20.04.2022 Pokal: Matchball-Drama am Wendelweg von Andreas Killat
Lotto-Pokal, 1/8-Finale
vs.
TuS Dassendorf – Altona 93 5:6 n.E. (1:0, 1:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Buchholz, Sowah, R. Carolus (56. Kleine) – Lam – S. Möller, Strömer (56. Aust) – Bergmann (46. Ahlschwede), Harnik, Maggio Altona 93: Lorenzen – Mundhenk (69. Heskamp), Bombek, Wallenborn, Monteiro – Gumpert, Mahncke – Bär (69. Töremis), Wohlers, Gohoua (62. Lück) – Akyol Tore: 1:0 Harnik (13.), 1:1 Wohlers (73., FE) Elfmeterschießen: 0:1 Gumpert, 1:1 Lam, 1:2 Wallenborn, Ahlschwede verschießt, 1:3 Heskamp, 2:3 Möller, 2:4 Akyol, 3:4 Lenz, Töremis verschießt, 4:4 Harnik, Lück verschießt, Maggio verschießt, Monteiro verschießt, Sowah verschießt, 4:5 Bombek, Aust verschießt Schiedsrichter: Lasse Holst (FC Türkiye): Der Elfmeter für Altona war vertretbar, allerdings übersah er auf der anderen Seite das klare Handspiel von Töremis (80.). Beide Teams gingen recht hart in die Zweikämpfe, was nicht immer leicht für den Referee zu beurteilen war. Beste Spieler: Sowah, Lenz, Kleine – Bär, Gumpert, Mahncke Zuschauer: 527
„Wir haben die Matchbälle nicht genutzt“, seufzte TuS-Coach Jean-Pierre Richter in der einsetzenden Dunkelheit nach dem um 20.45 Uhr beendeten Elmeterschießen. Gleich dreimal hatte die TuS die Entscheidung auf dem Fuß: Erst hätte Mattia Maggio das 2:0 erzielen können (72.) – im Gegenzug fiel dann der Ausgleich – und schließlich hatten im Elfmeterdrama Maggio und Sowah den Einzug ins Viertelfinale ganz dicht vor Augen. Der eine scheiterte an Keeper Lorenzen, der andere nagelte die Kugel ans Lattenkreuz. AUS!
Der zweite Matchball von Lennard Sowah landet an der Latte. Foto: Olaf Both
Obwohl Christian Gruhne...
...gleich zwei Elfmeter hielt, konnte Dassendorf kein Kapital daraus schlagen. Fotos: Olaf Both
Ganz anders natürlich die Gefühlslage beim AFC. „Ein Wahnsinn, Drama pur“, strahlte Co-Trainer Philipp Körner verständlicherweise über das ganze Gesicht. Sein Team hatte im Elfmeterschießen schon mit 4:2 geführt, vergab aber den ersten Matchball durch Töremis zum 5:3 - und servierte dann anschließend durch die „Fahrkarten“ von Marcel Lück und Eudel Monteiro dem Gegner zwei Matchbälle, bevor das 5:4 durch Hendrik Bombek (durch den nachfolgenden Fehlschuss von Amando Aust) zum Jubelsturm führte. „Endlich ein Erfolgserlebnis“, sprach Körner, der heute den Corona-Erkrankten Andreas Bergmann vertrat, dem gesamten AFC-Anhang (rd. 200-250 Fans hatten den langen Weg auf sich genommen) aus der Seele. "Das kann nochmal Kräfte für den Abstiegskampf freisetzen".
Matchwinner Frederick Lorenzen jubelt ausgelassen. Fotos: Olaf Both
In den 90 Minuten zuvor war der Regionalligist lange die spielbestimmende Mannschaft, zeigte die reifere Spielanlage und schöne Kombinationen. „Aber wir belohnen uns zu häufig nicht“, legte Körner den Finger auf die Wunde. Niklas Bär (4./25.), Hendrik Bombek (16.) und Ole Wohlers (21./45.) hatten im ersten Durchgang diverse Möglichkeiten für (mindestens) einen AFC-Treffer – doch das Tor fiel auf der anderen Seite. Len Strömer hatte Martin Harnik wunderbar in Szene gesetzt. Der Torschützenkönig nahm die Kugel gekonnt mit und vollendete aus 15 Metern halbrechts mit dem rechten Außenrist ins lange Eck zum 1:0 (13.). „Den kann man so machen“, zollte auch Körner dem Ex-Profi seinen Respekt für diesen Kunstschuss. Bis auf einen Kopfball von Ronny Buchholz nach Möller-Ecke (30.) hatte die TuS dem AFC ansonsten nur wenig entgegenzusetzen. Trotzdem ging es mit dem 1:0 in die Kabine.
Martin Harnik erzielte das 1:0 per Außenrist. Foto: Olaf Both
Nach dem Seitenwechsel machte sich der Kräfteverschleiß bei den Dassendorfern noch deutlicher bemerkbar. Rinik Carolus und Len Strömer mussten völlig entkräftet ausgewechselt werden (56.) und der sonst immer so starke Mittelfeldmotor Zhi-Gin Lam war heute nur ein Schatten seiner selbst. „Uns fehlt die Spielpraxis und vernünftiges Training“, monierte Richter die aktuellen (unverschuldeten) Rahmenbedingungen. Trotzdem hatte Maggio nach feinem Zuspiel von Möller die dicke Chance zum vorentscheidenden 2:0, verzog aber aus 12 Metern knapp am langen Pfosten vorbei (72.). Doppelt bitter für die TuS: Im direkten Gegenzug ging Sowah ziemlich unbeholfen in den Zweikampf mit Wohlers, der den Kontakt dankend annahm und einen (vertretbaren) Elfmeter rausholte. Der Gefoulte trat selbst an und traf flach unten links (Gruhne war noch dran) zum 1:1 (73.).
Es kam aber noch schlimmer für die Hausherren: Nach einer scharfen Hereingabe von Marcel Lenz „klärte“ Emre Töremis deutlich sichtbar mit dem rechten Arm (80.). Das ganze Stadion hatte es gesehen (sogar AFC-Coach Körner räumte es ein, siehe „Stimmen“) – nur Assistent Björn Lassen und Referee Lasse Holst nicht. Großes Glück für die Gäste, die sich sonst so häufig in dieser Saison über klare Fehlentscheidungen gegen sich beschwerten. Die letzten zehn Minuten waren dann ein echter Pokalfight, beide Teams mobilisierten nochmal alle Reserven, aber nach 94 Minuten war Schluss und es folgte das Elfmeterdrama:
0:1 Gumpert 1:1 Lam 1:2 Wallenborn Ahlschwede verschießt (Keeper Lorenzen hält links halbhoch) 1:3 Heskamp 2:3 Möller 2:4 Akyol 3:4 Lenz (er musste treffen, sonst wäre es schon das Aus gewesen) Töremis verschießt den ersten AFC-Matchball (Keeper Gruhne hält rechts unten) 4:4 Harnik (auch er musste treffen)
„Ende“ des regulären Elfmeterschießens (jedes Team fünf Schützen), es folgte jeweils das 1:1-Duell:
Lück verschießt (Gruhne pariert den mittig geschossenen Ball) Maggio vergibt den ersten TuS-Matchball (Lorenzen hält den Ball sogar fest!) Monteiro verschießt (weit über das Tor) Sowah vergibt den zweiten TuS-Matchball und nagelt den Ball ans Lattenkreuz 4:5 Bombek Aust verschießt (Lorenzen ist links halbhoch zur Stelle)
Stimmen:
Philipp Körner (Co-Trainer Altona 93, der heute den Corona-Erkrankten Andreas Bergmann vertrat): Drama pur! Ein Wahnsinn, was für Glücksgefühle! Wir genießen den Moment. Ein ganz wichtiger Sieg für uns, den sich die Jungs verdient haben. Wir ackern seit Wochen wie verrückt, jetzt haben wir das erhoffte Erfolgserlebnis. Das kann viele Kräfte für den Abstiegskampf freisetzen. Das war sehr nervenaufreibend, meine Stimme ist total am Ende, ich habe die letzten zehn Minuten nur geschrien. Bei der Handszene hatten wir Glück (80.), das war eine 50:50-Entscheidung, kann man geben, muss man aber nicht. Zum Glück hat der Schiri nicht gepfiffen. Wir haben eine sehr gute Spielanlage, belohnen uns aber zu selten. Defensiv waren wir sehr stabil, haben nur wenig zugelassen. Auch nach dem Rückstand haben wir an uns geglaubt. Jetzt freuen wir uns auf die nächste Runde.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Glückwunsch an Altona, sie haben die besseren Nerven gehabt. Aber wir hatten die Matchbälle, die muss man verwerten. Es war ein intensives und hartes Spiel, wenig Fußball. Altona hat es in der ersten Halbzeit gut gemacht, trotzdem gehen wir nach einem tollen Moment in Führung. Nach der Pause fehlte uns die Kraft und die Zielstrebigkeit. Man hat gemerkt, dass uns die Spielpraxis fehlt und wir durch Corona-Ausfälle teilweise gar nicht richtig trainieren konnten. Der Elfmeter gegen uns war hart, noch mehr schmerzt es natürlich, dass wir den klaren Handelfmeter nicht bekommen. Trotzdem hätten wir ins Viertelfinale kommen können. Wir trauern so einigen Situationen hinterher, vor allem in der Schlussphase hatten wir gute Chancen. Im Elfmeterschießen fehlte uns der Mut und die Überzeugung. Chris Gruhne hat uns wieder ins Rennen geholt, aber wir haben die Matchbälle nicht genutzt, sind bildlich gesprochen zweimal gestolpert. Das tut richtig weh.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 16 Spiele, 5 Siege, 5 Remis, 6 Niederlagen, 25:25 Tore
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