15.02.2023 Pokal: Hamm ist wieder da - und Niendorf "einfach zu schlecht" von Andreas Killat
Lotto-Pokal, Achtelfinale
vs.
Hamm United FC – Niendorfer TSV 2:0 (1:0)
Hamm United FC: Kuballa – Mankumbani (46. Mammadov), Panata, Agbe (68. Gyamenah), Eden – R. D’urso (61. Cordes), Feldmer – Nkansah, M. D’urso (78. Pracht), Zakerwal – Veselinovic (61. Saric) Niendorfer TSV: Grubba – Agdan (76. Aniteye), Krüger, Janha – Huneke, Groß – Meyer (68. Streubier), Zarei (68. Kutschke), Speck – Merkle (41. Gülüm), Casale Tore: 1:0 Veselinovic (30.), 2:0 Saric (71.) Besondere Vorkommnisse: Veselinovic (ver)schießt Foulelfmeter zwei Meter neben das Tor (6.) Schiedsrichter: Lasse Holst (FC Türkiye): Toll, dass er überhaupt angepfiffen hat! Denn besonders gut gekreidet war der Platz wirklich nicht (siehe Bericht). Beste Spieler: Kuballa, M. D’urso, Zakerwal – Speck Zuschauer: 52
„Ich bin noch sehr geschockt, das war kein leichter Nachmittag für uns alle“, so HUFC-Präsident Jörn Heinemann vor der Partie, „wer sich jetzt über den zugegeben sicher nicht perfekt gekreideten Platz aufregt, der hat falsche Prioritäten“. Tatsächlich hatten sich viele Niendorfer Spieler/Offizielle über die äußeren Umstände geärgert (siehe auch „Stimmen“ am Ende des Berichtes), denn die Kreidung auf dem Rasen war kaum zu erkennen und ob der Fünfmeterraum wirklich ein Fünfmeterraum und der Sechzehner wirklich ein Sechzehner war? Eher zweifelhaft. Doch Referee Lasse Holst hatte kein Problem damit: „Klar, ich pfeife an“.
Doch was war eigentlich passiert? Heinemann: „Der neue Platzwart hatte heute Nachmittag seinen ersten Einsatz bei uns. Während er den Platz gekreidet hat, erlitt er einen Herzinfarkt und musste mit dem Hubschrauber in die Klinik geflogen werden. Eine ganz schlimme Nachricht – da stand für uns zunächst der Mensch und seine Gesundheit im Vordergrund. Wir konnten erst ganz spät zwei Leute aus dem Vorstand, die das noch nie gemacht haben, überreden, den Platz bestmöglich zu kreiden“. Davon wussten die meisten Niendorfer allerdings nichts – und letztlich wäre es auch nur ein billiges Alibi für das Pokalaus. HAFO jedenfalls wünscht dem Platzwart auf diesem Wege alles Gute!
Die Gäste hatten im ersten Durchgang nur zwei Highlights zu bieten: Nach 20 Sekunden kam Hassan Zarei im Strafraum frei zum Schuss, doch Karl Feldmer blockte das Leder im letzten Moment über die Latte zur Ecke (1.). Es folgten 44 Minuten Leerlauf, ehe Lennard Speck kurz vor dem Halbzeitpfiff einen Freistoß aus 24 Metern an die Latte donnerte (45.). Ansonsten überboten sich Niendorfer an Harm- und Lustlosigkeit, man hatte fast das Gefühl, die Farhadi-Elf wollte gar nicht weiterkommen.
Kurioserweise hatte man dies eher von den Hausherren vermutet, selbst Coach Sidnei Marschall gab ehrlich zu: „Jein. Wir haben tatsächlich lange überlegt, ob wir dieses Spiel heute ernsthaft angehen, oder mit einer besseren B-Elf auflaufen“. Denn „Sid“ wären drei Punkte am Freitag (wieder gegen Niendorf!) viel wichtiger. Doch letztlich war zum Anpfiff die bestmögliche Elf auf den Platz – und das sollte sich auszahlen! „Du kannst Dir in so einem Spiel auch viel Selbstvertrauen holen“, hatte Co-Trainer Robert „Elano“ Pietruschka gehofft – und sollte Recht behalten.
Auf dem schwer zu bespielenden „Rasen“ wählten die Gastgeber die richtigen Mittel, verteidigten mit viel Leidenschaft und setzten immer wieder Nadelstiche nach vorne. Nach einem Foul von Tim Krüger an Maurizio D’urso hatte Sinisa Veselinovic die große Chance zur frühen Führung – setzte den fälligen Elfmeter aber zwei Meter (!) links am Tor vorbei (6.). Selbst dieser „Weckruf“ verhallte beim NTSV ungehört – es spielte nur noch Hamm United. Maurizio D’urso setzte einen schönen Schlenzer in die rechte untere Ecke an und die halbe HUFC-Bank hatte schon den Torjubel auf den Lippen, aber ausgerechnet Teamkollege und Elfmeter-Pechvogel Veselinovic stand im Weg, so dass das Leder ins Aus segelte (16.). Atef Zakerwal hingegen hatte freie Schussbahn, doch Keeper Tobias Grubba zeigte mit einer schönen Flugparade, was er draufhat (29.).
Die völlig verdiente Führung resultierte aus einer kurz ausgeführten Ecke, bei der ganz Niendorf pennte. Zakerwal konnte in aller Ruhe ungestört auf D’urso passen, dessen gefühlvolle Flanke schädelte „Funkturm“ Veselinovic zum 1:0 in die Maschen (30.). Aufbäumen beim NTSV? Fehlanzeige.
Nach der Pause ein erstes Lebenszeichen der Gäste, als Speck mit Tempo über rechts durchstartet und perfekt für Leandro Casale durchsteckt. Doch das von einigen Klubs umworbene Sturmtalent (wie man hört, hat sich der neue Dassendorf-Coach Thomas Seeliger schon mehrmals Niendorfer Spiele angesehen) erwischte einen rabenschwarzen Tag und vergab kläglich (55.). Quasi im Gegenzug die dicke Gelegenheit für D’urso zum 2:0, als Krüger mit dem Kopf auf der Linie klären kann (56.).
Danach begannen die „Hammer Wechselspiele“ mit der Herausnahme diverser Stammspieler (Schonung für das Punktspiel in zwei Tagen). Das führte für ein paar Minuten zu Konfusion auf dem Platz. Fünf, sechs Spieler der „Geächteten“ wussten nicht so recht, auf welcher Position sie jetzt spielen sollen und tauschten sich darüber auch lautstark auf dem Rasen aus. Coach Marschall ordnete erst Dreier-, dann wieder Viererkette an. Wildes Durcheinander! „Ein Spieler konnte/wollte nicht auf links spielen, da mussten wir wieder umbauen“, versuchte „Sid“ die Sache zu erklären. Was aber viel auffälliger war: Niendorf konnte diese offensichtliche „Unsortiertheit“ nicht im Geringsten ausnutzen.
Stattdessen legte die „B-Elf“ sogar noch einen Treffer drauf, „Joker“ Marijo Saric nutzte einen schlimmen Patzer von Falk Groß, der im Fünfmeterraum über den Ball semmelte, gnadenlos aus und versenkte das Spielgerät aus kurzer Distanz zum 2:0 (71.). Der andere „Joker“ Tyron Gyamenah hatte übrigens die perfekte Vorlage geliefert. Damit war die Partie entschieden, einen letzten Versuch von Krüger, der einen Freistoß aus 18 Metern abfeuerte, fischte Keeper Kuballa flach unten rechts aus dem Eck. Jetzt freut sich der Hammer Park und das „Hammer Pack“ im Viertelfinale auf Regionalligist Teutonia 05. Ein Wiedersehen für Veselinovic und Eden.
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Man hatte fast den Eindruck, dass wir keine Lust auf den Pokal haben. Letztendlich waren wir heute einfach zu schlecht, das muss man ehrlich sagen. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir heute noch ein Tor schießen. Die Jungs haben glaube ich die falsche Einstellung mitgebracht, haben sich eher über die äußeren Umstände aufgeregt. Das ist sehr schade, aber Glückwunsch an Hamm United. Die haben ihre wenigen Chancen vergoldet. Wir hatten zu viele Totalausfälle.
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Wir haben tatsächlich lange überlegt, ob wir dieses Spiel heute ernsthaft angehen, oder mit einer besseren B-Elf auflaufen. Der Klassenerhalt hat einfach höchste Priorität für uns. Aber ich liebe den Pokal, deswegen sind wir wie gehabt mit allen Stammspielern gestartet. Wir sind sehr glücklich über den Erfolg. Alles Chico, Freitag geht es weiter!
Jörn Heinemann (Präsident Hamm United FC): Wir sind wieder da! Das war für den Kopf ein ganz wichtiger Sieg heute. Wir haben eine gute Mannschaft, schon gegen Paloma hätten wir was mitnehmen können. Mit dem heutigen Erfolg starten wir hoffentlich eine kleine Serie.
Statistik: Gesamt-Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 5 Spiele, 2 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen, 8:7 Tore
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