28.01.2023 Körnerlos ausgekontert von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – FC Süderelbe 3:3 (3:1)
TuS Dassendorf: Kalk – Kleine, Muhlack, Ahlschwede, K. Carolus (75. Blohm) – Doege, Lam (83. Kurczynski) – Maggio, Strömer (75. Aust), R. Carolus – Harnik FC Süderelbe: Westerholt – Dzigbede (46. Golke), Reinecke, Heinbockel (46. Turay), Akyörük – Volkmer – Alidemi (46. Camacho), Treu (69. Ercetin), Kömürcü, Koval – Wilms (84. Fabiszewski) Tore: 1:0 Doege (6.), 1:1 Alidemi (7.), 2:1 Maggio (28.), 3:1 Doege (34.), 3:2 Camacho (72.), 3:3 Ercetin (78.) Rote Karte: Koval (90.+3, Notbremse) Gelb-Rot: Reinecke (74.) Schiedsrichter: Florian Pötter (FC Voran Ohe): Verweigerte erst dem FCS einen Elfmeter (20.) und später auch der TuS (77.). Insgesamt kein überzeugender Auftritt. Beste Spieler: R. Carolus, Doege (beide 1.Hz) – Wilms, Ercetin, Camacho Zuschauer: 174
Endlich rollt der Ball wieder! Nach 55 (!) Tagen Pause war es heute das erste Pflichtspiel für die Hausherren. Dabei konnten beide Teams zuvor mit starken Zahlen/Bilanzen beeindrucken: Der FCS feierte zuletzt vier Siege in Serie (15:2 Tore), die TuS sogar sechs Erfolge (24:4 Tore). Dazu kam die bisher makellose Heimbilanz mit 10 Siegen aus 10 Partien (45:7 Tore). „Süderelbe ist eine der aktuell besten Oberliga-Mannschaften“, lobte TuS-Coach Peter Martens die Gäste daher bereits im Vorfeld der Partie in einem Interview in der Bergedorfer Zeitung. „Das 0:0 im Hinspiel war einer der glücklichsten Punkte, die ich je als Trainer gewonnen habe“, erinnerte er zudem an reichlich Pfosten- und Latte-Glück am Kiesbarg zu Beginn der Saison. Auch heute sollten Pfosten und Latte eine Rolle spielen – und letztlich beide Siegesserien reißen.
„Wir hatten einfach mehr Körner“, jubelte Gäste-Trainer Stefan Arlt nach dem Abpfiff, während sein Gegenüber Peter Martens bilanzierte: „Es ist ein Unding, dass wir hier bei einer 3:1-Führung mehrfach ausgekontert werden. Das darf uns als erfahrene Mannschaft nicht passieren“. Tatsächlich zeigten die Hausherren eine starke erste Halbzeit, ließen dann allerdings kräftig nach.
Die frühe Führung durch Oliver Doege, der einen Freistoß von Rinik Carolus mit Hilfe der Latten-Unterkante ins Netz beförderte (6., siehe Foto), konterten die Gäste postwendend durch Marvin Alidemi, der eine Kopfballverlängerung von Justin Heinbockel (nach einem Einwurf) mit einer sehenswerten Kopfball-Bogenlampe über TuS-Keeper Sebastian Kalk hinweg zum Ausgleich in die Maschen versenkte (7.). Keine 50 Sekunden später setzte Len Strömer Doege mit der Hacke in Szene, der aber aus 14 Metern knapp am linken Pfosten vorbeizielte. Was für ein wilder Auftakt!
Doege (2.v.r.) triftt mit Hilfe der Latten-Unterkante zum 1:0! Foto: Hanno Bode
Und die „Kiesbargler“ blieben weiter mutig: Can Kömürcü mit einem feinen Pass über die Abwehrkette, Marius Wilms startet durch und wird von Eyke Kleine im Strafraum mit einem klaren Körperkontakt zu Fall gebracht (20.). Doch die Pfeife von Referee Florian Pötter blieb stumm – großes Glück für die TuS! Nach diesem Weckruf spielte jedoch nur noch ein Team, eine Dassendorfer Welle nach der anderen schwappte nun Richtung FCS-Gehäuse. Binnen weniger Minuten stellte die TuS die Weichen auf Sieg, dachte man zumindest.
Eine flache Hereingabe von Strömer leitet Doege geschickt Richtung Fünfmeterraum weiter, Harnik täuscht einen Versuch an, lässt aber ganz clever für den besser postierten Maggio durch, der ohne Mühe aus wenigen Metern zum 2:1 trifft (28.). Jetzt war Dasse „on fire“, Rinik Carolus verwandelte einen Eckball fast direkt, Keeper Anton (von und zu) Westerholt hatte jedenfalls große Mühe und boxte sich das Leder fast selbst ins Netz (30.). Keine Chance hatte der Graf dann ein paar Minuten später: Nach einem Freistoß von Zhi-Gin Lam kann sich Doege sechs Meter vor dem Tor über viel Freiheit freuen, dreht sich um die eigene Achse und zimmert die Kugel auf Giebelhöhe wuchtig an den Innenpfosten, von wo das Leder zum 3:1 in die Maschen spritzt (34.). Schon der neunte Saisontreffer für den TuS-Verteidiger, der sogar einen „Hattrick“ auf dem Fuß hatte, aber eine Maggio-Hereingabe aus drei Metern knapp neben das Tor setzte (42.). Auch Martin Harnik verpasste das 4:1, sein Kopfball landete am linken Pfosten (42.). Diesen Chancen trauerte man am Ende nach (siehe „Stimmen“) – doch das konnte man zur Pause wirklich noch nicht absehen.
„Wir haben uns in der Halbzeit Mut gemacht, hier geht noch was“, war FCS-Coach Arlt überzeugt – und sollte Recht behalten. Eine gute Viertelstunde tat sich jedoch zunächst gar nichts, dann verpasste Rinik Carolus als nächster TuS-Spieler die Entscheidung, konnte eine perfekte Vorlage von Maggio nicht zum vierten Treffer nutzen (61.). Doch nicht nur die mangelnde Chancenverwertung brachte TuS-Trainer Peter Martens in Rage, vor allem das „vogelwilde Abwehrverhalten“ seiner erfahrenen Truppe stieß ihm sauer auf. Die TuS ließ sich nämlich bei einer eigentlich komfortablen 3:1-Führung anfängerhaft auskontern: Über (den gerade eingewechselten Matchwinner) Mustafa Ercetin und Alexander Koval landet der Ball im Eilzugtempo auf dem linken Flügel bei Wilms, der erst Tempo aufnimmt und dann in der 2:1-Überzahlsituation den Überblick behält und für den völlig „blanken“ Jorge Camacho querlegt. Dieser jagt die Kugel ganz trocken aus neun Metern zum 2:3 in die Maschen (72.).
Jetzt gab es plötzlich eine ganz neue Partie am Wendelweg! Oder doch nicht? Der bereits verwarnte Nico Reinecke geht mit offener Sohle in den Zweikampf mit Rinik Carolus, sieht völlig zu Recht Gelb-Rot (74.) und erweist seiner Mannschaft einen Bärendienst. Oder doch nicht? Denn trotz Unterzahl gelingt der Ausgleich: Ercetin aus 20 Metern halblinks mit einem gaaaanz gefühlvollen Schlenzer in den rechten Giebel zum 3:3 (78.). Kollektiver und ekstatischer FCS-Jubel! Etwas Glück war auch dabei, denn Sekunden zuvor hätte es eigentlich Elfmeter für Dassendorf geben müssen, als Turay gegen Doege klammerte (77.). Wie launisch der Glücksgott jedoch auf beiden Seiten sein kann, zeigte sich drei Minuten später: Camacho mit einem sensationellen Zuspiel auf Ercetin, der aber aus kurzer Distanz nur die Latte trifft (81., siehe Foto). Das wäre es also fast gewesen (aus 1:3 in Unterzahl ein 4:3).
Ercetin (3.v.r.) hat die dicke Chance zum 3:4 – Latte! Foto: Hanno Bode
Erst jetzt „wachte“ die TuS wieder auf, einen Ahlschwede-Freistoß scheint Harnik mit dem Kopf zum 4:3 zu versenken – doch Keeper Westerholt kratzt die Kugel mit einer unglaublichen Flugparade noch aus dem linken Giebel (87.). Wahnsinn! Es folgte Dassendorfer Powerplay. Ecke Ahlschwede, Kopfball Kurczynski drüber (90.). Fehler Golke, Maggio aus 20 Metern knapp vorbei (90.+2). Harnik spitzelt am Boden liegend das Leder in den Lauf von Blohm, der ist frei durch auf dem Weg zum Siegtor – und wird von Koval kurz vor der Strafraumgrenze von hinten rüde zu Fall gebracht. Klare Sache: Rote Karte und somit doppelte Unterzahl (90.+3). Den fälligen Freistoß setzt Harnik in die Mauer – aus und vorbei.
Stimmen:
Stefan Arlt (Trainer FC Süderelbe): Nach der ersten Halbzeit wusste man noch nicht, dass es am Ende noch so turbulent wird. Aber wir haben in der Halbzeitpause schon etwas darauf spekuliert. Natürlich wollten wir in der ersten Hälfte Dassendorf viel mehr beschäftigen, aber das ist uns nicht gelungen. Dassendorf war extrem präsent, da sind wir nicht mit klargekommen. Doch auch nach dem 1:3 haben wir uns gesagt, da geht noch was. Wir haben extrem viele Körner, können immer zulegen. Bei Dassendorf hatte man nicht das Gefühl. Glückwunsch und Respekt an meine Mannschaft, dass wir in Unterzahl so zurückgekommen sind. Hier drei Tore zu schießen ist schon stark, dafür fällt am Dienstag das Training im Sand aus.
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Immerhin waren wir heute sehr viel besser wie im Hinspiel (0:0). Wir haben es versäumt, in der ersten Halbzeit das vierte Tor zu machen. Dann brennt hier nichts mehr an. Was uns nicht passieren darf, dass wir nach der Pause mehrfach ausgekontert werden. Das ist ein Unding, da fehlte die Disziplin. Das war vogelwild. Erst nach dem 3:3 sind wir wieder besser ins Spiel gekommen und hätten bei drei ganz dicken Chancen noch gewinnen können. Andererseits hatten wir mit dem Lattentreffer aber auch Glück. Von daher ein verdienter Punkt für Süderelbe.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 18 Spiele: 12 Siege, 3 Remis, 3 Niederlagen, 47:17 Tore
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