10.04.2022 Palomas taktischer Griff ins Klo von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – SC Victoria 2:3 (1:3)
USC Paloma: Höfs – Grablewski, Krause (46. Topcu), Blumauer – Mandelkau, Lohrke (46. Freude), Blöcker, Wallner (46. Bein) – Blunck, Niemann – Wohlers SC Victoria: Lohmann – Arndt, Siemsen, Mallwitz, Eggert – Schuhmann, Gogoua (73. Stegmann) – Palzer (83. Ernst), Branco, Janta (64. Senol) – Hartwig (46. Lahrtz) Tore: 0:1 Palzer (12.), 0:2 Janta (17.), 0:3 Hartwig (23.), 1:3 Blunck (28.), 2:3 Wohlers (81.) Schiedsrichter: Daniel Gawron (TuS Osdorf): Bis auf ein paar Kleinigkeiten (einen Freistoß nach Vorteil nicht gepfiffen, falsche Einwürfe nicht geahndet) war das eine solide Vorstellung. Die Abseitsentscheidung beim vermeintlichen 2:3 (54.) schien korrekt zu sein, auch wenn das die USC-Bank natürlich (lautstark) anders beurteilte. Beste Spieler: Niemann, Wohlers (beide 2.Hz) – Eggert, Branco, Janta (alle 1. Hz) Zuschauer: 120
Es ist gerade mal neun Tage her, da feierte der USC mit dem 1:0-Sieg an der Hoheluft seinen ersten (!) Punktspielsieg nach 77 Jahren gegen den SC Victoria (nach zuvor zwei Unentschieden und 20 Niederlagen; siehe “Statistik” am Ende des Berichtes). Dieser historische Erfolg wurde letzten Freitag natürlich auf dem Kiez gebührend gefeiert: “Wir kannten alle die Statistik”, so Liga-Manager Carsten Gerdey, “dementsprechend losgelöst waren unsere Jungs”. Doch heute wurden die “Tauben” schon sehr früh wieder vom Himmel geholt.
Konrad Janta tankt sich gegen Kevin Lohrke und Lion Mandelkau durch. Foto: Olaf Both
„Die ersten 25 Minuten haben uns das Spiel gekostet“, so USC-Coach Marius Nitsch, „unsere Umstellung auf 5-3-2 hat taktisch nicht gegriffen. Nach der Pause mit 4-3-3 haben wir es viel besser gemacht“. Von einer Fünferkette war für den neutralen Zuschauer allerdings nichts zu sehen, insbesondere Lennard Wallner „turnte“ überall herum (bevorzugt ganz vorne in der Spitze), nur nicht auf der linken Abwehrseite (Nitsch: „Das war kunterbunt“) – und auch Lion Mandelkau bewegte sich zu Beginn vor allem eher im rechten Mittelfeld.
Lennard Wallner (hier im Zweikampf mit Felix Schuhmann) hatte viel Offensivdrang. Fotos: Olaf Both
Tatsächlich agierte der USC damit mit einer Dreierkette und weil Colin Blumauer seine Rolle als Linksverteidiger häufig sehr offensiv Höhe Mittellinie interpretierte, ergaben sich für die Gäste unglaubliche Räume, die diese auch zu nutzen wussten. Mit einem „Triple“-Schlag binnen elf Minuten (!) überrannte die Titze-Elf die Hausherren: Zunächst profitierte der SCV davon, dass Keeper Arne Höfs eine flache Eggert-Hereingabe verpasste und Luca Palzer zum 0:1 abstauben konnte (12.). Anschließend servierten USC-Verteidiger Max Krause (mit einem ganz schlechten, halbhoch gespielten Rückpass) und erneut Keeper Höfs mit einer verunglückten Fußabwehr den Gästen gemeinsam das zweite Tor auf dem Silbertablett. Konrad Janta griff beherzt zu und vollendete aus 12 Metern ins leere Tor (17.). Ganz ohne fremde Hilfe und richtig schön herausgespielt dann der dritte Streich: Andre Monteiro Branco mit einem Zuckerpass in den freien Raum (auf der linken USC-Abwehrseite), Jannes Arndt mit viel Tempo und noch mehr Gefühl in die Mitte, wo Magnus Hartwig mit der Fußspitze ins kurze Eck zum 0:3 trifft (23.).
Gerade erst feierten Luca Palzer, Pascal Eggert und Konrad Janta noch das 0:1...
...da reagiert Janta (r.) nach dem Patzer von Thor Arne Höfs am schnellsten und erzielt das 0:2. Fotos: Olaf Both
Für Trainer Sören Titze kein Grund, nun defensiver zu agieren: „Weiter so, nicht nachlassen jetzt“, forderte er sein Team auf. Es gab auch weitere Chancen (8. Branco/11. Eggert/20. Janta/36. Arndt/37. Siemsen), doch ein vierter Treffer wollte nicht gelingen. Stattdessen sortierten sich die Hausherren neu (4-3-3) – und waren nur fünf Minuten später wieder zurück im Match: Tom Wohlers mit feinem Steckpass auf Wallner, der sich über links durchsetzt und auf den am zweiten Pfosten lauernden Michel Blunck flankt. Der hat aus sieben Metern keine Mühe zum 1:3 (28.).
Nach der Pause machten die Gäste dann offensiv gar nichts mehr (Titze: „Natürlich fehlten uns heute viele Spieler, aber das lasse ich nicht als Ausrede gelten“). So kam der USC immer besser ins Spiel – und protestierte lautstark, als das vermeintliche 2:3 durch Wohlers wegen Abseits zurückgepfiffen wurde (54.). „Niemals“, schimpfte Nitsch. Doch zumindest für den neutralen Zuschauer war der Pfiff von Schiedsrichter Gawron durchaus nachvollziehbar. Es spricht aber für die Moral der „Tauben“, dass sie trotz Blitz-0:3-Rückstand und nicht gegebenen Treffer weiter alles versuchten. Keeper Höfs feuerte seine Vorderleute lautstark an: „Schneller, schneller, sonst stellen die hinten alles zu“.
Tatsächlich wirkte der Spielaufbau teilweise zu „behäbig“, aber man wollte dem Gegner eben auch nicht ins offene Messer laufen. Die Aktionen wurden also geduldig vorbereitet – und Wohlers kam zur nächsten dicken Chance. Nach schöner Vorarbeit von Blunck scheiterte der USC-Stürmer allerdings an einer ganz starken Fußabwehr von Keeper Dennis Lohmann (76.). „Der zweite Treffer hätte einfach früher fallen müssen“, trauerte Nitsch der Gelegenheit zunächst hinterher. Aber dann war es endlich soweit: Niemann aus dem Mittelkreis mit dem langen Ball auf Wohlers, Gegenspieler Eggert kann nicht folgen, „TW23“ bleibt ganz cool und trifft zum 2:3 ins kurze Eck (81.).
Mit der einzig nennenswerten Offensivaktion der zweiten Halbzeit verpasste Vicky anschließend die Entscheidung, als Luca Ernst freistehend aus fünf Metern den auf der Linie postierten Mandelkau anschießt (88.). So blieb die Hoffnung auf das 3:3 (siehe HAFO-Tipp von Redakteur Stefan Knauß in der Vorschau) noch kurz am Leben. Doch die letzte Mandelkau-Ecke setzte Tom Bein in der Nachspielzeit knapp vorbei (90.+3).
Das gesamte Team des SC Victoria schwor sich nach dem Sieg auf die kommenden Aufgaben ein. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Sören Titze (Trainer SC Victoria): Wir haben heute zwei Gesichter gezeigt. Trotz vieler Umstellungen haben wir eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und völlig verdient geführt. Nach der Pause haben wir noch so knapp 20 Minuten mit etwas Ballbesitz ein bisschen mitgespielt, aber die letzten 20-25 Minuten waren leider nicht mehr gut. Dadurch haben wir das Spiel nochmal spannend gemacht, was man nach einer 3:0-Führung tunlichst vermeiden sollte. Zum Glück haben wir das 3:2 über die Zeit gerettet. Wenn man die gesamten 90 Minuten sieht und die vergebenen Chancen aus der ersten Hälfte dazu nimmt, dann ist das wohl auch irgendwo verdient. Aber wenn Du am Ende noch das 3:3 kriegst, hat sich der Gegner das erkämpft und wir hätten uns nicht beschweren können. Vor ein paar Tagen war es noch umgekehrt (beim 0:1 am 1. April), da fehlte uns in der Schlussphase das Quäntchen Glück. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Für uns war das natürlich ein denkbar schlechter Start ins Spiel. So schlechte 20 Minuten habe ich bisher noch nicht von meiner Mannschaft gesehen. Die haben uns heute das Spiel gekostet. Wir haben in der Woche ein paar Dinge neu erarbeitet und im Vergleich zum letzten Spiel umgestellt. Das gehört zur Entwicklung einfach dazu, war heute in der Nachbetrachtung aber wohl falsch. Die Fünferkette hat taktisch nicht funktioniert, da haben wir kunterbunt agiert. Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass das auf meine Kappe geht. Unsere zweite Halbzeit fand ich dann richtig stark: extrem dominant, viel Ballbesitz und viele Torchancen rausgespielt. Wenn wir früher das 2:3 machen, das war aus meiner Sicht übrigens niemals Abseits (54.), dann gehen wir hier heute nicht als Verlierer vom Platz. Schade, dass wir uns am Ende nicht belohnt haben. So eine Anfangsphase passiert uns hoffentlich nie wieder, wir können aus dem Spiel heute eine Menge lernen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 24 Spiele, 1 Sieg, 2 Remis, 21 Niederlagen, 12:47 Tore
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