Schon vor dem Anpfiff auf der traditionsreichen Adolf-Jäger-Kampfbahn brannte die Luft. Eindrucksvoll wie unübersehbar ließen sich die AFC-Anhänger die Hoffnung auf die Oberliga-Meisterschaft nicht nehmen und hüllten die Zuschauertribünen und weite Teile des Platzes in dichten Rauch. Ein klarer Fingerzeig in Richtung der eigenen Mannschaft, die die klaren Signale von den Rängen verstand und zudem bereits aus eigenem Antrieb heraus gewillt war, ihr Mögliches – unabhängig von den Nachrichten aus Kiel – für die theoretische Chance auf Platz eins zu tun.
Es war also Feuer im Spiel – und zwar in jeglicher Hinsicht. Dass die Gäste vom SC Victoria zudem durch einen Sieg den möglicherweise für die Oberliga berechtigenden Rang acht festigen konnten, goss weiteres Öl in die Flammen und sorgte für zusätzliche Brisanz. Und dennoch schien die Beharrlichkeit, gepaart mit der höheren sportlichen Qualität, auf Seiten der Prohn-Mannen ausgeprägter. Rasch erkämpfte man sich die Hoheit auf der heimischen Anlage, profitierte insbesondere von Vickys wackliger Abwehrreihe und legte alsbald das 1:0 durch den scheidenden Uwe Sokolowski vor. Die vorangegangen Gelegenheiten auf beiden Seiten (Carsten Henning für Altona, Ricardo Nunes für Victoria) galten noch der Zieleinstellung. Als hätte es dieses Weckrufs bedurft, legten die Hohelufter nun mehr Gewicht in die Wagschale, wie die klaren Chancen durch Sascha Rixen (21.), der das freie Tor allerdings aus vollem Lauf verpasste, und Steffen Harms (23.), dessen „Stocherschuss“ an den Pfosten prallte, unterstreichen. Die Möglichkeiten zum Ausgleich waren demnach vorhanden und doch schien dieses Aufflackern Victorias (wie passend) nicht mehr als ein Strohfeuer. Selbst als David Laczkowskis 2:0 mit einem direkt verwandelten Freistoß fiel, mussten die Gäste ihre Zuversicht (noch) nicht begraben, zumal der Anschluss alsbald folgen und der Glaube an einen Erfolg für Bert Ehm & co. neue Nahrung bekommen sollte.
Dementsprechend unsanft und unverhofft nahm sich die Bauchlandung aus, die in Form eines Strafstoßes des soeben eingetauschten Frank Rector zur Rückkehr in die raue Welt der Realität führte. Rau deshalb, weil die Elfmeter-Entscheidung nach einem Zusammenprall von Arkadius Trochowski mit Mathias Pornhagen durchaus zweifelhafte Züge trug. Umso weniger die folgende Dominanz der Platzherren. Nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte allerdings das Faktum, dass der SC Victoria sich fortan zu neunt der AFC-Angriffe zu erwehren hatte, was sich nach Platzverweisen gegen Tilman Patsalis und Ricardo Nunes denkbar schwierig gestaltete. Zwar wurden die sich bietenden Räume nicht permanent gewinnbringend ausgespielt, die eine oder andere gelungene wie sehenswerte Aktion hingegen durfte von 850 ausgelassenen Fans bejubelt werden. Marius Jendrzey, nebst Sokolowski und Rector sowie Jonah Asante in seiner Abschiedsvorstellung, trug sich genauso in die Liste der Schützen ein wie der beste AFCler an diesem Nachmittag, der Kroate Jürgen Tunjic.
Die drei Zähler waren damit sicher, alles weitere lag in fremden Händen. Gleichsam das Schicksal des SC Victoria, den Husums Niederlage gegen den neuen und letzten Meister der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, die zweite Vertretung von Holstein Kiel, auf dem achten Platz verweilen ließ. Ob die Ehm-Elf tatsächlich weiterhin in Liga vier antritt, entscheidet nicht zuletzt das Abschneiden der HSV-Amateure in den verbleibenden zwei Regionalliga-Partien. Auf Seiten der Altonaer hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, als die Nachricht vom (erwarteten) Kieler Erfolg gegen Husum und der verpassten Meisterkrönung die Runde machte, was im Gegenteil Zuschauer und Mannschaft nicht davon abhielt, den Saisonkehraus gebührlich zu begehen, nämlich in gleicher Weise wie alles begonnen hatte. Äußerst feurig.
Stimmen:
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): Mir war wichtig, dass wir die Saison mit einem Heimsieg ausklingen lassen. Das ist uns eindrucksvoll gelungen. Ich war mit beiden Halbzeiten zufrieden. Wir haben insgesamt eine tolle Saison gespielt, sind die beste Hamburger Mannschaft – darauf bin ich stolz. Unser Ziel war Platz sieben. Das haben wir früh erreicht. Alles andere war Zubrot.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Der Sieg für Altona ist verdient. Im Mittelfeld waren sie klar besser und aggressiver als wir und waren besser am Mann. Nach dem 2:1 hatten wir noch Hoffnung, aber wir hatten so unsere Probleme mit dem „Grünkittel“. Jetzt hoffen wir auf den HSV. In der Winterpause hatten wir 15 Punkte, jetzt sind es 50. Das ist aller Ehren wert.
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