30.04.2023 Geht am Freitag im Hammer Park das (Oberliga-)Licht aus? von Andreas Killat
vs.
Hamm United FC – Niendorfer TSV 1:2 (1:1)
Hamm United FC: Kuballa – Nkansah, Eden, Agbe, Frantz– R. D’urso (68. Bamezon), Feldmer – Zakerwal (79. Mankumbani), M. D’urso (68. Veselinovic), Gyamenah – Saric Niendorfer TSV: Henk – Osei, Aniteye, Brückner, Janha – Groß – Ali (84. Agdan), Zarei, Ahmadi (68. Gülüm) – Merkle (68. Kutschke), Casale (77. Streubier) Tore: 1:0 Saric (13.), 1:1 Ali (37.), 1:2 Groß (62.) Schiedsrichter: Dennis Voß (TuS Dassendorf): Hätte den Hausherren durchaus einen Elfmeter zusprechen können (42.). Ansonsten eher unauffällige Spielleitung mit sparsamer Gelbe Karten-Verteilung. Beste Spieler: Saric, Zakerwal – Ahmadi, Zarei Zuschauer: 60
„Am Freitag mache ich das Licht entweder aus oder lasse es an“, so ein frustrierter Sidnei Marschall nach dem Schlusspfiff. „Wir haben jetzt noch zwei Chancen – und die wollen wir nutzen“, sprach der HUFC-Coach die bevorstehenden Partien gegen Tornesch (am Dienstag) und HEBC (Freitag) an. Gute Laune dagegen bei Ali Farhadi, der keine Geschenke zu verteilen hatte. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht locker lasse. Wir geben bis zum letzten Spiel immer alles“.
Die Gäste bereiteten sich nach kaum 50 Sekunden allerdings selbst einen dicken Schreckmoment: Falk Groß mit einem halbherzigen Rückpass auf Keeper Leon Henk, dessen versuchter Befreiungsschlag (unter Bedrängnis) landet bei Atef Zakerwal, der jedoch nur das Außennetz trifft (1.). Durchpusten beim NTSV, die ihrerseits die große Chance zur Führung liegen ließen, als Ahmadi aus elf Metern nur einen kümmerlichen Schuss in die Arme von Kuballa zustande bringt (8.). Keine 100 Sekunden später ist es wieder Ahmadi, der nach Zuspiel von Zarei am linken Pfosten scheitert (10.). Den Abpraller drückt Casale mit dem Kopf über die Linie – aber Abseits! Niendorf also am Drücker? Denkste!
Nach toller Spielverlagerung von Feldmer auf den rechten Flügel startet Nkansah durch. Der Rechtsverteidiger macht noch ein paar Meter und sieht dann den mitgelaufenen Saric, der die scharfe Flanke am Fünfmeterraum gekonnt via Flugkopfball zum 1:0 versenkt (13.). Und fast hätten die geschockten Gäste sogar noch den zweiten Treffer kassiert: Eine zu kurze Faustabwehr von Keeper Henk landet bei Zakerwal, der aber von der Strafraumgrenze am (fast) leeren Tor vorbeischießt (19.). Auch Saric kann einen Freistoß von Roberto D’urso nicht zum 2:0 veredeln, sein Kopfball landet direkt in den Armen von Henk (28.). Hamm also am Drücker? Denkste!
Jetzt war wieder der NTSV an der Reihe. Nach schlimmen Fehlpass von Agbe kommt Lennart Merkle frei zum Abschluss, scheitert aber am mutig dazwischengehenden Kuballa (30.). Da war mehr drin. Dieses „mehr“ folgte kurze Zeit später: Nach einer flachen Hereingabe von Casale trifft Eden beim Klärungsversuch nur den Kopf von Groß. Von dort prallt die Kugel zu Ibrahim Ali, der flach links unten zum 1:1 einschiebt (37.). Damit ging es auch in die Pause, weil Referee Voß ein Foul von Zarei an Saric nicht mit dem eigentlich fälligen Elfmeter ahndete (42.). Glück für die Gäste, Pech für die „Geächteten“, die sich schon die ganze Saison mit einer Reihe von „Fehlentscheidungen“ verfolgt fühlen.
Wie schon zu Beginn der Partie, startete die Farhadi-Elf auch nach dem Seitenwechsel schwungvoller. Zarei mit dem Traumpass auf Ahmadi, der frei durch ist und nur noch Keeper Kuballa vor sich hat – und diesen anschießt (55.). Was für eine dicke Chance! Aber der Ärger auf der NTSV-Bank war schnell verflogen, wieder der sehr fleißige Zarei mit einer perfekten Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Casale den Ball für den besser postierten Falk Groß querlegt – 1:2 (62.)!
HUFC-Trainer Sidnei Marschall reagierte umgehend und brachte mit Sinisa Veselinovic einen zweiten Stürmer, im Abstiegskampf zählt schließlich jeder Punkt. Und „Sini“ führte sich gleich gut ein, behauptete sich stark im Kopfballduell, so dass das Leder über Gyamenah beim ebenfalls eingewechselten Bamezon landet – aber dessen Versuch aus gut 20 Metern rauscht knapp am linken Giebel vorbei (70.). In der Schlussphase warfen die Hausherren wirklich alles nach vorne, fanden aber kein Durchkommen. So blieb es beim etwas glücklichen, aber andererseits auch nicht vollkommen unverdienten Sieg für die Gäste, die damit wieder an Altona vorbei auf Platz 4 vorrückten.
Für Hamm United war es - nach zuvor zwei Siegen gegen Rugenbergen und Concordia – ein herber Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt (erst am Freitag das bittere 1:5 in Süderelbe und nun die Pleite gegen Niendorf). Am Dienstag (an gleicher Stelle) gegen Tornesch und am Freitag gegen HEBC (im Hammer Park) müssen nun drin(zwin)gend zwei Siege her. Sonst ist das Kapitel Oberliga Hamburg wohl beendet.
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Der Verkehr bei der Anreise, das Wetter – da kannst du dich am Ende nur selber schlagen. Es war kein gutes Spiel, mehr Tennis als Fußball. Ein Sommerkick. Wir wussten, dass Hamm hier Harakiri spielen muss und wir viele Räume bekommen. Aber wir haben wieder so viele Chancen liegen gelassen – das zieht sich schon die ganze Saison durch. Aber im Fußball zählt immer nur das Ergebnis. Und das stimmt. Der Sieg heute war sehr wichtig für uns, damit es am Freitag noch um etwas geht und die Jungs nicht in Badelatschen, mit Sonnenbrille und einem Caipirinha in der Hand zum Spiel kommen (lacht).
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Eine ganz bittere Niederlage. Nach der 1:0-Führung muss die Mannschaft das auch mal über die Zeit bringen. Wir haben ja nicht gegen eine Übermannschaft gespielt. Stattdessen verteilen wir zwei Geschenke. Aber ich will auch nicht zu hart zu den Jungs sein. Die sind einfach platt. Wir haben es zwar immer wieder versucht, aber es war eben zu wenig. In der zweiten Halbzeit fehlten uns Tempo und Durchschlagskraft. Wir haben jetzt noch zwei Chancen – und die wollen wir nutzen. Am Dienstag gegen Tornesch wird es ein ganz anderes Spiel. Die Hoffnung ist noch da. Wenn wir beide Spiele gewinnen, bleiben wir drin.
Statistik: Gesamt-Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 6 Spiele, 2 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen, 9:9 Tore
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