war viel aufgeregter, als wir alle. Aber ich wusste, dass ich mich auf die Jungs verlassen kann. Vor dem 2:1 wollte ich mich gerade laut beschweren, warum wir das Spiel so schnell machen. Aber ok, wenn dann ein Tor fällt brauche ich natürlich nichts mehr zu sagen. Bis auf die paar Minuten nach der Pause haben wir hinten nichts zugelassen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 42 Spiele, 19 Siege, 6 Remis, 17 Niederlagen, 67:56 Tore
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