17.08.2024 Landesliga Hansa: Historisches Debakel am Gramkowweg von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – VfL Lohbrügge 0:5 (0:2)
SV Curslack-Neuengamme: Erschens – Beldzik, Holz, Boateng (46. Schalitz), Hoppe – Wilhelm, Indulto (54. Malinowski) – Johannsen (54. Ali), Winterfeld, Schade (70. Hamann) – Werdenich VfL Lohbrügge: Wicknus – Nkrumah (46. Hoffmann), Adam, Czech, Rönnau (72. Sitou) - Weber – Pietruschka (78. Manu), Bandoh, Pangalos (72. Fieberg), Ebmeyer (65. Müller-Blech) - Bäker Tore: 0:1 Pietruschka (20.), 0:2 Pangalos (36.), 0:3 Bäker (47.), 0:4 Bandoh (50.), 0:5 Bäker (84.) Schiedsrichter: Robin Benjamin Juppe (TuS Berne): Zu Beginn sehr kleinkariert: Beim Einwurf wurde um jeden Meter vor und zurück gefeilscht und Wilhelm wurde für einen Rückpass zum Torwart ermahnt. Im Laufe der Partie aber immer sicherer und ohne Probleme. Beste Spieler: Keiner – Bäker, Weber, Pangalos Zuschauer: 161
„Der Saisonstart ist geglückt. Aber es werden auch Rückschläge kommen“, mit diesen fast schon prophetischen Worten begrüßte Curslacks Sportlicher Leiter Nils Marx die Zuschauer im Vorwort der Stadionzeitung. Und auch Liga-Manager Torsten Henke hatte angesichts der vielen Urlauber und Verletzten eher Sorgenfalten auf der Stirn.
Beide sollten (aus ihrer Sicht leider) Recht behalten. Es wurde eine Vorführung erster Klasse. Curslack kam überhaupt nicht in die Gänge, wirkte müde und leistete sich (vor allem in der Defensive) haarsträubende Abspielfehler und Ballverluste. Die Gäste hingegen das genaue Gegenteil: Frisch und dynamisch, mit enormer Laufleistung (neudeutsch: „Pressing“). So ein Umschaltmoment nach einem Ballgewinn im Mittelfeld führte auch direkt zum Führungstreffer. Franklin Weber mit dem Pass in die Tiefe auf Niklas Pietruschka, der aus 12 Metern halbrechter Position zum 0:1 vollendet (20.). CN-Trainer Olaf Poschmann knallte vor Wut sehr heftig eine Wasserflasche auf den Boden (eine Viertelstunde später wiederholte sich das ganze übrigens nochmal).
Die Hausherren kamen im gesamten Spiel eigentlich nur zweimal richtig gefährlich vor das VfL-Gehäuse – und hätten mit der ersten Chance direkt nach dem Gegentor auf 1:1 stellen können. Marcio Johannsen (mit sehr unorthodoxem Laufstil) hatte sich über die rechte Seite schön in die Box durchgetankt und auf Luca Winterfeld quergelegt. Dessen Schuss aus 15 Metern parierte VfL-Keeper Daniel Wicknus mit einer herausragenden Fußabwehr (21.). Das war es dann aber auch schon aus Sicht der „Blauen“. Pascal Bäker war bei seiner Rückkehr an den Gramkowweg heute besonders motiviert, behauptete sich stark im Zweikampf an der linken Eckfahne und brachte die Kugel scharf ins Zentrum. Von der SVCN-Innenverteidigung war nicht viel zu sehen, dafür kam Jannis Pangalos ungehindert angerauscht und zimmerte den Ball aus kurzer Distanz zum 0:2 in die Maschen (36.).
In der Halbzeitpause wirkte VfL-Trainer Elvis Nikolic bereits sehr siegessicher („In der Kabine gab es keine Zweifel: Wir rocken das Ding hier heute“), erinnerte aber auch mahnend an das Spiel gegen Condor von letzter Woche: „Da haben wir auch 2:0 zur Pause geführt und am Ende nur 2:2 gespielt“. Doch seine Mannschaft setzte die Pausenworte in die Tat um: 70 Sekunden nach dem Wiederanpfiff reichte ein langer Ball aus der VfL-Abwehr, die gesamte (!) Curslacker Hintermannschaft stand auf Höhe der Mittellinie, so dass Bäker völlig freie Bahn hatte, über links in die Box steuerte und aus 14 Metern sicher zum 0:3 ins lange Eck vollstreckte (47.). Die Vierländer hatten sich von diesem Schock noch gar nicht erholt, da „klingelte“ es schon wieder: Wie im Training marschierten drei Lohbrügger durch die Spielhälfte der Hausherren und standen schlussendlich in einer 3:1-Überzahlsituation vor Keeper Kai Erschens: Max Ebmeyer legte zentral am Strafraum stehend rechts rüber zu Pangalos, der noch zwei Schritte machte und dann uneigennützig Chris Bandoh bediente, der mit dem Leder am Fuß ins leere Tor zum 0:4 lief (50.). Poschmann hatte diesmal allerdings keine Wasserflasche mehr zur Hand…
Weil Marvin Schalitz (nach einem Wilhelm-Freistoß aus dem linken Halbfeld) aus fünf Metern nur ans Außennetz köpfte (83.) blieb den Gastgebern der Ehrentreffer versagt – stattdessen krönte Bäker seine starke Vorstellung mit dem 0:5 (nach toller Vorarbeit von Bandoh, 84.). Ein historisches Debakel für Curslack, noch nie hatte man in den letzten 75 Jahren so hoch gegen Lohbrügge verloren (siehe „Statistik“ am Ende des Berichtes).
Stimmen:
Elvis Nikolic (Trainer VfL Lohbrügge): Das Ergebnis muss ich selbst erstmal einordnen. Hier in Curslack 5:0 zu gewinnen, das ist echt ein Hammer. Ich bin natürlich total zufrieden und glücklich. Zur Halbzeit habe ich die Jungs an letzte Woche erinnert, da haben wir gegen Condor auch 2:0 geführt und am Ende nur 2:2 gespielt. Heute haben wir nach der Pause sofort nachgelegt. Wir waren total überzeugend und in allen Belangen überlegen. Ein hochverdienter Sieg.
Olaf Poschmann (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Das ist natürlich super enttäuschend. Wir haben zwar ein paar Urlauber, die uns gefehlt haben, aber das darf keine Entschuldigung sein. Wir haben nicht das abgerufen, was wir eigentlich können. Es waren viel zu viele individuelle Fehler dabei. Lohbrügge wirkte viel frischer und wollte den Sieg einfach mehr. Da kann man nur gratulieren. Wir sind nur hinterhergelaufen und haben komplett kollektiv versagt. Das tut weh. Jetzt hat auch der Letzte gemerkt, dass hier nicht die Bäume in den Himmel wachsen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 49 Spiele, 18 Siege, 9 Remis, 22 Niederlagen, 71:83 Tore
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