09.11.2024 Gelöst, getroffen, gefeiert von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Niendorfer TSV 3:1 (2:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Kleine, Palo, K. Carolus, Büyüksakarya – Bojadgian (63. von Haacke) – Kurt, Möller, Strömer (75. Brown) – Kurczynski (63. Akkus), Graudenz Niendorfer TSV: Grubba – Janha, Duah, Brückner (80. Alassani), Wemakor – Speck (80. Schkarlat), Korth – Le. Meyer, Katanga (38. Schmittdiel), Ali – Merkle Tore: 1:0 Kurczynski (35.), 2:0 Möller (42.), 3:0 Graudenz (75.), 3:1 Ali (87.) Besonderes Vorkommnis: Brückner verschießt Foulelfmeter (59.; Keeper Gruhne hält) Schiedsrichter: Dominik Kopmann (FC Eintr. Norderstedt): Der Schiedsrichter des Jahres 2023 sprang kurzfristig für den erkrankten Björn Lassen (Barsbüttel) ein und hatte viele knifflige Szenen zu entscheiden. Gab im ersten Durchgang (konsequent und richtig) zwei schnelle Gelbe Karten gegen die Hausherren, ließ bei den Gästen im zweiten Durchgang aber mehr Milde walten. Beim Elfmeter verließ er sich auf seinen Assistenten Nils Hauer, der sofort „im Strafraum“ signalisierte (obwohl er selbst es wohl eher knapp außerhalb gesehen hatte).Wie immer gute Kommunikation auf dem Platz, erklärte bei Nachfrage jede Entscheidung sachlich und ruhig (auch den Elfmeter). Ein Top-Schiedsrichter! Beste Spieler: Bojadgian, Kleine – Ali Zuschauer: 125
„Ich kann kaum in Worte kleiden, wie enttäuscht wir alle sind“, so TuS-Sportchef Jan Schönteich in der Stadionzeitung zum „grauenvollen Oktober“ (mit dem Pokalaus und den beiden Heimniederlagen in den Spitzenspielen gegen ETSV und Altona). Nach der Entlassung von Chef-Trainer Thomas Seeliger am Dienstag galt daher für die heutige Partie: „Make Dassendorf Great Again“, so mit einem Augenzwinkern Co-Trainer Stani Lenz vor dem Anpfiff.
Und tatsächlich wirkte die TuS heute total „befreit“. Auf der Bank herrschte gelöste Stimmung, vor allem die beiden neuen „Co-Trainer“ Rinik Carolus und Martin Harnik (beide verletzt) kommentierten fast jede Szene mit positiven Worten und feuerten jeden einzelnen Spieler immer wieder an. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es die Niendorfer den Gastgebern (vor allem in der ersten Halbzeit) sehr leicht machten. „Wir sind bestimmt kein klassischer Aufbaugegner, können sehr eklig spielen“, betonte NTSV-Coach Ali Farhadi, der heute übrigens sein 10jähriges Jubiläum auf der Bank feierte (seit 06.11.2014), „aber heute war es wohl der falsche Zeitpunkt, um auf eine motivierte TuS-Elf zu treffen. Die hätten heute wohl jeden Gegner geschlagen“.
Zu Beginn der Partie galt allerdings noch eher das Motto „Safety First“, die Hausherren wollten zunächst um jeden Preis Fehler im Aufbauspiel vermeiden. Kaum ein langer Ball, nur Kurzpassspiel. Mit jeder Minute Spielzeit und der defensiven Stabilität als Basis kehrte dann jedoch schnell das Dassendorfer Selbstbewusstsein zurück. Und mit einem „Doppelschlag“ kurz vor der Pause spiegelte sich das auch im Ergebnis wieder. Okan Kurt mit einer präzisen Flanke aus dem rechten Halbfeld auf den ersten Pfosten – und Kristof Kurczynski ist aus sechs Metern mit dem Kopf zur Stelle: 1:0 (35.). Der Ball hatte allerdings wenig Tempo und schien im kurzen Eck durchaus haltbar für Keeper Tobias Grubba. Nur wenige Minuten später eine fast identische Aktion von der anderen Seite: Nach einem riskanten Rückpass von Daniel Brückner landet das Leder bei Len Strömer, der von der linken Eckfahne ebenfalls auf den ersten Pfosten zielt. Diesmal ist es Sven Möller, der wuchtig seinen „Schädel“ reinhält und zum 2:0 trifft (42.).
Farhadi reagierte umgehend, nahm erst früh Mittelfeldakteur Noha Katanga raus (38.; „„Er hat zwei, drei Szenen gefährlich gemacht. Aber er ist noch jung und hat auch eine Monster-Qualität“), um dann „Bohne“ Brückner auf die linke Außenbahn zu stellen (dafür rückte Leandro Korth in die Innenverteidigung). „Das hat gut geklappt, plötzlich waren wir drin im Spiel“. Brückner setzte zunächst einen Freistoß aus 22 Metern knapp neben den rechten Giebel (51.) – und hatte dann die Riesenchance zum Anschlusstreffer. Nach feinem Zuspiel von Leon Meyer ist Ibrahim Ali frei durch, wird aber von Kerim Carolus an der Strafraumgrenze mit einem leichten Trikotzupfer zu Fall gebracht. Referee Kopmann sah das Vergehen wohl zunächst knapp außerhalb des Strafraums (wie er gegenüber Carolus ehrlich zugab), doch da sein Assistent deutlich „Elfmeter“ signalisierte, gab es Strafstoß für die Gäste. Brückner nahm gefühlt 25 Meter Anlauf, produzierte aber eher eine „Rückgabe“ flach unten ins linke Eck, wo Keeper Gruhne fast ohne Mühe parierte (59.). „Ein Knackpunkt im Spiel“, nannte Farhadi den vierten vergebenen Elfmeter von „Bohne“ in dieser Saison später. „Wenn da nach einer Stunde das 1:2 fällt, kommt Dassendorf in der momentanen Verfassung vermutlich ins Schwimmen“.
Aber dazu kam es nicht. Stattdessen machte die TuS alles klar: Nach einer tollen „Kombi“ mit viel Tempo über Strömer und Büyüksakarya spielt Graudenz mit Akkus einen schönen Doppelpass und veredelt den sehenswerten Angriff aus 12 Metern halblinker Position zum 3:0 ins lange Eck (75.). Großer Jubel auf der TuS-Bank, den damit war der „Dreier“ in trockenen Tüchern. Zwar verkürzte Ali kurz vor dem Ende noch auf 1:3 (87.), doch das änderte am erfolgreichen Einstand des neuen Fünfer-Trainerteams mit Mirko Petersen, Stanislaw Lenz, Jogi Ohle, Rinik Carolus und Martin Harnik nichts mehr.
Für Liga-Manager Alexander Knull bedeutet dieser Sieg zudem eine modische Besonderheit: Er wird jetzt erstmal ungewaschene „Giraffen-Socken“ tragen „müssen“ (der Aberglaube!), die er heute erstmals angezogen hatte („Meine Tochter war begeistert“).
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Aufgrund der ersten Halbzeit ein komplett verdienter Sieg für Dassendorf. Das war sehr passiv, was wir da gespielt haben. Wie eine U19 gegen eine ausgereifte Truppe. Nach dem 0:2 habe ich gedacht, dass kann böse enden heute. Uns war klar, dass wir heute auf einen wütenden und zornigen Gegner treffen können, der uns in der Luft zerfetzen will. Zur Halbzeit hätte es auch 0:3 oder 0:4 stehen können. Dann hätten wir gleich in der Kabine bleiben können. Mit unserer Umstellung nach der Pause waren wir wieder drin im Spiel. Die zweite Halbzeit haben wir das echt gut gespielt, deswegen ist meine Laune trotz der Niederlage auch nicht ganz so schlecht. Der Elfmeter war ein Knackpunkt. Fällt da das 1:2, kommt Dassendorf vielleicht ins Schwimmen. Stattdessen machen sie mit der gefühlt zweiten Chance das 3:0, da war das Ding durch. Ich rechne meiner Mannschaft aber sehr hoch an, dass wir bis zum Ende gekämpft haben. Auf die Leistung der zweiten Halbzeit können wir aufbauen.
Mirko Petersen (Interims-Trainer TuS Dassendorf): Ich bin natürlich äußerst zufrieden. Ein guter Einstand für mich und mein Trainerteam. Das war nicht selbstverständlich, denn natürlich haben wir das 7:1 von Niendorf letzte Woche gesehen und wussten, da kommt was auf uns zu. Wir mussten bei uns aber gar nicht viel ändern, wir haben in den letzten Spielen ja nicht schlecht gespielt und – bis auf das Pokalspiel – den Gegner immer dominiert, nur eben keine Ergebnisse erzielt. Der ein oder andere Spieler war heute etwas „gelöster“, das kann man schon sagen. Das wollten wir nutzen, wir brauchten heute den „Dreier“ - und den haben wir uns auch verdient. Ich bin hier sehr gerne und voller Stolz tätig
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 21 Spiele, 12 Siege, 4 Remis, 5 Niederlagen, 36:24 Tore
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