10.08.2024 Strömers "Doppelschlag" - Billstedt zu handzahm von Andreas Killat
vs.
SC V/W 04 Billstedt – TuS Dassendorf 1:4 (0:2)
SC V/W 04 Billstedt: Schick – Mundhenk (74. Richter), Dahaba, Özenc, Wien (74. Joost) – Suntic (68. Wiedemann) – Kühn, Ghubasaryan (13. Cone, 68. Sayan), Janssen, Stefaniuk – Claus TuS Dassendorf: Gruhne – Büyüksakarya (88. Kleine), Palo, K. Carolus, R. Carolus (54. Sowah) – Dettmann, Kurt – Götz, Möller (68. Strömer), Maggio – Graudenz (88. Akkus) Tore: 0:1 Graudenz (18.), 0:2 Maggio (23.), 1:2 Claus (64., FE), 1:3 Strömer (71.), 1:4 Graudenz (87.) Schiedsrichter: Marvin Vogt (SV Börnsen): Trotz einiger harter Aktionen (z.B. Wien an Maggio, 41.) wartete er mit der ersten (und einzigen!) „Gelben“ bis kurz vor Schluss (78.). Der Elfmeter war eher ein „Geschenk“, während er den Gästen dies verweigerte (Richter an Maggio, 79.). Beste Spieler: Claus – Maggio, Graudenz, Götz, Palo Zuschauer: 199 Zahlende (insgesamt rd. 270)
„Nach der Geburt seines Kindes am Mittwoch war das sozusagen sein persönlicher „Doppelschlag“ diese Woche“, lachte TuS-Coach Thomas Seeliger nach dem Abpfiff – und meinte Len Strömer, der kurz nach seiner Einwechslung das vorentscheidende 1:3 erzielte (71.), nachdem er vor drei Tagen zum ersten Mal Vater geworden war. Also "Doppelter Glückwunsch" sozusagen.
Dabei hätte die Partie eigentlich schon zur Halbzeit entschieden sein müssen. „Aber wir haben den Gegner nach der Pause wieder ins Spiel geholt“, so Seeliger. Wer von den V/W-Fans nach sechs Jahren Oberliga-Abstinenz mit einer stürmischen Wacker-Offensive zur Heimspielpremiere gerechnet hatte, sah sich schwer getäuscht. Fast eine Stunde lang agierten die Hausherren ängstlich und zurückhaltend. Coach Ümit Taytanli nannte es „handzahm“. Allerdings machte es die TuS im ersten Durchgang auch richtig stark. „Wir haben den Ball sehr gut zirkulieren lassen und den Gegner überhaupt nicht in die Zweikämpfe kommen lassen“, meinte Seeliger fast schon entschuldigend.
Mit einem Doppelschlag (da noch ohne Strömer) bog Dassendorf früh auf die Siegerstraße ein: Erst vollstreckte Fabian Graudenz nach herrlicher Vorarbeit von Mattia Maggio aus elf Metern flach links unten zum 0:1 (18.), dann profitierte wiederum Maggio von einer flachen Hereingabe von Okan Kurt und hielt im Fünfmeterraum einfach nur den Fuß zum 0:2 rein (23.). Bei beiden Toren sah der gesamte Billstedter Defensivverbund nicht wirklich gut aus. Immerhin: Einen (durchaus) möglichen dritten Gegentreffer verhinderte der Aufsteiger bis zur Pause – und hielt sich so noch alle Optionen offen. Dabei war auch eine Portion Glück im Spiel, denn nach einer tollen Kombination über Erciyes Palo und Maggio hatte Graudenz aus dem Rückraum die dicke Chance zum 0:3 – weit drüber (36.).
Mattia Maggio (r.) zum 0:2 (23.). Foto: TuS Dassendorf Media
Nach dem Seitenwechsel eine weitere spielerische Machtdemonstration der Gäste: Erneut der starke Palo aus der eigenen Hälfte mit dem langen Ball (die kommen bei ihm immer an!) auf den rechten Flügel zu Götz, der flach zum Elfmeterpunkt passt, wo Maggio zum Abschluss kommt, aber an Keeper Schick scheitert (50.). Danach „gönnte“ sich die TuS besagte Schwächephase, Wacker roch den Braten und war auf einmal (oder besser gesagt: endlich!) wieder mittendrin, statt nur dabei. Moritz Kühn mit dem Querpass auf Ian Prescott Claus, der mit seiner einzigartigen Schusstechnik aus 14 Metern krachend am Außenpfosten verzweifelt (60.). Nach einem Querschläger von Palo (sein einziger Schönheitsfleck heute) ist Claus zur Stelle – und nimmt den „Kontakt“ (so es ihn überhaupt gab) von Kerim Carolus „dankend“ an: Elfmeter! Selbst V/W-Coach Taytanli konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dem Gefoulten wars egal, trat selbst an und traf zum 1:2 (64.). Keeper Christian Gruhne, der wegen einer Knieprellung von Gianluca Babuschkin beim Aufwärmprogramm erst ganz kurzfristig in die Startelf rückte, war zwar noch leicht dran, aber drin ist drin.
Jetzt „brannte“ nicht nur wettertechnisch die Luft. Plötzlich war Wacker da und für einige Minuten herrschte die Stimmung am Öjendorfer Weg, die man sich von Beginn an gewünscht hätte. Nach einem Freistoß von Suntic hatte Desmond Richter das dicke Ding zum Ausgleich auf dem Fuß, zielte aber aus sechs Metern am Tor vorbei (67.). Durchschnaufen beim Favoriten – und schnell ein Wechsel: Len Strömer für Sven Möller (68.). Was für ein goldenes Händchen vom TuS-Trainergespann. Der frisch gebackene Papa wurde von Götz über Graudenz bedient, nahm das Leder ganz gelassen an und zog staubtrocken aus 18 Metern präzise flach ins rechte Eck zum 1:3 ab (71.). „Vatertag“ in Billstedt! „Damit war die Kiste gelaufen“, so Taytanli – und Dassendorf spielte es locker runter.
So war es auch zu verschmerzen, dass Referee Vogt – obwohl die Pfeife zum Pfiff bereits im Mund – den glasklaren Elfmeter beim Foul von Richter an Maggio (79.) nicht gab. Der vierte Treffer fiel aber trotzdem: Graudenz krönte seine gute Leistung (Doppelpack und ein Assist) mit feinem Kopfballtreffer aus sieben Metern zum 1:4-Endstand (87.).
Stimmen:
Thomas Seeliger (Trainer TuS Dassendorf): Schön, mal wieder hier zu sein. Nachträglich meinen Glückwünsch an Billstedt zum Aufstieg. Wir waren gut vorbereitet, haben gewusst, was uns hier erwartet. Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden. Das war sehr souverän, mit hoher Spielkontrolle. Nach der Pause hatten wir eine Phase, wo wir ein bisschen „gebettelt“ haben. Da haben wir gegen den Ball zu wenig investiert und den Gegner zurück ins Spiel geholt. Deswegen war das Tor von Len zum 1:3 enorm wichtig. Nach der Geburt seines Kindes am Mittwoch war das sozusagen sein persönlicher „Doppelschlag“ diese Woche (lacht). Ich bin mit dem Erfolg natürlich sehr zufrieden, hier muss man erstmal gewinnen.
Ümit Taytanli (Trainer SC V/W 04 Billstedt): Puh, 1:4. Das ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Wir wollten gewinnen! Bedingt durch den Altersschnitt werden bei Dassendorf die Kilometer hinten heraus immer etwas weniger, da haben wir unsere Chance gesehen. Aber in der ersten Halbzeit waren wir einfach zu handzahm. Die frühe Verletzung von Ghubasaryan (13.) hat unserem Matchplan nicht gut getan. Wir sind nicht in unser Umschaltspiel gekommen. Trotzdem hatten wir nach dem Elfmeter ein, zwei Szenen, wo wir vielleicht das 2:2 machen können. Dann wäre hier noch alles möglich gewesen. Aber mit dem 1:3 war die Kiste gelaufen. Trotz der Niederlage haben wir uns ganz gut verkauft.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 29 Spiele, 15 Siege, 5 Remis, 9 Niederlagen, 68:54 Tore
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