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07.04.2023
Kostüm-Tag beim USC: Paloma feiert und sorgt für Zoff beim Meister von Andreas Killat


präsentiert:


vs.


USC Paloma – TuS Dassendorf 2:2 (0:2)

USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Merkle, Schröder, Wallner – Niemann (87. Pahl) – Kazizada (83. Kramer), Sabah, Lohrke (64. Blöcker), Blunck (46. Schwäbe) – Wohlers
TuS Dassendorf: Kalk – Kleine, Ahlschwede (70. Muhlack), K. Carolus (70. Aust), R. Carolus – Doege, Dettmann – Maggio, Lam, Kurczynski (78. Blohm) – Harnik
Tore: 0:1 Harnik (14.), 0:2 Harnik (26., HE), 1:2 Niemann (70., FE), 2:2 Sabah (84.)
Schiedsrichter: Marco Kulawiak (SC Teutonia 10): Erste Hälfte ohne Probleme. Danach verlor er den Faden, acht (!) Gelbe Karten in der zweiten Halbzeit waren jedenfalls zu viel. Verwarnte beim USC-Elfmeter mit Ahlschwede zudem den falschen Spieler (Kerim Carolus war der Übeltäter und für ihn wäre es dann Gelb-Rot gewesen).
Beste Spieler: Kazizada, Sabah – Lam, Harnik (beide 1. Hz)
Zuschauer: 320

Der Frust bei den Gästen nach dem Abpfiff war groß: „Kein Gegner schlägt uns, nur wir selbst“, brüllte Martin Harnik und donnerte dabei mit der Faust gegen das Dach der Ersatzbank. Anschließend wollten sich Harnik und Kerim Carolus sogar „an die Wäsche“ und mussten von den Mitspielern zurückgehalten werden. Zoff beim Meister! Seit der Winterpause – von ein paar Ausnahmen abgesehen – stottert der TuS-Motor gewaltig und im Mannschaftsgefüge hakt es immer wieder kräftig. „In der zweiten Halbzeit haben sich zu viele Spieler versteckt und wollten den Ball nicht mehr“, war TuS-Trainer Peter Martens schwer enttäuscht: „so macht man einen Gegner stark. Es ist nicht unser Anspruch, so tief in der eigenen Hälfte zu stehen und nur noch zu verteidigen“.

Ganz anders natürlich die Stimmungslage bei den Hausherren. „Wir wollten nach dem 0:6 in der Hinrunde beweisen, dass wir es viel besser können“, strahlte USC-Coach Marius Nitsch, „meine Jungs haben sich intern vorgenommen, so ein Kaliber wie Dassendorf zu ärgern. Gefühlt ist das Unentschieden was ganz Großes für uns. Wir haben nachher noch Mannschaftstag mit Kostüm-Verkleidung – da können wir jetzt Vollgas geben".

Bei herrlichem Karfreitag-Wetter mit strahlender Sonne glänzten zunächst vor allem die Gäste, denen auf dem Weg zur Titelverteidigung nur eine Siegesserie hilft. Nach einer Ecke von Zhi-Gin Lam hatte Kristof Kurczynski das frühe 0:1 auf dem Kopf, zielte aber knapp drüber (3.). Auf der Gegenseite zögerte Soleiman Kazizada (nach schönem Zuspiel von Sabah) einen Tick zu lange und wurde im letzten Moment von Rinik Carolus geblockt (7.). Die TuS zeigte immer wieder schöne Spielzüge (sehr oft von Harnik eingeleitet) und belohnte sich nach knapp einer Viertelstunde: Rinik Carolus von der Mittellinie mit einem Chippball ins Zentrum, dort legt Maggio mit dem Kopf für seinen Schwager Harnik ab – und der trifft aus 14 Metern flach links unten zum 0:1 (14.). Die Blicke des Ex-Profis gingen dabei noch während des Torschusses Richtung Linienrichter, aber die Fahne blieb unten und der Treffer zählte.


Martin Harnik mit dem frühen 0:1. Foto: Hanno Bode

Jetzt schien die TuS alles im Griff zu haben – aber in der Defensive fehlte häufig die Zuordnung. So kam erneut Kazizada (nach tollem Solo von Tom Wohlers die gesamte linke Außenbahn entlang) völlig freistehend aus wenigen Metern zum Abschluss (weil zuvor Rinik Carolus ausgerutscht war), setzte die Kugel aber rechts vorbei (22.). „Für mich eine tausendprozentige Chance, das muss das 1:1 sein“, so Nitsch, der nur wenige Augenblicke später stattdessen den zweiten Gegentreffer mitansehen musste. Maggios Hereingabe vom rechten Flügel springt Innenverteidiger Christian Merkle an die Hand. Elfmeter! Den verwandelt Harnik ganz cool (wieder flach unten links) zum 0:2 (26.). Drops gelutscht?!

Bereits zum Ende der ersten Hälfte nahmen die Gäste sichtbar den Fuß vom Gas – und die Defensive strauchelte weiter (Martens: „Wir haben um Gegentore gebettelt“). Die Carolus-Brüder rauschen gemeinsam am Leder vorbei, Kazizada ist auf und davon, aber Keeper Sebastian Kalk rettet mit einer starken Fußabwehr (30.). So ging es in die Pause – und dort „warnte“ Martens seine Mannschaft eindringlich davor, wie gefährlich und trügerisch ein 2:0 sein kann. Doch offenbar hatte niemand zugehört…

Denn zur Überraschung der zahlreichen Fans spielte im zweiten Durchgang nur noch ein Team: der USC! Wohl selten hat man Dassendorf so tief in der eigenen Hälfte agieren sehen – und das über fast die gesamte zweite Halbzeit. „Das ist nicht unser Ziel und unser Anspruch“, so Martens nach dem Abpfiff. Bis auf zwei Chancen für Kurczynski (54./75.) kam von den Gästen nichts mehr. „Mit der Kondition hat das nichts zu tun“, wollte Martens gar nicht erst das dritte Spiel binnen einer Woche als Ausrede gelten lassen.

Die „Tauben“ hingegen nahmen sich die Worte von Liga-Manager Carsten Gerdey aus der Stadionzeitung zu Herzen: „Auf geht’s Männer, schwingt die Flügel“. Mit einer erstaunlichen Balance zwischen Offensivbemühungen und gleichzeitig konzentrierter Abwehrarbeit dominierte der USC nun die Partie. Die TuS sah sich häufig minutenlang in die eigene Hälfte gedrängt und wusste sich oft nur mit Befreiungsschlägen zu helfen. Kapitän Niemann scheiterte zweimal an Keeper Kalk (48./61.), ein Schicksal, das auch Wallner (56.) und Sabah (65.) bei ihren Versuchen teilten.

Den „Dosenöffner“ für die Gastgeber lieferte schließlich Kerim Carolus mit seinem unnötigen Foul an Kazizada. Elfmeter! „Glück“ für den bereits gelbverwarnten Carolus, der danach übrigens sofort ausgewechselt wurde, dass Schiri Kulawiak Ahlschwede als Übeltäter ausgemacht hatte und dem „Gelb“ zeigte… Niemann verwandelte ganz sicher (flach unten links) zum 1:2 (70.). Jetzt „brannte“ der Jonny-Rehbein-Sportplatz, die zahlreichen Zuschauer „witterten“ die Chance, das Spiel zu drehen. Und tatsächlich: Der erst Sekunden zuvor eingewechselte Malik Kramer chippt den Ball über die TuS-Kette, Wohlers startet durch und zieht ab: Kalk kann den scharf geschossenen Ball zwar parieren, aber den Abpraller staubt Sabah zum 2:2 ins leere Tor ab (84.). Was für ein Jubel am „Bruckner“. Ein mehr als verdienter Punktgewinn für die „Tauben“, während sich beim Meister mächtig Frust breitmachte (siehe Beginn des Berichtes).


Haron Sabah (l.) trifft spät zum 2:2. Foto: Hanno Bode

„Auf die Tabelle brauchen wir gar nicht mehr zu schauen“, so Martens, „wir müssen erstmal sehen, dass wir unsere Spiele gewinnen und eine Führung auch mal ausbauen oder ins Ziel bringen“. Zwölf Punkte Rückstand sind es nun auf Spitzenreiter Sasel, selbst bei drei Nachholspiel-Siegen Netto noch immer drei Zähler (und das schlechtere Torverhältnis). Einen Ausrutscher kann sich der TSV in seinen letzten vier Partien also leisten. Allerdings fraglich, ob die TuS in der Lage ist, die restlichen sieben Partien wirklich alle zu gewinnen. Am Ostermontag gegen Altona fehlen zum Beispiel gleich drei Akteure, die sich heute die fünfte Gelbe Karte abholten (Doege, Muhlack, K. Carolus)…


"Maximal enttäuscht" - Peter Martens mit hängendem Kopf nach dem Abpfiff. Foto: Hanno Bode

Beim USC möchte man heute Abend eigentlich gerne Mäuschen spielen, wer da in welchem Kostüm zur Party erscheint. Kevin Lohrke als Harry Potter (wegen seiner Wunde auf der Stirn)? Moritz Niemann als John Wayne (wegen seiner knallharten Schüsse)? Keeper Höfs als „Thor“ (Gott der Blitze und des Donners)? Auflösung folgt…


Stimmen:

Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf):
Jetzt muss ich mich also zu dem Spiel äußern (pustet tief und lange durch)…das ist nicht so ganz einfach. Ich probiere es mal (lange Pause)…Wir haben es zum wiederholten Mal nicht geschafft, eine 2:0-Führung nach Hause zu bringen. So, wie wir in einigen Situationen verteidigt haben, haben wir ehrlicherweise um ein Gegentor gebettelt. In der ersten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, haben es aber versäumt, das dritte Tor zu machen. In der Pause haben wir noch darüber gesprochen, wie es kommen kann und das Paloma Druck machen wird. Es ist immer dasselbe, sobald etwas nicht mehr funktioniert, kommt Unsicherheit auf. Viele Spieler haben sich in der zweiten Halbzeit versteckt und wollten den Ball nicht mehr. Dadurch haben wir die Spielkontrolle verloren. Wir sind maximal enttäuscht, wie man sich vorstellen kann. Ehrlich gesagt habe ich auch keinen großen Bock, noch mehr zu dem Spiel zu sagen.

Marius Nitsch (Trainer USC Paloma):
Bei mir ist es natürlich ganz anders. Ich bin sehr froh, dass wir heute so ein bockstarkes Spiel gegen so einen hochklassigen Gegner gemacht haben. Es war klar, dass wir nicht alles wegverteidigen können und Dassendorf zu Chancen kommt. Von der Spieldominanz und dem Ballbesitzanteil her war Dassendorf uns überlegen. Trotzdem hatten auch wir in der ersten Halbzeit gute Szenen. Kazizada muss das 1:1 machen (22.), das war für mich ein Tausendprozenter. Zur zweiten Halbzeit hat sich das Spiel klar zu unseren Gunsten gedreht. Ich habe selten gesehen, dass Dassendorf so tief verteidigt. Es war richtig gut, wie wir so einen Gegner bespielt haben. Wir waren bissig und richtig gut drin und haben uns 8-10 gute Torchancen rausgespielt, das ist wirklich aller Ehren wert. Zur Halbzeit bei 0:2 hätte ich den Punkt sofort unterschrieben, aber am Ende bin ich sogar einen Tick enttäuscht, dass uns nicht noch das 3:2 gelungen ist. Für die Jungs ein tolles Zeichen, dass man sich von einem 0:2-Rückstand nicht blenden lassen muss. Nach einigen Klatschen gegen Dassendorf (Hinspiel 0:6) haben wir uns heute von unserer guten Seite präsentiert. Wir haben nachher noch Mannschaftstag mit Kostüm-Verkleidung – da können wir jetzt Vollgas geben. Gefühlt haben wir heute drei Punkte geholt.

Statistik:
Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 13 Spiele: 3 Siege, 3 Remis, 7 Niederlagen, 14:36 Tore

2002/03: 2:0 / 2:2 Verbandsliga Hamburg
2003/04: 2:1 / 2:1 Verbandsliga Hamburg
2014/15: 0:3 / 0:5 Oberliga Hamburg
2015/16: 1:4 / 0:4 Oberliga Hamburg
2019/20: 2:2 / --- Oberliga Hamburg
2020/21: --- / --- Oberliga Hamburg
2021/22: 1:3 / 0:3 Oberliga Hamburg, Staffel 1
2022/23: 2:2 / 0:6 Oberliga Hamburg


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