Es muss schon komisch für Timur Pinar gewesen sein. Da kommt er mit seiner neuen Truppe an die alte Wirkungsstätte seiner wohl erfolgreichsten Phase seiner Karriere und muss eine fast demütigende 1:4-Niederlage hinnehmen. Und was für ihn wohl noch schlimmer war, die Raubvögel haben schon einen Nachfolger gefunden: Alao-Fary.
Der Stürmer aus Benin machte zwar nicht den alleinigen Unterschied zwischen den beiden Mannschaften, aber er hatte einen sehr großen Anteil am Condor-Erfolg. Das erste Tor erzielte er per Foulelfmeter selber, das zweite bereitete er per Flanke vom rechten Flügel vor, beim dritten setzte er sich gegen Wiehle und Scheer gleichzeitig durch, legte dann für Riechers auf und beim Schlusspunkt schob er das Leder aus fünf Metern ein. Diese Fakten waren es aber an diesem Vormittag nicht alleine, die seine Leistung vom Durchschnitt stark hervorhob. Er konnte ein enormes Laufpensum vorweisen, seine Zweikampfbilanz war für einen Angreifer hervorragend, jede Aktion von ihm hatte Hand und Fuß, zumal sein Zusammenspiel mit Sturmkollege Woike gut klappte. Kein Wunder, das kaum jemand an diesem Sonntag von Pinar sprach.
Das lag aber nicht nur an Pinar selber, sondern auch an seinen Mitspielern, die nach knapp 20 Minuten den Faden verloren. Die Duelle im Mittelfeld gingen verloren und sofort kam Condor zu guten Möglichkeiten. Meuser (23., Außennetz) und Woike (25., Querlatte) ließen mehr als Warnschüsse ab. Nach einem Freistoß konnte Reich nicht die Finger von Müller lassen, der zwar köpfen konnte, aber nicht richtig hinter dem Ball kam. Es stand nach verwandeltem Elfmeter kaum 1:0, da legten die Raubvögel gleich einen nach. Ehlert schob eine Alao-Fary-Flanke lässig zum zweiten Treffer ein. In dieser Phase waren die 93er nicht auf dem Platz. Nicht nur die jungen Spieler, sondern auch nicht die erfahrenen Spieler um Wiehle, Jerkel, Koch und Pinar konnten etwas dagegensetzen. Auch nach dem 1:2 sah es böse aus. Woikes abgefälschten Schuss konnte Scheer von der Linie kratzen. Goalgetter Maxhuni fehlte aufgrund eines kurzfristigen Urlaubs an allen Enden. Der Torschützenkönig der letzten Saison musste nach Albanien reisen.
Die Gäste konnten nur kurz nach der Halbzeit dem Anspruch gerecht werden, eventuell eine Spitzenmannschaft zu sein. Pinar war es, der die beste Möglichkeit zum Ausgleich aus sieben Metern vergab, Ollik reagierte sicher (55.). Doch nach einer guten Stunde verschoben sich die Gewichte. Aykurts zweite gute Kopfballgelegenheit (zuerst 41. und nun 61.) konnte als abermaliger Wendepunkt angesehen werden. Die zwei Tore zum Endstand waren die logische Folge aus den etwas unkontrollierten Angriffsbemühungen der VfLer und dem forcierterem Auftreten der Bub-Elf.
Was auffiel, war das schnellere Spiel des SC Condor. Wurden in der letzten Saison noch häufig lange, weite Bälle geschlagen - als würde es kein Mittelfeld geben - so wird unter Trainer Bub das Kurzpass-Spiel bevorzugt. Dies kommt aber auch daher, dass mit Kruppa ein offensiver Spieler im Mittelfeld dazugekommen ist. Ehlert hängt nun etwas zurück und ist weitaus mehr am Spielaufbau beteiligt. „Diese Aufstellung stellt natürlich auch ein Risiko dar, wir sind sehr offensiv positioniert. Aber das ist auch meine Philosophie“, so Bub. Auf der anderen Seite machte Trainer Wasielke eine deprimierte Miene zum bösen Spiel. „Mir fehlen die Worte. So haben wir uns den Start nicht vorgestellt. Es war eine ganz schlechte Leistung von uns“, so Wasielke, dem wohl auch noch der Fuss wehtat. Condors Linksaußen Behn hatte mit einer Grätsche, um den Ball vor dem Aus zu retten, Wasielke voll getroffen. „Zum Glück ist es kein Knöchelbruch“, meinte Wasielke zynisch.
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