13.10.2023 Landesliga Hansa: Stürmisches Derby mit doppelter Wendung von Andreas Killat
vs.
Hamm United FC – HT 16 3:3 (0:1)
Hamm United FC: Barukcic – Meyer, Bamezon, Perin – Feldmer, Volkmer – Abdelkarim (83. Andrew), Bachert (46. Steinbeck), Eden – Veselinovic (90. Kolou), Cekala (83. Panata) HT 16: Bulanik – Nkansah, Goldgraebe, Fousseni (87. P. Gerber), Akpi (24. Ziskin) – Güzel (65. Baur), N. Gerber (87. Nittschalk) – Janssen, Iscan (65. Ay), Ates – Awuah Tore: 0:1 N. Gerber (10.), 1:1 Ziskin (46., ET), 2:1 Veselinovic (49.), 3:1 Andrew (86.), 3:2 Baur (90.+2), 3:3 Nittschalk (90.+3) Gelb-Rot: Güzel (66., nach seiner Auswechslung wegen Meckerns) Schiedsrichter: André Heinrich (FSV Harburg-Rönneburg): Leitete die Partie teilweise in Feldherrn-Manier. Widerspruch zwecklos, Diskussion unerwünscht. Weil der Sturm eine Eckfahne umwehte (5.) unterbrach er die Partie und ließ erst weiterspielen, als die anderen drei Eckfahnen ebenfalls abgebaut wurden („Alle oder keine“). Beste Spieler: Steinbeck, Veselinovic (beide 2. Hz) – Iscan, Janssen, Ates Zuschauer: 187 Zahlende (insgesamt 221)
„Es ist endlich so weit. Endlich wieder ein richtiges Derby! Ein Derby in Hamm. Immer haben wir etwas neidisch auf andere Vereine geschaut, wenn dort von "Derby" gesprochen wurde. Uns wurde es bis dato in unserem Stadtteil verwehrt. Aber jetzt ist es soweit. Wir sind voller Vorfreude, hoffen auf viele Fans und ein faires Spiel“ – mit diesen feierlichen Worten kündigten die Hausherren auf ihrer Homepage das heutige Match an. Zwar trägt HT16 seine Heimspiele rd. 4 KM entfernt in der Legienstraße in HH-Horn aus, aber der Verein hat seinen Sitz am Sievekingdamm 1 (nur 1 KM entfernt)!
Und es war (nicht nur wegen des Wetters) ein wahrhaft stürmisches Derby! Die Gäste zeigten vom Anpfiff weg, warum sie in der Tabelle (fast) ganz oben stehen. Tolle Spielanlage, viel Ballkontrolle und ein schneller Führungstreffer von Nico Gerber, der aus 25 Metern einfach mal abzog und flach unten rechts traf (10.). Der Ball schien (mangels Tempo) allerdings haltbar, Keeper Petar Barukcic gab hier eine sehr unglückliche Figur ab. Von den Hausherren kam lange Zeit gar nichts, nur der wie immer unermüdlich rackernde Sinisa Veselinovic scheiterte aus zehn Metern an Bulanik (34.).
Nach der Pause rächte es sich für die Gäste bitter, dass man aus der optischen Überlegenheit der ersten Hälfte nicht mehr Kapital schlug, sondern eher kontrolliert verwaltete. Denn nun zeigte die Marschall-Elf plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Nur 30 Sekunden nach dem Wiederanpfiff zirkelte Davidson Eden einen langen Ball in den Fünfmeterraum, sechs Abwehrbeine wollen klären – doch am Ende stolperte Sid Ziskin das Leder aus zwei Metern ins eigene Tor (46.). Das wirkte wie eine Befreiung auf der einen, und wie eine Hypnose auf der anderen Seite! Plötzlich war Hamm (heute erstmals in schicken neuen hellgrünen Trikots mit weißem Ärmel) hellwach.
Insbesondere die Einwechslung von Henry Steinbeck wirkte sich äußerst positiv aus. Seine tolle Vorarbeit über den linken Flügel veredelte Veselinovic am zweiten Pfosten zur 2:1-Führung (49.). Spiel in nur 200 Sekunden gedreht! „Endlich sind wir laut auf dem Platz“, freute sich Liga-Manager Stephan Rahn über die Stimmung auf dem Rasen. Echte Derby-Emotionen! Die Hausherren kauften dem Favoriten nun den Schneid ab – und der frustrierte Sammy Güzel hatte Glück, dass seine Schimpfworte erst nach seiner Auswechslung (65.) auf dem Weg zur Ersatzbank mit „Gelb-Rot“ bestraft wurden (66.). So durfte HT16 mit elf Mann weiterspielen – kassierte aber kurz vor dem Ende den vermeintlichen KO. Wieder Steinbeck mit präziser Flanke, Veselinovic legt mit dem Kopf uneigennützig für Joel Andrew ab und der (gefühlt nur 1,50 Meter „große“) HUFC-Stürmer kann unbedrängt aus fünf Metern zum 3:1 einköpfen (86.). Riesenjubel bei den Gastgebern, die gesamte Ersatzbank feiert auf dem Feld den (sicher geglaubten) Sieg und den Sprung auf Platz 3.
„Da brennt nichts mehr an“, war sich auch Manager Rahn sicher. Doch was die Hausherren direkt nach der Pause in 200 Sekunden schafften, das konterten die Gäste in der Nachspielzeit binnen 50 Sekunden! Nach einem leichtsinnigen Ballverlust am eigenen Strafraum (Namen wollte HUFC-Coach Marschall nicht nennen) nutzte Jeremy Baur das unverhoffte Geschenk aus 18 Metern zum 2:3-Anschlusstreffer (90.+2). Urplötzlich war die Ordnung in der Hammer Hintermannschaft weg – und Wirbelwind Kerim Ates startete kurz nach dem Anstoß (und einem weiteren HUFC-Ballverlust) über den rechten Flügel einen unwiderstehlichen Sololauf. Seine gefühlvolle Hereingabe verwertete Kofi Nittschalk zum 3:3 (90.+3). Was für eine Comeback! Und ausgerechnet Nittschalk! „Den hatten wir hier mal zum Probetraining“, so der geschockte Rahn: „Das darf uns nicht passieren, HT war doch schon tot“.
Aber jetzt waren sie wieder am Leben – und Hamm schwamm hinten nun gewaltig. Sieben Minuten Nachspielzeit hatte Referee Heinrich angezeigt und HT drückte mächtig auf den Siegtreffer. Doch nach 98 Minuten war dann im Spiel mit der doppelten Wendung Schluss. Ein Derby, das hielt, was es versprach. Die beiden Trainer jedoch mussten sich erstmal sortieren, fühlten sie sich doch jeweils eine Halbzeit lang als Sieger…
Stimmen:
Erdinc Örün (Trainer HT 16): Nach einem 1:3-Rückstand ist das natürlich überragend – aber wir haben das Spiel vorher verschenkt. Und das ärgert mich gewaltig. Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit klar kontrolliert und nichts zugelassen. Nach der Pause haben wir dann komplett gepennt. Daraus müssen die Jungs lernen. Am Ende müssen mit dem Punkt zufrieden sein.
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Die ersten 15-20 Minuten haben wir komplett verschlafen. Eigentlich wollten wir genau das machen, was HT gemacht hat, auf diesem tiefen und nassen Rasen einfach mal aus 20-25 Metern schießen. Nach der Pause haben wir umgestellt. Das war viel besser, genau so wollen wir auftreten. Meiner Meinung nach haben wir verdient 3:1 geführt – und dann darf in der Nachspielzeit einfach nichts mehr passieren. Wir vertändeln am eigenen Strafraum den Ball. Wirklich unnötig. Es fühlt sich wie eine Niederlage an.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 1 Spiel, 0 Siege, 1 Remis, 0 Niederlagen, 3:3 Tore
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