26.03.2023 Happy Hour beim USC: Zahle Eintritt für 20 Chancen - jede Vierte sitzt! von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – Hamburger SV III 5:2 (3:2)
USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Niemann (80. Bektas), Merkle, Schröder – Blöcker, Schwäbe (57. Wallner) – Werner (57. Lohrke), Kazizada – Sabah, Wohlers (43. Blunck) Hamburger SV III: Müller – Steensen (27. Gündogan), Pötzinger, Denkewitz (46. Sampaney), Burmeister – Krüger – Siegfried, Nikroo, Erik (80. Lüttgen) – Schmalbach, Treichel (66. Kouakou) Tore: 1:0 Kazizada (2., FE), 2:0 Sabah (14.), 3:0 Wohlers (15.), 3:1 Schmalbach (24.), 3:2 Treichel (40.), 4:2/5:2 Blunck (65./73.) Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye): Viele „kuriose“ Entscheidungen. Lag in der Zweikampfbewertung häufig daneben, pfiff trotz klarer Fouls gar nicht bzw.in die andere Richtung. Insbesondere die Gastgeber monierten viele nicht gegebene Freistöße, später erging es auch dem HSV so. Beste Spieler: Kazizada, Sabah, Blunck – Müller Zuschauer: 180
„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in der Oberliga schon mal so viele klare Torchancen hatten“, war USC-Coach Marius Nitsch nach dem Abpfiff einerseits sehr zufrieden, legte aber andererseits auch sogleich den Finger in die Wunde: „Du MUSST hier heute mindestens (!) zehn Tore machen, da fehlte leider die Kaltschnäuzigkeit“. Sein Pendant Torben Wacker dagegen war erst sprachlos, dann sauer: „Eine absolute Frechheit, wie wir uns hier präsentiert haben“.
Bevor die Zuschauer ihren ersten Kaffee ausgetrunken hatten, stand es nämlich schon 3:0. Weil die „Rothosen“ nur als lustlose Statisten agierten – und die „Tauben“ spielfreudig durch die gegnerische „Abwehr“ spazierten. „Das ist alles, aber nicht Oberliga“, so Co-Trainer Jens Schadewaldt, als er schon nach 27 Minuten den völlig überforderten Rechtsverteidiger Ole Steensen vom Platz holte. Der USC hatte schon nach 40 Sekunden durch Kazizada die erste dicke Chance, aber der glänzend aufgelegte Keeper Tobias Müller klärte zur Ecke (1.). Diese brachte Martin Werner vors Tor, Julian Pötzinger verliert Kazizada erst aus den Augen, um ihn dann einfach umzustoßen. Elfmeter! Den verwandelt der Gefoulte ganz sicher halbhoch rechts zum 1:0 (2.). Was für ein Start! Doch es wurde sogar noch besser. Viel besser.
Lasse Blöcker mit einem Traumpass durchs HSV-Abwehrzentrum in den Lauf von Haron Sabah – und das 18jährige Juwel trifft eiskalt zum 2:0 (14.). Stadionsprecher Sebastian Buck, die „Stimme von Barmbek“, hatte seine Ansage kaum beendet, da klingelte es schon wieder. Diesmal mit Sabah als Vorbereiter und Tom Wohlers als dankenden Abnehmer zum 3:0 (15.). Wahnsinn! „Aber dann wussten meine Jungs wohl selber nicht, wie sie damit umgehen sollen. Es war zu einfach“, sah Nitsch das „Unheil“ schon kommen. Denn so mangelhaft die Rückwärtsbewegung bei den Gästen auch war – nach vorne strahlten sie immer eine gewisse Gefahr aus. Und im Gefühl des sicheren Sieges gaben nicht mehr alle Palomaten hundert Prozent.
Haron Sabah (r.) glänzte auch heute wieder. Foto: Niklas Heiden
Binnen 100 Sekunden hatte der HSV sozusagen drei Chancen (in einer Szene): Einen Schuss von Nikroo wehrte Keeper Höfs zur Ecke ab. Die schlug Simon Siegfried genau auf den Schädel von Tom Burmeister, wieder Höfs zur nächsten Ecke. Erneut kann Paloma nicht entscheidend klären, Artur Krüger bedient Schmalbach und der erzielt aus der Drehung das 1:3 in den rechten Giebel (24.). Direkt danach hätte Kazizada den alten Abstand wiederherstellen können, als er Goalie Müller schon umkurvt hatte, aber nur das Außennetz traf (26.). Sabah war der Nächste, wieder völlig blank in der Box, wieder ist Müller zur Stelle (34.). Nitsch raufte sich die Haare – denn es kam, wie es kommen musste. Levin Erik mit einer traumhaften Flanke und Sturmtank Paul Treichel mit dem Kopf zum 2:3 (40.). Statt 7:1 ging es für die Tauben also nur mit einem 3:2 in die Kabine.
Nach der Pause erwartete der zahlreiche HSV-Anhang also eine mutschöpfende und selbstbewusste Mannschaft. Ein klarer Fall von „denkste“. Es spielte nur noch der USC. Insbesondere ein Spieler machte den zweiten Durchgang zu „seinem“: Michel Blunck. Kurz vor der Pause war er für Wohlers, der sich beim Zusammenstoß mit Denkewitz eine dicke Beule am Kopf abholte, gekommen. Und allein Blunck hätte das Ergebnis zweistellig gestalten können. Ein Lustspiel in fünf Akten:
Akt I: Gündogan verliert leichtfertig das Leder, Blunck ist frei durch, knallt die Kugel aber nur an den Innenpfosten (48.). Akt II: Wieder ist „MB17“ auf und davon, diesmal eiskalt um Keeper Müller herum und ins leere Tor zum 4:2 (65.). Akt III: Traumpass Sabah in den Lauf von Blunck, wieder völlig blank, wieder Müller mit einer Heldentat (71.) Akt IV: Ecke Kazizada auf den zweiten Pfosten, Blunck ist zur Stelle und knallt den Ball aus drei Metern zum 5:2 in die Maschen (73.). Akt V: Pötzinger mit dem nächsten schlimmen Ballverlust, Caner Bektas steckt blitzschnell für Blunck durch, der das Spielgerät aus elf Metern an die Unterkante der Latte donnert (84.).
„Zwischendurch“ gab es übrigens noch weitere Hochkaräter anderer Spieler (Nitsch: „Ich kann mich gar nicht an alle unsere Chancen erinnern“). Aber das würde hier den Rahmen sprengen. Am Ende ein hochverdienter, aber viel zu niedrig ausgefallener USC-Erfolg.
Stimmen:
Torben Wacker (Trainer Hamburger SV III): Ähm (pustet tief durch)…ich bin sprachlos und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. So eine Leistung ist einfach nicht Oberligareif. Eine absolute Frechheit, wie wir uns die erste Viertelstunde präsentiert haben. Da kann es auch schon 5:0 stehen. Die Spieler haben immer nur irgendwelche Ausreden, da kriege ich das Kotzen. Immerhin kämpfen wir uns gut zurück und machen zur Halbzeit das 2:3. Eigentlich gehen wir da mit einem guten Gefühl in die Kabine, aber nach dem 2:4 gingen die Köpfe sofort wieder nach unten und einige Spieler haben das Spiel innerlich schon abgeschenkt. Das kann ich nicht nachvollziehen, da waren noch 25 Minuten zu spielen. Paloma hatte ja gefühlt noch zehn gute Torchancen. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn es hier zweistellig ausgeht.
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Erstmal bin ich total happy, dass wir gewonnen haben. Wir waren selbst überrascht, wie wenig Gegenwehr da kam und wie einfach es war, die Tore zu erzielen. Ein sehr dynamischer und aktiver Start von uns. 3:0 nach einer Viertelstunde hatten wir auch noch nicht so häufig. Gefühlt war es danach aber so, dass die Jungs gar nicht wussten, wie sie damit umgehen sollen. Es war trügerisch. Sobald man ein bisschen nachlässt und nicht mehr körperlich verteidigt, fallen Gegentore. Da war ich sehr unzufrieden. Größter Kritikpunkt - trotz fünf Toren - ist heute die Chancenverwertung. Wir hatten so viele Hundertprozenter, ich kann mich nicht mal mehr an alle Szenen erinnern. Du MUSST hier heute mindestens zehn Tore machen, da fehlt die Kaltschnäuzigkeit. Andererseits will ich auch nicht zu kritisch sein, aber ein, zwei graue Haare habe ich heute bekommen.
Statistik: Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1986*): 5 Spiele: 3 Siege, 2 Remis, 0 Niederlagen, 13:6 Tore
*Hinweis: Die dritte Mannschaft des HSV nimmt erst seit 1986 am Spielbetrieb teil, hatte ihn nach der Saison 1993/94 für ein Jahr eingestellt, aber ab 1995/96 wieder aufgenommen.
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