15.10.2022 Wer sind schon Haaland oder Ibrahimovic? von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – USC Paloma 6:0 (3:0)
TuS Dassendorf: Kalk – Kleine, Muhlack, Ahlschwede (61. K. Carolus), R. Carolus – Aust, Doege (81. Sowah) – Maggio (72. Feldpausch), Strömer (72. Thomas), Lam (61. Dettmann) – Harnik USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Merkle (43. Motamed-Amini), Blumauer, Kazizada – Niemann, Schröder (78. Enge) – Werner (19. Schwäbe), Lohrke (78. Sabah), Blunck (78. Kainzberger) – Wohlers Tore: 1:0 Harnik (8.), 2:0 Ahlschwede (17.), 3:0 Strömer (40.), 4:0 Maggio (49.), 5:0 Doege (52.), 6:0 Aust (76.) Schiedsrichter: Alexander Teuscher (SC Eilbek): In der ersten Halbzeit vielleicht ein bisschen zu nachsichtig bei einigen taktischen USC-Fouls, andererseits war es lange Zeit ein eher körperloses Spiel. Insofern alles im grünen Bereich. Beste Spieler: Maggio, Lam, Ahlschwede, Doege – Keiner Zuschauer: 238
„Besser hätten es Haaland oder Ibrahimovic auch nicht machen können“, scherzte Len Strömer direkt nach dem Abpfiff Richtung Amando Aust. Denn der hatte ein sensationelles Tor zum 6:0-Endstand erzielt: Mit dem Rücken zum Tor aus einer Halbdrehung heraus mit angewinkeltem Bein mit der Hacke in den rechten Giebel (76.). Schwer zu beschreiben - und für jemanden, der nicht dabei war, noch schwerer zu verstehen. Aber alle, die heute am Wendelweg waren, sahen ein echtes Zaubertor, wie es sonst eben nur die Fußballkünstler Haaland oder Ibrahimovic hinkriegen. „Unser Physio muss mich erstmal wieder einrenken, ich habe mir dabei glaube ich alles verdreht“, lachte der 32jährige, war zugleich aber natürlich sehr zufrieden und glücklich mit seinem Auftritt.
Amando Aust (r.) mit seiner artistischen Einlage zum 6:0. Foto: Hanno Bode
Mit einer wahren Machtdemonstration zerlegten die Dassendorfer an Harmlosigkeit nicht zu unterbietende „Tauben“, die sich vom Anpfiff weg ohne jegliche Gegenwehr ergaben. „Eigentlich wollten wir eklig und unangenehm sein, aber stattdessen war es ängstlich, ohne Energie und ohne Körperkontakt“, war USC-Coach Marius Nitsch betrübt, „die höchste Klatsche meiner Amtszeit, aber auch daraus können wir wieder lernen“. Die Hausherren jedenfalls trumpften nach dem unglücklichen 1:2 in Sasel am Mittwochabend (TuS-Trainer Thomas Hoffmann: „Da wurde uns der 2:2-Ausgleich geklaut“) wie aus einem Guss auf, spielten sich sozusagen den Frust von der Seele.
Gäste-Torhüter Thor Arne Höfs stand unter Dauerbeschuss, wehrte trotz der sechs Gegentore noch viele Bälle (zum Teil auch sehr unorthodox) ab. „Wir hätten heute auch zehn Tore kriegen können“, war sich Nitsch bewusst – und genau da setzte auch Martin Harnik nach dem Abpfiff an. Stocksauer haderte der Ex-Profi mit der letzten halben Stunde, weil aus seiner Sicht zu wenig für weitere Treffer getan wurde. „Das ist doch wunderbar. Genau diese Mentalität wollen und brauchen wir“, stellte Hoffmann fest, beruhigte den Torjäger und legte seine beiden Hände sanft auf die Schulter des 35jährigen.
Tatsächlich wird es dem spielerischen Glanzauftritt der Gastgeber nicht gerecht, wenn trotz des Kantersieges gegen den Tabellendritten (!) das berühmte Haar in der Suppe gesucht wird. Eröffnet hatte den Torreigen ausgerechnet der am Ende so unzufriedene Harnik. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf (und einem Schubser von Aust?!) landet das Leder bei Mattia Maggio, der vom rechten Flügel Richtung Elfmeterpunkt flankt, wo Oliver Doege zwar verpasst, aber hinter ihm lauerte Harnik und trifft unten rechts zum 1:0 (8.). Nun ging es nur noch in eine Richtung! Nach einer kurz ausgeführten Ecke (Strömer zu Lam) erhält im Rückraum Maximilian Ahlschwede den Ball und nagelt diesen mit ordentlich Power zum 2:0 halbhoch ins kurze Eck (17.).
Es folgte eine ganze Serie von weiteren gefährlichen Aktionen: Doege verpasst ganz knapp (21.), Ahlschwede bedient mit einem 50-Meter-Pass Harnik, der genau den richtigen Laufweg nimmt, den Ball aber freistehend am Elfmeterpunkt nicht kontrollieren kann (23.). Lam (endlich ist er wieder da!) mit einem feinen Zuspiel auf Rinik Carolus, dessen Flanke Harnik zwar mit Wucht, aber zu unplatziert in die Arme von Höfs köpft (28.). Dann ist es Harnik, der am Mittelkreis aus der Drehung einen No-Look-Pass zu Maggio spielt, der ungehindert durch die USC-„Abwehrreihen“ marschiert und nur an Höfs scheitert (33.). Den Abpraller kann der blankstehende Strömer eigentlich ins leere Tor schieben, rutscht dabei aber zwei Meter vor dem Gehäuse aus. Nur Sekunden später dribbelt Maggio Michel Blunck einen Knoten in die Beine und bringt den Ball scharf ins Zentrum, wo Blumauer Richtung eigenes Tor abfälscht und wieder Höfs zur Stelle ist (34.).
USC-Keeper Thor Arne Höfs hielt viel - war aber auch oft machtlos (wie hier beim 2:0 durch Ahlschwede). Foto: Hanno Bode
Über fünf oder sechs Gegentore nach gut einer halben Stunde hätten sich die Gäste nicht beschweren können, stattdessen ging es „nur“ mit einem 3:0 für Dassendorf in die Kabine. Mit tollem Kombinationsfußball beim dritten Treffer: Lam erobert die Kugel, Maggio mit einem Zuckerpass auf Harnik, der den Ball erst technisch perfekt annimmt und dann sofort vors Tor bringt. Len Strömer sagt „Danke“ und trifft aus kurzer Distanz zum 3:0 (40.). Eine Vorführung! "Das geht alles viel zu schnell für Paloma", bringt es BILD-Legende Andreas Zschorsch als interessierter Zuschauer auf den Punkt und schiebt noch eine süffisante Ergänzung hinterher: "Der Halbzeitpfiff ist eine Erlösung für den USC".
Und auch nach dem Seitenwechsel nahmen die Hausherren keinesfalls den Fuß vom Gas (dabei sind wir doch alle aufgefordert, Energie zu sparen). Eyke Kleine von der rechten Eckfahne mit dem perfekten Pass in den Rückraum. Dort lauert Maggio und trifft mit einer Direktabnahme von der Strafraumgrenze zum 4:0 (49.). Keine Atempause, weiter, immer weiter! Nach einem Paloma-Freistoß fährt Dassendorf einen blitzschnellen Konter, Harnik in den Lauf von Maggio, der scheitert zwar an Höfs, doch der Abpraller landet bei Kleine, der seine zweite Torvorlage liefert und butterweich auf Doege flankt. Der 28jährige steigt schulbuchmäßig zum Kopfball hoch: 5:0 (52.)! Und noch fast 40 Minuten zu spielen…
Doch zum Glück für die „Tauben“ setzte nun eine kleine Phase der Erholung ein, die Gastgeber schalteten zwei, drei Gänge runter, blieben aber immer Herr der Lage. Bis zum genialen Schlusspunkt durch „Amando Erling Zlatan Aust“ (siehe Beginn des Berichtes).
Stimmen:
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Das einzig schöne heute war das Wetter! Mit diesem Satz wollte ich eigentlich die Pressekonferenz beenden (lacht). Es war ein kollektives Versagen. Dienstag gegen Buchholz hat es sich schon angedeutet, dass wir momentan am Krückstock gehen. Uns fehlt jegliche Frische. Schade, dass wir heute kein Stück von unserem Matchplan auf den Platz bekommen haben. Gerade in der Anfangsphase wollten wir ekliger und unangenehmer sein, aber unsere Körpersprache war eine andere. Wir haben nicht ansatzweise gezeigt, dass es sich um ein Topspiel handelt. Das war komplett ängstlich von uns, so spielt eher jemand, der gegen den Abstieg kämpft. Das war absolut unwürdig, tut mir leid für die Zuschauer, dass sie kein spannenderes Spiel gesehen haben. So eine Klatsche tut sehr weh. Jetzt haben wir zum Glück spielfrei und können unsere angeschlagenen Spieler behandeln und die Partie aufarbeiten, damit wir dann beim ETV ein besseres Gesicht zeigen.
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): So ein Ergebnis und so ein deutlicher Spielverlauf war vor dem Spiel sicher nicht zu erwarten. Eigentlich hatten wir heute einen ganz schweren Gang erwartet. Wieder mal eine Top-Leistung vom gesamten Kader, da war sicher auch eine Menge Frust von Mittwoch (1:2 in Sasel) dabei. Die Mannschaft hat unseren Plan hervorragend umgesetzt und am Ende ist es ein auch in der Höhe verdienter Sieg. Wir sind glücklich.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 12 Spiele, 7 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen, 34:12 Tore
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