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23.08.2022
Chancenwucher auf beiden Seiten von Andreas Killat




vs.


TuS Dassendorf – SV Rugenbergen 4:1 (2:0)

TuS Dassendorf: Kalk – Kleine, Muhlack, Aust (78. Buchholz), Sowah (46. K. Carolus) – Dettmann, Doege – Maggio, R. Carolus – Kurczynski (74. Blohm), Harnik (85. Thomas)
SV Rugenbergen: Hartmann – Neumann, Schöttke, Wilckens, Worthmann, G. Güvenir – T. Güvenir – Rühmann (72. Kurowski), Rörström (72. Hamer) – Hoppe (83. Kripke), Glissmann
Tore: 1:0 Aust (13.), 2:0 Kurczynski (44.), 3:0/4:0 Blohm (76./77.), 4:1 Glissmann (78.)
Schiedsrichter: Daniel Gawron (TuS Osdorf): Unaufgeregt und souverän. Nur sein Assistent Mario Schirmer schien einen Dauerkrampf im rechten Arm zu haben, anders sind die gefühlt 30 Abseitsentscheidungen kaum zu erklären.
Beste Spieler: Kalk, Maggio, Dettmann – Hartmann, Neumann
Zuschauer: 138

„Danke für den Amaretto, auch im Namen meines Magen-/Darmtrakts“ – nach dem Spiel konnte SVR-Coach Michael Fischer schon wieder lachen und Scherze machen (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes). TuS-Sportchef Jan Schönteich hatte die „Bestellung“ von Fischer beim Wort genommen und den gewünschten italienischen Marzipan-Likör per Express-Bestellung bei Amazon „einfliegen“ lassen. Im Nachhinein betrachtet wohl so eine Art „Dankeschön“ für die vielen vergebenen Top-Chancen der Bönnigstedter...

Ohne Übertreibung hätte die Partie auch 5:5 oder 6:4 ausgehen können (TuS-Coach Peter Martens: „Ich bin eher bei 9:5“). Doch beide Teams überboten sich beim Auslassen von Großchancen – und zudem zeigten beide Keeper eine starke Leistung. Die Hausherren hatten jedenfalls den besseren Start und gingen durch einen Kopfball von Amando Aust (nach feiner Vorarbeit von Henrik Dettmann) früh mit 1:0 in Führung (13.). Martin Harnik hätte die Partie im Anschluss schon entscheiden können, doch seine beiden Kopfbälle wurden von Torhüter Patrick Hartmann sensationell gehalten (25./28.). Und auch Mattia Maggio, mal wieder ein echter Aktivposten bei der TuS, konnte Hartmann (nach tollem Zuspiel von Tom Muhlack) mit einem satten Schuss nicht bezwingen (31.).

Da war also deutlich mehr drin für die Gastgeber – aber andererseits gab es eben auch diesen vielen Ballverluste, die zu gefährlichen Angriffen des SVR führten (meist über rechts mit Leon Neumann, zur Halbzeit wechselte Coach Thomas Hoffmann daher den entnervten Lennard Sowah aus). Zum Pechvogel avancierte Rugenbergens Stürmer Patrick Hoppe, der zwei Hundertprozentige versiebte: Erst verzog er völlig allein gelassen aus zehn Metern (21., wenige cm am Pfosten vorbei), dann tauchte er nach schlimmen Patzer von Aust alleine vor Kalk auf, wollte es aber mit einem Lupfer zu schön machen (45.). „Wenn man alleine vorm Tor steht, dann muss man den einfach reinmachen“, war Fischer bedient.

Zwischendurch hatten auch noch Leon Neumann (29.) und Hendrik Rühmann aus dem Rückraum (38.) jeweils freie Schussbahn. Dieser Chancenwucher rächte sich (hätte eigentlich aber auch für die TuS gelten können): Nach einer tollen Kombination über Maggio, Harnik und Kurczynski zog Letzterer aus 14 Metern halbrechter Position ab und traf zum 2:0 ins lange Eck (44.). „Es gibt keine guten Zeitpunkte für Gegentore, aber der war beschissen“, so der nie um einen Spruch verlegene Fischer. „In der Pause habe ich meiner Mannschaft gesagt, dass ich es schade finde, dass sie sich nicht belohnt“.

Im zweiten Durchgang hatten die Gäste dann „nur noch“ drei gute Gelegenheiten: Marcel Schöttke mit einem Freistoß aus 25 Metern, den Kalk entschärfte (54.), und die dicke Doppelchance von Hoppe (nach Traumpass von Sven Worthmann) und Lenny Glissmann, die nacheinander aus kurzer Distanz an Kalks Superparaden scheiterten (69.).

Doch auch ein Ex-Profi ist vor so etwas nicht gefeit: Martin Harnik, traumhaft von Rinik Carolus bedient, steuerte alleine auf Hartmann zu, umkurvte diesen auch – und schoss dann am leeren Tor vorbei (61.)! Kaum zu glauben. Doch wenn Harnik schon nicht trifft, dann serviert er wenigstens mustergültig: Der gerade erst eingewechselte Tarec Blohm erzielte binnen 100 Sekunden einen „Doppelpack“ zum 4:0 (76./77.), weil Harnik zuvor jeweils freistehend an Hartmann scheiterte. Doch die Abpraller verwertete Blohm im Stile eines echten Abstaubers. Ungezählt sind die vielen weiteren Top-Chancen für die TuS, die vom Schiedsrichter-Assistenten als „Abseits“ abgewinkt wurden.

So eine „Packung“ hatten die Bönningstedter wirklich nicht verdient – und kamen schließlich doch noch zum Ehrentreffer (per Kopf) durch Glissmann (78.). „Da haben wir es wieder“, war Hoffmann sauer: „Wir können einfach nicht zu Null spielen“. Doch das wäre heute auch irgendwie „nicht gerecht“ gewesen. Harnik (84.) und Rinik Carolus, der mit einem doppelten Dreher alle schwindelig spielte (inkl. sich selbst) und dann freistehend aus vier Metern übers Tor kickte (88.), bildeten den Abschluss eines unterhaltsamen Nachmittags am Wendelweg.


Stimmen:

Michael Fischer (Trainer SV Rugenbergen):
Es gibt wohl nur wenige Mannschaften, die hier in Dassendorf so viele Tore hätte machen können bzw. müssen, wie wir heute. Drei musst du machen, vier kannst du machen. Du kannst aber auch sechs Stück kriegen. Heute hat man gesehen, wie wichtig Erfahrung ist. Wir haben es im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr ordentlich gemacht, aber am Ende war es dann doch eine Nummer zu groß für uns. Dassendorf bleibt mein Meistertipp. Danke für den Amaretto, auch im Namen meines Magen-/Darmtrakts.


SVR-Coach Fischer bekam sein Lieblingsgetränk serviert: Amaretto mit Apfelsaft

Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf):
So eine Pressekonferenz wie mit dir habe ich wirklich vermisst, da gibt es immer etwas zu lachen. Wir sind gut gestartet, aber das frühe 1:0 hat uns nur wenige Minuten Sicherheit gegeben. Danach haben wir uns wieder durch so viele unfassbare unnötige Ballverluste selbst in Bedrängnis gebracht. Das ist mir unerklärlich. Wir rücken nicht ein, haben ein schlechtes Stellungsspiel und spielen dem Gegner immer wieder die Bälle in die Beine. Rugenbergen hatte drei, vier richtig gute Chancen. Normalerweise „killen“ dich solche Situationen. Zum Glück für uns machen die kein Tor, aber darauf kann man sich ja nicht immer verlassen. Nach der Pause war es ziemlich wild, zum Ende hin hatten wir sechs klare Dinger. Ich habe eben zur Mannschaft gesagt, dass sie kein Gesicht ziehen sollen, sondern sich einfach über den 4:1-Sieg freuen können. Aber der eine ärgert sich über das Gegentor, der andere über die vielen vergebenen Chancen. Mal sehen, ob wir für Freitag (in Süderelbe) elf Leute zusammen bekommen. Im Moment sieht es da sehr dünn aus.


Statistik:
Gesamt-Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 16 Spiele, 12 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage, 36:11 Tore

2003/04: 0:2 / 2:2 Verbandsliga Hamburg
2013/14: 3:1 / 5:1 Oberliga Hamburg
2014/15: 0:0 / 3:0 Oberliga Hamburg
2015/16: 3:1 / 1:1 Oberliga Hamburg
2016/17: 1:0 / 2:1 Oberliga Hamburg
2017/18: 3:0 / 2:1 Oberliga Hamburg
2018/19: 4:0 / 2:0 Oberliga Hamburg
2019/20: 1:0 / --- Oberliga Hamburg
2020/21: --- Oberliga Hamburg
2021/22: --- Oberliga Hamburg
2022/23: 4:1 / --- Oberliga Hamburg


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