Eines stand schnell fest. Fußball ist auf einer Position vor allem eine Kopfsache. Reine Nervenarbeit. Als Torwart kannst du ein Superspiel zeigen und mit einem einzigen Fehler alles zunichte machen. Dann bist du der ärmste Kerl im Spiel. Wichtig ist daher vor allem, eigene Fehler schnell hinter sich zu lassen und konzentriert zu bleiben. Und das ist eine große Kunst, die nur die wenigsten Keeper beherrschen. Niendorfs Torwart hatte in diesem Spiel einen guten Start mit einigen sehr guten Aktionen. So hielt er einen Abschluss von Erhin Zehir überragend (23.). Dane Kummerfeld spielte zuvor einen herrlichen Diagonalball auf rechts zu Henok Tewolde, der die Kugel in die Mitte flankte Dort nahm Zehir den Ball artistisch an und schoss eigentlich unhaltbar ins untere linke Eck. Aber den lenkte Anou noch um den Pfosten. Sehr stark!
Dennoch wurde Ulrich Anou beim ersten Gegentor vom dreifachen Torschützen Zehir ausgeguckt (25.). Zehir: „Den ersten Treffer mache ich clever. Damit hat er glaube ich gar nicht gerechnet.“ Dem war so. Zehir schoss aus rund 28 Metern an der Mauer vorbei in die untere rechte Ecke. Niendorfs Keeper Anou war noch am Ball. Aber statt die Kugel zu klären, fasste er nicht zu. Danach war das Spiel für den jungen Keeper gelaufen. Er wurde unsicher und nervös. Zehir: „Er ist ein junger Torhüter und ich bin mir sicher er wird die nächsten Schritte gehen. Er hat auch davor gute Paraden gezeigt.“ Dem schließen wir uns an und wünschen Ulrich Anou viel Erfolg und starke Nerven in der Zukunft!
Aus dem Spiel heraus hatten beide Mannschaften wenig Chancen, um Tore zu erzielen. Norderstedt als Favorit ließ den den Ball laufen. Zwei ehemalige Niendorfer waren besonders motiviert. Falk Gross zeigte sich vor allem in Zweikampf und Schnelligkeit verbessert. Blieb dennoch recht unauffällig. Ebenso wie Moritz Nieman, dem im Mittelfeld immer wieder viele defensive Aufgaben erledigte. Erhin Zehir zeigte eine Klasse Leistung. Seine Pässe kamen immer an. Er war ruhig am Ball und zweikampfstark. Herausragend!
Nach der Pause begann Norderstedt stürmisch. Der ansonsten unauffällige Manuel Brendel hatte den zweiten Treffer auf dem Schlappen (52.). Doch er verstolperte frei aus fünf Metern nach Flanke von Meier. Das zweite Tor erzielte erneut Zehir (54.). Aus 25 Metern schoss er zentral auf das Niendorfer Tor. Nicht übermäßig hart. Anou sah die Kugel am Pfosten vorbei ziehen. Falsch. Der Ball war drin.
Aber Niendorf machte weiter. Der eingewechselte Björn Dohrn versenkte eine Flanke von Ibrahim Ali von links per Kopf in Horst Hrubesch Manier zum Anschlusstreffer (65.). Da kam doch etwas Hoffnung auf. Aber mehr auch nicht. Der Norderstedter Fabian Grau erzielte nach einer kurz ausgeführten Ecke und anschließender Flanke per Kopf das 1:3 (84.). Dann war der Drops gelutscht. Somit war der vierte Treffer auch nicht mehr entscheidend. Ein Kollege war zwar der Meinung, dass dieser Freistoß von Zehir unhaltbar war (86.). Aber dem widersprechen wir vehement. Den hätte Anou in jedem Training mit dem Mittelfinger von der Linie geschoben.
Norderstedt zieht in die nächste Runde ein. Und muss zumindest nicht mehr Angstgegner HEBC fürchten.
Stimmen:
Jean-Pierre Richter (Trainer FC Eintracht Norderstedt): Ich selber habe schon mal drei Freistoßbuden erzielt. Aber das ist lange her und schon gar nicht auf diesem Niveau. Das muss man schon sagen. Drei Freistoßtore ist eine hohe Qualität. Chapeau! Auf jeden Fall bin ich mit dem Auftritt meiner Mannschaft zufrieden. Wir haben gesehen, dass wir es seriös angegangen sind mit allen Möglichkeiten die wir haben. Alle verfügbaren und leistungsstarken Spieler bereit waren, dass Spiel auch gewinnen zu wollen. Am Sonntag hat uns das Spiel (1:1 gegen U 23 St. Pauli) schon einige Körner gekostet. Und das zeigt, welche Mentalität und Qualität diese Mannschaft hat. Was sie für einen guten Charakter hat vor allem. Und ich glaube, dass wir Ball und Gegner immer wieder haben laufen lassen, obwohl das ein schweres Spiel auf dem kleinen Kunstrasen war. Aber darauf waren wir vorbereitet.
Ali Farhadi (Trainer NTSV): Wir sind ja als Underdog hier reingegangen. Und das spiegelt das Ergebnis ja genau wieder. Aber das Spiel von uns eigentlich nicht. Du hast aber so Schlüsselmomente und wenn du die Gegentore so bekommst, dann wird das für die Jungs ein bisschen knackig. Trotzdem ein Riesenkompliment an die Jungs. Die haben diese Dinger geschluckt und weiter gemacht. Haben fest daran geglaubt, dass wir uns irgendwie in die nächste Runde rein schmuggeln. Aber du brauchst halt eine starke Elf auf dem Platz. Du kannst halt über die Gegentore schnacken. Aber unser Ulrich ist jung und das fangen wir zusammen als Mannschaft auf. Wir sitzen im selben Boot. Er muss lernen. Das gehört dazu.
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