23.04.2023 Gar nicht so friedliche "Tauben" mit "Trashtalk" und "Körperkontakt" zum Erfolg von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – ETV 3:1 (2:1)
USC Paloma: Höfs – Mandelkau, Merkle, Schröder, Wallner – Niemann, Schwäbe (87. Pahl) – Kazizada, Lohrke (63. Blumauer), Sabah (76. Werner) – Wohlers (63. Blunck) ETV: Weber – Tewolde (83. Eggers), Olayisoye, Yago, Yildiz (70. Denis) – Töremis – Igwe, Karim, Berendsohn (70. Janowsky), Asare (83. Bär) – Akyol Tore: 0:1 Akyol (17.), 1:1 Wohlers (30.), 2:1 Niemann (37.), 3:1 Olayisoye (80., ET) Besondere Vorkommnisse: Akyol verschießt Elfmeter (40., Keeper Höfs hält) Schiedsrichter: Lasse Holst (FC Türkiye): Verlor in der zweiten Halbzeit ein wenig seine Linie und hätte durchaus ein paar mehr „harte“ Zweikämpfe mit Freistoß und Gelb ahnden können. Andererseits ist es eben sein Ermessensspielraum. Der Elfmeter war unstrittig. Beste Spieler: Niemann, Niemann, Niemann, Niemann und nochmal Niemann – Olayisoye Zuschauer: 217
„Auf diesem Niveau wird sich eben nichts geschenkt, da gibt es eben auch mal etwas rauere Zweikämpfe und ein bisschen Trashtalk, das gehört dazu“, so USC-Coach Marius Nitsch nach dem Match als Replik auf den etwas weinerlich wirkenden Vorwurf seines Gegenüber Khalid Atamimi („Der Schiedsrichter hat es nicht im Griff gehabt, Paloma wollte nur in unsere Köpfe rein“).
Tatsächlich begann die Partie zunächst allerdings überhaupt nicht körperbetont. Der ETV wollte vom Anpfiff weg die Steilvorlage aus Dassendorf (3:4 am Freitag bei HSV III) nutzen und auf Platz 2 vorbeiziehen – und der USC ließ die Gäste gewähren (Nitsch: „Wir waren immer einen Schritt zu spät“). Der bärenstarke Samuel Olayisoye spielte einen langen Zuckerpass nach dem anderen in die Spitze, aber erst scheiterte Asare (6.), dann Berendsohn (16.). Besser klappte es mit einem Diagonalball von Asare auf Tewolde, der das Leder von der Grundlinie zurück auf Dominik Akyol legte. Der ETV-Goalgetter fackelte nicht lange und traf aus neun Metern zum 0:1 (17.).
Und der ETV machte weiter Dampf, während von den Hausherren nichts zu sehen war. Nach einem schönen Spielzug über Asare und Akyol grätscht Michael Igwe den Ball zum vermeintlichen 0:2 über die Linie (24.). Aber Akyol hatte zuvor knapp im Abseits gestanden. Glück für Paloma! Nur 100 Sekunden später taucht Asare über halblinks völlig blank im Strafraum auf, zieht aber knapp am kurzen Pfosten – wo auch Keeper Höfs stand - vorbei (26.). Da wäre das lange Eck die bessere Wahl gewesen.
Nitsch schimpfte lautstark über dieses „Abwehrverhalten“ und schickte seine komplette Ersatzbank zum Warmmachen. Das war das Signal an die Mannschaft! Wie aus dem Nichts der Ausgleich: Moritz Niemann mit einem schnell ausgeführten Freistoß aus dem eigenen Fünfmeterraum (!). „Lange Kirsche“ an die Mittellinie, dort startet „Glatzkopf“ Tom Wohlers („Das wächst wieder nach“) ein starkes Solo, Tewolde kommt nicht richtig hinterher und obwohl der Ball etwas zu weit verspringt kann „TW23“ zum 1:1 vollenden (30.), weil Keeper Weber nur halbherzig aus seinem Kasten kommt (siehe Foto).
Tom Wohlers (m.) vollendet sein starkes Solo mit dem 1:1. Foto: André Matz
Jetzt hatte der USC die richtige Körpersprache – allen voran Kapitän Niemann! Ein Wahnsinn, wie sich der Paloma-Leader unter großen Schmerzen (der linke Fuß/Knöchel hatte früh etwas abbekommen) bis zum Ende durchquälte – und dabei auch noch glänzte! Nach einem Fehlpass von Asare zimmert Niemann den Ball aus 25 Metern zum 2:1 in die Maschen (37.). Spiel gedreht! Keeper Weber sah bei diesem Flatterball allerdings nicht besonders glücklich aus.
Moritz Niemann (3.v.l.) wird nach dem 2:1 gefeiert. Foto: André Matz
Der „Knackpunkt“ des Spiels (im Nachhinein betrachtet) folgte drei Minuten später. Akyol geht in der Box an Christian Merkle vorbei, der sich nur mit einem Foul zu helfen weiß: Elfmeter! Der Gefoulte tritt selbst an, schießt auch platziert flach ins rechte Eck, aber Höfs kann den ohne jegliches Tempo geschossenen Ball abwehren (40.). Ganz Paloma jubelte, als ob die Partie schon gewonnen wäre! „Thor Arne Höfs hat glaube ich noch nie einen Elfmeter gehalten, dementsprechend pessimistisch war die ganze Bank“, so ein gelöster Nitsch, „da hat er uns in einer ganz wichtigen Phase vor der Pause im Spiel gehalten“.
Für Atamimi war es auf Nachfrage keine spielentscheidende Szene. Ebenso wenig die vielen vergebenen Chancen und die eigenen Fehler (bei allen Gegentoren). Er sah vielmehr den Schiedsrichter als Hauptschuldigen (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes). Eine sehr eigenwillige Sichtweise, da die Partie keinesfalls überhart war. Der ETV-Coach möchte offenbar gerne völlig körperlos seinen Tiki-Taka-Fußball spielen und fühlt sich bei intensiven Zweikämpfen „gestört“. Doch Nitsch hatte darauf die passende Antwort: „Wir haben eben eine erfahrene Truppe, während beim ETV alles 2000er-Jahrgang ist. Ich habe nichts unter der Gürtellinie gehört oder gesehen“.
Nach der Pause die nächste Chance für den ETV zum Ausgleich: Nach einer Ecke von Berendsohn köpft Yago an die Latte, den Abpraller schickt Olayisoye Richtung 2:2 – doch im letzten Moment klärt ein USC-Bein auf der Linie (57.). Was für eine irre Szene. „Wir hatten heute eben das nötige Spielglück“, befand Nitsch. Im direkten Gegenzug hätte sich der ETV über eine Rote Karte nicht beschweren können, denn Tewolde hatte als letzter Mann gegen Kazizada die Notbremsen-Grätsche ausgepackt. Doch weil der USC-Flügelflitzer etwas zu weit nach Außen abgedrängt wurde, ist „dunkelgelb“ wohl vertretbar.
Die Gäste wirkten nun zunehmend „genervt“, die „Tauben“ hatten dem Favoriten mit der betonten Manndeckung den berühmten Zahn gezogen. Nur einmal blitzte noch Torgefahr auf, als der eben eingewechselte Denis nach feinem Doppelpass mit Akyol aus 14 Metern an den linken Pfosten trifft (71.). Danach kam nicht mehr viel vom Regionalligaanwärter – außer einem „wunderschönen“ Eigentor! Ein langer Ball aus der Paloma-Hälfte landet im „Nirgendwo“ 25 Meter vor dem ETV-Tor. Niemann will (wegen seiner Schmerzen) eigentlich gar nicht richtig hinterher gehen, macht es dann aber doch und irritiert dabei offenbar den bis dahin so starken Olayisoye, der aus 25 Metern hektisch einen Rückpass spielt. Doch Keeper Weber stand weit draußen am eigenen Sechzehner – und das Leder trudelt unter dem vorzeitigem Jubel der Zuschauer zum 3:1 in die Maschen (80.).
Fazit: Alle spielen für den TSV Sasel! Nach der 3:4-Pleite der Dassendorfer beim Absteiger HSV III kann auch Verfolger ETV nicht punkten – und der TSV heute Nachmittag gegen Concordia einen ganz großen Schritt Richtung Meisterschaft machen.
Stimmen:
Khalid Atamimi (Trainer ETV): Glückwunsch an Marius Nitsch, das ist der einzige Trainer, der uns in den letzten Jahren zweimal besiegt hat. Was uns seit Wochen fehlt, sind die Abschlüsse. Wir müssen einfach unsere Chancen besser nutzen. Dann steht es hier 2:0,3:0 – stattdessen sind wir einmal unachtsam und es steht 1:1. Darüber bin ich ein bisschen enttäuscht, aber einen großen Vorwurf kann ich meiner Mannschaft nicht machen. Wir wussten, wie Paloma spielt. Die sind sehr kopfballstark und diskutieren immer sehr viel und wollen in unsere Köpfe rein. Davon bin ich nicht so ein Fan. Aber sie hatten Erfolg damit. Der Schiedsrichter hat es leider nicht im Griff gehabt. Er hat nicht erkannt, wer wie Fußball spielt. Wir wollen immer fair spielen und nicht dauernd diskutieren.
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Ich bin mega stolz auf die Truppe. Natürlich können wir die ersten 25 Minuten kritisch sehen. Wir sind nicht gut in die Partie gekommen, waren immer einen Schritt zu spät und hatten keinen direkten Körperkontakt. Deswegen habe ich auch schon früh die Auswechselspieler zum Aufwärmen geschickt. Aber die Mannschaft hat sich da toll selbst rausgekämpft und immer besser ins Spiel gefunden. Unsere „eklige“ Spielweise war auch schon im Hinspiel (2:0) der Schlüssel zum Erfolg. Gegen so eine spielstarke Mannschaft kannst du nicht im Raum verteidigen, da spielen die dich K.o. – da musst du eher mannorientiert und körperbetont agieren. Das haben wir ab der 25. Minute richtig gut gemacht, eine bärenstarke kämpferische Leistung. Ich kann verstehen, dass das den Gegner nervt. Aber wenn du alles spielerisch lösen willst, kriegst du Probleme. Wir haben beide Spiele gegen ETV gewonnen und sind sehr sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir es gemacht haben. Die Mannschaft ist nach dem 1:1 richtig wachgeküsst worden. Heute hatten wir das Spielglück auf unserer Seite. Thor Arne Höfs hat glaube ich noch nie einen Elfmeter gehalten, dementsprechend pessimistisch war die ganze Bank. Da hat er uns in einer ganz wichtigen Phase vor der Pause im Spiel gehalten. Wir sind sehr froh, uns in der Tabelle weiter mit Niendorf und Altona messen zu können. Wir werden kein Spiel abschenken. Über diesen Charakterzug der Truppe bin ich sehr stolz.
Statistik: Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 12 Spiele: 8 Siege, 0 Remis, 4 Niederlagen, 27:24 Tore
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