19.11.2022 Punxsutawney liegt am Gramkowweg von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TuS Osdorf 3:3 (2:1)
SV Curslack-Neuengamme: L. Giese – Kühn, Bombek, Wilhelm, Sharba – Rogge, Donkor Marfo (86. Lechler) – Winterfeld (73. Meyer), Brkic, Jacobs – Hadj (62. Borgmann) TuS Osdorf: Grundmann – Grünewald, Woldt, Jobmann, Spranger – Schmidt, Demircan (62. Ahrens) – Choi (46. Schmahl), Eren – Ndiaye, Lahrtz (70. Daniels) Tore: 1:0 Winterfeld (6.), 2:0 Jacobs (20.), 2:1/2:2 Grünewald (44./62.), 3:2 Brkic (64.), 3:3 Eren (83., FE) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Hatte über weite Strecken alles im Griff. In der hektischen Schlussviertelstunde unterliefen ihm allerdings ungewohnte Fehler (so hätte er z.B. Sharba für seine Handballeinlage zwingend verwarnen müssen, 90.). Beste Spieler: Kühn, Hadj, Brkic – Eren, Grünewald (beide 2. Hz) Zuschauer: 102
„Täglich grüßt das Murmeltier“, so begann SVCN-Coach Marcello Meyer nach dem Abpfiff sein Statement (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes). Punxsutawney liegt also sozusagen am Gramkowweg. Denn die Deichkicker geben seit Wochen immer wieder eine (klare) Führung aus der Hand: Vor 14 Tagen in Tornesch nach gut einer Stunde 1:0 geführt (Endstand 1:2), zuvor in Harskheide bis eine (!) Minute vor dem Ende 3:1 vorne gelegen (Endstand 3:3), in Süderelbe ebenfalls lange 3:1 (Endstand 3:4) und gegen Rugenbergen bis 20 Minuten vor Schluss 1:0 (Endstand 1:3). Und auch heute reichte eine 2:0/3:2-Führung nicht zum Sieg. Das sind in fünf Partien 13 (!) „verschenkte“ Punkte.
Die Hausherren begannen dabei heute keinesfalls wie ein abgeschlagener Tabellenletzter, während man den Gästen im Defensivverhalten ihren (vorletzten) Platz anmerkte. Moritz Kühn und Luca Winterfeld marschierten ein ums andere Mal über den rechten Flügel bis an den Strafraum, Osdorfs Linksverteidiger Felix Spranger dürfte wegen anhaltender Schwindelanfälle heute Nacht vermutlich kaum Schlaf finden. Aber auch die restliche TuS-„Abwehr“ gab kein gutes Bild ab, fand überhaupt nicht in die Zweikämpfe und ließ die Vierländer im eigenen Strafraum nahezu ungestört agieren. Besonders schlimm jedoch der Aussetzer von Innenverteidiger Felix Woldt, der (ohne jegliche Bedrängnis) von der Strafraumgrenze einen Rückpass zu seinem Keeper spielen wollte, doch den Ball stattdessen perfekt in die Füße von Winterfeld kickte. Der ließ sich nicht zweimal bitten und markierte das frühe 1:0 (6.).
Im weiteren Verlauf hätte Fares Hadj zum Helden avancieren können, doch erst wurde sein Schuss von Woldt auf der Linie geklärt (9.), dann traf der Pechvogel zweimal Latte und Pfosten (15./16.). Osdorf war mit dem 0:1 bestens bedient – und hatte dennoch die Riesenchance zum Ausgleich: Einen langen TuS-Ball kann CN-Kapitän Witalij Wilhelm nicht klären, so dass Christopher Grünewald komplett freie Bahn hat. Doch statt aus sieben Metern selbst abzuschließen, sucht der Rechtsverteidiger mit einem Querpass Papa Ndiaye, der aber von Bombek „abgegrätscht“ wird (18). Fast im Gegenzug schickt Brkic Kühn auf die Reise, der lässt Spranger erneut alt aussehen und legt für Louis Jacobs quer, der mit einem ganz langen Bein zum 2:0 vollendet (20.). Hochverdient – und hätte Hadj seine vierte dicke Gelegenheit genutzt (Keeper Grundmann reagierte ganz stark im kurzen Eck, 38.), es hätte ein Schützenfest werden können.
Doch dann kam das Murmeltier aus seinem Bau…die Gastgeber können einen ruhenden Ball nicht verteidigen, Grünewald nutzt das Durcheinander im Curslacker Strafraum und trifft zum 1:2 (44.), der Rettungsversuch von Jacobs kam zu spät. Mit diesem Treffer im Rücken bekamen die Gäste nach dem Seitenwechsel mächtig Aufwind und drückten auf den Ausgleich. Grünewald und Demircan scheiterten zunächst noch an Torhüter Giese (59./61.), doch in Co-Produktion war es dann soweit: Nach einem langen Ball von Demircan über die Viererkette steht Grünewald an der Strafraumgrenze völlig ungedeckt, Giese stürzt aus seinem Kasten – und wird eiskalt mit einem Lupfer zum 2:2 überlistet (62.).
Aber diesmal wollten die Vierländer den „Punxsutawney-Fluch“ besiegen, ergaben sich nicht kampflos ihrem Schicksal. Nur 100 Sekunden nach diesem Nackenschlag landet ein Rogge-Freistoß bei Geburtstagskind Stjepan Brkic, der aus 14 Metern halblinker Position ins lange Eck trifft (64.). So macht man sich selbst das schönste Geschenk. Sein Mitspieler (und Vorlagengeber) Florian Rogge hatte kurz danach gar das 4:2 auf dem Fuß – verzog aber freistehend um wenige Zentimeter am langen Eck vorbei (66.). Zum Party-Crasher mutierte dann aber ausgerechnet Kapitän Wilhelm, der gegen Grünewald sehr plump und ungestüm in den Zweikampf geht und diesen zu Fall bringt. Den unstrittigen Elfmeter verwandelte Mehmet Eren ganz sicher unten rechts zum 3:3 (83.).
Es folgten „vogelwilde“ Schlussminuten mit Chancen auf beiden Seiten, vor allem aber für die Gäste. Doppeltes Pech für Osdorfs Besten: Erst wird ein Treffer unter die Latte zum 4:3 von Grünewald wegen eines Stürmerfouls von Ndiaye gegen Bombek nicht gegeben (87.), dann nagelt Grünewald den Ball per Direktabnahme an den Außenpfosten (89.). Kurios: Einen weiteren TuS-Angriff unterbindet Curslacks Linksverteidiger Abbas Sharba in dem er rd. 30 Meter vor dem eigenen Tor den Ball mit beiden Händen aus der Luft pflückt (90.). Referee Kevin Rosin pfiff zwar Freistoß, war von dieser Handballeinlage aber offensichtlich so perplex, dass er dem „Sünder“ keine Gelbe Karte gab (was die Osdorfer Bank schwer in Rage brachte). Das letzte „Highlight“ der Partie blieb Papa Ndiaye vorbehalten, der aus vier Metern über das leere Tor zielte (90.+3). „Unfassbar, den mache ich mit 50 Jahren noch im Rollstuhl“, ärgerte sich „Toni“ Ude.
So blieb den Hausherren, die jetzt elf Spiele in Folge sieglos sind (0-3-8), wenigstens noch ein Zähler, „aber der hilft ja keinem“, stellte Gäste-Coach Bennet Krause zutreffend fest - und bemühte ebenfalls das Murmeltier: „Es ist immer das gleiche. Wir rennen eigentlich in jedem Spiel einem Rückstand hinterher“. Punxsutawney also auch am Blomkamp…
Stimmen:
Bennet Krause (Trainer TuS Osdorf): Die erste Halbzeit haben wir komplett verschlafen. Wir laufen eigentlich in jedem Spiel einem Rückstand hinterher, so auch heute wieder. Wir versuchen noch herauszufinden, woran das liegt. Vielleicht ist es die Gesamtsituation und das fehlende Selbstbewusstsein, wenn man im Tabellenkeller steht. Es war ein turbulentes Spiel, zum Ende hin mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Eigentlich können wir hier ja sogar noch gewinnen, andererseits hätte es zur Halbzeit auch 3:0 oder 4:0 stehen können. Von daher geht das Unentschieden absolut in Ordnung. Es hilft nur keinem.
Marcello Meyer (Spieler-Trainer SV Curslack-Neuengamme): Täglich grüßt das Murmeltier, es ist so bitter. Wir machen eine richtig gute erste Halbzeit, insbesondere die ersten 10-15 Minuten waren richtig stark. 2:0 war aber viel zu wenig, wir müssen da wenigstens 3:0 führen. Und wie das dann immer so ist, durch ein Standard holen wir den Gegner zurück ins Spiel. Das geht einfach nicht, wir kassieren in jedem Spiel Gegentore aus Standardsituationen. Das „zeichnet“ uns sozusagen momentan aus, genauso, wie die späten Gegentore. Du musst hier heute einfach gewinnen. Gefühlt ist das wie eine Niederlage. Damit treten wir auf der Stelle. Aber es nutzt ja nichts. Die erste Halbzeit macht uns Mut, es ist ein Prozess zu erkennen. Nun müssen wir das auch mal über 90 Minuten durchhalten.
Statistik: Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 10 Spiele, 4 Siege, 4 Remis, 2 Niederlagen, 26:18 Tore
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