SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Brkic, Ziolek, H. Giese, Wilhelm – Rogge, Bombek – Winterfeld (65. Rexin), Hadj (80. Donkor Marfo), Jacobs – Borgmann (89. Omar) TSV Buchholz 08: Bakir – Maaß (70. Saint-Hilaire), Bosselmann, Langer, Panic (15. Sekac) – Fritz, Keisef (70. Carta) – Buzhala, Mucunski, Jahn (82. Kolou) – Fornfeist Tore: 1:0 Borgmann (53., FE) Schiedsrichter: Kevin Klüver (Eintr. Norderstedt): Toller Auftritt, so einen sachlichen, ruhigen und souveränen Schiedsrichter wünscht man sich häufiger. Löste alle strittigen Szenen hervorragend und lag eigentlich mit allen Entscheidungen richtig. Beste Spieler: Jacobs, Babuschkin – Fritz, Bakir Zuschauer: 105
„Ich krieg nachher noch eine Nadel“, ganz beiläufig erwähnte Curslacks Trainer-Legende (und jetziger Sportlicher Berater) Torsten Henke von der Ehrung in der Halbzeit-Pause: Für 50 Jahre (!) Vereinsmitgliedschaft („Mein Vater hat mich 1972 als Sechsjähriger angemeldet“) erhielt „Henko“ eine Ehrenurkunde und die goldene Vereinsnadel. Dazu noch Siege seines geliebten HSV (gestern 3:2 in Kiel) und „seiner“ blauen Jungs. Da schmeckte das Siegerbierchen nach dem Abpfiff besonders gut. „Das war ganz ganz wichtig für uns“, blickte Henke schon auf die kommenden Gegner voraus (Dassendorf, ETV, Cordi, Vicky).
50 Jahre, ein Verein: Torsten Henke. Foto: Hanno Bode
Beide Teams begannen angesichts der Bedeutung der Partie zunächst sehr verhalten, es galt die Devise „Safety first“. Doch nach gut einer Viertelstunde legten die Hausherren ihre Zurückhaltung ab, insbesondere Neuzugang Louis Jacobs (21, kam vom VfL Lohbrügge) glänzte immer wieder mit starken Tempo-Läufen über den linken Flügel und sorgte für viel Unruhe in der TSV-Abwehr. „Lohbrügge war verständlicherweise nicht begeistert, aber er passt genau in unser Anforderungsprofil: jung, schnell und kommt hier aus dem Umland. Er ist eine Waffe und wird seinen Weg machen“, war CN-Coach Sven Schneppel voll des Lobes.
Neuzugang Louis Jacobs machte ein bärenstarkes Spiel. Foto: Hanno Bode
Die erste richtig gute Gelegenheit hatte Hendrik Bombek, der sich über links in die Box bis an die Außenlinie dribbelte und Richtung Fünfmeterraum zog, aber zu lange zögerte (14.). Danach war es Jacobs der stark für Ron Borgmann auflegte, doch dessen Schuss aus elf Metern konnte Keeper Murat Bakir entschärfen (16.). Beim Volleykracher von Luca Winterfeld (nach Kopfballablage von Stjepan Brkic) wäre der TSV-Goalie wohl machtlos gewesen, aber das Leder strich knapp vorbei (18.). Dafür war er bei einem Freistoß von Florian Rogge wieder zur Stelle (34.). „Eine katastrophale erste halbe Stunde von uns, sehr schmeichelhaft, dass wir nach dreißig Minuten nicht zurückliegen“, war B08-Trainer Nabil Toumi gar nicht zufrieden.
Doch in den letzten Minuten vor der Pause erwachten die Lebensgeister bei den Gästen (Schneppel sprach kürzlich vom „kritischen Zeitfenster“ seiner Mannschaft). Milaim Buzhala hatte aus 12 Metern halbrechter Position nur noch Gianluca Babuschkin vor sich, der mit einer fantastischen Fußabwehr rettete (35.). Nicht eingreifen musste „Babu“ beim Schuss von Stürmer Dominik Fornfeist, der freistehend aus 16 Metern knapp am rechten Pfosten vorbeizielte (37.). Das dickste Ding vergab schließlich Arnaud Bosselmann: Nach einem unnötigen CN-Ballverlust im Mittelfeld schaltete Buchholz blitzschnell um und hatte eine 3:1-Überzahlsituation. Alexandar Mucunski legte den Ball für Bosselmann quer, doch der vergab die Hundertprozentige und setzte den Ball links am Tor vorbei (43.).
Nach der Pause war es wieder Jacobs, der wunderbar in den Lauf von Borgmann spielte. Doch der (bis dahin) glücklose Stürmer erinnert mit seiner Schuss“technik“ und seinen „Streichholzbeinen“ zuweilen an Ex-HSV-Kicker Jonathan Pitroipa, bei dem der Kopf meistens nicht wusste, was seine Beine als nächstes machen. So setzte Borgmann die Kugel freistehend aus zehn Metern mit links links neben das Tor (47.). Auf der anderen Seite hätte Geburtstagskind Jonas Fritz (heute 27 Jahre jung geworden) den Gastgebern sozusagen sinnbildlich die Kerze auspusten können, doch er köpfte den Ball aus drei Metern krachend an den linken Pfosten (50., Buzhala hatte gefühlvoll geflankt).
So blieb es dem „Spieler des Tages“ vorbehalten, für den ersten Torjubel das Nachmittags am Gramkowweg zu sorgen: Jacobs mal wieder mit ordentlich „Speed“ über die linke Seite an Dejan Sekac vorbei in den Strafraum und auf dem Weg zum 1:0. Sekac wollte seinen Stellungsfehler wieder gutmachen und holte den Curslacker von den Beinen. Klare Sache: Elfmeter! Ausgerechnet der bis dahin glück- und wirkungslose Borgmann schnappte sich das Leder und trat zum Strafstoß an (vermutlich, weil Wilhelm zuletzt gegen Niendorf verschossen hatte). Bange Sekunden bei Henke und der gesamten Ersatzbank. Doch Borgmann blieb ganz cool und schob souverän unten rechts zum 1:0 ein (Bakir war nach links gehechtet). Was für ein Jubel. Nach sechs sieglosen Spielen (0-2-4) endlich wieder einen „Dreier“ vor Augen!
Witalij Wilhelm (l.) gratuliert dem Elfmeterschützen Ron Borgmann. Foto: Hanno Bode
Aber noch war ja über eine halbe Stunde zu spielen und die zuletzt mit reichlich Gegentoren gesegnete Defensive der Gastgeber hatte zuletzt vor über acht Monaten (!) eine Partie ohne Gegentreffer überstanden (im Januar 2022 beim 1:0 in Bramfeld). „Es geht nur über den Willen“, peitschte Schneppel sein Team an – und tatsächlich arbeitete die Curslacker Mannschaft bis zur Erschöpfung und machte alle Versuche der Gäste auf den Ausgleich zunichte.
Eine gehörige Portion Glück war allerdings auch dabei, denn Buzhala und Fornfeist hatten die doppelte Riesenchance (74.), scheiterten aber an ihrer Abschlussschwäche – und natürlich den sensationellen Reflexen von Babuschkin. Was für Heldentaten! Andererseits müssen das einfach Tore sein, so dass sich Toumi nach dem Abpfiff beklagte: „Ich verstehe einfach nicht, warum wir hier kein Tor erzielt haben“. In der vierten und fünften Minute der Nachspielzeit stürmte schließlich auch Keeper Bakir (erfolglos) mit nach vorne. Nach einem abgewehrten Ball hatte Rogge kurz hinter der Mittellinie nur noch das leere Tor vor sich, zog aber überhastet aus 35-40 Metern ab und verfehlte das verlassene Gehäuse deutlich. Egal, denn danach war Schluss. Viele Deichkicker sanken völlig K.O. zu Boden und hatten kurzzeitig nicht mal mehr die Kraft zu jubeln. Aber ein paar Minuten später, beim obligatorischen Mannschaftskreis, war die Stimmung ausgelassener denn je. „Dassendorf kann kommen“, stimmte sich die Truppe auf das Derby am Dienstag ein.
Erschöpft, aber glücklich: Louis Jacobs nach dem Abpfiff. Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Nabil Toumi (Trainer TSV Buchholz 08): Eine katastrophale erste Halbzeit von uns. Nur ein Schatten von dem, was wir zuletzt gezeigt haben. Sehr schmeichelhaft für uns, dass wir nach dreißig Minuten nicht zurückliegen. Kurz vor der Pause haben wir dann drei dicke 1:1-Situationen, da MUSS ein Tor fallen. Das wäre zwar total unverdient gewesen, aber sowas musst Du mitnehmen. In der zweiten Halbzeit waren wir total dominant, von Curslack habe ich nur den Elfmeter gesehen. Ich verstehe einfach nicht, warum wir hier kein Tor erzielt haben. Wir waren über Außen so oft durch – und treffen dann immer die falsche Entscheidung. Wir haben nie die einfache Lösung gewählt, wollten immer die komplizierte. Meiner Meinung nach wäre dem Spielverlauf nach sogar ein Unentschieden zu wenig gewesen, wir hätten hier heute das Spiel gewinnen müssen!
Sven Schneppel (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Man hat gemerkt, dass die Mannschaft nach der Niederlagenserie einen Rucksack voller Steine mit sich rumschleppt. In der ersten Halbzeit haben wir das aber gut abgeschüttelt und guten Fußball gespielt. Nach dem 1:0 wollten wir keinen Fehler mehr machen und waren zu nervös. Zum Ende hin wurde es nochmal brenzlig, aber letztlich war Buchholz nur nach Standards und Umschaltsituationen gefährlich, kaum mal aus dem Spiel heraus. Mit den drei Punkten im Rücken sind wir auf einen guten Weg. Ich freu mich sehr für die Mannschaft.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1919): 30 Spiele, 11 Siege, 7 Remis, 12 Niederlagen, 42:46 Tore
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