02.08.2022 Pokal: Neues Trainer-Duo entfacht Dassendorfer Leidenschaft von Andreas Killat
Lotto-Pokal, 2. Runde
vs.
Ahrensburger TSV – TuS Dassendorf 0:6 (0:4)
Ahrensburger TSV: Lamm – Kupka (82. Barge), Tatsis, Bielesch, Jahn – Misselhorn (46. Selimi), Kohlsaat – Sailer (75. Guttenberger), Neumann-Schirmbeck, Erdem (53. Baltz) – Heitmann (75. Saldjuki) TuS Dassendorf: Gruhne – Muhlack (60. Buchholz), Aust, K. Carolus – Kleine, Dettmann, Doege, R. Carolus – Maggio (60. Harnik), S. Möller – Kurczynski (71. Feldpausch) Tore: 0:1 K. Carolus (15.), 0:2 Kleine (16.), 0:3 Maggio (29.), 0:4 S. Möller (39.), 0:5 Doege (73.), 0:6 Harnik (84.) Schiedsrichter: Luca Jürgensen (Eintr. Norderstedt): Hatte alles im Griff und kam mit einer einzigen Gelben Karte aus (für die Gastgeber, 65.). Beste Spieler: Lamm – alle TuS-Spieler verdienten sich die Note 1-2, besonders beeindruckend insbesondere Doege, Kleine, R. Carolus Zuschauer: 305
Die Meldung schlug am Sonntagabend ein wie eine Bombe: Trainer Jean-Pierre Richter (35), seit Februar 2019 insgesamt 42 Monate am Wendelweg tätig, wurde „freigestellt“ (in der Pressemitteilung des Klubs hieß es dazu: „…wir gehen nun getrennte Wege…“). Spekulationen, die Mannschaft habe dies veranlasst/verursacht, wies die TuS vehement zurück, allerdings konnten dazu heute weder Sportchef Jan Schönteich (im Urlaub), noch Liga-Manager Alexander Knull (privat verhindert) näher befragt werden.
Die neue „1A-Lösung“ (O-Ton TuS Dassendorf): Peter Martens (64) und Thomas Hoffmann (53) sind zurück! Die beiden erfahrenen Übungsleiter bildeten bereits von Januar 2016 bis Juni 2018 ein gleichberechtigtes Trainer-Duo – und sollen nun „an die großartigen Erfolge der letzten Jahre“ (Zitat aus der Pressemitteilung) anknüpfen. Für Martens ist es übrigens nach 07/94-06/01 bereits die dritte Amtszeit am Sachsenwald. „Bei uns war aber überhaupt nicht sofort klar, dass wir das machen“, so Thomas Hoffmann, „wir hatten Jan (Sportchef Schönteich) gebeten, erst mal andere Alternativen zu prüfen. Ich habe ihm sogar noch Vorschläge gemacht, und wir hätten uns gefreut, wenn das geklappt hätte. Aber klar war auch: Wenn Dassendorf uns braucht und wenn unsere Freunde Jan und Zio (Präsident Jörg Ziolek) uns brauchen – dann sind wir da“. Insbesondere Peter Martens hatte sich den Sommer eigentlich ganz anders vorgestellt: „Ich bin seit dem 1. April Rentner und wollte die Zeit genießen“.
Zum Genießen war auch das heutige Spiel. Sogar der Ahrensburger Anhang spendete immer wieder fair Applaus für die Gäste – so beeindruckend dominant und spielerisch leichtfüßig (gepaart mit unbändigem Einsatz) agierten die Dassendorfer. Viele Spieler waren ob ihrer Laufbereitschaft kaum wiederzuerkennen, dazu kam ganz viel Spielfreude, tolle Kombinationen, viel Tempo und zahlreiche Offensivaktionen. Ein echtes Feuerwerk! Beim Endergebnis von 0:6 klingt es zwar etwas komisch, aber ATSV-Keeper Lucas Lamm war bester Mann der Hausherren! Ohne seine zahlreichen Heldentaten wäre es ohne Übertreibung 0:14 ausgegangen. Rinik Carolus (24./38.), Henrik Dettmann (34./38.) und Sven Möller (40.) standen jeweils allein vor Lamm – doch der brachte immer eine Hand oder einen Fuß dran.
Chancenlos war er jedoch bei den zum Teil toll herausgespielten Toren: Kerim Carolus mit einem Solo über die linke Seite (mit der Sohle den Ball selbst vorgelegt) und einem tollen Abschluss ins lange Eck (mit Hilfe des Innenpfostens) zum 0:1 (15.). Nur wenige Sekunden später Eyke Kleine mit einem sehenswerten Volleykracher zum 0:2 (16.). Der Spaß am Fußball war zurück für die TuS! Der glänzend aufgelegte Oliver Doege mit dem Zuckerpass in die Gasse, Mattia Maggio umkurvt den Goalie und schiebt locker zum 0:3 ein (29.). „Laufwunder“ Kristof Kurczynski erst an den Pfosten (23.), dann mit feinem Chipball über die Abwehrkette, Sven Möller läuft ein und vollendet mit einem Lupfer zum 0:4 (39.). Dassendorf wie im Rausch!
Nach der Pause konnten dann zwar auch die Hausherren (gelegentlich) Zweikämpfe gewinnen, aber insgesamt blieb es eine sehr einseitige Partie. Maggio traf laut krachend die Latte (55.), musste dann verletzt runter (Knie verdreht?!). Für ihn kam Ex-Profi Martin Harnik, der nach zwei ganz knappen Versuchen (66./68.) schließlich zum 0:6-Endstand traf (84.). Zwischendurch krönte Doege mit einem Flachschuss (aus knapp 17 Metern) ins linke Eck zum 0:5 seine Leistung (73.). Ein sagenhafter Auftritt, der Appetit auf mehr macht. „Am Freitag bei ETV wird es aber ein ganz anderes Spiel“, so Martens nach dem Abpfiff, „aber wenn wir so auftreten, sind wir nur schwer zu schlagen“. Eine klare Kampfansage an den Rest der Liga.
Stimmen:
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): Die Truppe hat eine unglaubliche Stärke, das ist ja unbestritten. Aber dafür muss man auf dem Platz mehr tun, als zuletzt zu sehen war. Es fehlte an Lust, Power und Begeisterung. Unsere Aufgabe war es, diese Leidenschaft wieder zu entfachen. Das hat die Mannschaft heute eindrucksvoll bewiesen, das war aller Ehren wert. Ein wunderbarer Start.
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Wir haben der Mannschaft vorher klar gesagt, dass sie bei jeder Gelegenheit Druck ausüben soll. Das war das Ziel – und die Jungs haben es großartig gemacht. Beispielhaft war die Szene mit Sven Möller, der bei Stand von 5:0 im Mittelfeld zur Grätsche ansetzt. Diese Intensität wollen wir sehen. Wir wollen zusammen Spaß haben und unseren Fußball in die Mannschaft reinkriegen. Den ersten Schritt haben wir heute gemacht. Wenn wir so auftreten, sind wir nur ganz schwer zu schlagen.
Peter Grischke (Trainer Ahrensburger TSV): Wir müssen heute einfach anerkennen, dass uns für so einen Gegner die nötige Qualität fehlt. Man hat schon beim Auflaufen gesehen, was die alle für einen Körper haben und wie agil und wie stabil die sind. Nach 20 Minuten war schon klar, dass Dassendorf sich hier durchsetzt. Uns hat heute die Dynamik und Entlastung gefehlt. Aber wir können aus der Partie viel mitnehmen, ich bin nicht unzufrieden mit unserer Leistung. Unser Torwart Lucky Lamm (Lucas) ist bei 1:1-Situationen einer der zehn Besten in Hamburg.
Statistik: Gesamt-Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 1 Spiel, 0 Siege, 0 Remis, 1 Niederlage, 0:6 Tore
Historie: Der Ahrensburger TSV nimmt seit 1946 am Spielbetrieb teil und hat schon wilde Zeiten erlebt, pendelte in den letzten 75 Jahren zwischen Kreisklasse und Oberliga (die meiste Zeit jedoch Bezirks-/Landesliga). Neben einigen Meisterschaften und drei Aufstiegen in die Oberliga (1957, 1959 und 1988) musste man auch einen Zwangsabstieg (1951), einen „Konkurs“ (1992) und 2001 wegen „Spielerflucht“ die komplette Abmeldung vom Spielbetrieb verkraften. Die Vereinsgeschichte im Zeitraffer:
1950: Meister der Kreisklasse Nord und Aufstieg in die zweithöchste Hamburger Amateurliga 1951: Trotz Mittelfeld-Platz 9 „Zwangsabstieg“ aus der Bezirksklasse Alster (weil man gegen das Amateurstatut verstoßen hatte) 1957: Meister (punktgleich vor dem Düneberger SV) Verbandsliga Hammonia (= Landesliga) 1957-1962: Insgesamt vier Jahre in Hamburgs höchster Amateurliga 1967: Abstieg aus der Landesliga (und anschl. elf Jahre Bezirksliga) 1978: Rückkehr in die Landesliga (Hansa) 1988: Landesliga-Meister und nochmals (letztmalig) Aufstieg in die Verbandsliga (= Oberliga) 1989: Abstieg in die Landesliga 1992/93: Mitten in der Saison Abmeldung/Rückzug vom Spielbetrieb (wegen finanzieller Schieflage) 1993/94: Neustart in der Kreisklasse 1996: Rückkehr in die Bezirksliga 1999: Rückkehr in die Landesliga 06/2001: Abmeldung vom Spielbetrieb (da die gesamte Mannschaft zum Stadtrivalen SSC Hagen Ahrensburg gewechselt war und die geplante Fusion mit dem FC Ahrensburg abgelehnt wurde) 07/2001-06/2003: Zwei Jahre ohne Herren-Mannschaft (!) 2003/04: Zweiter Neustart der Vereinshistorie mit der 1. H in der Kreisklasse 2020: Nach 17 Jahren zwischen Kreisklasse und Bezirksliga souveräner Bezirksliga-Meister 2020/21: Die Rückkehr in die Landesliga stand zunächst unter keinem guten Stern, in der frühzeitig abgebrochenen Saison 2020/21 (Corona) wurden nämlich nur drei Spiele absolviert. 2021/22: 4. Platz Landesliga Staffel 3 (20 Spiele, 11 Siege, 2 Remis, 7 Niederlagen)
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