23.03.2025 Barmbeker Chancenwucher von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – FC Türkiye 4:2 (3:1)
USC Paloma: Marschner – Mandelkau, Burmeister, Blumauer, Adjei (76. Wallner) – Y. Albrecht (76. Spranger) – Lekaj (76. Treichel), Niemann, Ulrich, Sabah (81. Inkuletz) – L. Albrecht (65. Blunck) FC Türkiye: Braun – Morkeh (46. Akpinar), Koras, Yilmaz (46. Degener), Karaca – Hacker, Sarikaya – Yagmur (62. Pekin), Branco (62. Ikeda), Golke (81. Manolski) – Netzbandt Tore: 1:0 L. Albrecht (19.), 2:0 Sabah (24.), 3:0 L. Albrecht (30.), 3:1 Golke (37.), 4:1 Sabah (77.), 4:2 Netzbandt (89.) Schiedsrichter: André Heinrich (FSV Harburg-Rönneburg): Erledigte seine Aufgabe zuverlässig und unauffällig. Beste Spieler: Sabah, Niemann, L. Albrecht – Yagmur, Braun Zuschauer: 160
„Da war Paloma eiskalt“, meinte FCT-Coach Tolga Odabas über die ersten drei Gegentreffer binnen elf Minuten, während sein Gegenüber Marius Nitsch sofort widersprach: „Also eiskalt fand ich uns heute gerade NICHT“. Damit zielte der USC-Trainer auf die zahlreichen vergebenen Hochkaräter ab – und Odabas gestand. „Wir hatten Glück, dass unser Torwart zehnmal angeschossen wurde, da kann es auch 1:8 ausgehen“.
Dabei begann die Partie für die Gäste sehr verheißungsvoll. Yigit Yagmur schickt mit einem Traumpass Niklas Golke auf die Reise, der alleine auf den – viel zu weit vor seinem Tor stehenden – USC-Keeper Jonas Marschner zusteuert. Doch der Lupfer geht übers Gehäuse (7.). Keine 200 Sekunden später kommt Michel Netzbandt (nach Zuspiel von Luis Hacker) nur einen halben Schritt zu spät und erwischt das Leder aus spitzem Winkel nicht richtig (11.).
Diesen Weckruf am frühen Sonntagvormittag hatte bei den „Tauben“ jeder verstanden – und legten umgehend einen fulminanten Zwischenspurt mit drei Treffern binnen elf Minuten hin: Erst tankt sich Luca Albrecht zentral im Strafraum gegen drei Abwehrspieler durch und vollendet gekonnt mit dem linken Außenrist zum 1:0 (19.), dann nimmt Haron Sabah einen Traumpass von Lion Mandelkau mit und bleibt freistehend vor FCT-Keeper Tobias Braun aus elf Metern zum 2:0 in den linken Giebel eiskalt (24.). Und schließlich ist es wieder Albrecht, dem ein Pfostenabpraller (von Sabah) am Elfmeterpunkt vor die Füße fällt. Ohne Gegenspieler kann sich Albrecht das Leder gemütlich zurechtlegen und nagelt es humorlos zum 3:0 in die Maschen (30.). Beste Stimmung an der Brucknerstraße!
Doch angesichts der klaren Führung schlichen sich hinten kleine (Abstimmungs-)Fehler ein. Eine scharfe Hereingabe von Yagmur streicht flach durch den halben Strafraum, aber weder die komplette USC-Viererkette, noch der zögerliche Keeper Jonas Marschner gehen zum Ball. Dafür kommt Golke angeflogen und grätscht die Kugel via Innenpfosten zum 1:3 ins Netz (37.). Eine wirklich muntere erste Halbzeit!
Nach der Pause hätte die Partie sogar ganz kippen können, wenn Netzbandt nicht freistehend verstolpert hätte (70.). Erst mit dem 4:1 durch Sabah, der im Fallen aus zwölf Metern ein Niemann-Zuspiel verwertet (77.), war das Spiel entschieden. Der 2:4-Endstand durch Netzbandt (89.) war nur noch reine Ergebnis-Kosmetik.
Zwischendurch hieß es heute in Barmbek dafür: Niemann gegen den Rest der Welt (auch gegen die eigenen Mitspieler)! Der USC-Stratege konnte im Mittelfeld schalten und walten wie er wollte, spielte zahlreiche Traumpässe und hätte heute (neben dem Assist zum 4:1) mindestens fünf weitere Scorer-Punkte verdient gehabt. Aber seine Mitspieler vergaben reihenweise auch die aller besten Chancen. Wie hatte es Gäste-Coach Odabas so schön gesagt: „Wir hatten Glück, dass unser Torwart zehnmal angeschossen wurde“. Eine kleine Auswahl der Fahrkarten-Lotterie:
Laurens Inkuletz wird zweimal perfekt von Niemann in Szene gesetzt (84./87.). Und auch Paul Treichel hat zwei dicke Gelegenheiten (80./82.). Dazu hatte Sabah (neben seinen beiden Toren) mindestens drei weitere Treffer auf dem Schlappen (44./58./76.). Die Leistung von Gäste-Keeper Tobias Braun soll wirklich nicht geschmälert werden, er zeigte viele tolle (und zum Teil unorthodoxe) Reflexe. Aber sehr häufig stand er auch einfach „nur im Weg“, weil die „Tauben“ viel zu überhastet den Abschluss suchten.
„Das 4:2 spiegelt nicht das Spiel wieder, es hätte viel höher ausgehen müssen“, so Nitsch. „Ich hätte mir heute eine viel bessere Chancenverwertung gewünscht. Auf das Spiel nächste Woche bei Altona 93 haben wir alle richtig Bock. Aber da kriegen wir natürlich nicht so viele Chancen, da müssen wir viel effektiver sein“.
Stimmen:
Tolga Odabas (Trainer FC Türkiye): Wir wussten, was uns hier gegen die formstärkste Mannschaft 2025 erwartet. Trotzdem wollten wir hier eine Überraschung schaffen. Aber leider haben wir gleich zu Beginn unsere Chancen nicht genutzt. Durch unsere Fehler steht es dann auf einmal 0:3, da war Paloma eiskalt. Trotzdem hatten wir durch Netzbandt die große Gelegenheit zum 2:3 (70.). Wenn das fällt, können wir hier sogar noch ein Unentschieden holen. Kurz danach kriegen wir das 1:4, können uns aber letztlich nicht beschweren. Unser Torwart wurde ja noch zehnmal angeschossen, da kann es auch 1:8 ausgehen. Über unseren wehrlosen Auftritt war ich ziemlich erschrocken. Ich hätte mir mehr Leidenschaft, mehr Herz und mehr Kampfgeist versprochen. Eine verdiente Niederlage bzw. ein verdienter Sieg für Paloma.
Marius Nitsch (Trainer USC Paloma): So eiskalt fand ich uns heute ehrlich gesagt nicht. Nur in den zehn Minuten bis zum 3:0 haben wir es gut gemacht. Ansonsten war das absoluter Chancenwucher. Das war schon heftig. Das 4:2 spiegelt nicht das Spiel wieder, es hätte viel höher ausgehen müssen. Die beiden Gegentore sind in so einem überlegen geführten Spiel sehr ärgerlich. Aber vielleicht war das auch ganz gut so. Das schärft die Sinne für das Topspiel nächste Woche gegen Altona. Trotzdem hätte ich mir heute eine viel bessere Chancenverwertung gewünscht. Wir hatten zahlreiche Aktionen im Strafraum, meist ohne Gegnerdruck. Aber die drei Punkte nehmen wir natürlich mit und setzen unseren Lauf fort. Jetzt haben wir richtig Bock auf Altona 93.
Statistik: Gesamt-Punktspielbilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung FC Türkiye im Jahr 2000): 10 Spiele, 4 Siege, 1 Remis, 5 Niederlagen, 21:26 Tore
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