01.10.2022 Ringsherum Sonne, nur über dem Gramkowweg regnet es von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – Concordia 0:3 (0:3)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Kühn (62. Sharba), Ziolek, H. Giese (46. El-Nemr), Wilhelm – Rogge, Bombek – Brkic, Jacobs (75. Rexin) – Lechler (46. Borgmann), Meyer Concordia: Höcker – Mundhenk, Safo-Mensah, Lindener, Schön – Atug, Hartwig (88. Agyemang) – Düzgüner, Mokhlis (48. Hoeling), Claus (88. Ketzler) – Yeboah (65. Ajruli) Tore: 0:1 Düzgüner (36.), 0:2 Claus (40.), 0:3 Yeboah (42.) Schiedsrichter: Fabian Porsch (Barsbütteler SV): Sprang (zusammen mit Marco Kulawiak an der Linie) kurzfristig für den verhinderten Devin Wengorz (TuS Hamburg) ein und machte seine Sache sehr unaufgeregt. Setzte mit der frühen Gelben Karte gegen Bombek (7.) gleich ein Zeichen und hatte auch danach alles im Griff. Beim (vermeintlichen) Abseitstreffer von Meyer (30.) musste er sich auf seinen Assistenten verlassen. Beste Spieler: Meyer (1. Hz) – Düzgüner, Mundhenk, Claus Zuschauer: 90
Irgendwie hatte das Bild Symbolcharakter: Kurz vor der Halbzeit herrschte ringsherum strahlend blauer Himmel, nur genau über dem Platz am Gramkowweg regnete es für gut 20 Minuten kräftig (sogar Blitz und Donner waren dabei). Es läuft zurzeit einfach nicht für die Vierländer (viele Niederlagen, noch mehr Gegentore, Abstiegsplatz).
Um es vorweg zu nehmen: Es war von beiden Seiten eine schwache Partie – und zwar über die gesamte Spielzeit. Die als haushoher Favorit angereisten Gäste wirkten zu keiner Zeit wie ein Team, das Regionalligaambitionen hegt. Und die Hausherren waren nach dem 1:7-Debakel beim ETV verständlicherweise noch sehr verunsichert. Umso erstaunlicher, dass die „Blauen“ trotzdem den etwas besseren Start erwischten. Marcello Meyer mit einem starken Sololauf durch die ganze Cordi-Abwehr, aber Keeper Höcker reagiert (mit ausgestrecktem Bein) glänzend (13.). Machtlos war er nach einem Freistoß von Witalij Wilhelm, als Meyer aus drei Metern im Tiefflug zum 1:0 mit dem Kopf trifft (30.). Doch die Fahne des SR-Assistenten war oben: Abseits. Zumindest fraglich, so die Meinung unter den Zuschauern – und auch CN-Coach Sven Schneppel wollte sich die Szene nochmal „auf Video anschauen“.
Cordi fiel vor allem durch eines auf: Ständig am Boden liegende Spieler! Allein Seyhmus Atug ließ sich in der ersten Halbzeit dreimal (!) längere Zeit behandeln, hinzu gesellten sich Lawrence Schön und Enock Hartwig. Doch dann kam der Moment, auf den die Gäste offensichtlich gelauert hatten: Piotr Ziolek ohne Not mit einem katastrophalen Querpass 25 Meter vor dem eigenen Tor auf Henrik Giese, der kommt nicht ran, Vedat Düzgüner spritzt dazwischen und schiebt aus 12 Metern unten links zum 0:1 ein (36.).
So macht man den Gegner stark. Und Curslack leistete weiter Schützenhilfe. Die rechte Abwehrseite findet keinen Zugriff auf Ian Claus, dessen erster Schussversuch bleibt hängen, landet aber wieder vor seinen Füßen – und es folgt ein unfassbarer Chipball mit gaaaanz viel Gefühl vom linken Strafraumeck ins rechte Eck zum 0:2 (40.). Ein herrlicher Treffer, dem nur 100 Sekunden später der dritte Streich folgte. Wieder ist es die anfällige rechte Curslacker Abwehrseite (Kühn/Brkic), die den Ex-Curslacker Hamed Mokhlis nicht stoppen kann. Sein Querpass landet beim völlig ungedeckten Yeboah, der zum 0:3 ins leere Tor vollendet (42.).
„Typisch für uns, dass wir nach dem ersten Fehler sofort das zweite und dritte Gegentor kriegen“, beklagte sich Schneppel. Sein Team reagiert nach Gegentreffern oft kopflos und rennt blindlinks ins Verderben. „Unser Defensivverhalten geht gar nicht“, urteilte Zuschauer (und Sportlicher Berater) Torsten Henke.
Immerhin: Im zweiten Durchgang hielt die Vierländer Defensive und kassierte keinen weiteren Gegentreffer. Allerdings mit „freundlicher Unterstützung“ von Ian Claus, der zunächst noch Pech hatte, dass sein kunstvoller Lupfer an Keeper Babuschkin vorbei von Ziolek noch von der Linie gekratzt wurde (47.). Später scheiterte Claus mehrfach freistehend (58./74./80.). „Wir hätten hier auch fünf, sechs Tore machen können“, so Coach Stefan Gehrke. Kein Widerspruch. Den Hausherren blieb andererseits der Ehrentreffer versagt. Erst zimmert Kühn aus drei Metern drüber (52.), dann reagiert Höcker gegen den Schuss von El-Nemr fantastisch und fischt die Kugel noch aus dem Eck (63.).
Stimmen:
Stefan Gehrke (Trainer Concordia): Die ersten 25 Minuten war es ein ausgeglichenes Spiel. Danach hatten wir 17 gute Minuten, wo Curslack die Ordnung verloren hat. Das haben wir eiskalt ausgenutzt. In der zweiten Halbzeit hatten wir noch vier gute Möglichkeiten und eigentlich wirst Du für so etwas bestraft. Da wünsche ich mir als Trainer, dass wir hier fünf oder sechs Dinger machen. Aber im Hinblick auf unseren heutigen Kader ist das okay, auch wenn es häufig immer noch so ist, dass die Jungs auf dem Feld ihren eigenen Plan verfolgen, statt die vorgegebene Taktik umzusetzen.
Sven Schneppel (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Wir sind gut in die Partie reingekommen, haben 30 Minuten lang sehr ordentlich verteidigt und hatten auch nach vorne gute Szenen. Das Abseitstor von Cello Meyer (30.) muss ich mir nochmal auf Video angucken. Ich hatte das Gefühl, dass hier heute etwas für uns geht, Cordi war eigentlich völlig abgemeldet. Aber dann passiert ein Tor, das nahezu unerklärlich ist. Ohne Gegnerdruck verlieren wir den Ball 25 Meter vor dem Tor und gucken anschließend nur zu. Typisch für uns, dass wir dann auch sofort das zweite und dritte Gegentor kriegen. Nach der Pause haben wir uns vernünftig gewehrt und nicht abschießen lassen. Am Ende ein verdienter Sieg für Cordi, aber es hätte nicht so kommen müssen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1919): 22 Spiele: 8 Siege, 6 Remis, 8 Niederlagen, 34:34 Tore
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