Das war keine einfache Aufgabe für den Niendorfer TSV. Vor allem hinsichtlich der Pokalniederlage am Dienstag in Eilbek. Trainer Ali Farhadi: „Das war auch in der Höhe von 2:5 vollkommen verdient.“ Der Unterschied zum heutigen Spiel? Farhadi: „Ganz klar haben uns Grubba, Krüger und Bohne gefehlt. Das hat man heute gesehen. Das sind echte Männer. Besonders stolz bin ich auf Tim Krüger. Der geht angeschlagen in dieses Spiel und zeigt dann so eine Bombenleistung.“ Wohl wahr! Krüger haute sich in jeden Zweikampf rein. So schob er auch den nicht gerade schmächtigen Nick Scharkowski mehrfach auf die Seite. Eindrucksvoll!
Der SC Victoria ließ dagegen in den ersten 20 Minuten seine spielerische Klasse aufblitzen. Zeigte sehr schöne Kombinationen. Und besaß schon sehr früh die 100 % Chance zur Führung (9.). Das musste es einfach sein. Lucas Palzer eroberte im Mittelfeld einen Ball und sprintete mit fünf Metern Vorsprung alleine auf das Tor von Grubba zu. Aber er stoppte im Strafraum ab, wurde eingeholt und gestellt. Was für ein unfassbar schlechter Konter! Victorias Trainer Joshua Krause: „Das war ein wenig symptomatisch für unser heutiges Spiel!“ Victoria spielte offensiv spannend und defensiv sehr entspannt. Besser gesagt, vorne hui und hinten pfui!
Nach den ersten Minuten hatte sich Niendorf gefangen. Und konterte Victoria aus. Wie häufig in dieser Saison. Leon Meyer presste hoch, eroberte die Kugel und flankte in die Box. Stephan Wemakor zog ab. Torwart Hendrik Rabe hielt. Aber den Abpraller schoss Leon Neumann hart ins Tor (24.). Die Führung brachte schnell Sicherheit. Und mit den Ecken von Ante Kutschke über links und Bohne über rechts blieb Niendorf immer gefährlich. Vickys Abwehr schwamm, ehrlich gesagt Aber nach vorne ging immer etwas. Und bis kurz vor der Pause hatten die „Vikinger“ eine richtige Drangphase, in der Krüger und Bohne viele Bälle klären mussten. Dazu zeigte Tobias Grubba mal wieder, dass er in der Oberliga einer der besten, wenn nicht sogar der beste Keeper ist. Sensationell bleibt sein Spiel eins gegen eins, auf der Linie schnell und in der Eröffnung gibt es niemanden außer ihm, der die Bälle über die Mittellinie mit der Hand schleudert.
In der Pause sprach Krause alle gefährlichen Standards der Niendorfer an. Trotzdem hatte Victorias Abwehr auch weiterhin keinen Zugriff bei Ecken und Freistößen. Da wurde wirklich sehr schlecht verteidigt. Es fehlte die Zuordnung. Niendorf legte das 2:0 nach. Neumann flankte per Freistoß auf den zweiten Pfosten. Wemakor köpfte den Ball quer auf Linus Meyer, der den Ball in aller Ruhe mittig einschädelte (51.). Zwei Minuten später lief Palzer bis in den Fünfer, wo er unsanft gestoppt wurde. Doch der Pfiff blieb zum Entsetzen Victorias aus. Den Elfer hätte man geben können. Aber Schiedsrichter Sandro Birkenhof entschied sich anders. Vollkommen korrekt.
Niendorf legte mit dem nächsten Standard nach (66.). Ecke Kutschke. Am zweiten Pfosten läuft Krüger ein. Schießt den Ball per Aufsetzer ins Tor. Kurios, weil die Kugel hoch aufsprang und im Bogen über alle in den Kasten flog. Das sah nicht ganz unhaltbar aus. Ging aber auch sehr schnell. Doch warum war niemand bei Krüger? Krause: „Wir kriegen es auswärts nicht gebacken. Zuhause haben wir das viel besser gemacht.“ Aber auch mit Dennis Bergmann, der heute verletzt fehlte. Krause: „Wir haben ihn vorsichtshalber geschont, weil er im Training muskuläre Probleme hatte und nicht wollten, dass er länger ausfällt.“
Beim nächsten Gegentor verlor Vicky den Ball in der Vorwärtsbewegung. Linus Meyer war auf und davon. Bediente mustergültig Kutschke und der nagelte den Ball ins Tor (72.). Danach war die Luft raus. Vicky erzielte den Anschlusstreffer. Der resultierte aus einem Fehlpass von Bohne. Auch ein ganz seltener Moment. Er spielte Scharkowski den Ball direkt in die Füße. Der passte durch den Strafraum und Emin Brobbey schob ein (89.). Endstand. Mehr ging nicht.
Ali Farhadi strahlte wieder wie die Morgensonne an diesem Sonntag und Joshua Krause war sichtlich enttäuscht. Emotionen, die dieses Spiel bereichern! Dazu ehrliche Analysen. Großartig. Vicky kann richtig guten Fußball spielen. In der Defensive bleibt Luft nach oben. Niendorf gewinnt mit ganz einfachen Mitteln, ganzen Männern, tollen Standards, schnellen Kontern und grundsätzlichen Tugenden, wie laufen, kämpfen und grätschen.
Das Schlusswort gehörte Farhadi: „Und jetzt freue ich mich auf das Spiel am Sonntag gegen diese wunderbare Überraschungsmannschaft HEBC. Schade, dass Özy nicht dabei ist.“ HEBC Trainer Oecden Kocadal war lange Jahre Farhadis Kaptiän in Niendorf.
Stimmen:
Joshua Krause (Trainer SC Victoria): Verdient verloren! Das war einfach nicht gut genug von uns. Dabei hatten wir gute erste 20 Minuten. Auch wenn wir viele Ecken zugelassen haben, war es okay. Und dann fangen wir an in der ersten Halbzeit schläfrig zu werden, laufen nicht mehr so an, verteidigen nicht mehr die zweiten Bälle und dann gehen sie verdient in Führung. Dann bist du raus in die Halbzeit, sprichst an, Flanken auf den zweiten Pfosten, Ecken auf den zweiten Pfosten. Saubere Anfangsphase in der zweiten Halbzeit, das waren so die Ansprüche an uns. Und dann gibt es eine Ecke auf den zweiten Pfosten und danach einen Freistoß auf den zweiten Pfosten. Dann liegst du 3:0 hinten. Das war verdient. Niendorf hat es mit ganz einfachen Mitteln gemacht. Und das reicht einfach gegen uns. Da muss man sagen, wir sind einfach nicht gut genug. Wir hätten heute mit einem Sieg nach oben vorstoßen können in der Tabelle - und jetzt finden wir uns im Niemandsland wieder.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Schwere Kost, sage ich ganz ehrlich. Die ersten 20 Minuten haben wir wahrscheinlich noch Dienstag im Kopf gehabt, wo wir im Pokal ein komisches Spiel hingelegt haben. Das hat man richtig gemerkt, auch schon in der Besprechung. Da hat uns richtig die Leichtigkeit gefehlt, komplett gefehlt. Aber danach wurde das von Minute zu Minute besser, wieder erwachsener und strukturierter und am Ende denke ich, war der Sieg auch in der Höhe voll verdient. Die Jungs sind sehr konsequent vorne, dass muss man sagen und dementsprechend war es ein cooles Ding. Ich freue mich richtig!
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 1919): 34 Spiele: 5 Siege, 9 Remis, 20 Niederlagen, 41:71 Tore
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