10.04.2023 Dassendorf siegt "im roten Bereich" von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Altona 93 3:0 (2:0)
TuS Dassendorf: Kalk – Kleine, Aust, Ahlschwede, Sowah – Lam (90.+2 Möller), Dettmann – Maggio (90. Thomas), Kurczynski (83. Blohm), R. Carolus – Harnik Altona 93: Barkmann – Grosche, Ambrosius, Neelsen, Saibou (81. Petzschke) – Sejdija – Gohoua, Rathjen (76. Borgmann), Abrahamyan (58. Tsimba-Eggers), Gries – Wachter Tore: 1:0 R. Carolus (23.), 2:0 Kurczynski (39.), 3:0 Harnik (90.+3) Rote Karte: Hüttner (49.); der AFC-Ersatzspieler ließ sich beim Warmmachen neben dem Tor von einem Zuschauer provozieren, wurde zunächst beleidigt, dann gab es einen Schubser und schließlich einen Faustschlag. Schiedsrichter: Furkan Cevdet Vardar (RW Wilhelmsburg): Ließ wirklich extrem viel laufen und konnte auch mal weghören (bei anderen Referees hätte es wohl allein für Meckern fünfmal Gelb gegeben). Auf beiden Seiten gab es jeweils eine (un-)strittige Elfmeter-Situation. Trotzdem insgesamt eine gute Leistung des Gespanns. Man wünscht sich ja immer, dass nicht jede Kleinigkeit abgepfiffen wird. Beste Spieler: Kalk, Aust, Sowah, R. Carolus, Harnik (und alle anderen, kämpferisch eine Top-Einstellung) – Ambrosius, Gohoua, Grosche Zuschauer: 631
„Meisterschaftschancen? Abwarten. Wir müssen erstmal unsere Spiele gewinnen, das haben wir Freitag (2:2 bei Paloma) ja zum Beispiel nicht geschafft. Da war das Osterfest für mich schon im Arsch. Das ist unser großes Problem, wir sind nicht konstant“, ordnete TuS-Coach Thomas Hoffmann den Sieg gegen den AFC nicht allzu euphorisch ein. „Aber wenn die Mannschaft so wie heute fokussiert ist, dann kannst Du zumindest alle Spiele gewinnen. Aber wir haben es nicht mehr selber in der Hand“.
Nach der „maximalen Enttäuschung“ (O-Ton Peter Martens) von Karfreitag gab es Ostersamstag beim „Straftraining“ viel Redebedarf. „Man kann sich vielleicht vorstellen, was hier für eine „Bombenstimmung" war“, so Hoffmann, „da haben wir die Vorkommnisse insbesondere nach dem Spiel (u.a. Zoff Harnik vs. K. Carolus) aufgearbeitet. Da haben die Jungs hervorragend reagiert und alles untereinander ausgeräumt. Wir wollten uns heute gegen Altona wieder als Mannschaft präsentieren – und das ist uns sehr gut gelungen. Das Team hat die richtige Antwort gegeben“.
Den besseren Start in die Partie hatten allerdings die Gäste. Einen Freistoß von Moritz Grosche aus dem Halbfeld „zimmerte“ Michael Ambrosius knallhart aus 12 Metern mit dem Kopf Richtung TuS-Gehäuse, aber Keeper Sebastian Kalk reagierte (nicht zum letzten Mal am heutigen Tag) glänzend (2.). Der AFC wirkte in der Spielanlage etwas reifer, konnte in der Folge aber bis zur Halbzeit keine klaren Chancen mehr kreieren. Stattdessen setzte sich „die individuelle Klasse von Dassendorf“ durch, wie es später AFC-Co-Trainer Marco Heskamp nannte. Vor allem Martin Harnik ging weite Wege, machte Bälle fest, gewann eigentlich jedes Kopfballduell und leitete mit seinen zentimetergenauen Pässen immer wieder gefährliche Angriffe ein. Aber nicht nur er „rehabilitierte“ sich für die peinliche zweite Halbzeit von Karfreitag, das gesamte Team wirkte „geläutert“ (durchaus passend zu Ostern).
Rinik Carolus sprühte geradezu vor Spielfreude (Hoffmann: „Gar nicht schlecht für einen alten Mann“) und hatte zwei gute Chancen: Erst klärte Steffen Neelsen auf der Linie (4.), dann ging seine Direktabnahme (nach toller Flanke von Harnik) nur knapp drüber (11.). Richtig wild wurde es dann gut zehn Minuten später: Nach Eckball von Carolus wird der Kopfball von Aust auf der Linie geklärt, den Abpraller kann Kurczynski ebenfalls nicht im Tor unterbringen und wird geblockt (22.). Doch die Szene läuft weiter, „Kuczy“ kommt nochmal ans Leder, das „sanft“ auf die Latte tropft. Der Ball bleibt „heiß“, Carolus trifft das Lattenkreuz, setzt aber nach und drückt die Kugel (samt Keeper Barkmann) zum 1:0 über die Linie (23.). Was für eine irre Szene!
Dassendorfer Jubel nach dem 1:0. Foto: André Matz
Kurz vor der Halbzeit hätten die TuS-Verantwortlichen gerne einen Elfmeter gehabt, als Ambrosius gegen Kurczynski seinen Körper reinstellt und den TuS-Stürmer im Strafraum zu Fall bringt (38.). Doch Referee Furkan Vardar ließ auf beiden Seiten viel laufen – und so lief die Szene direkt weiter. Harnik erobert die Kugel, steckt (auf den zwischenzeitlich wieder auf den Beinen stehenden) „Kuczy“ durch – und der macht aus 12m Metern halbrechter Position ganz cool das 2:0 (39.). Riesenjubel unter den zahlreichen Fans auf der Anlage (mit Ausnahme der rd. 150 AFC-Anhänger natürlich).
Aber mit einem Zwei-Tore-Vorsprung hat die TuS ja so ihre (negativen) Erfahrungen gemacht (Süderelbe, Curslack, Paloma). Tatsächlich war noch vor der Pause die große Gelegenheit zum Anschlusstreffer für Altona da, aber nach einer wahren Eckballserie von Grosche (vier Stück in Folge) erwischte Jeremy Wachter den Ball nur leicht mit dem Hinterkopf – wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei (45.). Im direkten Gegenzug „feuerte“ erneut Carolus von der linken Eckfahne einen Ball ins Zentrum – Harnik mustergültig mit dem Kopf, doch wie bei Wachter knapp am Pfosten vorbei.
Direkt nach der Pause ein unschöner Zwischenfall, als sich die AFC-Ersatzspieler zum Aufwärmen auf den Weg machten. „Leider hat sich unser Spieler (Prince Hüttner) da von einem Zuschauer provozieren lassen und war wohl mit seinen Fingern in dessen Gesicht. Von daher eine klare Rote Karte, gegen die wir nichts groß sagen können. Eigentlich weiß man als Spieler, dass man da weghören muss. Aber gut, kann passieren. Wir wissen auch noch nicht, welche Worte da gefallen sind“, so umschrieb Heskamp die Szene direkt neben dem AFC-Tor (49.). Schiri Vardar, der beste Sicht auf die Szenerie hatte, blieb gar keine andere Wahl: Rot für Ersatzspieler Hüttner. „Für den Vorfall können wir uns nur entschuldigen“, so TuS-Sportchef Jan Schönteich nach dem Match, „das ist uns sehr unangenehm. Ich habe den Menschen vorher noch nie auf unserer Anlage gesehen, keiner von uns kennt den“.
Ersatzspieler Prince Hüttner wird nach seiner Roten Karte von Referee Vardar vom Platz geführt. Foto: André Matz
Direkten Einfluss auf das Spiel hatte dies zwar nicht, aber AFC-Coach Bergmann, der trotz angeschlagenem Gesundheitszustand an der Linie stand, sich aber direkt nach dem Abpfiff nach Hause begab, hatte halt eine Alternative weniger auf der Bank.
Doch jetzt war Altona hellwach! Die TuS-Spieler kamen nach dem vierten Spiel in zehn Tagen wie befürchtet in den „roten Bereich“ (Hoffmann). Und die junge AFC-Truppe konnte nun ihre physischen Vorteile ausnutzen. Die zweite Halbzeit ging jedenfalls klar an die Gäste. Doch ohne Tore nutzt das halt alles nix. Gohoua aus acht Metern – Kalk pariert zur Ecke (57.). Gries steht plötzlich völlig blank im Sechzehner, zögert aber einen Tick zu lange und wird von Kleine mit einem „Monsterblock“ noch entscheidend gestört (63.). Kopfball Ambrosius, Kalk rettet bärenstark auf der Linie (64.). Der Ball wollte einfach nicht ins Tor – und die TuS kämpfte aufopferungsvoll. „Als Mannschaft“, wie Hoffmann hinterher stolz betonte.
So lief Altona die Zeit davon – und es gab bis zum Abpfiff nur noch zwei nennenswerte Aktionen: Erst feierte Sven Möller nach unfassbaren acht Monaten (verletzt am 5.8.22, operiert am 11.8.22) sein Comeback (90.+2), dann verlängerte Harnik aus sechs Metern ganz cool mit der Hacke eine Vorlage von Rinik Carolus zum 3:0-Endstand in die Maschen (90.+3).
Stimmen:
Marco Heskamp (Co-Trainer Altona 93 i.V. für den kränkelnden Andreas Bergmann): Andi Bergmann lässt sich krankheitsbedingt entschuldigen. Er war zwar heute auf der Bank bzw. an der Seitenlinie, wollte aber direkt nach dem Abpfiff nach Hause. Wir hatten uns viel vorgenommen, Dassendorf hatte viele gelbgesperrte Spieler und das vierte Spiel in zehn Tagen. Da haben wir uns im Vorteil gesehen. Wir haben auch ganz ordentlich begonnen, aber die individuelle Qualität von Dassendorf hat uns zweimal echt weh getan. Zur Halbzeit haben wir uns nochmal vorgenommen, Druck zu machen. Der schwer zu bespielende Platz und das warme Wetter hat uns physisch eigentlich in die Karten gespielt. Aber das hat nicht so funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten. Leider haben wir unsere zwei, drei Chancen nicht genutzt, sonst kann das mit dem Anschlusstreffer nochmal ein ganz anderes Spiel werden. Dassendorf hat es clever gemacht, immer wieder das Spiel verzögert. 3:0 ist zwar etwas zu hoch, aber insgesamt ein verdienter Sieg für Dassendorf.
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): Wir sind hochzufrieden. Es war vorher klar, dass die Mannschaft heute in den roten Bereich gehen muss. Und das hat sie hervorragend gemacht. Das 2:0 zur Halbzeit war hochverdient, dazu noch das glasklare Foul gegen Kuczy. Für mich unerklärlich, da keinen Elfmeter zu geben. In der zweiten Halbzeit kam dann genau das, was wir uns schon gedacht haben: Nach rd. 60 Minuten ging es körperlich in den roten Bereich. Aber das gesamte Team hat es klasse gemacht, alle haben Gas gegeben. Altona hatte zwei, drei gute Chancen, wenn da das 1:2 fällt kann es nochmal eng werden. Glückwunsch an meine Mannschaft. Das war eine reife Leistung.
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Für den Vorfall mit dem Zuschauer können wir uns nur entschuldigen, das ist uns sehr unangenehm. Ich habe den Menschen vorher noch nie auf unserer Anlage gesehen, keiner von uns kennt den. Der bekommt natürlich Stadionverbot.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 18 Spiele, 7 Siege, 5 Remis, 6 Niederlagen, 31:26 Tore
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