VfL Pinneberg: Barth – Gregori, Stars (ab 62. Dobirr), Hermberg – Kurzberg, Förster (ab 58. Jakubeit), Avarello (ab 56. Diederichsen), Dräger, Schwoy – Bayram, Bankowski SV Eidelstedt: Jahn – Stehl, Gries, Steinhardt – Meesenburg, Jendrzej, Eta, Schwenke (ab 46. Madugu), Blech (ab 8. Kalender) – Paulick, Njie (ab 65. Nikolinas) Beste Spieler: Bankowski, Schwoy, Barth - keiner Tore: 1:0 Bankowski (20.), 1:1 Gries (29.), 2:1 Bankowski (32.), 3:1 Bayram (41.), 4:1, 5:1, 6:1, 7:1 Bankowski (54., 61., 88., 90.) Schiedsrichter: Bandt (ETV) Zuschauer: 200
Wenn ein Trainer nach einem überdeutlichen 7:1-Sieg in seinem Fazit fast ausschließlich die negativen Aspekte seiner Mannschaft zur Sprache bringt, muss irgendetwas faul sein. Oder aber der Trainer gibt sich als gnadenloser Realist, der nichts mehr ächtet als einen verklärten Blick.
Nun ist Pinnebergs Coach Thomas Bliemeister ohnehin kein Sprücheklopfer, sondern vielmehr ein Vertreter der ruhigen, sachlichen Art. Insofern passte es durchaus ins Bild, dass dem 48-Jährigen kaum ein Lob über das tolle Ergebnis seiner Jungs über die Lippen kam. Selbst die Tatsache, dass Robert Bankowski unglaubliche sechs Treffer zum Kantersieg des Oberliga-Absteigers beisteuerte, kommentierte Bliemeister gewohnt nüchtern und knapp: „Ist doch schön.“ Seine Erfahrung als Trainer verbat es ihm wohl, in Jubelstürme auszubrechen. Zu viele Mängel hatte der Pinneberger auf Seiten seiner Elf ausgemacht. Insbesondere die Anfangsphase missfiel nicht nur Bliemeister. Der Gast aus Eidelstedt nämlich stürmte forsch drauflos und besaß durch Benjamin Eta sowie Timm Paulick äußerst aussichtsreiche Einschussgelegenheiten. Selbst das 1:0 von Bankowski kaschierte die Defizite des VfL nur unzureichend, es ging munter hin und her, wobei beide Abwehrverbände nicht unbedingt durch Konsequenz glänzten. Als schließlich Axel Gries ein wahrhaft traumhafter Distanzschuss gelang, der unhaltbar im Winkel einschlug, schienen die Platzherren angeschlagen. Mitnichten. Eidelstedt nutzte die Gunst der Stunde nicht, so folgte die Antwort nach einem verunglückten Jahn-Abschlag prompt (Bankowski traf, wer sonst?), und Tugay Bayram legte vor der Pause gar noch einen nach.
Diese zwei Treffer innerhalb von knapp zehn Minuten brachen die Eidelstedter Moral, fortan dominierte der VfL nach Belieben, während der Aufsteiger insbesondere in der Verteidigung erhebliche Schwächen offenbarte. Dass zudem nach vorne inzwischen so gut wie alle Aktivitäten eingestellt wurden, bereitete den Weg zu einer Gala der ganz besonderen Art. Robert Bankowski traf nach Belieben, erzielte insgesamt sagenhafte sechs Tore und durfte sich vollkommen zurecht als Mann des Tages feiern lassen. Nicht der erste Streich des 20-Jährigen, der in der vergangenen Serie bereits einen „Fünfer-Pack“ hinlegte.
Während diese großartige Leistung, die beinahe schon Gerd-Müller-ähnliche Züge annahm, obwohl dem Bomber der Nation zumindest in der Bundesliga nie sechs Treffer gelangen, Eidelstedts Trainer Peter Cohrs gänzlich die Sprache verschlug und dieser kommentarlos von dannen zog, ehe er seiner Mannschaft noch auf dem Rasen ins Gewissen redete, nahmen die Pinneberger unverhohlen das Ziel „Aufstieg“ in den Mund. Und wie es scheint, muss der VfL Pinneberg, nicht allein aufgrund dieses „Schützenfestes“, durchaus zum Kreis der Favoriten gezählt werden. Und das trotz so manchen (noch) vorhandenen Fehlers. Fehler sind ja schließlich auch dazu gedacht, um sie abzustellen.
Stimmen:
Thomas Bliemeister (Trainer VfL Pinneberg): Man hat gesehen, dass wir im spielerischen Bereich noch viel zu verbessern haben. Aber bei einem 7:1 wollen wir mal nicht herumnörgeln. Unser Ziel waren drei Punkte heute, egal wie. Das haben wir erreicht. Wir haben zwar sieben Tore geschossen, aber keinen guten Fußball gespielt. Der Gegner hätte in der ersten Halbzeit die Tore schießen können. Ich bin kein Fan, sondern der Trainer. Ich sehe nicht das Ergebnis, sondern das, was gespielt wurde. Und da gibt es verdammt viel zu verbessern. Man muss besser in das Spiel hereinkommen, sonst liegt man schnell hinten. Daran müssen wir arbeiten. Wir wollen Erster oder Zweiter werden. Fahr’ erst mal zu Paloma, nach Wedel oder zu Schnelsen, das sind alles schwierige Aufgaben. Wir müssen noch sehr an uns arbeiten.
Robert Bankowski (VfL Pinneberg): Wenn Eidelstedt in den ersten 20 Minuten zwei Dinger macht, dann sieht es vielleicht anders aus. Dann müssen wir dem Rückstand hinterherlaufen. So haben wir Glück gehabt und haben unsere Chancen genutzt. Ich bin zufrieden mit mir, nicht nur wegen der Tore, auch läuferisch. Unser Ziel ist der Aufstieg, und mit der Truppe packen wir das.
Benjamin Eta (SV Eidelstedt): Wir haben uns einfach dumm angestellt. In der ersten Halbzeit haben wir zwei hundertprozentige Chancen, machen die nicht rein. Dann wird Unruhe hereingebracht, alle sind nur noch am Sabbeln. Und wenn Pinneberg erst mal anfängt Fußball zu spielen, dann sieht man ganz doof aus. Wir freuen uns wahrscheinlich zu lange über das 1:1. Es war genau wie in der letzten Woche gegen Paloma, dass wir nach dem Ausgleich dann gleich das nächste Tor bekommen haben. Wenn man dann hinten gar nicht mehr steht und denkt, das man das 3:1 hält, anstatt weiter nach vorne zu spielen, dann kriegt man die Dinger. Pinneberg ist für mich mit ein Aufstiegskandidat. Aber unsere Mannschaft ist stark genug, um die Hälfte der Teams zu schlagen.
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