Für beide Mannschaften ging es vor dem Spiel um alles. Victoria brauchte die Punkte für das Ticket zur Oberliga, Concordia brauchte sie für das große Ziel Meisterschaft. Dass es um was ging, merkte man in den neunzig Minuten jedoch nur den Spielern von der Hoheluft an. Einsatzfreudig und diszipliniert erkämpften sie sich drei enorm wichtige Zähler. Damit überflügelt Victoria – zumindest bis Sonntag - den Husumer SV und zieht vorläufig nach Punkten mit den Bergedorfern gleich. Maßlos enttäuschend war dagegen die Leistung der Marienthaler. Die Fascher-Elf zeigte ohne Ausnahme einfallslosen, ja geradezu lustlosen Fußball und war (bis auf einen Freistoß von Oliver Möller) auch noch komplett ohne Torchance. Das war nicht nur für einen Meisterschaftsanwärter eine desolate Leistung. So lustlos wie seine Mannschaft, so sprachlos war nach dem Spiel der Trainer. Aus „Selbstschutz“ schwieg er lieber. War wohl auch besser so.
Zwanzig Minuten hielten sich beide Mannschaften vornehm zurück. Als erster erinnerte sich dann Victorias Steffen Harms an das Ziel dieser Sportart. Nämlich Tore schießen. Sein Schuss wurde allerdings im letzten Moment noch im Strafraum abgeblockt (20.). Auch nach diesem ersten „Wachrütteler“ blieb Concordia bei seinem destruktivem Spiel, das die Gastgeber nur zwei Minuten später zur Führung ausnutzten. Eine Hereingabe in den Strafraum verlängerten zunächst Timo Möbius und danach Sascha Rixen mit dem Kopf und Harms vollendete schließlich aus knapp acht Metern mit der rechten Innenseite zum 1:0 (22.). Danach plätscherte die Partie weitere zwanzig Minuten vor sich hin, in denen Marc Fascher seiner Mannschaft häufiger lautstark mitteilte, was er von ihrem Spiel hielt. Einziges Lebenszeichen seiner Elf war ein Freistoß von Möller, den Adrian Horn gekonnt aus dem Winkel fischte (40.). Auf der anderen Seite hatte Victoria sogar noch die Möglichkeit, die Pausenführung zu erhöhen. Ein Flugkopfball von Harms ging jedoch über das Tor und Ricardo Nunes Schuss konnte von der Cordi-Abwehr gerade noch auf der Linie geklärt werden (43./ 45.).
In der Pause wechselte Fascher dreimal aus und für kurze Zeit hatte man das Gefühl, dass die Gäste endlich in die Gänge kommen. Doch dieser Eindruck war spätestens nach zehn Minuten wieder verflogen. Victorias Abwehr gab sich keine Blöße und als Concordia dies merkte verfielen sie wieder in den gleichen Trott. Die Hausherren setzten zwangsläufig auf Konter, wobei Rixen mit einem davon früh die Vorentscheidung hätte besorgen können. Ganz allein lief er auf Marcel Kindler zu, scheiterte jedoch an ihm (55.). Weitere gefährliche Torraumszenen gab es dann aber auch von Victoria nicht mehr zu bewundern, lediglich der eingewechselte Florkiw hätte noch den Sack zu machen können, vertändelte aber leider etwas ungeschickt im Strafraum den Ball (90.). In der Schlussphase verabschiedeten sich noch zwei Cordi-Spieler mit Gelb-Rot. Zunächst stoppte Ante Grabovac den durchgebrochenen Steffen Harms unsanft (85.) und in der Nachspielzeit flog auch noch Bülent Arlioglu mit der Ampelkarte vom Platz (90.+2.).
Am Ende war bei den Gastgebern der Jubel nach einer kämpferisch starken Leistung natürlich groß. Leichte Schwächen zeigte Victoria heute lediglich in der medizinischen Versorgung. Normalerweise stehen dem Verein sogar mehrere Masseure zur Verfügung, doch dieses Mal war leider keiner davon rechzeitig zur Partie erschienen. So half stattdessen Concordias Physiotherapeut Marcus Rösecke bei zwei Verletzungsunterbrechungen von Victoria-Spielern in der ersten Hälfte aus und verarztete die Spieler. Faschers Kommentar auf der Pressekonferenz dazu und zur Leistung seines Teams: „Es spricht Bände, wenn der Masseur heute unser bester Mann war.“ Dem wollte dann auch keiner widersprechen.
Stimmen:
Marc Fascher (Trainer SC Concordia): Glückwunsch an Victoria – verdient gewonnen. Ich glaube, unsere Niederlage hing in erster Linie damit zusammen, dass wir heute überhaupt nicht stattgefunden haben. Vielleicht hat der Gegner es auch nicht zugelassen. Wollen wir hoffen, dass der Sieg Victoria hilft, die eingleisige Oberliga zu schaffen. Ansonsten fehlen mir ein wenig die Worte zu unserer Darbietung. Ich möchte aus Selbstschutz auch keine weiteren Fragen beantworten.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Seit Wochen haben wir in jedem Spiel unsere letzte Chance. Meine Jungs haben sie heute wieder genutzt. Wie Marc richtig sagte, haben wir völlig zurecht gewonnen. Bei konzentrierter Chancenauswertung hätten wir ein Ergebnis erzielen können, was einem Debakel ähnelt, denn wir haben noch vier oder fünf hundertprozentige Torchancen ausgelassen. Im Mittelfeld ist es uns von der ersten Minute an gelungen, das Konzept von Concordia zu zerstören. In den Zweikämpfen hat sich keiner meiner Spieler geschont und jeder hat alles gegeben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft und hoffe, dass wir nächste Woche gegen Altona nachlegen können.
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