04.11.2023 Da hilft auch kein Jägermeister von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – USC Paloma 1:1 (1:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Kleine (69. Brown), Ahlschwede, K. Carolus, Götz – Strömer, Lam, Kurt (46. Doege), Maggio – Kurczynski (62. Harnik), Möller USC Paloma: Grundmann – Adjei, Blöcker, Spranger, Wallner – Niemann – Kazizada, Fane, Grablewski, Blunck (62. Amini) – Albrecht (29. Kramer, 74. Wohlers) Tore: 1:0 Kurczynski (3.), 1:1 Blunck (39.) Rote Karte: Lam (90.+4, Notbremse) Schiedsrichter: Marco Kulawiak (SC Teutonia 10): Machte über weite Strecken alles gut und richtig (auch wenn beide Trainerbänke nicht immer zufrieden mit seinen Entscheidungen waren). Die Rote Karte war unstrittig – beim nachfolgenden Freistoß soll Ahlschwede den Arm sehr weit oben gehabt haben. Der VAR hätte vermutlich nach fünf Minuten auf Handelfmeter entschieden, aber wie soll ein Amateur-Referee das ohne Hilfsmittel leisten? Beste Spieler: Strömer – Spranger Zuschauer: 203
„Nach drei Minuten habe ich gedacht, es geht schon wieder los“, fühlte sich USC-Coach Marius Nitsch zunächst an die letztjährige 0:6-Klatsche erinnert. Zudem hatten die „Tauben“ in den letzten 20 Jahren keinen Treffer am Wendelweg erzielt (0:6, 0:3, 0:4, 0:5). Doch diesmal war alles anders – obwohl TuS-Manager Alexander Knull zehn Minuten vor Schluss „alles auf eine Karte“ setzte, die Geister beschwor und einen im Rucksack gefundenen Jägermeister runterkippte (“Vielleicht hilft es ja“).
Etwaige „Hilfe von oben“ schienen die Hauherren aber zu Beginn der Partie gar nicht nötig zu haben. Nach einem Zuspiel von Len Strömer zog Kristof Kurczynski im Strafraum aus der Drehung ab, das Leder klatschte an den rechten Innenpfosten und von dort ins linke Eck zum 1:0 (3.). Ein echter Wirkungstreffer, denn vom USC war danach eine halbe Stunde lang nichts mehr zu sehen (Nitsch: „Unser Matchplan war erstmal über den Haufen geworfen“). Die TuS startete einen Angriff nach dem anderen – „vergaß“ aber, ein zweites oder drittes Tor zu machen. Eyke Kleine aus 15 Metern mit unkonventioneller Fußhaltung (bzw. Schusstechnik) knapp vorbei (12.), Okan Kurt nach Strömer-Flanke mit dem Kopf übers Gehäuse (24.) und nochmal Kurt mit viel Platz und Zeit, aber überhastet und viel zu lasch dem Gäste-Keeper Grundmann in die Arme (30.).
Es kam, wie es kommen musste (Seeliger: „Eins dieser typischen Spiele“): Wer vorne nicht trifft, wird hinten bestraft. Ein langer Ball aus der USC-Abwehr auf die rechte Außenbahn, Malik Kramer zieht mit Tempo an den Strafraum, verheddert sich, aber Kazizada übernimmt, wird aber geblockt. Der Ball landet allerdings genau beim heranstürmenden Blunck, der aus 16 Metern an der linken Strafraumgrenze zum umjubelten 1:1 fast mittig ins Tor trifft (39.). Fassungslosigkeit beim Tabellenführer, die sich in Wut und Ärger verwandelte, als Maggio das Leder aus 14 Metern mit viel Speed krachend an die Latte nagelt (41.).
Im zweiten Durchgang änderte sich nicht viel. Die TuS rannte an, die „Tauben“ verteidigten aufopferungsvoll. Strömer über links quer in die Box, am Elfmeterpunkt steht Kurczynski und hält den Schlappen rein – Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (48.). „Den muss er machen“, waren sich die TuS-Offiziellen einig, mussten aber noch weitere Fehlversuche ihrer Akteure verkraften. Ecke Strömer, am zweiten Pfosten hat Kerim Carolus das leere Tor vor sich „klärt“ aber im Stile eines USC-Verteidigers (63.). Wieder Strömer von links, diesmal auf Harnik, der aus 10 Metern volley weit drüber zielt (74.). Nach diesen vergebenen Chancen kam der Jägermeister als „letzte Waffe“ zum Einsatz (s.o.).
Aber auch die letzte TuS-Chance der Partie verendet am Pfosten. Strömer (der heute locker vier Assist-Punkte hätte machen können) mit der feinen Flanke auf Harnik, der legt mit dem Kopf wuchtig und sehenswert zurück auf den ersten Pfosten – wo Oliver Doege angehechtet kommt und im Tiefflug mit dem Kopf nur den linken Pfosten trifft (86.). An Tagen wie diesen…
In der Nachspielzeit wäre die Partie dann sogar fast komplett auf den Kopf gestellt worden. Ahlschwede hält den Ball an der Mittellinie mit dem Kopf im Spiel (statt ihn ins Aus gehen zu lassen), das dient USC-Rechtsverteidiger Quincy Adjei als perfekte Vorlage. Gedankenschnell schlägt er die Kugel scharf ins Zentrum, Kazizada kommt mit viel Tempo angestürmt, nimmt den Ball perfekt mit und ist auf dem „sicheren“ Weg zum 2:1-Siegtreffer. „Shiggy“ Lam blieb da fast gar nichts anderes übrig: Notbremse kurz vor der Strafraumgrenze, Rote Karte und Freistoß aus bester Position für die Gäste (90.+4).
Die Ausführung zieht sich fast zwei Minuten hin, dann donnert Moritz Niemann das Spielgerät in die Mauer. Riesenproteste vom USC-Kapitän und sämtlichen Palomaten (inkl. Ersatzbank): Ahlschwede soll den Ball mit dem Ellenbogen (auf Kopfhöhe) geblockt haben. Doch das ist selbst auf dem direkt nach dem Abpfiff präsentierten Paloma-Video kaum erkennbar. Gut zu sehen ist darauf aber Referee Kulawiak, der freie Sicht auf die Szene hatte, weiterlaufen ließ und kurz danach abpfiff.
Stimmen:
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): Nach drei Minuten habe ich gedacht, es geht schon wieder los. Letztes Jahr haben wir hier ja 0:6 auf die Mütze gekriegt, das wollten wir diesmal natürlich tunlichst vermeiden. Uns war klar, dass Dassendorf nach dem Pokalaus mit Wut im Bauch auftritt und uns eine offensive Welle überschwemmen kann. In der ersten halben Stunde hatten wir den Fußballgott auf unserer Seite, da hätte Dassendorf klar höher führen können. Aber sie haben uns am Leben gelassen und dann sind wir auch immer besser ins Spiel gekommen. Wir waren sehr körperlich und haben den Gegner entnervt. Da waren ein paar sehr eklige Fouls dabei. Wenn du hier was holen willst, musst du sie bearbeiten. In der zweiten Halbzeit haben wir leidenschaftlich verteidigt. Und am Ende sind wir fast noch ein bisschen enttäuscht, dass es nicht drei Punkte geworden sind. Auf unserem Video ist gut zu sehen, dass Ahlschwede in der Mauer den Arm sehr weit oben hat. Aber weil wir vorher viel Glück hatten, bin ich mit dem Punkt super zufrieden.
Thomas Seeliger (Trainer TuS Dassendorf): Ein absolut enttäuschendes Ergebnis. Paloma hat einmal aufs Tor geschossen und das war der Ausgleich. Aber wir wollen uns hier gar nicht damit beschäftigen, was Paloma gemacht hat. Sondern WIR hatten genug Chancen. Das sind diese typischen Spiele: du machst die Tore nicht und am Ende kriegst du noch einen Konter, wo es mit der Notbremse sehr brenzlig wurde. Das Spiel hat mir heute überhaupt nicht gefallen – ich weiß ja, was in der Truppe steckt. Und das hat man ja im Pokal auch gesehen. Aber die Liga ist genau so wichtig. Von daher haben wir heute zwei wichtige Punkte verschenkt. Und dafür müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Paloma muss sich nicht dafür entschuldigen, dass sie hier einen Punkt mitgenommen haben.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 14 Spiele, 7 Siege, 4 Remis, 3 Niederlagen, 37:15 Tore
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