Während die Palomaten nun schon in der dritten Saison auf höchstem Hamburger Level auflaufen dürfen, ist für ihre Gastgeber der Auftritt dort in der 60. Nachkriegssaison eine absolute Premiere. So fanden Punktspiele zwischen beiden Vereinen bislang nur auf Bezirksliga-Ebene in den 70er- und 80er-Jahren statt, wobei der Statistiker eine fast ausgeglichene Bilanz feststellen kann. Doch daraus Schlussfolgerungen für den Ausgang des heutigen Spiels zu ziehen, waren wohl keinem der nicht sehr zahlreichen Zuschauer in den Sinn gekommen. Eindeutiger Favorit waren die Gäste von der Brucknerstraße, die sowohl in der Vorbereitungsphase als auch in ihren Pokalbegegnungen bemerkenswerte Resultate erzielt hatten, während von den Niendorfern eigentlich nur das Ausscheiden in Pokalrunde 1 gegen Grün-Weiß Eimsbüttel in Erinnerung geblieben ist und letzteren mit diesem Sieg fast den Minimax-Rundenpreis eingebracht hätte.
Doch erst einmal ist von den Favoriten, die in ungewohnten, weil roten, Trikots antreten, nicht viel zu sehen. Die ganz in Blau gekleideten Niendorfer spielen nur in einer Hälfte, nämlich in der der Palomaten und haben sogar Torchancen. Die beste allerdings bietet sich Dirk Savelsberg in der zehnten Minute. Sein Kopfball in Richtung eigenes Tor verfehlt das falsche Ziel nur knapp, scheint aber zugleich das Signal zur Gegenoffensive zu sein. Savelsberg, jetzt auf der richtigen Seite im Ballbesitz, passt zu Marco Marczynski und die USCer können einen zu diesem Zeitpunkt höchst glücklichen Führungstreffer bejubeln. Acht Minuten später ist es Jan Illmer, der ein Zuspiel von Luigi Avarello knapp neben das Gehäuse von André Tholen weiter leitet, während zur Hälfte der ersten Spielzeit sich auf der anderen Seite Sebastian Voss strecken muss, um einen lehrbuchmäßig geköpften Ball von Sebastian Semtner unschädlich machen zu können. In der 35. Minute das Highlight des Spieles, wenn nicht gar für eine ganze Saison. Marczynski nimmt, ungefähr 23,5 Meter von der Torlinie entfernt, das Leder an und sieht, dass der Niendorfer Keeper zu weit vor seinem Gehäuse postiert ist. Für Tholen unerreichbar landet sein gefühlvoller Schuss im obersten Torwinkel der Platzherren. Ein Traumtor, müssen auch die einheimischen Fans neidvoll anerkennen. Kurz vor dem Pausenpfiff dann aber auch Jubel auf Niendorfer Seite. Nach Zuspiel von Carsten Wittiber schlägt der Schuss von Alexander Tredup hinter Palomas Goalie ein. Doch Referee Kleenlof hat eine Abseitsstellung gesehen.
Auch die zweite Spielhälfte sieht die Platzherren anfangs offensiver eingestellt. In Minute 52 ist es wiederum Torwart Voss zu verdanken, dass der allein durch brechende Tredup erfolglos bleibt. Obwohl nach einer gelb-roten Karte (72.) nur noch mit zehn Mann spielend, gelingt den Täuberichen noch ein weiterer Treffer. Zwar scheitert der sich durch die Niendorfer Reihen spielende Luigi Avarello erst einmal an Tholens Reaktionsvermögen, doch Savelsberg gelingt es, den Abpraller zum 0:3 einzuschieben. Ob die rote Karte kurz vor Spielende für Timo Gehrke erforderlich war, kann dahin gestellt bleiben.
Das sensationelle Tor von M.M. machte schließlich das Spiel sehenswert. Paloma muss man danach wohl zu den Mannschaften zählen, die öfters in der Spitzengruppe auftauchen werden, während der NTSV durchaus berechtigte Hoffnungen hegen kann, dank seiner spielerischen Mittel nicht nur ein Gsstspiel in Hamburgs höchster Amateurklasse geben zu dürfen. Wenn man aber die Niendorfer allein nach der Qualität ihrer Stadionansage beurteilen sollte, dann müssten sie mindestens zwei Ligen höher spielen. Vergleichbar Gutes ist im Hamburger Raum jedenfalls nur schwerlich anzutreffen.
Schiedsrichter Kleenlof brauchte bei der Leitung des fairen Spiels keine Probleme zu haben. Einzig über die von ihm verteilten roten Karten ließe sich streiten.
Punktspiel-Statistik ab 1945 aus der Sicht des Gastgebers: 15 Spiele– 6 Siege –3 Remis – 6 Niederlagen – 24:27 Tore.
Stimmen:
Frank Hüllmann (USC Paloma): Wir haben hier gegen einen starken Aufsteiger gespielt und hätten in der ersten Viertelstunde auch ein oder zwei Tore kassieren können. Wir haben uns aber nicht irritieren lassen und haben ganz ruhig weiter gespielt. Ich finde, wir haben ein klasse Leistung, auch ohne den schnell verletzten Volker Ehlert, erbracht und taktisch hervorragend gespielt.
Heino Stemmann (Trainer Niendorfer TSV): Ich fand meine Mannschaft um keinen Deut schlechter als Paloma. Wir waren über lange Zeit unserem Gegner ebenbürtig, hatten Chancen ohne Ende, haben aber zweimal gepennt. Allerdings muss ich mit der Blauäugigkeit und Naivität, die meine Mannschaft an den Tag gelegt hat, etwas hadern.
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