Taube gegen Condor - jedes Bio-Buch lehrt uns, dass dieses Duell für die arme Taube nicht besonders gut ausgehen würde. Auf dem Fußballplatz sah das heute jedoch ganz anders aus, denn bei 90-minütigem Hamburger Nieselregen waren es die Raubvögel, die ordentlich Federn lassen mussten.
Dabei hatte Condor doch so gut angefangen; die Anfangsphase gehörte klar den Gästen. Allerdings konnten diese ihre Chancen nicht nutzen. Symptomatisch dafür eine Szene aus der 27. Minute, als Rene Kruppa das Kunststück fertigbrachte, den Ball nach einer Ecke freistehend aus zwei Meter Torentfernung über dasselbige zu bugsieren. Besser machten es da die Palomaten; genauer gesagt Abdullah Kocaman in der 39. Minute. Gewühl im SCC-Strafraum, Mortaza Nazeri legte für Kocaman auf und der vollstreckte aus kurzer Distanz. Als wäre das nicht schlimm genug gewesen, folgte kurz vor der Pause noch eine zweite kalte Dusche für den Tabellendritten, denn Nikola Jovic erhöhte in der 44. Minute mit einem knallharten und platzierten Flachschuss aus 20 Metern auf 2:0.
Eine Viertelstunde nach dem Seitenwechsel durften die USC-Anhänger dann wieder jubeln - jedoch nicht lange. Einen Eckball von Volker Ehlert beförderte Jovic per Kopf ins Netz - allerdings hatte Schiri Kleenlof vorher völlig zu Recht abgepfiffen, weil Jovic den Torwart im Fünfmeterraum attackiert hatte. So war das Spiel noch offen, Condor gab sich nicht auf und erspielte sich nicht wenige gute Möglichkeiten. Der Einfachheit halber nur eine simple Auflistung der Chancen: 70. Minute, knallharter Torschuss von Bülent Yazici, aber Dennis Aschmoneit im USC-Tor entschärft sicher. 80. Minute, Marcus Haß köpft den Ball fünf Meter vor dem Tor freistehend in die Arme von Aschmoneit. 82. Minute, gute Möglichkeit für Matthias Aykurt, aber am Gehäuse vorbei. 84. Minute, Florian Witts Schuss wird von einem USC-Feldspieler gerade noch auf der Linie abgewehrt. 85. Minute, Freistoß David Meuser - an den Pfosten; riesige Nachschussgelegenheit für Lars Gebhardt, der kann sich drei Meter vor dem Tor die Ecke aussuchen, schießt aber Aschmoneit an. Dass solch eine schlechte Chancenauswertung irgendwann bestraft wird, ist ein altes Fußballgesetz, und auch heute bewahrheitete es sich wieder: Gerade erst eingewechselt, spielte Andreas Silz einen Bilderbuchpass genau in den Lauf von Luigi Avarello, der souverän zum 3:0 abschloß. (86.) Eine Minute vor Spielende fiel sogar noch das 4:0; Horst Güsmer staubte nach einem Distanzschuss von Silz ab.
Stimmen:
Wolfgang Reimers (Trainer SC Condor): Überspitzt ausgedrückt würde ich sagen: "Heute hat die bessere Mannschaft 0:4 verloren." Wir waren lebendig, haben engagiert gespielt, es aber versäumt unsere Chancen zu verwerten. Bis zum 0:1 hatten wir klar die besseren Tormöglichkeiten und haben das Spiel bestimmt. Dann hatten wir eine kleine Schwächephase und haben gleich zwei Gegentore kassiert. Dennoch war das Spiel danach noch nicht entschieden, gegen Ende der zweiten Halbzeit hatten wir mindestens fünf Großchancen. Solche Gelegenheiten darf man einfach nicht einfach ungenutzt verstreichen lassen. Dass Paloma zum Schluss noch zwei Tore nachgelegt hat, macht das Ergebnis natürlich kosmetisch unattraktiv, ist für uns aber nur von sekundärer Bedeutung.
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): In den ersten 25 Minuten des Spiels war Condor besser, aber spätestens das 1:0 war der Wendepunkt des Spiels. In der zweiten Halbzeit war uns eindeutig mehr Siegeswillen anzumerken: Nach dem Seitenwechsel haben wir sicherer von hinten heraus gespielt und vorne, wie auch schon in der ersten Hälfte, unsere Chancen konsequent genutzt. Ich bin der Ansicht, dass die bessere Mannschaft heute gewonnen hat.
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