31.10.2023 Pokal: Das Dassendorfer Elfmeter-Dilemma von Andreas Killat
Lotto-Pokal, Achtelfinale
vs.
TuS Dassendorf – FC Teutonia 05 5:6 n.E. (2:2, 2:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Brown, Ahlschwede, K. Carolus, Götz (64. Kleine) – Dettmann (78. Lam) – Maggio (82. Kurczynski), Kurt, Strömer (64. Doege) – Möller, Harnik FC Teutonia 05: Liesegang – Weidlich (46. Ndure), Uphoff, Höhn, Hertner (75. Brodersen) – Istefo – Mirchev (46. Maiolo), Graudenz (84. Dursun), Siala (75. Coordes), Wohlers – Ifeadigo Tore: 1:0/2:0 Harnik (10./15.), 2:1 Istefo (29., FE), 2:2 Ifeadigo (58.) Elfmeterschießen: 1:0 Ahlschwede, 1:1 Wohlers, 2:1 Harnik, Istefo verschießt, 3:1 Kurt, 3:2 Uphoff, K. Carolus verschießt, 3:3 Maiolo, Möller verschießt, 3:4 Ifeadigo Schiedsrichter: Fabian Porsch (Barsbütteler SV): Insgesamt sehr unglückliche und zu nachsichtige Spielleitung. Für das sehr harte Einsteigen von Weidlich gegen Götz (20.) wäre auch Rot möglich gewesen, andere Szenen/Fouls (z.B. gegen Möller) ließ er komplett ohne Pfiff weiterlaufen. Dafür gab es Freistoß, als Ahlschwede klar den Ball spielte (25.), was zu einer Großchance für Teutonia führte. Einen Konter von Dassendorf pfiff er ab (84.), weil ein T05-Spieler am Boden lag. Kurz zuvor, als ein TuS-Spieler am Boden lag, tat er dies nicht – und da fiel das 2:2 (58.). Beste Spieler: Harnik, K. Carolus – Wohlers, Hertner Zuschauer: 513 Zahlende (insgesamt rd. 700)
„Elfmeterschießen ist offensichtlich nicht so unser Ding. Ist ja nicht das erste Mal und auch nicht das zweite Mal“, stöhnte TuS-Sportchef Jan Schönteich nach dem Match. Tatsächlich war es heute das fünfte (!) Pokal-Aus in Folge, wenn es ins Elfmeterschießen ging:
23.04.11 (1/8-Finale) 5:6 n.E. bei Halstenbek-Rellingen (LL) 07.08.13 (2. Runde) 5:6 n.E. bei ASV Hamburg (BL) 01.10.14 (4. Runde) 2:4 n.E. bei Dersimspor (LL) 10.04.22 (1/8-Finale) 5:6 n.E. gegen Altona 93 (RL) 31.10.23 (1/8-Finale) 5:6 n.E. gegen Teutonia 05 (RL)
Dabei erwischten die Hausherren einen Traumstart: Mattia Maggio mit dem Ballgewinn auf der rechten Außenbahn, weiter zu Len Strömer und dessen (sehr) hohe Flanke vom linken Strafraumeck verwertet Martin „Air“ Harnik aus geschätzt 2,50 Metern Höhe mit dem Kopf zum 1:0 (10.). Ungläubiges, aber begeistertes Staunen im weiten Stadionrund. Gefühlt „stand“ Harnik eine halbe Minute in der zweiten Etage, was Schönteich scherzhaft kommentierte: „Spring doch mal richtig hoch“. Und die TuS legte nach! Maggio mit einem sensationellen Außenristpass mit rechts (von halblinks!) auf den zweiten Pfosten. Dort kommt Harnik herangegrätscht und drückt den Ball aus drei Metern zum 2:0 über die Linie (15.). Partystimmung am Wendelweg!
Drei Entscheidungen von Referee Porsch binnen kürzester Zeit sorgten dann allerdings zunächst für Ernüchterung: Erst bekam Kevin Weidlich „nur“ Gelb für seine Attacke an Götz (20.), dann gab es einen Freistoß für Teutonia, obwohl Ahlschwede klar und sauber den Ball spielte. Ole Wohlers zirkelte den (unberechtigten) Freistoß aus rd. 40 Metern von der linken Außenlinie Richtung TuS-Gehäuse. Der Ball wurde lang und länger, klatschte satt an den rechten Innenpfosten und vor dort in die Arme des verdutzten Gruhne (25.). Bei der dritten Szene lag der Schiri allerdings komplett richtig: Brown mit einer ungeschickten Attacke gegen Wohlers: Elfmeter! Fabian Istefo ganz sicher zum 1:2 (29.).
Kurz vor der Pause hätten die „Wendelwegler“ den alten Abstand fast wieder hergestellt, aber nach dem blitzschnell von Möller ausgeführten Freistoß im Mittelfeld und der scharfen Hereingabe von Maggio rutscht sein Schwager „Hanno“ diesmal um wenige Zentimeter am Ball vorbei (38.). Viel Applaus für die TuS von den Rängen auf dem Weg in die Kabine. Ein intensives und hochspannendes Spiel, mit den besseren Aktionen des Oberligisten!
Nach dem Seitenwechsel allerdings die eiskalte Dusche (nicht nur vom regnerischen Himmel): Nach einem Zweikampf bleibt Strömer verletzt liegen, Teutonia spielt weiter (und Schiri Porsch pfeift nicht ab), Wohlers flankt scharf in die Box und Ifeadigo köpft unbedrängt zum 2:2 in die Maschen (58.). Riesenwut bei den Hausherren (Seeliger: „Das ärgert mich ganz extrem, dass da so unfair weitergespielt wird“). Jetzt war viel „Pfeffer“ in der Partie – und der TuS-Ärger steigerte sich kurz vor Schluss noch einmal kräftig, als ein aussichtsreicher Konter der Dassendorfer vom Schiedsrichter unterbrochen/abgepfiffen wurde – weil ein T05-Spieler „verletzt“ am Boden lag (84.). Zweierlei Maß nennt man das wohl…
In den letzten zehn Minuten (inkl. vier Minuten Nachspielzeit) spielte sich das Geschehen ausnahmslos (!) vorm Strafraum des Regionalligisten ab. Viele Ecken, viele Schussversuche – alle irgendwie geblockt und gerettet. Gäste-Torhüter Marius Liesegang musste dabei aber übrigens nicht einmal ernsthaft eingreifen – und das sollte sich im Elfmeterschießen fortsetzen! Zweimal donnerte die TuS das Leder an die Unterkante der Latte – und so zog Teutonia ohne Torhüterparade ins Viertelfinale ein:
Elfmeterschießen: 1:0 Ahlschwede (links oben) 1:1 Wohlers (genau in den linken Giebel) 2:1 Harnik (links oben) Istefo verschießt (Gruhne hält den mittig geschossenen Ball) 3:1 Kurt (links oben in den Giebel) 3:2 Uphoff (sicher links unten) K. Carolus verschießt (an die Unterkante der Latte) 3:3 Maiolo (flach unten links) Möller verschießt (Chipball an die Unterkante der Latte) 3:4 Ifeadigo (ganz sicher unten rechts)
Stimmen:
Dominik Glawogger (Trainer FC Teutonia 05): Wir haben einen dollen Pokalfight gesehen, der gezeigt hat, dass hier die beiden besten Mannschaften aus Hamburg aufeinandergetroffen sind. Wir kommen sehr schwer rein ins Spiel und liegen schnell 0:2 hinten. Aber das spricht dann eben auch für meine Mannschaft, dass wir uns nie aufgegeben haben. Wir haben nie die Ruhe verloren, haben immer weiter nach vorne gespielt und mit dem 2:2-Ausgleich war das Spiel wieder okay für uns. In der Schlussphase hatten wir ein bisschen Glück, aber insgesamt geht das Unentschieden in Ordnung. Im Elfmeterschießen gehört natürlich auch Glück dazu, aber eben auch dieses Zusammenstehen als Team. Wir freuen uns sehr, diese Runde überstanden zu haben und genießen es jetzt ein paar Tage bis zur nächsten Runde.
Thomas Seeliger (Trainer TuS Dassendorf): (Atmet ganz tief und sehr lange durch): Die Enttäuschung überwiegt, dass wir hier heute ausgeschieden sind. Ich sehe es überhaupt nicht so, dass es verdient für Teutonia war. Ich habe eine Mannschaft von TuS Dassendorf gesehen, die die bessere Spielanlage hatte und es verdient gehabt hätte, ins Viertelfinale einzuziehen. Auf die ewig langen Bälle von Teutonia waren wir gut vorbereitet. In den letzten zehn Minuten waren wir richtig am Drücker. Leider fehlte uns der Lucky Punch. Elfmeterschießen ist Glücks- und Konzentrationssache, da mache ich meinen Jungs keinen Vorwurf. Wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren, ich bin stolz auf meine Mannschaft. Ich habe heute keinen Unterschied zu der „Profi“-Mannschaft mit 6-7 Trainingseinheiten pro Woche gesehen.
Statistik: Gesamt-Punkt-/Pokalspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 8 Spiele: 4 Siege, 0 Remis, 4 Niederlagen, 16:13 Tore
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